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Leserbriefe «Das Magazin»
Lob, Kritik, Denkanstösse

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Hier finden Sie die Leserzuschriften zu den Artikeln und Kolumnen in «Das Magazin» vom 13. November bis zur Ausgabe N° 33 vom 20. August 2022.

Alle neueren Zuschriften finden Sie unter folgendem Link:
Neue Leserbriefe.

N° 33 – 20. August 2022

«Das Magazin» kann auch Medizin sein

Es hat mir heute wieder unheimlich Freude gemacht, «Das Magazin» zu lesen. Gerade von einer Reise durch Armenien und Georgien zurück, war ich auf der Suche, wie ich meinen Geist wieder in unsere Breitengrade zurückbringen kann. Die Ankunft zurück in der Schweiz, die «Eingliederung» fällt mir schwerer als auch schon. «Das Magazin» war eine Medizin, wie sie besser nicht hätte sein können. 

Angefangen von Thomas Gsellas Reim über den Beitrag von Ursina Haller, «Die Schweiz ein Land für Männer» (Link zum Artikel), dem ich nur in aller Form zustimmen kann, dann der Artikel über Pälvi Pulli (Link zum Artikel) und (neben anderem) das Interview mit Shane MacGowan und seiner Frau Victoria Clarke (Link zum Artikel) – die hier nicht im Hintergrund bleiben soll, wie es ihr sonst ja oft genug widerfahren ist. 

Dann Ihr Editorial, in welchem Sie so treffend auf den Paradigmenwechsel in der Jugendkultur und der Gesellschaft hinweisen. Wenn ich zurück an diese Zeiten denke, fühlt es sich an wie Gedanken an die Steinzeit – wenn damals das Motto «No Future» war, welches Motto steht denn heute zur Diskussion? Es wird schwieriger, und die Aussichten haben sich in den letzten Jahren leider nicht verbessert. «No Future extended» oder «Feiern wir die Party, solange sie noch dauert…»

Ich sende dem Team des «Magazins» die besten Wünsche und bedanke mich. 

Heinrich Süess, 6005 Luzern 

Frankreich oder Italien? (aus der Rubrik «Wahl der Woche»)

von Simona Pfister & Sven Behrisch     |   Link zum Artikel

Nun, Frankreich ist vor Selbstbeweihräucherung auch nicht ganz gefeit. Immerhin glauben die Franzosen, sie lebten in einer «Grande Nation»!

Aber recht haben Sie schon: Es ist ein Land, um sich drin wohlzufühlen - jedenfalls als Besucher.

Wünsche einen schönen Sonntag,
Paul Vogt,  4108 Witterswil

«Ich liebe das Leben»

Gespräch: Theresa Hein     |   Link zum Artikel

Auch wenn mir etwas mehr Tiefgang und Hintergrundinformationen gefehlt haben, habe ich den Beitrag im zu Shane McGowan sehr genossen. Schade zudem, dass kein Wort zum Tod von Darryl Hunt darin vorkam und was dieser bei Shane McGovan ausgelöst hat.

Freundliche Grüsse,
B. Christen 

Die Schweiz – ein Land für Männer

von Ursina Haller     |   Link zum Artikel

Sehr geehrte Frau Halle, mit etwas Befremden habe ich heute Morgen Ihre Kolumne gelesen. Sie berichten darin, dass die Stimmung an einer «Swiss Garden Party» im Silicon Valley plötzlich kippte, als das Thema «Gleichstellung» behandelt wurde.

Bedenkt man, dass alle Gäste mit Ausnahme von Ihnen aus den USA stammen – einem Land, in dem man ohne Krankenversicherung schon mal abgewiesen wird in der Notaufnahme, wo Schiessereien an Schulen schon fast trauriger Alltag sind und in dem viele junge Menschen keine Perspektive haben, wenn sie nicht eine der einschlägigen Eliteuniversitäten besucht haben –, erscheint es mir schon fast als blanker Hohn, wenn die Schweiz als rückständig betrachtet wird.

Ich bin mir sicher, dass viele Schweizer Unternehmerinnen und Geschäftsleiterinnen diese Meinung nicht teilen, und ich kenne viele Frauen in meinem persönlichen Umfeld, die es ohne Unkenrufe aus den USA weit gebracht haben (weiter als viele männliche Kollegen). Die Schweiz ist gewiss nicht perfekt, und wir haben bestimmt noch einen weiten Weg vor uns.

 Nichtsdestotrotz stelle ich mir eher die Frage, wie sich – gewiss auch nicht unterprivilegierte – Silicon-Valley-Bewohner über die Schweiz echauffieren können, während durch Verschulden der US-Regierung in Afghanistan wieder die Taliban regieren und Frauen in Saudi-Arabien verhaftet werden, wenn sie Nachrichten über ihren Social-Media-Account verbreiten.

 Mit besten Grüssen in die USA,
David Stulz, 3111 Tägertschi

  

Ich schätze Frau Hallers Artikel sehr. Ich war selbst in den späten Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts für zwei Jahre als Trainee in den USA tätig und wohnhaft. Ich hatte damals vereinzelt die Gelegenheit, innerhalb der Vereinigten Staaten herumzureisen. Dabei ist mir aufgefallen, dass die USA kein homogenes Gebilde sind. Die Unterschiede von den grossen städtischen Agglomerationen von New York, L.A. oder San Francisco zu den  sehr stark ländlich geprägten, weiten Gebieten im Mittleren Westen sind gelinde gesagt enorm.

Die Einstellungen und politischen Haltungen, aber auch die Art, wie das tägliche Leben funktioniert, könnte unterschiedlicher nicht sein. Darum finde ich diesen Artikel schon etwas gewagt, denn die Zustände beziehen sich auf die städtischen Gebiete, wo auch Frau Haller ihre neue Heimat gefunden hat. Wenn man ausserdem bedenkt, dass das höchste Gericht der Vereinigten Staaten gerade einen sehr rückwärtsgewandten Entscheid bezüglich der Abtreibungsgesetze getroffen hat, steht der Artikel schon etwas schräg in der Landschaft.

Ich will damit keinesfalls den Eindruck erwecken, dass ich die eher gemächlichen Fortschritte, welche die Schweiz im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung und anderen Geschlechtergerechtigkeitsthemen macht, als besondere Leistung rühme. Vielmehr denke ich, dass wir hüben wie drüben noch viel Arbeit bei der Gleichstellung von Mann und Frau vor uns haben. Als Vater von zwei Töchtern weiss ich sehr genau, wovon ich spreche.

Freundliche Grüsse,
Peter Müller

N° 29–32 – 23. Juli 2022

Spezialausgabe:
DER SOMMER MEINES LEBENS

Ferienerinnerungen der «Magazin»-Redaktion

Toskana, 2005

von Finn Schlichenmaier     |   Link zum Artikel

Liebe Leute – welch schöne Erinnerungen. Danke, tolle Lektüre.

Besonders rührend und erkennbar der Beitrag von Finn Schlichenmaier über die zweitägige Freundschaft in der Toskana. Wie sich da die Zeit wie auflöst ... köstlich und ergreifend. Merci sehr.

Jaap Achterberg

Cap Estérel, 2002

von Ursina Haller     |   Link zum Artikel

Guten Tag, mit grosser Freude habe ich die Ferienberichte im «Magazin» gelesen. Der zweitletzte Satz  im Bericht von Ursina Haller hat mich schmunzeln lassen. Hoffentlich hat die beschriebene Familie nicht aus Bidets, sondern aus Bidons (Bidony) trinken dürfen.

«Das Magazin» ist immer super gemacht.
Liebe Grüsse,
Mario Ciceri

Antwort der Redaktion: Vielen Dank für den Hinweis. Wir hatten den peinlichen Fehler mittlerweile selbst entdeckt und in der Onlineversion korrigiert. 

  

Liebe Frau Haller, in Ihrem Ferienbericht hat sich im vorletzten Satz ein lustiger Fehler eingeschlichen (vielleicht war es auch ein Druckfehler, ich weiss es nicht): Es müsste heissen «und tranken aus ihren Bidons» und nicht «aus ihren Bidets …»

Ein Bidet steht oder stand früher in Frankreich in jeden Badezimmer, damit man sich bequem «untenrum» oder auch die Füsse waschen konnte, das Bidon ist der Plastikbehälter, den man gerne nimmt beim Velofahren! Aber das wissen Sie vermutlich ganz genau! 

Ihre Kolumnen lese ich übrigens sehr gerne, machen Sie weiter! Danke.
Mit freundlichen Grüssen,
Laurence Zehr

Ein Tag am Meer, 2018

von Christof Gertsch     |   Link zum Artikel

Lieber Herr Gertsch, tatsächlich hilft uns die Beobachtung unserer (oder fremder) Kinder, uns an unsere eigenen fernen Kindheitsspiele zu erinnern. Aber man muss dicht genug rangehen und wieder kindlich sehen lernen...

Das von Ihnen beschriebene Mädchen trägt sicher nicht sinnlos Wasser den Strand hoch, wieder und wieder. Sondern es erfreut sich am Anblick des Versickerns im Sand, seinem Weglaufen in einer eben gegrabenen Rinne oder am Unterspülen einer sorgfältig modellierten Burgmauer. Alles Prozesse der raschen Veränderlichkeit und das pure Gegenteil repetitiven Wassertragens!Wo haben Sie bloss Ihre Augen gehabt – bei der Mutter des Kindes vielleicht?

Herzlichen Gruss,
Martin Hohberg (*1953)

PS: Jedenfalls vielen Dank an alle Beitragenden in der Redaktion, insbesondere Katja Früh, Christian Seiler, Dirk Gieselmann und allen, die wirklich tief in ihren Vorfreuden und Ängsten geschürft haben!!

Braunwald, 1985–1995

von Paula Scheidt     |    Link zum Artikel

Der Artikel  spricht von einer Zahnradbahn. Das gab es in Braunwald nie!!! 

Manfred Kambli

Grosses Lob an Trudy Müller-Bosshard …

Ich muss euch und Frau Müller unbedingt ein Riesenlob aussprechen: Ihr absolut queres, anspruchsvolles, erheiterndes Rätsel wird immer gesammelt und spätestens in den Ferien genussvoll gelöst. Nicht aufhören bitte!

Ernst Aebi, 8603 Schwerzenbach

… und an Thomas Gsella

Danke, lieber Thomas Gsella!

Was ist’s, dass ich mich stets aufs Neue
auf den nächsten Samstag freue?
Hier erübrigt sich die bange Frage –
es ist die wöchentliche «Magazin»-Beilage,
wo manchmal vorn und manchmal hinten,
unter Verwendung von roten Tinten,
in einer Ecke, leicht versteckt,
ein feines Verslein man entdeckt!

Nie liest man was von solchen
politischen und anderen wüsten Strolchen.
Viel eher von der geistigen Absenz
des Homo sapiens!
Und liest man so ein Gedicht
überzieht ein fröhlich Grinsen das Gesicht.
Darum bitte ich an dieser Stella:

Schreib weiter schöne Verse, Thomas Gsella!

Josef Suter Riehen
(Jahrgang 1934,  pensionierter Grenzwächter, Alphornbläser, Verslibrünzler!)

Das Agnes-Allen-Gesetz: Aller Anfang ist leicht(er)

von Mikael Krogerus & Roman Tschäppeler     |    Link  zum Artikel

Es ist leichter …
… ein Buch anzufangen, als es wegzulegen.
… eine Pflanze anzuschaffen , als sie wieder loszuwerden. 
... eine Ausbildung zu starten, als sie einfach aufzuhören.
… Mutter zu werden, als Mutter zu bleiben.
… eine Bekanntschaft zu machen, als sie wieder loszuwerden.
 ... eine TV Serie zu beginnen, als sie abzubrechen.
… einen Hund anzuschaffen, als wieder ohne einen zu leben. 
… in ein Abendkleid zu schlüpfen, als es allein wieder auszuziehen.
… einen kussfesten Lippenstift aufzutragen, als ihn wieder abzukriegen.
… sich Frenchnails zu machen, als sie wieder loszuwerden.
… eine Küchenmachine zu wollen, als sich wirklich für eine zu entscheiden.
… zusammenzuziehen, als sich zu trennen.
… ein Auto zu behalten, als es endgültig abzuschaffen.
… in den Urlaub weit weg zu fahren, als in der Nähe zu bleiben.

Vielleicht nicht immer ganz Agnes Allens Gesetzmässigkeit getroffen. Aber dies floss einfach so aus mir heraus. Tut gut.
Danke, 
Simone Cannizzaro 

N° 28 – 16. Juli 2022

«Das ist herablassend und unverschämt»

von Tuğba Ayaz     |   Link zum Artikel

Liebe Frau Ayaz, ganz herzlichen Dank für dieses erhellende Interview aus dem Land des Klassenbewusstseins, zu Opferrollen, Identitätspolitik und zu nicht vorhandenen Privilegien im wie auch immer weissen Eastend von London.

Vor vierzig Jahren lebte ich selbst in München mit einer Jamaikanerin zusammen, die im dortigen Winter immer fror und deren Eltern (englische Mutter heiratete jamaikanischen Vater) wir zusammen in England besuchten. Leider haben sich die Kontakte verloren, aber Ihr Interview bescherte mir neben dem intellektuellen Vergnügen auch schöne Erinnerungen.

Gruss aus Bern,
Martin Hohberg

Vom Westen nichts Neues

von Peter Haffner   |  Link zum Artikel

Guten Tag, Herr Haffner, Ihr Artikel zur Situation in Osteuropa hat mich sehr beeindruckt. Ich bedanke mich für diese Möglichkeit, einen so fundierten Einblick in Geschichte und Entwicklung dieser Region und eine neue Sicht auf die komplexen Zusammenhänge zu bekomme… Ihre «Innenansicht», Ihr Wissen und die (auch selbst-)kritische Haltung geben mir eine Orientierung zu diesen schwierigen Themen.

Ich werde den Artikel sicherlich nochmals lesen und weiterempfehlen. Danke!
Herzliche Grüsse,
Beate Roelcke

  

Sehr geehrter Herr Haffner, Ihr Beitrag/Essay/Artikel ist überzeugend, mitreissend, wahr/klar und absolut notwendig. Es hat mich fast überrascht, dass der Text publiziert wurde – diese Haltung entspricht nicht
ganz der Ausrichtung des «Tages-Anzeiger». Umso mehr Dank auch an die Redaktion.

Ich bin 1957 als politisch engagierte Kunststudentin aus Budapest in die Schweiz gekommen und teile voll und ganz Ihre Haltung und Erfahrung. Ob es auch alle zu beeinflussen, zu überzeugen vermag, die nichts mehr wünschen und fordern als einen Waffenstillstand in der Ukraine – zu jedem Preis –, dies bezweifle ich leider.
Dennoch hoffe ich, dass dieser Text von vielen Menschen gelesen wird – und vielleicht auch noch in anderen Zeitungen publiziert?

Ganz grossen Dank,
Eva Pauli, Zürich

  

Sehr geehrter Herr Haffner, ich habe soeben Ihren Artikel gelesen. Und ich bin sehr beeindruckt! Und ich gratuliere Ihnen dazu.

In ausgewählter, konzentrierter Form haben Sie eine Lektion in aktueller Zeitgeschichte erteilt. Die Parallelen zur historischen Entwicklung in Polen, wie auch die Unterschiede und die zeitliche Verschiebung der Situation in der Ukraine sind bemerkenswert.

Was ich so noch nirgends gelesen habe, ist der Abschnitt: «Nicht die Nato hat missioniert, sondern die Polen, die Balten und die Ukrainer haben den Beitritt zum Militärbündnis gewollt…»

Mit freundlichen Grüssen,
Fritz Bucher, 3011 Bern

  

Cher Monsieur, c’est avec beaucoup d'intérêt que j’ai lu votre texte «Vom Westen nichts Neues».. Je vous suis très reconnaissant pour votre contribution. La manière dont vous avez construit votre article est remarquable. Vous avez trouvé une formule captivante et riche en enseignements. Vous nous donnez la possibilité de faire des liens et permis aux lecteurs de se poser les bonnes questions. En plus, vous avez complété vos commentaires par des références utiles pour aller rechercher plus loin.  De pouvoir avoir accès à du journalisme de ce niveau est plutôt rare. J'avais l’impression d’avoir le conférencier en face de moi, et, de pouvoir participer à un dialogue. Je serais heureux de pouvoir vous entendre exposer vos impressions. Les rencontres attachantes que vous avez faites laissent entrevoir une personnalité hors du commun. Grand MERCI ! «J'ai avalé votre article d'un trait» et j’en ressors plus informé, espérons aussi plus lucide. J’espère pouvoir lire bientôt votre style remarquable et avoir part à vos interrogations qui m’ont aidé à faire des liens plus pertinents et clairs sur la politique actuelle. Avec mon vœu le plus cher que votre engagement journalistique et humain contribue à une paix durable, je vous transmets mes cordiaux messages. 

Pierre-Alain Blanc, Neuchâtel

  

Sehr geehrter Herr Haffner, ich wollte Ihnen nur zu Ihrem Super-Artikel gratulieren. So gut zusammengefasst habe ich das noch nie gelesen. Zeitlich wäre es doch die Gelegenheit, etwas mehr über osteuropäische Geschichte zu erfahren. Wie wäre es mit einer Fortsetzung, z.B. von den Anfängen der Ukraine als Nationalstaat?

Wie Sie eventuell an meinem Vor- und Nachnamen sehen, stammt mein Vater (geb. 1920) aus Polen und wurde 1949 in der CH interniert. Für ihn war die damalige Sowjetrepublik Ukraine (schon dem Namen nach) eher ein Teil Polens als eine eigene Nation. Gegen die Russen hatte er zeitlebens Vorbehalte (ein über tausend Jahre geknechtetes Volk könne man nicht über Nacht demokratisieren),

 Nochmals danke für Ihren Aufsatz und herzliche Grüsse,
Witold Tur, 4803 Vordemwald

  

Grosses Kompliment zu Ihrem Bericht im «Magazin» und ein Dankeschön.

Sabine Senn

  

Sehr geehrter Herr Haffner, ich möchte Ihnen herzlich für diesen ausgezeichneten Text danken. Es ist mit Abstand der beste und differenzierteste Beitrag, den ich bisher zum bedrohlichen und unübersichtlichen Themenmix rund um den Krieg in Osteuropa – und unser Verhältnis dazu – gelesen habe.

Besonders gefällt mir, dass Sie aus der Ich-Perspektive schreiben und über die porträtierten Menschen auch einen direkten Bezug zur täglichen und historischen Realität der Osteuropäer herstellen. Mir hilft es jedenfalls sehr, meine Haltungen und Werte wieder zu fokussieren und mich im Getöse zu orientieren.

Beste Grüsse,
Martin Keller, 8004 Zürich

  

Sehr geehrter Herr Haffner, herzlichen Dank für Ihren «osteuropäischen Reisebericht über westeuropäische Ahnungslosigkeit». Ein ausführliches, persönliches und wichtiges Statement in dunklen Zeiten. Empfohlen hat ihn mir eine Freundin, die sich bloss wenig in der (neueren) Geschichte Osteuropas auskennt, was zeigt, dass Ihr Text an die m. E. «richtigen» AdressatInnen gelangt. «Das Magazin» veröffentlicht seit Jahren sehr starke und fundierte Beiträge zu Osteuropa, was mich als Historiker und Slavist natürlich freut. 

Mit freundlichen Grüssen,
Lukas Nagy

  

Guten Tag Herr Haffner, besten Dank für den super aufschlussreichen Bericht.
Ich hoffe, dass viele Menschen den Text lesen und dabei ihre Augen öffnen.

Mit freundlichen Grüssen,
Bruno Grassi

  

Grüezi, Herr Haffner, ein grosses Kompliment zu Ihrem Artikel. Ich habe so viele neue Einblicke in eine für mich bis jetzt fremde Kultur erhalten und habe geschichtliche Zusammenhänge sehr gut erklärt bekommen. Aber die Mentalität und die Denkweise dieser Diktatur sind unverständlich und nur mit vergangenem Grössenwahn zu bezeichnen. Hoffen wir auf rasche Veränderungen im Kreml und Abgängen und ein Erwachen der Bevölkerung.

Mit freundlichen Grüssen,
Jürg Arnold, 80,  Adliswil

  

Mein Kompliment, Herr Haffner, für Ihren aus meiner Sicht perfekten Bericht über die Vorgänge in Osteuropa. In dieselbe «Emblem-Kategorie» wie die Sowjetunion und Rotchina fällt übrigens die Verehrung für den bemützten Revolutionär Che Guevara. Den sowjetischen Majorshut in meinem Besitz betrachte ich als Zeichen des Versagens des Kommunismus.

Freundliche Grüsse,   
Jakob Schluep, 1797 Münchenwiler

  

Lieber Herr Haffner, gestern habe ich im Zug von Zürich nach Ardez Ihren Artikel «Vom Westen nichts Neues»  gelesen und bin sehr beeindruckt. Darum möchte ich Ihnen für diesen enorm informativen Bericht herzlich danken!

Ich war Anfang Juli wie schon oft zu einem Seminar in Birštonas in Litauen, kenne also die Situation der Balten recht gut, aber um die weitere osteuropäische Geschichte habe ich mich bis jetzt zu wenig gekümmert. Nun treffe ich leider in meinem eigenen intellektuellen Bekanntenkreis – sowohl in der Schweiz wie in Deutschland – immer wieder entweder auf direkte «Putin-Versteher» oder einfach auf Lavierer, und zwar auch dort, wo ich es nicht für möglich gehalten hätte. Darum jetzt meine Frage: Könnten Sie mir Ihren Text als PDF zuschicken? Ich würde ihn sehr gerne per Mail bei meinen Freunden verbreiten, seien sie nun Putin-Versteher oder aber genau wie ich entsetzt über das, was zurzeit in der Ukraine geschieht. Denn Ihr Artikel hilft, Dinge zurechtzurücken, die man immer wieder als Argumente gegen Amerika und die Nato hört. 

Mit nochmaligem Dank und herzlichem Gruss,
Alice Holzhey-Kunz, 8008 Zürich

  

Sehr geehrter Herr Haffner, zu Ihrem Artikel gratuliere ich Ihnen. Diese Naivität, die Sie treffend beschreiben, kenne ich aus dem ff. Dass ich da anders denke, hat sicher auch damit zu tun, dass ich aus einer deutschen Familie stamme, die in der Nazizeit sehr gelitten hat . Minsk, Auschwitz, Gettos. Juden – ermordete und überlebende. Mein Vater konnte in Deutschland nicht mehr leben, wir zogen in die Schweiz.

Und hier begegneten wir eben den von Ihnen beschriebenen Haltungen. Dass es mich, meine Kinder und Enkel gibt, verdanken wir den Alliierten. Die Russen waren damals auch ein Teil. Wir wissen, was eine Diktatur ist und wie man vertraute Nachbarn zu Feinden macht. Ich kenne die Haltung der Kommilitonen zur DDR damals – bei vielen galt sie als das bessere Deutschland. Aber ein Freund heiratete eine freigekaufte Frau von dort.

Ich kenne den Pazifismus kirchlicher Kreise – um jeden Preis, auch den des Lebens des Opfers. Nicht umsonst hat die eigene Kirche nicht für Bonhoeffer gebetet, als er im Gefängnis war. Denn er forderte im Bezug auf Hitler, man müsse dem Rad in die Speichen fallen. man erklärte ihn zum Helden später, doch seine offizielle Rehabilitation erfolgte erst SEHR spät.

Bei einem beruflichen Treffen begegnete ich einem Mann, in Uniform, der aus einer Mennonitenfamilie stammt. Ich betonte mein Erstaunen, ihn in Uniform zu sehen, da doch diese religiöse Gruppe unter keinen Umständen zur Waffe greift. Er aber war im Balkan, Friedenstruppen, und berichtete von den Gräueln dort. Man habe doch die Opfer nicht diesen Schlächtern überlassen dürfen, meinte er …  man habe die Hilflosen schützen müssen.

Man muss Opfer und Täter klar benennen. Dieses Lavieren, dieses Schönreden, um gut schlafen zu können, macht mich oft wütend. DANKE FÜR IHREN ARTIKEL.

Christiane Oriah Faschon

PS: Ich war zwanzig Jahre mit dem Sohn eines hohen SS-Mannes verheiratet. Die Beerdigung endete im Horst- Wessel-Lied.

  

Sehr geehrter Herr Haffner, mit grossem Interesse habe ich Ihren Aufsatz zum Befreiungskampf der Ukraine gelesen und fühle mich bestärkt in meiner persönlichen Einschätzung der Hintergründe. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entstand aus den deutschen Besatzungszonen der Westalliierten bald die Bundesrepublik Deutschland (BRD 1949), wo die Menschen in Freiheit leben konnten, und wenig später war auch Österreich wieder ein freies Land (Staatsvertrag 1955). 

Im Gegensatz dazu erlangten die Ostdeutschen ihre Freiheit erst nach dem Ende der sowjetsozialistischen DDR (Mauerfall 1989/1990), und die anderen osteuropäischen Staaten vom Baltikum bis Bulgarien konnten sich erst nach der Auflösung der Sowjetunion (Ende 1991) vom sozialistischen Joch befreien. Frühere Befreiungsversuche wurden von der russisch dominierten Sowjetunion militärisch niedergeschlagen (Ungarn 1956, Tschechoslowakei 1968) oder mittels massivem politischem  Druck (DDR 1953, Polen 1981). Pointiert formuliert endete für diese Länder der Zweite Weltkrieg somit erst in den Jahren 1990/1991!

Verständlicherweise suchten die baltischen Staaten und viele der osteuropäischen Staaten rasch den Schutz durch die Nato und die EU vor dem wieder erstarkten «russischen Bären» – also keine, wie von der russischen Propaganda behauptet, aktiv betriebene Osterweiterung durch Nato und EU. Ganz im Gegensatz dazu ist die damalige Zwangsmitgliedschaft vieler osteuropäischer Staaten im sowjetdominierten Warschauer Pakt (WAPA) zu sehen! Für den östlichen Teil Österreichs mit der Hauptstadt Wien war dies eine sehr bedrohliche Umzingelung von drei Seiten ... Und nicht vergessen werden darf der beinahe ein Jahr andauernde sowjetische Würgegriff gegen Westberlin (Berlin-Blockade, Juni 1948 bis Mai 1949); nur dank der Luftbrücke der Westalliierten konnten das Überleben und die Freiheit Westberlins gesichert werden. 

Besten Dank und freundliche Grüsse,
Ulrich Schauwecke, Schlieren

  

Sehr geehrter Herr Haffner, diese Ihre super Geschichtsbetrachtungen im «Magazin» hat bei meiner Frau und mir grossen Eindruck hinterlassen. Beste Aufklärung auch nach meinen zehn Semestern Geschichtsvorlesungen zwischen 1965 und 1971 in Fribourg und Zürich. Wenn wir Menschen nur mehr lernen würden von und aus solchen Tatsachen!

Als SP-Mitglied seit vierzig Jahren nehme ich verschiedene Betrachtungen gerne zur Kenntnis.

Vielen Dank und herzliche Grüsse,
Silvan Romer  

  

 Sehr geehrter Herr Haffner, mit sehr grossem Interesse habe ich Ihren Beitrag gelesen. Für diese klare, verständliche und treffende Beschreibung der politischen Situation Osteuropas (und Polens) möchte ich Ihnen ganz herzlich danken.

Es wäre zu wünschen, dass möglichst viele westliche Politiker und Ignoranten ihre Augen nicht verschliessen, sondern diese persönliche Rückschau lesen würden. Eigentlich müsste man diese zur Pflichtlektüre erklären! Kurz, bündig und so aussagekräftig!

Mit freundlichen Grüssen,
Janusz S. Grzybek, 4460 Gelterkinden BL

  

Ein grosses Dankeschön für diesen Artikel. Grossartige Abhandlung. Trotzdem bleibt mir auch nach der Lektüre unverständlich, wie selbst ernannte Bannerträger der Freiheit – ich denke da im Speziellen an Ihren einstigen «Magazin»-Kollegen Roger Köppel – das Hohelied auf Putin und die russische Aggression und Unterdrückung der Ukraine auf allen Kanälen lauthals singen können. Wie sie sich für die Unfreiheit und Fremdbestimmung, Unterdrückung und Zerstörung eines seit dreissig Jahren souveränen Staates mit von seinem Zerstörer garantierten Freiheitsrechten aussprechen können.

Ist er dumm geworden? Ist es die Freiheit der Perversion, die wir da ertragen müssen? Was erlaube Strunz… äh Köppel?

Ratlos, aber Ihnen äusserst dankbar,
Hans Peter Brugger, 4052 Basel

  

Diesen hochinteressanten Bericht habe ich soeben ohne Unterbrechung gelesen. Der Autor weiss, wovon er schreibt, kennt den Pulsschlag Ost- und Westeuropas. Geschichte und Gegenwart ergänzen sich. Die Folgen von Ignoranz, Überheblichkeit und Verdrängung von Problemen, die uns zu entfernt erscheinen, holen uns früher oder später trotzdem ein.

Ganz nahe von hier donnert ein Flugzeug nach dem andern in die Ferne – und ich denke, soeben habe ich
mehr erfahren und gelernt, als wenn ich Tausende Kilometer für ein Ferienerlebnis gebucht hätte, und das im angenehmen Schatten!

Vielen Dank und freundlichen Gruss,
Helen Bachmann, 8153 Rümlang

  

Hallo Herr Haffner,Ihr Artikel gehört für mich zum Besten, was über das Verhältnis zwischen dem Westen und Osten in Europa in den letzten fünfzig Jahren geschrieben wurde. Ihre Ausführungen sollten als Pflichtlektüre in die Geschichtsbücher in den Schulen aufgenommen werden, denn eigentlich sollten die Leute aus der Geschichte lernen, damit sie sich nicht wiederholt.

Der Überfall auf die Ukraine war tatsächlich vorwiegend im Westen eine grosse Überraschung. Im Osten und vor allem im Baltikum haben die Leute bereits vor Jahren über die Gefahr der erneuten Besetzung durch Russland und über die naive Anbiederung der westlichen Staaten gegenüber Putin gesprochen. Zu den Bekehrten gehört nun auch der tschechische Präsident Zeman, dessen Land von Russland auf die Liste der unfreundlichen Staaten gesetzt wurde. Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie so klare Worte für das Thema gefunden haben, und werde den Artikel all meinen Freunden und Bekannten weiterempfehlen, wenn sie Fragen zu den Beziehungen zwischen West- und Osteuropa haben. Ich hoffe auch, dass Sie weiterhin an diesem Thema bleiben.

Mit den besten Wünschen,
Josef Follpracht, Langnau am Albis

  

Sehr geehrter Herr Haffner, Ihr Beitrag ist einfach grossartig. Ich danke Ihnen für diese souveräne Auslegung, aus dem Vollen schöpfend: Wes Herz voll ist, dem geht der Mund über.

Ich habe so viel gelernt. Dabei war ich als Reiseleiter in Studentenzeiten und später auch beruflich oft im Ostblock. Aber so wie Sie mit Ihrem grossartigen Text hat mir noch niemand die Augen geöffnet. Wo ich schon Kenntnis und Meinung hatte, stimme ich Ihnen zu. Umso wichtiger sind mir die Zusammenhänge, die mir bis zur Lektüre Ihrer ebenso exzellenten wie kompetenten Darstellung noch nie so glasklar bewusst waren.

Ihrem Artikel wünsche ich eine maximale Leserschaft – meinen Teil zur Verbreitung werde ich beitragen.

Mit den besten Wünschen und Grüssen,
Christian König, Zollikon

  

Sehr geehrter Herr Haffner, zu Ihrem Beitrag möchte ich Ihnen gratulieren. Mit Ihrer ausgezeichneten und fesselnd geschriebenen Analyse über die Beziehung zwischen Ost- und Westeuropa, aber im Speziellen auch Russland, bin ich vollkommen einverstanden.

Spätestens als die Russen im Krieg gegen Tschetschenien, Georgien und Syrien die Städte in Schutt und Asche legten, hätten dem Westen über Putin die Augen aufgehen sollen. Der Westen war naiv zu glauben, Wandel durch Handel werde Putin bewegen, sich europäisches Wertedenken anzueignen. Mit seiner lauen Reaktion auf den ersten russischen Angriff 2014 auf die Ukraine verpasste es der freiheitliche Westen, Putin nachhaltig in seine Schranken zu weisen. Der Grund dürfte sicher auch die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl gewesen sein. Die Quittung für sein damaliges quasi Abseitsstehen erhält der Westen nun mit dem zweiten und noch brutaleren Angriffskrieg auf die Ukraine. Das vollständige Zudrehen des Gashahns wird Putin als Reaktion gegen die EU einsetzen, weil diese die Ukraine mit Waffen beliefert.

Dass der Westen aber beim ebenso brutalen chinesischen Alleinherrscher Xi Jinping genau gleich handelt wie bei Putin, ist unverständlich. Hier wurde vor allem über die massiven Menschenrechtsverletzungen hinweggesehen. Denn dank billigen chinesischen Arbeitskräften und ebenso billigen Produkten haben in Europa und den USA die Unternehmen Milliardengewinne erzielt. Mit der Lieferung von westlichem Know-how wurde es China ermöglicht, zweitgrösste Wirtschaftskraft zu werden. Wie abhängig die westliche Wirtschaft von den chinesischen Produkten ist, zeigte sich, als diese Lieferungen während dem durch die Corona-Pandemie verursachten chinesischen Lockdown zum Erliegen kamen. Auch hier macht sich der Westen erpressbar, wenn er sich nicht aus dieser Abhängigkeit befreit.

Diktator Putin darf diesen Krieg in der Ukraine nicht gewinnen, sonst werden weitere folgen. Denn er wird nicht ruhen, bis sein Traum von einem Grossrussland – wie zu Zeiten der Zaren oder der UdSSR – verwirklicht ist.

Freundliche Grüsse,
Brigitta Moser-Harder, 8194 Hüntwangen

  

Sehr geehrter Herr Haffner, ganz grossen Dank für Ihren Artikel zum Thema «Die Freiheit und ihr Feind».

Ich bin ein sogenannter Alt-68er und machte 1971 die Matura, war links orientiert, Aktion rotes Herz an der Kanti etc.  – der ganze Kanon gegen das Establishment. Mit der Zeit und dem Einstieg in den Beruf relativierten sich zwar meine roten Einstellungen, und sinnigerweise lese ich jetzt vor allem NZZ und Tagi und nicht mehr WoZ. Doch diesen Hintergrund der osteuropäischen Länder und ihren Kampf für die Freiheit, den kannte ich nicht in dem Masse. Klar Solidarność, Lech Wałęsa, Panzer in Prag, Václav Havel waren mir bekannt, doch nicht in dem Ausmass. Beim Überfall auf die Ukraine konnte ich es kaum glauben, die Mauer war doch gefallen, die Sowjetunion Vergangenheit und und und...

Nun bin ich einfach froh, so eine Menge verbriefter Hintergrundinformation bekommen zu haben.

Noch einmal: einfach danke!
Freundliche Grüsse,
Max Weiss, 9000 St. Gallen

  

Sehr geehrter Herr Haffner, ich habe Ihren Artikel mit Interesse gelesen. Die vielen persönlichen Erlebnisse und Begegnungen sind interessant und manchmal erhellend.

Einwände habe ich zu einigen schnellen und möglicherweise einseitigen Aussagen.  Zum Beispiel die Frage, ob die USA und die Nato Russland «über den Tisch gezogen» hätten. Sie verneinen dies ausdrücklich. Ist Ihnen zum Beispiel der Artikel aus 
www.welt.de vom 18.2.22 «Archivfund bestätigt Sicht der Russen bei Nato- Osterweiterung» bekannt? Auch ohne diese Sicht auf die Tatsachen wäre es immer noch sinnvoll gewesen, politisch zu überlegen, ob die Nato-Osterweiterung für den Frieden in Europa richtig ist. Zur Erinnerung: Putin war damals noch nicht Präsident von Russland.

Auch dass es alleine Präsident Janukowitsch war, der sich weigerte, das Abkommen mit der EU zu unterzeichnen, ist nur die halbe Wahrheit. Im April 2012 lag die Unterschrift der Ukraine vor, die EU war nicht dazu bereit, vor allem wegen der damaligen Inhaftierung von Julia Timoschenko. Näheres zur Geschichte dieses Abkommens unter 
www.bpb.de  – «Chronik des Assoziierungsabkommens zwischen der EU und der Ukraine».

Es wäre wünschenswert, wenn in schwierigen Zeiten gewisse Einseitigkeiten sich, wenn möglich, nicht bei den Fakten breitmachen.

Mit freundlichen Grüssen,
Richard Bhend

  

Grüezi Herr Haffner, für Ihren sehr interessanten und informativen Beitrag  danke ich Ihnen herzlichst. Was Sie da an aktuellem und Hintergrundwissen zusammengetragen haben, ist für mich als wohl durchschnittlich informierten Schweizer beim Lesen immer aufklärerischer geworden. Mit Erstaunen habe ich selbst bei mir gemerkt, wie sehr ich beginne, kriegsmüde zu werden, die Ukraine wieder in den Osten zu verorten und zu versorgen. Sie haben meine Sicht wieder geschärft, mein kritisches Denken wieder aktiviert.

Dafür danke ich Ihnen und wünsche Ihnen persönlich alles Gute und weiterhin die nötige Kraft.

Herzliche Grüsse,
Heinz Brenner, 8048 Zürich

  

Sehr geehrter Herr Haffner, ich war elfjährig am Ende des letzten Weltkrieges, den ich also wohlbehütet eher am Rand, aber doch nicht unberührt erlebt habe. Ein Onkel war universitärer Geschichtsprofessor. Ich habe somit das meiste miterlebt, was Sie schildern, und dennoch gestehe ich, dass viele Ihrer nachdenklichen Feststellungen über das heutige Unwissen auch auf mich zutreffen. Aber die meisten historischen Erschütterungen schlummerten in meinem Unterbewusstsein und waren daher durch Ihren Überblick leicht zu wecken.

Ich bin sehr beeindruckt und glaube nicht, dass Sie irgendetwas journalistisch aufgebauscht oder tendenziös wiedergegeben hätten. Ich möchte daher hoffen, dass sehr viele Abonnenten Ihren Artikel gelesen haben und dass viele davon ihn in ihrem jeweiligen Umfeld weiterempfohlen haben. Unsere mangelnde Kenntnis der Nachbarkulturen ist mitverantwortlich für manche Auseinandersetzung in Europa (und weltweit), sei es politisch, wirtschaftlich oder kriegerisch.

Alle, die sich mit Politik befassen, wären bessere Politiker, wenn sie alles kennen würden, was Sie erwähnen. Aber eben, Politiker müssen kein Diplom vorweisen. Ihre Unkenntnis bei Amtsantritt ist nicht strafbar, hat jedoch immer wieder verheerende Folgen. Aber auch wir Wähler müssen uns bei der Nase nehmen!

Ich bin Ihnen also für diese elf Seiten sehr dankbar und verbleibe
mit freundlichen Grüssen,
Philippe Grandjean, 8127 Forch

  

Sehr geehrter Herr Haffner, grade habe ich Ihren Artikel im «Magazin» fertig gelesen. Ich bin tief beeindruckt und habe eine Menge gelernt. Glückwunsch  und haben Sie Dank für die verständliche Sprache, die mir den Inhalt so nahegebracht hat.

Wie für viele andere braucht auch mein Wissen über die politischen Zusammenhänge, die zu diesem unseligen Krieg geführt haben, dringendst mehr authentische Informationen. Ich bin 82, habe deutsche Wurzeln und lebe seit sechzig Jahren in der Schweiz.

Alle guten Wünsche für Sie und freundliche Grüsse aus Langnau am Albis,
Erika Blass

  

Freiheit ist etwas Wunderbares. Aber wenn sie ohne Liebe zu allen Mitmenschen und der Natur gelebt wird, zerstört sie uns und unseren Planeten geradeso wie die Unfreiheit. Statt uns überlegen zu fühlen, sollten wir im freien Westen sehr selbstkritisch sein und die Liebe zu allen Menschen und Wesen – zu der auch die
Feindesliebe gehört – nicht als naiv abtun.

Wenn wir das wagen und uns täglich darum bemühen, werden wir zwar irgendwann trotzdem alle sterben, aber bis es so weit ist, in Frieden mit uns und der Welt sein. Putin hat sich verirrt. So wie auch viele Personen im Westen sich verirrt haben. Wird dies eingestanden, lassen sich auf dieser Erkenntnis echte, ehrliche Friedensverhandlungen führen.

PS: Die Liebe, die ich meine, ist kein romantisches Gefüh,l sondern eine achtsame Grundhaltung sich selbst und allen anderen gegenüber. Hier noch ein Tipp: Wer an einem friedlichen Austausch mit Menschen, die unterschiedlichste Meinungen haben, interessiert ist, der informiere sich doch mal über den Bohm’schen Dialog.

William Möritz, 8055 Zürich

  

Lieber Herr Haffner, ich gratuliere Ihnen zu diesem Artikel im «Magazin». Ich bin mit dem Inhalt in Ihren 12 Kapiteln zu 99 Prozent einverstanden und hoffe sehr, dass sich viele oberflächlich informierte Westler nach der Lektüre Ihres Textes die Augen reiben und endlich erwachen in ihrem wohlig-warmen Nest! 

Josef Brühwiler,  Wettingen 

  

Lieber Herr Haffner, vielen Dank für Ihren langen Beitrag zum Verhältnis von Deutschen/Westeuropäern und Polen/Osteuropäern. Leider beleuchten Sie nur die jüngere Geschichte und nicht auch die Unterjochung der polnischen Könige durch die Deutschordensritter, zeigen keine Karte des Grenzverlaufs in der D-A-RU-Teilung -- ich wusste lange nicht, dass die Grenze zwischen Deutsch-Schlesien und Österreich-Schlesien ziemlich genau bei Gleiwitz verlief-- und erwähnen nicht, dass die an der Neisse lebenden Polen vertriebene Ostpolen (jetzige Ukraine) sind. Immerhin tippen Sie kurz die Feindschaft zwischen Polen und Ukrainern an, die ich erst aus Ralph Giordanos «Ostpreussen ade» lernte. Interessant wäre gewesen zu schildern, wie die Aussöhnung dieser Völker geschah. (Apropos: Warum erwähnen Sie von Weizsäckers Besuch 1990, aber nicht Brandts Besuch 1970?) Ich sehe auch keinen Widerspruch zwischen der Maidan-Revolution 2013 und dem Bau von Nordstream 1: Gerade durch wirtschaftliche Annäherung hoffte man ja zu verhindern, dass Russland das wachsende Freiheitspflänzchen wieder zertritt, wie 1953, 1956 und 1968 geschehen. Und was westdeutsche Ignoranz angeht, so erlebten wir dies als Westberliner hautnah in Bayern, als man am 13. August 1961 dort im Gasthaus lieber Fussball sehen wollte als Berichte vom Berliner Mauerbau ... 

Aber alles in allem ein guter Artikel, dem nur eine historische Landkarte fehlte. 
Freundliche Grüsse aus Bremgarten b. Bern,
Martin Hohberg  

P.S. Nicht in einheimische Familien eingeladen zu werden, vermisste ich in den 1980er-Jahren auch in der Schweiz: Der einzige Assistentenkollege, der mich privat einlud, war ein Schweizer mit langem Aufenthalt in Südamerika.

Zwei Engel

von Max Küng   |  Link zum Artikel

Jedes Wochenende freue ich mich am «Magazin», speziell aber an Max Küngs Kolumnen: Die aktuelle über seinen Bikesturz ist wieder so gelungen, witzig, und seine sprachlichen Finessen lassen mich regelmässig schmunzeln bis laut herauslachen.

Herzlich gute Besserung  – und allen liebe Grüsse und einen guten Sommer!
Claudia Morf, 8450 Andelfingen

N° 27 – 9. Juli 2022

«Keinen Freund zu haben ist ein furchtbarer Mangel an Glück»

von Dirk Gieselmann   |  Link zum Artikel

Geschätzter Herr Gieselmann, für mich ganz grosse Klasse, wie Sie Herrn Krüger Ihre Fragen gestellt und das Gespräch auf spannende Weise geführt haben. So ist ein inhaltsstarkes Interview entstanden, das ich sehr gerne gelesen habe und das mir bei Freundschaftsfragen weiterhilft. Herzlichen Dank!

Freund(schaft)liche Grüsse,
Georg Ledergerber, 3065 Bolligen

Warum reden Schweizer Politiker so miserabel?

von Philipp Loser   |  Link zum Artikel

Sehr geehrter Herr Loser, mich darüber zu wundern hörte ich auf, als ich mir einzubilden begonnen hatte, es zu wissen: Sie bilden sich ein, das sei natürlich,  volksnah, Heimatgefühl vermittelnd.

Ihre Erklärung ist die bessere.

Mit freundlichen Grüssen,
Dr. phil. Richard Dähler, Japanologe, 8047 Zürich

Die zwei Gesichter des Kosovo

von Kaltërina Latifi   |   Link zum Artikel

Schon wieder ein «Lagebericht» über den Kosovo. Das wiederholt sich in der einen oder anderen Form jede Woche, und das auf der ersten Seite bzw. Seite 4. Warum wird das so wichtig eingestuft, dass die Abonnenten
alles über sich ergehen lassen müssen?

Freundlicher Gruss,
Kurt Sutter

Pierre Charbonnier: «Überfluss und Freiheit»
(aus der Rubrik «Was wir lesen»)

von Finn Schlichenmaier 

Die Menschheit muss herausfinden, was zu tun ist, um ihr gutes Fortbestehen zu sichern. Doch «die Menschheit» gibt es nicht als handlungsfähiges Individuum. Also müssen Philosophen wie Pierre Charbonnier sich um diese Aufgabe kümmern. In seinem Buch «Überfluss und Freiheit» entwirft er die «erste philosophische Ideengeschichte zum Verhältnis zwischen Mensch und Natur» (Zitat vom Fischer Verlag). Dabei beschreibt er die Ideen einer Vielzahl von Philosophen aus den letzten Jahrhunderten. Er kommt zum Schluss, «dass ohne intakte Natur auf Dauer auch kein intaktes Gemeinwesen zu haben ist und dass Politik und Ökologie eigentlich gar nicht zu trennen sind».

Aus der Buch-Vorstellung von Finn Schlichenmaier lassen sich Hinweise zu zwei Lösungsansätzen des Zukunftsproblems erkennen. Es geht doch darum, dass Konsum und Kopfzahl der Menschheit so stark gewachsen sind und noch immer wachsen, dass die Zinsen des Kapitals Natur nicht mehr ausreichen und es notwendig ist, das Kapital Natur anzugreifen.

Ein erster Lösungsansatz wäre: Das Wachstum von Kopfzahl und Konsum muss rationiert werden. Da es keine Instanz gibt, die die Zuteilung übernehmen kann, muss man wieder «Grund und Boden zum Dreh- und Angelpunkt» des «Denkens machen». Denn das Problem beruht auf einer Art «Tragik der Allmend», und das Mittel zum Lösen wäre das Recht auf Eigentum. Jede Gruppe kann und darf Konsum und Kopfzahl nur so weit steigern, wie es ihr Eigentum (zum Beispiel Grund und Boden) zulässt. Mit genau definierten Ausnahmen natürlich, denn Eigentum verpflichtet auch zu gegenseitiger Hilfe. Ein Schwergewicht der Rationierung muss die Kopfzahl betreffen. Dazu ein Beispiel: Wäre die Geburtenrate weltweit so gering wie im Industriestaat Südkorea (ca. 1, das heisst langfristig Halbieren der Bevölkerung pro Generation), wäre das Überlastungsproblem lösbar. Bei Geburtenraten wie in Nigeria, das im Jahre 2100 laut einer UN-Prognose eine höhere Bevölkerung hat als die EU, wäre das sicher nicht der Fall.

Zu einem zweiten Ansatz gibt die Aussage am Ende der Buchkritik einen Hinweis: «dass Politik und Ökologie eigentlich gar nicht zu trennen sind». Vielleicht sollte man das so verallgemeinern, dass die Bereiche Politik, Ökologie, Ökonomie und Demografie nicht von einander zu trennen sind. Bereits in der Bibel steht «Der Mensch lebt nicht von Brot allein». Der Mensch braucht also auch Perspektiven. Und die liefern ihm das Nutzen von Tätigkeiten, die dazu geführt haben, dass Kopfzahl und Konsum über die Tragfähigkeit der Erde hinaus ansteigen. Im Süden geht’s vor allem um die Kopfzahl. Viele Nachkommen zu haben gibt Ansehen und Aussicht auf Hilfe im Alter. Im Norden geht’s vor allem um Erfolg in den Bereichen Bildung und Beruf. Dies auch als Mittel, den Lebensunterhalt zu sichern. Es geht um Innovation und Arbeitsplätze, was zur Ausweitung von Konsum und Produktion führt. Die beiden genutzten Perspektiven müssen durch nachhaltige Perspektiven ergänzt werden. Eine Lebensaufgabe müsste auch sein, seinen Beitrag zu leisten, unseren Planeten für kommende Generationen erlebenswert zu erhalten. Aufgabe der Politik ist es, Wege zu finden, das Nutzen nachhaltiger Perspektiven einzufordern.

Mit freundlichen Grüssen,
Gernot Gwehenberger,  4143 Dornach

Besser werden

von Katja Früh   |    Link zum Artikel

«Das Magazin» zu lesen ist jedes Wochenende anregend und unterhaltend. Ist dann noch eine Kolumne von Katia Früh dabei, ist es ein besonderer Genuss. Sie trifft oft so genau die Themen unserer älteren Generation, bringt mich zum Schmunzeln, Lachen und auch Nachdenken.

Nun wollte ich Sie fragen, ob es ihre Beiträge wohl auch in Buchform gibt. Darf ich Sie ausserdem bitten, mein grosses Kompliment an Katja Früh weiterzuleiten? 

Herzlichen Dank und freundliche Grüsse,
Margrit Müller

Antwort der Redaktion:  Katja Frühs letzte Kolumnensammlung heisst «Bin ich jemand?» und ist im Echtzeit-Verlag erschienen.

N° 26 – 2. Juli 2022

Schwere Geburt

von Svenja Beller   |   Link zum Artikel

Guten Tag, ich schreibe Ihnen im Namen aller Hebammen, Pflegenden und Ärzte, mit denen ich diesen Artikel diskutiert habe: wie Frauen unter der Geburt Gewalt erleben.

Ich selber bin die Fachgruppenverantwortliche für Gynäkologie und Geburtshilfe am Salemspital/Bern und seit knapp 20 Jahren in der Geburtshilfe tätig. Wir machen uns alle grosse Sorgen um die Entwicklung in der Geburtshilfe: Der Ärzte- und Hebammenmangel ist deutlich spürbar. Wir haben einen tollen Beruf, aber immer mehr qualifiziertes Medizinpersonal steigt aus und will die Arbeit nicht mehr machen. Warum kommt das? Weil wir den hohen bis übersteigerten Ansprüchen der Frauen nicht mehr gerecht werden können. Wir geben alle unser Bestes, und das reicht nicht mehr.

Solche Artikel verschlechtern die bereits sehr angespannte Situation im Gebärsaal weiter. Es braucht für eine gute Geburt Vertrauen, und zwar Vertrauen von beiden Seiten. Wenn eine Frau jede meiner Handlungen infrage stellt, dann wird es für uns als Personal sehr schwierig zu arbeiten. Unser wichtigstes Ziel ist immer eine gesunde Mutter und ein gesundes Kind. Und in der Rousseau’schen Neoromantik in der Geburtshilfe werden lebensbedrohliche Situationen ausgeblendet. 

Die Geburtshäuser boomen, aber niemand redet von den schlimmen Komplikationen, die wir in den allgemeinen Spitälern für die Geburtshäuser ausgebügelt haben. Ich will damit nicht die Geburtshäuser schlechtmachen, nur möchte ich anmerken, dass in den Geburtshäusern die Grenzen zur Pathologie oft zu spät gesehen werden, und dann wird es traumatisch und richtig gefährlich. Für drei Personen: Mutter, Kind und den Arzt, der eine potenzielle Klage und ewiges Debriefing in seiner Freizeit auf sich nehmen muss.

Es gibt immer zwei Seiten. Hat sich jemand einmal gefragt, wie viel wir als Personal Gewalt unter der Geburt erleben? Ich habe in meiner Berufskarriere immer wieder die Security holen müssen, ich wurde sexuell belästigt von den Männern privatversicherter VIPs unter der Geburt… das wäre doch ein Thema für einen Artikel: Gewalt an medizinischem Personal - als faire journalistische Beleuchtung beider Seiten. 

Und noch was: Ich als Ärztin verdiene an einem Kaiserschnitt ein Drittel weniger als an einer Spontangeburt - ausser es ist ein Notfallkaiserscnitt, die Hebammen haben ihren Fixlohn. Ob es einen Kaiserschnitt oder eine Spontangeburt gibt, entscheide ich als Ärztin, und das ist eine medizinische und nicht finanzielle Entscheidung. Die Spitalverwaltung hat uns in diesem Punkt noch in keinem meiner Spitäler unter Druck gesetzt. Warum meiner Meinung nach die Sectiorate steigt, kann ich auch erklären, aber das übersteigt diesen Rahmen.


Mit freundlichen Grüssen,
Dr. Christine Marthaler 

  

Sehr geehrte Frau Beller, leider muss ich Ihnen absolut recht geben, in der heutigen Zeit ist die Geburtshilfe wieder vermehrt technifiziert worden, und es gibt viel zu viele Eingriffe. 1993 veröffentlichten wir eine vom Nationalfonds unterstützte Untersuchung «Hausgeburten versus Spitalgeburten», welche aufzeigte, dass bei Hausgeburten viel weniger eingegriffen wird, das Resultat aber absolut vergleichbar ist, für Mütter und Kinder sogar deutlich befriedigender.

Dass es heute anders ist, liegt aber nicht nur an der Spitalseite, der Geburtshilfe: Die Technikgläubigkeit unserer Gesellschaft hat enorm zugenommen. Die Schwangeren wollten, dass Apparate eingesetzt werden, da sie glaubten, damit werde alles sicherer. Wunsch-Kaiserschnitte wurden «in»! Die Medizin ist immer ein Spiegel unserer Gesellschaft als Ganzes. Unter anderem gehört auch der Umgang mit Anklagen dazu: Solange hinter jeder Ecke Anwältinnen und Anwälte darauf warten, einen Fehler zu entdecken, entstehen mehr Fehler. Sinn wäre eigentlich, ein Umfeld zu schaffen, bei dem sich möglichst viele wohlfühlen und beschützt sind. Dann müssten Fehler auch nicht verleugnet werden. Wenn eine «Geburt ohne jeglichen Eingriff das finanziell ungünstigste Szenario ist», wird das Gegenteil praktiziert.

Das führt dazu, dass kaum ein Geburtshelfer oder eine Spitalhebamme je im Leben eine unkomplizierte Geburt erlebt hat. Aber dazu braucht es Zeit, Geduld und die Bereitschaft, von all den Gerätschaften, die zur Verfügung stehen, wirklich nur die notwendigen einzusetzen. Dies verlangt von Ärzten und Ärztinnen wie auch von Schwangeren ein Umdenken. Zu Ihrem Untertitel kommen mir ergänzend andere Gedanken: «Wie viele Frauen ihrer Generation fordert Pia eine selbstbestimmte und natürliche Geburt, während Pias Mutter gar nicht auf den Gedanken kam, sich über die Behandlung zu beklagen.» Aus meiner Perspektive wollten die Grossmütter von Pia als Schwangere genau das Gleiche wie einzelne Pias heute. Das wäre ein tröstender Gedanke.

https://geburtschaft.ch/wp-content/uploads/Hausgeburtenstudie.pdf

Freundliche Grüsse,
Thomas Voegeli, 8914 Aeugst
(pensionierter Hausarzt)

  

Sehr geehrte Frau Beller, als Geburtshelfer, der seit über 30 Jahre in der eigenen Praxis arbeitet und mehrere Tausend Geburten leiten durfte, haben mich die Schilderungen von «Pia» ebenfalls schockiert. Als Belegarzt in diversen Zürcher Privatkliniken und einem öffentlichen Spital habe ich jedoch höchst selten von Gebärenden vernommen, dass sie die Geburt mit Gewaltanwendung im Gebärsaal in Verbindung brachten.

Die vielen Dankeskarten und -schreiben zeugen von einem ganz anderen Bild. Das liegt sicher auch daran, dass während der Schwangerschaftsbetreuung auch die Geburt immer wieder thematisiert wird. Die Schwangere hat damit die Möglichkeit, ihre Ängste und Wünsche zu äussern und die Geburt aktiv mitzugestalten. Dabei sprechen wir auch über den Umgang mit Schmerzen, die Möglichkeit einer sanften Einleitung, falls nötig (Cytotec verwende ich nicht wegen der Gefahr eines «Wehensturms»), wann ein Dammschnitt nötig sein könnte (wir schneiden schon lange nicht mehr «routinemässig» eine Episiotomie), wann die Unterstützung durch eine Saugglocke nötig sein könnte und wann allenfalls ein Kaiserschnitt in Betracht gezogen werden müsste. Die Betreuung von A bis Z aus einer Hand durch den eigenen Facharzt inklusive Geburt ist sicher von Vorteil.

Allerdings vernehme ich von Patientinnen, die in einem öffentlichen Spital entbinden mussten, auch frustrane Erlebnisse. Insbesondere was den Umgang mit den Schmerzen betrifft. Während in der Westschweiz >90 Prozent der Schwangeren mit PDA entbinden, ist diese Form der Analgesie in der Deutschschweiz bei gewissen Hebammen leider immer noch verpönt. Die PDA wird auch in vielen anderen Ländern fast routinemässig zur Analgesie verwendet. Grosse Studien haben gezeigt, dass damit die Kaiserschnittrate gesenkt werden kann. Wenn die Gebärende, wie in Ihrem Bericht beschrieben, mit Morphin-Präparaten «ruhiggestellt» wird, ist es nicht verwunderlich, wenn über Übelkeit, Erbrechen und Benommenheit berichtet wird. Für mich ist dies eine der wichtigsten «Gewaltanwendungen» an der Gebärenden, wenn ihr mit Scheinargumenten eine PDA verweigert oder so lange hinausgeschoben wird, bis es zu spät dafür ist. Das kommt leider immer noch zu häufig vor.

Ich habe jahrelang mit Nathalie Colling, die ich als erfahrene Hebamme sehr geschätzt habe, zusammengearbeitet. Dass Kollegen einen husband stitch bei der Naht eines Dammrisses oder einer Episiotomie vornehmen, war mir aus früheren Erzählungen älterer Kollegen bekannt, ich kenne jedoch keine Kollegen, die einer Frau ein solches Trauma antun würden. Allerdings müsste die junge Mutter besser darüber aufgeklärt werden, dass durch das Stillen die weiblichen Hormone unterdrückt werden und die Vagina damit trocken und unelastischer wird, was zu Beschwerden beim Geschlechtsverkehr führen kann, solange das Kind gestillt wird. Zudem ist eine Abhilfe mit tiefdosierten Hormoncremes möglich, welche unbedenklich sind. Aber darüber muss man mit der Patientin sprechen.

 Ihr Bericht war interessant zu lesen, er widerspiegelt jedoch nicht meine eigenen Erfahrungen. Und ich zweifle, ob rein hebammengeleitete Geburten oder solche im Geburtshaus eine Garantie für weniger traumatische Geburtserlebnisse sind. Weit wichtiger ist eine empathische Betreuung, in der die Gebärende fortwährend informiert wird und so weit als möglich mitbestimmend ihre Geburt gestalten kann. Ich bin dankbar, dass ich in den vielen Jahren Geburtshilfe Geburten in dieser Weise erleben durfte und nicht mit solchen traumatischen Geburtserlebnissen konfrontiert wurde.

 Freundliche Grüsse,
Dr. med. Pierre Villars

  

1974 gebar ich mein erstes Kind. Den Arzt, der mich neun Monate betreut hatte, sah ich nie während der Geburt. Die Hebammen wollten in der Nacht keine Geburt und verabreichten mir ein starkes Schlafmittel, die Wehen kamen erst am Morgen wieder. Mit Dammschnitt gebar ich meine Tochter, kaum hatte ich sie gesehen, wurde sie schon ins Babyzimmer «verfrachtet», und ich sah sie drei Tage nicht mehr, erst beim ersten Stillen wurde sie mir gebracht.

Das zweite Kind gebar ich in einem anderen Spital. Dort verabschiedete sich der Arzt, gleich beim Eintritt ins Spital, mit der Begründung, er habe Feierabend. Die Hebammen machten einen Einlauf, der aber nichts nützte, folglich «verschmutzte» ich das Bett und wurde beschimpft. Der Dammschnitt wurde zwischen den Wehen gemacht, und ich schrie erbärmlich vor Schmerz. Nach der Geburt wieder das Gleiche, mein Sohn wurde sofort weggebracht. Ich lag gute zwei Stunden allein im Gebärzimmer, bis eine Ärztin mich nähen kam… ich verblutete fast. Mein Sohn wurde mir nach zwei Tagen gebracht, aber nur, damit ich ihn kurz sah – nicht zum Stillen. Begründung: Der Kleine habe gerade Tee bekommen. Da ich Milch hatte, wurde die Pumpe gebracht und diese auf der stärksten Stufe angesetzt. Resultat: Die Brust wurde schmerzhaft aufgerissen.

Beim dritten Kind, wieder in einem anderen Spital, hatte ich einen super Arzt. Die Schwangerschaft dauerte drei Wochen länger, weil mein Arzt nicht einleiten wollte. Mitten in der Nacht bekam ich die Wehen, mein Arzt wurde informiert, und er kam umgehend ins Spital. Obschon er wusste, dass ich ein Trauma vor dem Dammschnitt hatte, informierte er mich, dass es sein müsse, ich aber nichts spüren würde. So war es auch. Das Baby war sehr gross, und die Herztöne wurden schwächer, so griff der Arzt zur Zange. Ich empfand das nicht als Eingriff oder schlimm, sondern war froh, dass mein Kind und ich gesund blieben. Während der ganzen Geburt war mein Arzt anwesend und informierte mich dauernd über den Verlauf der Geburt. Auch durfte ich den «kleinen Mann» von Anfang an bei mir im Zimmer haben.


So habe ich drei Geburten auf verschiedene Arten erlebt. Zwei ganz schlimme und die letzte angenehm, mit gutem Arzt.

Freundliche Grüsse,
Elisabeth Haupt

Meinung zum Thema Gendersprache

Sehr geehrte Damen und Herren, darf ich Ihnen meine Meinung kundtun? Ich stelle fest, dass vermehrt leider in Artikeln des «Magazins» die Gendersprache verwendet wird. So schreibt Hannes Grassegger nur noch von Frauen (Nutzerinnen, Gründerinnen). Brigitte Wenger dann wieder von Besitzer:innen.

Ich achte alle Arten von Menschen, habe auch mit Schwulen und Lesben sehr gut zusammenarbeiten können. Vieles wurde nun auch erreicht. Aber es braucht doch nicht eine Gendersprache! Es ist eine Verhunzung einer fliessend gesprochenen Sprache, entweder man  staggelt über Genderstern und Doppelpunkt oder spricht dann eben zum Beispiel nur von Leserinnen. Wo sind die Männer?

Der Bund hat mit Recht im Parlamentsbetrieb die Gendersprache verboten. Zurzeit herrscht ein Durcheinander, mal so, mal so, mal gemischt. Vielleicht könnte der TA mal eine Umfrage machen. Ich kenne in meinem Umfeld keine Befürworter einer Gendersprache. So verzichte ich auf das Lesen des «Magazins». 

Freundliche Grüsse,
Walter Schläpfer

N° 25 – 25. Juni 2022

«Wie geht es Gott?» – «Ich denke, manchmal ist er einsam»

Gespräch: Dirk Gieselmann   |   Link zum Artikel

Existiert Liebe? Existiert Gerechtigkeit? Existiert Hilfsbereitschaft? Von eher plumpen Fragen zu Gott lässt sich  die Professorin aufs Glatteis führen, tritt in Fettnäpfchen und ganze Fettbottiche. Das dürfte nur wenige wundern, die sich damit befassen, warum sich heute traditionelle Kirchen leeren und andererseits alternative Formen von Spiritualität boomen.

Schade, denn die Fragen bieten immerhin Anlass zu spannenden Diskussionen, wie die steigende Zahl der Kommentare zeigt. Die Lehrstuhlinhaberin outet sich als Märchentante und als Fremdwortkennerin und erscheint dabei ziemlich lebensfremd.

In den letzten Jahren ist eine ganze Flut von Büchern (Literaturempfehlungen am Briefende) erschienen zur Frage, wie heute über Gott nachgedacht werden kann und wie eine patriarchale Struktur sich in Kirche und Gesellschaft festsetzen konnte. Weder Interviewer noch Theologieprofessorin scheinen etwas Neueres als «Per Anhalter durch die Galaxis» zu kennen. Wer sich anmasst, im Namen von Gott zu sprechen und Aussagen von sich gibt wie: «Gott macht dies», «Gott fühlt sich so» oder «Gott will nicht das», macht sich in meinen Augen nicht nur lächerlich, sondern verhindert, dass sich Menschen unter Einbezug ihrer persönlichen Erfahrungen und Gedanken mit dem Thema befassen können.

Über «Gott» kann nur in Bildern, in Versen, in Liedern gesprochen werden. Das ist kreative Sprache, Kunst, die einen berührt oder nicht. Es gibt kein Ding Gott, kein Wesen Gott, genauso wenig wie ein Ding Liebe oder ein Wesen Gerechtigkeit oder im Vakuum des Weltalls vor sich hin existierende Hilfsbereitschaft. Wenn nicht einmal ein:e Theologieprofessor:in klar sagen kann, dass Gott ein Symbol ist, sehe ich schwarz für Kirchen und theologische Lehrstühle – da ist wohl mehr als nur ein Wurm drin. Ein Symbol hat eine sichtbare, von Menschen gestaltete Seite und eine unsichtbare, individuell erlebte Seite. Was einzelne Menschen beispielsweise an zwischenmenschlicher Zuwendung erleben, ist so vielfältig wie die Menschen selbst, das Wort «Liebe» hingegen, ein rotes Herz, gehaltene Hände, ein Kuss, eine Umarmung etc. symbolisieren diese ganze Vielfalt und machen sie aussprechbar, sichtbar. Dank des Symbols können Menschen miteinander über nur schwer Aussprechbares und Unbegreifliches sprechen, wenigstens annähernd.

Hinter dem Begriff «Gott» versteckt sich eine ganze Reihe von grundmenschlichen Erfahrungen: Staunen im Angesicht des Universums, sich eingebettet fühlen in einen grösseren Zusammenhang, sich von der Natur beschenkt fühlen etc. Bildhafte Begriffe für «Gott» sind vielfältig und oft sprechend: Quelle, Licht, Lebensatem, Freude, Zuversicht, Vertrauen, Liebe. Über Gott kann nur poetisch gesprochen werden in Form von Sätzen wie «Gott ist für mich wie …» oder «Ich erlebe Gott wie …». Ein logischer Gottesbeweis muss fast
zur Antwort «42» führen oder ist dann noch schlimmerer Nonsens.

Und dieses Sprechen ist keineswegs abgeschlossen. Alle Menschen können da mitmachen, weil die Erfahrung, die sich hinter dem alten Begriff «Gott» versteckt, wohl in jedemMenschen schlummert. In Michael Endes «Unendlicher Geschichte» braucht die Kindliche Kaiserin hie und da einen neuen Namen. Vielleicht ist es mit «Gott» ebenso. Der bildnerischen und wortschöpferischen Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt.

«Gott» ist wohl eher eine Art Ruf an jede:n von uns, in sich das Einzigartige heranreifen zu lassen, das wir alle verschieden zum Wohle oder Verderben aller Lebensformen um uns herum hervorbringen können. Dafür gibt es keinen Beweis und keine Gruppe, die den alleinigen Zugang dazu besitzt. Es ist bloss eine Möglichkeit, die uns anstupst. Wer still wird, kann den Ruf spüren. Vielleicht.

Simon Pfeiffer, Aarau – Theologe & Religionspädagoge

Bücher zum Thema:

  • Anna-Katharina Szagun. Ist Gott ein Dreieck oder doch eher ein Elefant? 2014

  • Tilmann Haberer / Marion & Tiki Küstenmacher. Gott 9.0 – Wohin unsere Gesellschaft
     spirituell wachsen wird. 2015

  • Carel van Schaik / Kai Michel. Tagebuch der Menschheit. 2016

  • Carel van Schaik / Kai Michel. Die Wahrheit über Eva. 2020

  • Hubertus Halbfas. Kann ein Christ Atheist sein? Kann ein Atheist Christ sein? 2020

  • Klaus Berger. Schweigen. 2021

  • John D. Caputo. Die Torheit Gottes. 2022

  

In der Bibel steht: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes geht». Doch was die Menschen ausser dem «täglichen Brot» erstreben, richtet sich nicht nur nach der Bibel, sondern auch nach den anderen verfügbaren Alternativen. Diese wiederum sind je nach Wohlstand verschieden. Das erklärt auch den wachsenden Einfluss des Islams und den in den Industrieländern schwindenden Einfluss der Kirchen. Es ergibt sich ein Graben, der überbrückt werden muss. Über das, was Gott will, nachzudenken, überfordert unsere Vorstellungskraft. Allerdings im Zentrum der Vorstellungen von Gott steht die Schöpfung. Deren Ursprung ist uns nicht zugänglich, und da hilft auch die Urknall-Forschung nicht weiter.

Eine weitere wichtige Vorstellung von Gott betrifft dessen Barmherzigkeit. Beide Vorstellungen können zu einer weiteren Vorstellung verbunden werden, nämlich dass Gott uns die Schöpfung geschenkt hat als Ort, den wir als Gäste betreten dürfen. Diese Vorstellung sollte uns dazu auffordern, uns zu verhalten wie gern gesehene Gäste, die bei ihrem Besuch ihren Aufenthaltsort nicht verschlechtern. Diese Vorstellung betrifft auch die Themen Ökologie, Ökonomie und Demografie, und sie sollte auch ein Mittel sein, den genannten Graben zu überbrücken. Damit wäre auch die im Artikel gestellte Frage «Ist Gott zufrieden mit uns?» positiv zu beantworten.

Mit freundlichen Grüssen,
Gernot Gwehenberger, 4143 Dornach

  

Ein Geplauder über Gott, ja, warum nicht, aber doch ziemlich belanglos. Der Interviewer kramt Überbleibsel aus seinem Kinderglauben hervor und will wohl damit sagen, dass man dies alles nicht zu ernst nehmen kann
und soll. Ja nicht etwas tiefer schürfen. Gott als lieber Onkel wäre ganz angenehm. So leicht zugänglich ist er nun leider aber doch nicht.

So wühlt man lieber in der Mottenkiste, was die Theologin dann zu Recht beanstandet und so für das nötige Korrektiv sorgt. Mit dem Hinweis auf den Fussballgott Maradona gleitet das Gespräch schliesslich gänzlich ins
Triviale ab. Dem Leser des «Magazins» wäre ein etwas höheres Niveau auch bei dieser Thematik sicher zuzumuten.

Werner Brodbeck, 8055  Zürich

  

Johanna Rahner – etwas vom Feinsten, was je im «Magazin» zu lesen war! Grossen Dank.

Ein kleiner Gedanke, geschätzte Frau Rahner: Könnte es sein, dass uns Jesus zur Frage «Warum lässt Gott das zu?» im Gleichnis vom Unkraut im Weizenfeld einen Hinweis gegeben hat?

Bleiben Sie gesegnet und behütet.
Sr. Silvia Fügli

  

Zuerst herzliche Gratulation zu diesem Gespräch zwischen Frau Johanna Rahner, Theologin, und Herrn Dirk Gieselmann, Autor. Für mich war das ein Moment «Philosophie Religion» Dieser Exkurs zum Thema «Wie geht es Gott?» lud mich zum Nachdenken ein, zur persönlichen Reflexion und zur Neugier.

Woher nehmen wir Menschen im Kontext der religiösen und philosophischen Auseinandersetzung die Energie, das Leben ohne übertriebene Dogmatik zu gestalten, sodass wir dem Anspruch, der an uns übertragenen Verantwortung gerecht werden? Letztlich geht es nicht um die Frage, wer Gott ist, sondern wer wir sind. Der Glaube ist für mich die ethische Instanz, die die Verantwortung an uns überträgt, wie wir Menschen zusammenleben und wie wir die Natur gestalten und dazu Sorge tragen. Dieser Artikel hat mir einmal mehr vor Augen geführt, wie dringend wir uns in diesem Feld Fragen stellen müssen, jede:r für sich und nach seiner Resilienzkompetenz. Wir müssen nicht versuchen, die Welt zu verändern, sondern den Blick auf uns selber richten, nicht nach Schuldigen, sondern nach Lösungen suchen. Dabei könnte die Kirche einen essenziellen Beitrag leisten. Ich empfehle allen Pfarrer:innen, die Sichtweise von Frau Rahner als Inspiration mit in ihren Gottesdienst zu nehmen. Die Besucher:innen zum Philosophieren, Reflektieren anzuregen und sie nach persönlichen Lösungen für sich selbst suchen zu lassen. Wertvoll könnte ich mir die Einladung vorstellen, Neugier, Energie, Freude und Glück zu finden. Danach stellt sich nicht mehr die Frage: «Wie geht es Gott?» – sie wird obsolet.

Roland Petschen, Thun

  

Liebes «Magazin», lieber Herr Gieselmann, unter dem Bild mit den Büchern auf Seite 10 haben Sie geschrieben: «Die Aufklärung hat die Macht, die die Menschen Gott einst zuschrieben, arg eingeschränkt. War es nicht ein bisschen dumm von ihm, uns so schlau werden zu lassen?»

Nun, so schlau ist das Gespräch zwischen Herrn Gieselmann und Frau Prof. Dr. Johanna Rahner nun auch wieder nicht, und ich frage mich, darf/soll Dirk Gieselmann solchen polemischen Journalismus betreiben und Frau Rahner solch unreflektierte, lustig/tragische Antworten auf seine Fragen geben?

Dieses Gespräch ist nach meiner Ansicht ein Ausdruck unreflektiertem Denkens, sprachlich hanebüchenen Vorgehens, fragwürdiger Gesprächsführung und Fragenstellungen. Wieso hat sich Frau Rahner für ein solch fragwürdiges «Gespräch» hergegeben? Kann Sie es nicht besser, oder was ging da schief? Man muss fast die Berechtigung für Ihre Professur anzweifeln…

Schon die erste Frage – «Aber warum glauben sie nach 2000 Jahren immer noch – und wissen es nicht?» – beinhaltet eine unklar gestellte Frage (ist das beabsichtigt, ist es nicht?). Die Frage bezieht sich insgeheim auf Christus, der vor 2000 Jahren lebte und nicht auf das unklare «was», nämlich den Begriff «Gott». Beim Anteil der Frage «warum glauben sie …», ist auch nicht klar, auf was er sich bezieht, und was ist mit «wissen es nicht» gemeint? – Dann die Antwort: Frau Rahner scheint nicht zu bemerken, wie sprachlich unsinnig die Frage ist, und gibt eine Antwort auf die unsinnige Frage, statt mal genauer nachzufragen, was diese soll. In der Antwort setzt sie «Vernunft» mit «Wissen» gleich und antwortet nicht auf die Frage nach dem (vermutlich) «Wissen von Gott» und konstruiert einen Gegensatz zwischen «Glauben» und «Vernunft». Kann/soll man/frau einen Gegensatz daraus machen? Ich «glaube» nicht. Dass Frau Rahner den vermeintlichen Gegensatz gar nicht mag, kann ich verstehen, es geht ja auch, wenn schon, um den Gegensatz zwischen «Glauben» und «Wissen» und nicht um «Glauben» und «Vernunft».

Dann kommt die zweite Frage nach dem «vernünftigen Glauben», die man sprachlich durchaus so stellen kann. Aber was macht Frau Rahner? Sie gibt gar keine «vernünftige» Antwort auf die Frage, sondern bringt das Thema «Verhältnis zwischen Gläubigen und Andersgläubigen» auf die Bühne mit dieser «wunderbaren» (ich meine grässlichen) Geschichte aus dem Alten Testament und zieht den Schluss «Darum weigert sich Gott zu beweisen, dass er existiert.» Na sowas: Gott weigert sich, sich zu beweisen, weil die Menschen nichts Besseres zu tun haben, als Andersgläubige einen Kopf kürzer zu machen. Ist das die «Neue Theologie»? «Gott» ist hier wohl der «vernünftige» Verweigerer.

Statt nachzuhaken und zu sagen, dass Frau Rahner keine «vernünftige» Antwort auf seine Frage dargelegt hat, versucht es der Interviewer, Herr Gieselmann, mit der nächsten Frage: «Wer oder was ist denn eigentlich Gott?». Einwand: Meint er nun den Begriff «Gott» oder «wirklich Gott» (von dem man bei dieser Art Fragestellung annehmen muss, dass er eine «Wirklichkeit» ist, ihm eine Realität zukommt (was aber vorher ja insgeheim infrage gestellt wurde). – Frau Rahner antwortet zum ersten Mal im Gespräch klar auf die eigentlich unklare Frage: «Wer er an sich ist, kann ich Ihnen nicht sagen». Aber immerhin ist ja die grosse Hintergrundfrage implizit, ungeschrieben enthalten. Bravo, Frau Rahner, für diese klare Antwort!

Nur leider wird es gleich wieder grammatikalisch und theologisch dubios: Wie wir Menschen versuchen, uns einer Vorstellung von Gott anzunähern, müsste wohl heissen «dem Begriff Gott anzunähern». Aber wir sind ja zum Glück selbst eine Frage, und wir weiten uns auf einen Horizont aus, der grösser ist als wir selbst … da können wir wohl über all diese logisch fragwürdigen Aussagen in diesem Gespräch/Interview hinwegsehen. Denn es geht im ähnlichen Stil weiter durch das ganze Interview, was da alles zum Besten gegeben wird, ist ja wirklich erbaulich für unsere «zwei Flügel der Seele». Man/frau fragt sich, was das Gespräch/Interview und diese Art von lustigem/tragischem/schlecht polemischem Journalismus eigentlich zeigen soll, und es wäre meiner Ansicht wohl besser, der Platz für die Beantwortung der vermeintlich «kritischen» und «schlauen» Fragen wird im «Magazin» nächstes Mal frei gelassen. Besser ein leerer Horizont Richtung «transzendenten Grund unserer Existenz»! (Zitat Frau Rahner in Frage 3).

Freundliche Grüsse,
Markus Burkardt, 8342 Wernetshausen

Editorial / Hans Ulrich Obrist

von Sven Behrisch

Zwar habe ich nicht direkt «eine Frage an die Kunst», aber ich schreibe Ihnen, weil Sie «per Mail erreichbar» sind, wie es im Editorial heisst. Mit anderen Worten: Sie lesen die Mails im Gegensatz zu vielen Leserbriefredaktionen und nehmen sie sogar zur Kenntnis!

Und vielleicht geben die beiden Antworten eines grossen Künstlers Hans Ulrich Obrist auch neue Pisten für sein ständiges Suchen nach valablen Antworten. Von Claude Monet habe ich eine kleine Miniausgabe mit 25 Reproduktionen seiner Werke und entsprechenden Sprüchen auf meinem Nachttisch. Auf der Hinterseite des Covers steht unter dem Bild seiner Seerosen das schöne Zitat von ihm: «Jedermann diskutiert meine Kunst und gibt vor, sie zu verstehen, als ob es notwendig wäre, sie zu verstehen, wenn es lediglich darum geht, sie zu lieben.» (Claude Monet)

Das zweite Zitat ist vielleicht sogar eine gute Antwort auf die grosse Frage in Obrists Kolumne: «Ist Kunst eine Religion?». Es sind in der Tat die letzten Sätze der grossen Theologin Dorothee Sölle in ihrem letzten Vortrag! Sie erzählt als letzte Anekdote: «An seinem (Claude Monets) 80. Geburtstag am 14. November 1920 kam ein Fotograf aus Paris angereist und wollte ihn in Giverny fotografieren. Monet antwortete ihm ganz gelassen: Ach, kommen Sie doch im nächsten Frühjahr wieder, und fotografieren Sie meine Blumen; die sehen mir ähnlicher als ich.» Und Dorothee Sölle fügt an: «Ein wunderbarer Satz, dass meine Blumen mir ähnlicher sehen als ich, es ist eine mystische Antwort!»

Viktor Hofstetter, 8032 Zürich

Meine Liebe zur Mode

von Katja Früh   |   Link zum Artikel

Katja Früh, ich liebe Sie! Ihre Kolumne im «Magazin» ist sowieso immer mein Highlight. Doch als ich las, dass Sie als Kind (nur als Kind?) Ihre neuen Schuhe am Bettrand aufstellten, habe ich mich so verstanden gefühlt wie schon lange nicht mehr. Auch das kann Mode. 

Beren Tuna (sie) – on the road

  

Guten Tag, Frau Früh, ich (bald 80 Jahre alt) habe Ihre Kolumne mit Interesse gelesen. Ich mache das ganz anders als Sie. Ich trage zwischen Frühjahr und Herbst immer die gleichen weissen Jerseyblusen von Marc Cain (ich habe fünf genau gleiche zum Wechseln  – waschen/aufhängen/kein Bügeln). Zur Sommerausstattung gehören fünf gleiche weisse Shirts ebenfalls von Marc Cain, also immer gute Qualität. Die drei/vier Hosen dazu sind zwischen mittlerem Grau, Anthrazit und Schwarz.  Dazu gehören feine Kaschmirpullover in Weiss/Ecru, die ich notfalls überziehen kann. So fühle ich mich pudelwohl. Es passt zu mir. 

Mit freundlichen Grüssen,
Eva Sauter Lemmenmeier

N° 24 – 18. Juni 2022

Zum Editorial

von Bruno Ziauddin

Das Editorial hat mich (Jahrgang 1958) sehr angesprochen, daher greife ich kurz in die Tasten. Wir lesen das Magi und den Tagi stets mit dem grössten Vergnügen. Danke, dass neben dem Seriösen, oft auch Betrüblichen manchmal Platz für sehr Heiteres ist. Die Haarsalon-Geschichten samt dem gelungenen Cartoon (Karikatur) made my day. Ich war so erheitert, dass ein bad hair day gar nicht aufkommen konnte. 

Herzliche Grüsse an die gesamte Redaktion ,
Helene Sonderegger Bland, 8330 Pfäffikon

Wie viele Telefonnummern können Sie noch auswendig?

von Ursina Haller   |    Link zum Artikel

Liebe Ursina Haller, Ihr Artikel betreffs Smartphone und (Nicht-)Vergessen-Können ist sehr anregend.
Das Kapitel 5 –  Mit Toten sprechen – bewegt mich speziell, macht mich traurig und wütend zugleich.
Ich fragte mich: Wie kann man die im Menschen angelegte Erinnerungsfähigkeit so klein machen? Jeder Mensch ist fürs Sich-erinnern-Können doch bestens eingerichtet.

Ich kann mich mit allen Sinnen und ohne technische Hilfsmittel wie Film oder Fotos genau an meine Grosseltern erinnern, zum Beispiel an «Grosi»:
Ich kann ihre Stimme «hören», wie ihr Lachen und ihr Dialekt klang, ihre typischen Worte...
Ich kann sie «spüren», ihre weiche Haut, ihre feinen Haare, ihre zarten Hände...
Ich kann sie «vor mir sehen», wie sie sitzt (immer schräg, da ein Bein kürzer), wie sie geht (sie hinkte),  wie sie im Gartenbeet kniet...

Auch Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse sind glasklar abrufbar. All dies geht! Sofern, und dies ist wohl der Punkt, sofern ich mir dafür einen Moment Zeit und Ruhe nehme. Vielleicht liegt es daran: zu wenig Zeit, zu wenig Ruhe... Jedenfalls beelendet es mich, dass der Mensch sogar technischen Support benötigt, um sich an liebe Menschen erinnern zu können.

Herzlich,  Maja Vogelsanger

  

Ursina Haller zitiert unter 5. 2. «Mit Toten sprechen» den US-Psychoanalytiker Irvin D. Yalom: «Was am meisten Angst macht vor dem Tod ist nicht der Verlust der Zukunft, sondern der Verlust der Vergangenheit.» Hier liegt  Yalom falsch.

Die Vergangenheit bleibt ihm präsent! Wir werden gar Szenen, die wir lieber nicht gehabt hätten, falls bestritten, «drüben» als Film nochmals erleben. Aber auch das Gute, das wir taten, wird anlässlich unserer Rechenschaftsablage festgehalten; gar nichts geht verloren. Damit sind die Eckpfeiler der Zukunft fürs erste einmal gesetzt. Wenige bis viele Jahre später erhalten wir in einem neuen Erdenleben neue Chancen. Gott ist gerecht. Ein Gandhi oder Albert Schweizer dürften dies nicht mehr nötig haben… deren herrliche Zukunft sollen wir hier anstreben!

Dr.oec. Wolfgang Eisenbeiss, St.Gallen

Hummersnot

von Max Küng   |    Link zum Artikel

Lieber Max Küng, danke – Sie bekommen meine tiefste Anerkennung für Ihren Text. Mir tut es manchmal tatsächlich weh, wie dümmlich mit der Sprache umgegangen wird.

Herzlich, Verena Hofstetter

  

Grüezi, Herr Küng, Ihre Seite im «Magazin» ist einmal mehr meisterhaft. Gratulation .Ich erfreue mich schon seit Jahren an Ihren Artikeln und geniesse es, sie wöchentlich zu lesen. 

Wünsche Ihnen einen guten Sommer.
Mit besten Grüssen,
René Hauenstein, Zürich

Wann ist ein Kunstwerk fertig?

von Hans Ulrich Obrist   |   Link zum Artikel

Für Hans Ulrich Obrist: Unfertiges Kunstwerk,  gesehen  in der Altstadt von Biel 2014.
Kunst ist, wenn man stehen bleibt, schmunzelt und sinniert  – auch wenn man keinen Chätschi in Bearbeitung hat.

Liebe Grüsse,
Ursula Beyeler 

Die Endlosigkeit der Gegenwart

von Nina Kunz   |   Link zum Artikel

Liebe Frau Kunz, danke für Ihre stets gern gelesenen Beiträge. Apropos Ende: In der Bibel gibt es viele Hinweise auf ein GUTES Ende!

Mit frohen Sommergrüssen,
Silvia Fügli

Die Gedichte von Thomas Gsella inspirieren…

Gern tu ich Dir ein Kränzchen winden,
unterm Kastanienbaum und nicht den Linden.

 Auch ist mein Vers eher kurz als lang,
sonst wird Dir noch ganz Angst und bang.

Deine Verse sind ein Superhit
vor allem der letzte Nr. 24 ,
igitt igitt.

 Du bringst es auf den Punkt genauer,
leider wird der Mensch dadurch nicht schlauer.

Er fliegt und fliegt mit Kind und Kegel
In die Karibik unter weissen Segel.
Wer ist jetzt ein dummer Flegel?

 Ich bleib zu Haus und fläz mich durch den Tag,
weil ich die Hitze nicht ertrag.

 Danke, Thomas Gsella – y ha jo numme wella.

Liebe Grüsse aus meiner verdunkelten Wohnung,
Christine Steffen, 4051 Basel

  

Liebes Redaktionsteam, bitte richten Sie Thomas Gsella aus, dass ich ihm ein Kränzchen winden möchte für seine träfen und tollen Reime! Diese lese ich immer als Erstes im TM und gleich danach das Rätsel von Trudy Müller-Bosshard, welches mein Mann und ich mit grossem Genuss knacken….

Herzliche Grüsse vom schönen Hirzel,
Claudia Stucki

 «Merci» an «Das Magazin»

Merci für die Ermutigung, die Mailadresse zu benutzen, Herr Ziauddin! Merci dem  gesamten Team für die immer interessanten Beiträge, ganz besonders aber ein Merci an «Gsella» für die (alles andere als knitterigen) ausgefeilten Knittelverse, die mich amüsieren, aber meist auch meine ernsthafte Zustimmung haben.

Vera Kling

N° 23 – 11. Juni 2022

Zum Titelbild

Ihr Engagement für den «Erfinder, der Zürich verlassen musste, weil er zu gut war», kollidiert mit Ihrer Mission, Ihrer Leserschaft Privates aus der Welt des Literaten und seiner jugendlichen Gefährtin / Muse aus Argentinien mit Berührung zu Genf näherzubringen.

Darum stört mich das Titelbild. Hier ein Pionier Grüntzig nachhaltigster Weise, samt seinem Chirurgenkollegen Senning und dem unnachgiebigen «Jünger» Barton. Doch wer prangt auf dem Titelbild? Ich meine nicht die Rado-Uhr, sondern die Frau, die es geschafft hat ennet des Südatlantik: ein Treffer für ihre Fans und Bewunderinnen ihres Göttergatten, eine Enttäuschung für all die Herzpatientinnen und Mediziner mit Blick für das Wesentliche der mutigen Pioniere anstelle des sich mit fremden Federn Schmückenden.

Freundlich grüsst
Andreas Kyburz, Bonstetten ZH

Zu genial für Zürich

von Frederik Jötten   |    Link zum Artikel

Sehr geehrter Herr Jötten – gratuliere! Ihr äusserst interessanter Artikel hat mir besonders gut gefallen. Immer wieder werden geniale Menschen und ihre Erfindungen nicht richtig gewürdigt. Ich hatte vorher noch nie vom genialen Dr. Grüntzig gehört. Sie haben dies nun geändert. 

Besonders gute Artikel wie Ihren Beitrag schneide ich aus, lege sie in einem separaten Ordner ab und lese sie immer wieder. Wie nun auch Ihren Artikel.

Freue mich, auch in Zukunft Beiträge von Ihnen zu lesen. Generell finde ich Euer Magazin spannend.

Gruss,
Jürg Fehlbaum

Warum mögt ihr die, aber uns nicht?

von Kaltërina Latifi   |    Link zum Artikel

Liebe Frau Latifi, Ihren Frust darüber, wie die Flüchtlinge aus dem Kosovo behandelt worden sind im Vergleich zu den Flüchtlingen jetzt aus der Ukraine kann ich gut verstehen. Und: Nein, ich glaube nicht, dass wir seither bessere Menschen geworden sind. Erlauben Sie mir aber, Ihnen meine Sicht der Dinge kurz darzulegen; nicht notwendigerweise eine Erklärung, und sicher keine vollständige, des Sachverhalts, aber trotzdem etwas, das aus meiner Sicht mindestens zum Verstehen der Situation beitragen kann. Es ist auch etwas, das ich – irgendwie fast zu meinem Erstaunen – so noch nicht gelesen habe als Beitrag zur gegenwärtigen Diskussion dieses Sachverhalts; aber gut, ich lese ja schliesslich auch nicht alles.

Ich war neun Jahre alt, als 1956 der sogenannte Ungaren-Aufstand niedergeschlagen wurde. Ich kann mich noch gut erinnern, was wir dazu für Informationen erhalten haben, unter anderem auch daran, wie die Flüchtlinge aus Ungarn in der Schweiz willkommen geheissen wurden. 1968 folgte der Prager Frühling, mit einem durchaus vergleichbaren Resultat, und wieder kamen Flüchtlinge zu uns, die wiederum hier Aufnahme fanden.

In beiden Fällen erlebten wir das als Bestreben zweier kleiner Länder, für sich selbst ein gewisses Mass an Autonomie und Freiheit zu schaffen. Es war Kalter Krieg, bei uns wurde die Sowjetunion – was für uns damals weitgehend gleichbedeutend mit Russland war, da hier kaum jemals eine Unterscheidung gemacht wurde – als die grosse Bedrohung im Osten wahrgenommen, und in beiden Fällen war es Russland, das mit brutaler militärischer Macht diese Bestrebungen zunichtemachte. Dann kam das Ende der Sowjetunion: das Ende des Kalten Krieges, die Unabhängigkeit der osteuropäischen Staaten und ihre Orientierung nach Westen, die deutsche Wiedervereinigung und das Entstehen einer ganzen Reihe von «neuen» Staaten, von denen wir vorher nie etwas gehört hatten (ich arbeite oft in Tajikistan, und das erste Mal musste ich auf einer Landkarte nachschauen, wo das eigentlich liegt).


Die Kriege im Balkan, im ehemaligen Jugoslawien, waren für uns etwas völlig anderes. Vor dem Ende der Sowjetunion, und vor Titos Tod, war für uns (oder vielleicht müsste ich hier präzisieren: für mich) Jugoslawien eine Ausnahme: das einzige Land im Ostblock, in dem man von Westeuropa her ohne Probleme Ferien machen konnte, und nicht zuletzt auch das einzige Ostblockland, das seinen Einwohnern erlaubte, zu uns zum Arbeiten kommen, und die dann auch freiwillig wieder zurückgingen. Das sah für uns doch nach recht heiler Welt aus; von den internen Spannungen, die damals bereits geherrscht haben mögen, haben wir wenig bis nichts mitbekommen. So war das, das
dann passierte, in einer gewissen Weise eine Überraschung für uns. Wir haben dann zwar erfahren, was da vor sich geht, und waren auch entsetzt darüber, aber wirklich verstanden haben wir das wohl nicht. Für uns war es eben ein internes Problem von Jugoslawien, und die einzelnen Landesteile waren für uns, wenn wir denn überhaupt etwas davon wussten, so etwas wie die Kantone der Schweiz. So mag es denn auch bis zu einem bestimmten Punkt erklärlich sein, das hier das Gefühl vorherrschte, die «sollen sich doch um ihre eigenen Probleme selbst kümmern».

Ich möchte hier noch anfügen, dass ich mittlerweile die Situation doch um einiges besser verstehe. Ich hatte ein Projekt in einer serbischen Provinz namens Montenegro, und einige Monate später war das ein selbstständiger Staat. Dann hatte ich ein Projekt in einer serbischen Provinz namens Kosovo, und hier passierte das Gleiche. Und schliesslich hatte ich noch ein Projekt in Bosnien und Herzegowina, aber eben nicht wirklich: Es war in der Republika Srpska.

Und nun ist das in der Ukraine passiert: Russland überfällt einmal mehr ein Land, das sich anschickt, sich eigenständig zu entwickeln. Für uns ist das eine Wiederholung dessen, was 1956 in Ungarn und 1968 in der Tschechoslowakei passiert ist, und es ist gleichzeitig ein Schock, da wir seit dem Ende der Sowjetunion zunehmend das Gefühl hatten, dass so etwas im heutigen Europa nicht mehr möglich sein würde. Ein böses Erwachen, das uns stark an längst vergangen geglaubte Zeiten erinnert. Und ich bin überzeugt davon, dass es genau dieses Déjà-vu ist, das uns jetzt dazu bringt, die Flüchtlinge aus der Ukraine willkommen zu heissen – wenigstens bis jetzt.

Das möchte ich nicht als Versuch verstanden wissen, die schlechte (oder zumindest schlechtere) Behandlung von Flüchtlingen aus Ex-Jugoslawien und aus Ländern aus dem Nahen Osten oder Afrika zu entschuldigen. Ich bin aber überzeugt, dass hier mindestens ein Teil der Erklärung dieser unterschiedlichen Reaktion liegt.

Mit freundlichen Grüssen,
Robert Zwahlen,  8625 Gossau

N° 22 – 4. Juni 2022

«Es ist menschlich, erst mal den Kopf in den Sand zu stecken»

Interview: Mathias Plüss   |    Link zum Artikel

«So bekannt die Fakten sind, so genau wir eigentlich wissen, was zu tun wäre: Wir tun es nicht. Warum? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Psychologin Isabella Uhl-Hädicke von der Universität Salzburg.» Sie liefert Antworten, die den Bereich Konsum betreffen. Der Artikel enthält aber auch zwei Ansätze, die – wenn weiter ausgeführt – die Verknüpfung des Bereichs Konsum mit dem ebenfalls wichtigen Bereich Demografie betreffen. Das ist deshalb interessant, weil das Klimaproblem ein Rationierungsproblem ist. Es gilt Konsum und Kopfzahl weltweit an begrenzte Ressourcen anzupassen. Es geht also um die Themen Ökonomie und Demografie, die miteinander mehrfach über Zielkonflikte verknüpft sind.

Der erste der genannten Ansätze betrifft die Frage, was uns die Pandemie gelehrt hat. Produktion und Konsum sanken während der Pandemie, gleichzeitig stieg die Geburtenrate in der Schweiz um 3 Prozent, was kein Problem ist. Dramatisch ist der Zusammenhang in den Entwicklungsländern, wo fehlende Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt zum Nutzen von  Ersatzperspektiven führen, die hohe Geburtenraten bewirken. Dazu ein zweites Beispiel: Uhl-Hädicke beschreibt ihren Sinneswandel im Bereich Kleiderkauf. Sie hat verstanden, dass ihr «Verhalten Leid auslöst». Aber wenn keine Kleider gekauft werden, gibts nicht mal schlecht bezahlte Arbeit, was zum eben erwähnten Effekt beiträgt.

Weitere Zielkonflikte ergeben sich daraus, dass Zwang ausgeübt werden muss, damit Rationierung im Bereich der Demografie erfolgreich ist. Dazu zwei Beispiele von Gesellschaften, wo Zwang zum Erfolg führte. Dort gabs eine eindeutigen Regelung: Nur der älteste Sohn durfte Nachwuchs haben. Auf der Insel Tikopia wurden die nicht erlaubten Kinder getötet. In buddhistischen Dörfern in Ladakh wurden die jüngeren Söhne Mönche.

Heute gibt es fairere Methoden, die aber ebenfalls erfolgreich sein müssen. Doch ist es zumutbar, dass wir im reichen Norden solchen Zwang einfordern? Es ist zumutbar, auch weil  der Wohlstand des Nordens zum Teil darauf beruht, dass in der Vergangenheit Zwang genutzt wurde, um die Geburtenrate den knappen Ressourcen anzupassen. Ein Beispiel: In weiten Teilen Europas war auf den Bauernhöfen nur ein Sohn erbberechtigt. Fehlten Alternativen, mussten seine Geschwister sich als Dienstboten verdingen und konnten keine Familie gründen.

Dazu ein konkretes Beispiel aus dem Land Salzburg. Im Lungau, dem südlichsten Bezirk des Landes, war nach 1800 der Bergbau zum Erliegen gekommen, was zu einem Rückgang der Ressourcen führte. Daraufhin wurde der genannte Zwang verstärkt und liess das Heiratsalter massiv ansteigen und ebenso die Zahl der ledigen Kinder. So stieg deren Prozentsatz in der Pfarrei Mariapfarr (in der 1916 mein Vater geboren wurde) von 8 Prozent im Zeitraum 1820 bis 1824 (bei insgesamt 401 Geburten) auf 33 Prozent im Zeitraum 1920 von1924 (bei insgesamt 351 Geburten). In Lessach, dem östlichen Nachbardorf, waren es 45.7 Prozent. Das Heiratsalter bei Männern stieg auf über fünfunddreissig Jahre und bei Frauen auf über dreissig Jahre an, und der Anteil der Ledigen wurde immer grösser. Die Angaben sind aus  «Auf fremden Höfen», Wien 1992, S. 17, 78, 271.

Im Buch «Die Technik reicht nicht» (BoD 2016) werden weitere Beispiele (aus D, CH und A) von Zwang beschrieben, der half, das Bevölkerungswachstum den Ressourcen anzupassen. Was letztlich auch zum aktuellen Wohlstand beitrug. Was aus der daraus ergebenden Verantwortung folgt, ist allerdings eine schwierige Frage, die im genannten Buch thematisiert wird. Nur so viel: Bei einer weltweiten Geburtenrate 1 wie im Industrieland Südkorea wäre das Klimaproblem lösbar. Nicht aber bei einer Geburtenrate wie in Nigeria, das 2100 nach einer UN-Prognose mehr Einwohner haben könnte als die EU.

Mit freundlichen Grüssen,
Gernot Gwehenberger, 4143 Dornach

Zu Hause bei…

Protokoll: Eva Hirschi

Als langjährige Bund-Abonnentin lese ich auch regelmässig das «Magazin», besonders gerne die Rubrik «Zu  Hause bei». Da staune ich oft über die Vielfalt der Menschen und die unterschiedlichen Lebensentwürfe. Diesmal allerdings bin ich so sehr befremdet, dass ich Ihnen das mitteilen möchte.

Auf Seite 4 lese ich von der bedrohlichen Hoffnungslosigkeit, die Nina Kunz (
Link zum Artikel) überkommt angesichts der Klimaerwärmung. Von Seite 10 bis 16  (Link zum Artikel) erläutert die Umweltpsychologin, was man/frau tun könnte  – und doch nicht tut –, um den Alltag klimafreundlicher zu gestalten. Und zum Schluss berichtet Frau Hancock von ihrem Privathaus – respektive «Hotel» oder vielleicht doch Sportarena? – mit Lift, Pool, Sauna, Dampfbad, Jacuzzi, Eisfeld, in einer Selbstverständlichkeit, die mich perplex macht. Ob sie und ihr Mann sich wohl noch nie über ihren ökologischen Fussabdruck Gedanken gemacht haben? Oder ist das vielleicht alles solarbetrieben?, frage ich mich.

Was wohl die Redaktion zu diesem Porträt bewogen hat? Es wirkt schon fast zynisch in dieser Ausgabe – dabei gäbe es so viele interessante Menschen, die sich ganz bewusst für einen möglichst ökologisch und sozial verträglichen Lebensstil entscheiden. Von diesen zu lesen wäre eine Bereicherung und Inspiration, wohl nicht nur für mich. Und vielleicht wäre es ja auch ein Zeichen des Wahrnehmens von «redaktioneller Verantwortung»  angesichts der Klimakrise? Und Nina Kunz und ich könnten dadurch etwas Hoffnung schöpfen?

Mit freundlichen Grüssen,
Petra Burri, 2503 Biel/Bienne

  

Mit grosser Begeisterung lese ich seit vielen Jahren das «Magazin». Bravo, das ist Qualitätsjournalismus, wie er leider nicht mehr oft zu finden ist.

Zur aktuellen Ausgabe muss ich nun aber meine Meinung loswerden. Die Rubrik «Zu Hause bei» passt meines Erachtens überhaupt nicht in unsere Zeit. Einem dermassen dekadenten und luxuriösen Lebensstil eine Plattform zu geben, finde ich nicht richtig. Bis anhin war die Rubrik mitten aus dem Leben, sehr vielfältig und interessant. Natürlich lässt sich argumentieren, dass dieser Lebensstil auch Teil unserer Gesellschaft ist. Diesen darzustellen finde ich aber nicht korrekt, unsere Welt hat einfach keinen Platz mehr für diesen ausschweifenden und materialistischen Lebensstil. Einfach meine Meinung...

Ansonsten weiter so!
Beste Grüsse,
Philipp Habegger, 3043 Uettligen

Zu den Illustrationen zur Kolumne von Max Küng

von Anna Haifisch   |   Link zum Artikel

Liebe Magi-Redaktion, wir finden seit Jahrzehnten nicht jede Ausgabe des Magi gleich interessant und gelungen, aber das muss und soll auch nicht so sein.

Max Küng ist für uns allerdings Pflichtlektüre und daher «Stein des Anstosses». Denn das Lesen macht immer meist mehr, selten weniger Freude, aber die seit einiger Zeit monopolartig begleitenden Illustrationen von «Anna Haifisch» sind derart fantasielos, uninspiriert und langweilig, eben erbärmlich, dass beinahe auch der Lesespass darunter leidet. Das konntet und könnt Ihr doch besser!

Hofft
Andreas Alther, 9000 St. Gallen

Auf ein Wort (29): Frögle

von Thomas Widmer

Die Verkleinerungsform «Fränkli» würden Schweizerinnen und Schweizer eher selten verwenden, schreibt Thomas Widmer in der neusten Nummer des «Magazins». Richtig ist: Sie verwenden sie nie; es handelt sich um Pseudo-Schweizerdeutsch. Was nicht weiter schlimm ist; nur sollte man hierzulande der deutschen «Fränkli»-Mär nicht selber aufzusitzen beginnen.

Fragt sich schließlich, weshalb «Fränkli» in Deutschland als angebliches Beispiel für Schweizer Mundart populär bleibt, obschon es in der Deutschschweizer Umgangssprache faktisch nicht existiert. Der Grund liegt vermutlich darin, dass das Wort ein den Schweizern nachgesagtes zweifelhaftes Talent – gerissenes Geschäftemachen unter dem Deckmantel kleinstaatlicher Niedlichkeit – geradezu ideal zu verkörpern scheint.

Die Verkleinerungsformen «Pierli», «Tschumpeli», «Einerli»  sind ebenfalls keine Schweizer Spezialität. Angesichts der potenziellen Gefährlichkeit alkoholischer Getränke drängen sich verharmlosende Verkleinerungsformen offensichtlich auch in anderen Sprachen auf. Im Hochdeutschen jedenfalls werden ein «Bierchen», ein «Gläschen Wein»,  ein «Schnäpschen» usw. ebenso häufig gebraucht wie ihre schweizerdeutschen Pendants.

Mit freundlichen Grüssen,
Jack Brennan, 1290 Versoix

Grossen Dank an «Das Magazin»

Seit über vierzig Jahren bin Abonnent der «Basler Zeitung» und komme deshalb in den Genuss, jeden Samstag «Das Magazin» zu erhalten. Ich gebe unumwunden zu: Ohne Ihre Zeitschrift hätte ich die BaZ nicht mehr. Einer der Gründe: Gedruckt in Zürich (ich habe nichts gegen Zürich, ich bin Luzerner, seit vierzig Jahren in dieser Region), sodass aktuelle Informationen zum Beispiel beim Sport oder auch andere Themen, wegen Redaktionschluss, erst anderntags oder gar nicht mehr erscheinen. Natürlich könnte ich dies im Internet  lesen, ich aber bevorzuge (höchstwahrscheinlich aus Altersgründen) die ursprüngliche Art.

Nun zum «Magazin». Herzlichen Dank für Ihre stets tollen Artikel mit sehr guten Autoren. Besonders Philipp Loser mit seinen politischen Kommentaren spricht mich an. Max Küng ist einfach Sonderklasse. Er bringt mich jedes Mal zum Schmunzeln oder auch zu Lachanfällen. Ich bin auch Radsportfan, aber eben nicht mehr ein «Gümmeler» Mit fünfzig Jahren habe ich mir ein Bike gekauft, es war das erste Mal bei Passfahrten, dass ich beim Bergauffahren vor einer Kurve bremsen musste, ein herrliches Gefühl!!

Kurz gesagt: «Das Magazin» möchte ich nicht missen.  Vielen Dank an alle Autoren.

Herzliche Grüsse,
Jules Fellmann

N° 21 – 28. Mai 2022

Böses Erweichen

von Joshua Yaffa   |   Link zum Artikel

Joshua Yaffa schreibt (Seite 16), dass der Permafrostboden (9 Mio. Quadratkilometer) ein Viertel der Landmasse der nördlichen Hemisphäre ausmache. Diese Landmasse beträgt ca. 100 Mio. Quadratkilometer (südliche Hemisphäre ca. 50 Mio. Quadratkilometer). Der Permafrostboden macht also «nur» etwa 10 Prozent der Nord-Landmasse aus.

Freundliche Grüsse,
 J. Schluep

Wie Sie als Chefin oder Chef Vertrauen aufbauen

von Mikael Krogerus & Roman Tschäppeler   |   Link zum Artikel

Ich begrüsse den Artikel sehr. Hingegen finde ich die Zitate aus dem Buch von Daniel Coyle eindeutig zu kurzsichtig. Heutiges Teambuilding abseits der Arbeitsprozesse ist teuer, ineffizient und NICHT nachhaltig.

Darum soll es vermieden und stattdessen bewusst in den täglichen Arbeitsablauf eingebettet werden. Das beschreibe ich in meinem Buch: «The Heartbeat of Excellence, The Design of Changing Sustainably, the Swiss Way.» Hier der Link zu meinem Buch

https://www.changementemergent.ch/fr/heartbeat-excellence

Sehr viele Leute sind überzeugt, dass es sich eher lohnen würde, daraus zu zitieren anstatt Herrn Coyle, um nachhaltiges Building von hochwirksamen Teams zu gewährleiten.

Zum Beispiel: «Emerging Change (Aufblühender Wandel) ist die spontane Entstehung von hochwirksamen zwischenmenschlichen Beziehungen, die auf Vertrauen, Toleranz, Fairness und Bescheidenheit beruhen.  Emerging Change entsteht durch 3 ritualisierte psychologische Kontrakte in den Dialogen des täglichen Arbeitsablaufes in der Organisation.»

Würde mich freuen, wenn Sie einheimisches Schaffen auch berücksichtigen würden.

Beste Grüsse,
Curt Blattner

N° 20 – 21. Mai 2022

Das Paradies ist eine einsame, feuchte Hölle

von Linus Reichlin   |   Link zum Artikel

Heiraten in der Schweiz ist demnach für Linus Reichlin recht bünzlig. Er schmeisst alles in den gleichen langweiligen Heiratsbünzlitopf voll mit Eltern, Geschwistern, dicken Bäuchen, Feuerwehrmännern, billigen Sälis, gewöhnlicher Blasmusik etc. etc. War dieser Kommentar erbauend? Sollen sie doch schwitzen auf den Seychellen, Hauptsache alleine und billig.

Freundliche Grüsse,
Marlise Schmid  

Alles nur geklaut

von Georg Kreis   |   Link zum Artikel

Herr Kreis vergisst zu erwähnen oder weiss  nicht, dass der grossartige Abendmahltisch im Berner Münster von den Bernern 1536 bei der Eroberung der Waadt aus der Kathedrale  in Lausanne gestohlen und nach Bern ins Münster  transportiert  wurde. Es ist Raub. Punctum! Trotz der Meinung von Herrn Jezler.

 Es ist dringend notwendig, dass die Münstergemeinde den Tisch zurückgibt und aufhört,  die heilige Handlung auf Diebesbeute zu  zelebrieren. 

David  v. Rütte, Brienz

«Mich interessiert der Mensch, nicht seine Organe»

von Susan Djanhangard   |    Link zum Artikel

Sehr geehrte Frau Djahangard, eben habe ich Ihren Bericht  mit Julia Shaw gelesen, und dabei ist mir aufgefallen, dass da geschrieben steht: viele der Gäst:innen etc. Hätten Sie – oder müsste man auf Sabine Reinhardus zugehen? – das nicht korrigieren müssen? Ist Ihnen nicht bewusst, dass es heisst: der Gast, sowohl männlich als auch weiblich?

Der Gast, die Gästin… Wenn es so weitergeht, heisst es bald: der Mensch, die Menschin. Ich finde es schade, dass man gewisse männliche Substantive nicht einfach so belassen kann, ohne eine «weibliche Form», die es gar nicht gibt, anzuhängen.

Mit besten Grüssen,
Esther Stobaugh, Horgen

Gibt es Richtig und Falsch in der Politik?

von Philipp Loser   |   Link zum Artikel

Hallo Herr Loser, gehe ich richtig in der Annahme, dass Ihrer Meinung nach die Linken und die Grünen, im Gegensatz zu den Bürgerlichen, immer wissen, was in der Politik richtig und was falsch ist?

Gruss,
Hans A. Renfer

Was ich in der Schweiz vermisse: Komplimente

von Ursina Haller   |   Link zum Artikel

Grüezi, Frau Haller –  Sie haben recht: Vielen Schweizer:innen fällt loben schwer.
Darum: Ihre Kolumnen mag ich (nicht gelogen!) sehr!

 Aus 7404 Feldis grüsst Sie freundlich
Gieri Battaglia, pensionierter Primarlehrer

  

Sehr geehrte Frau Haller, leider sind wir uns noch nicht persönlich begegnet, sonst hätten Sie vielleicht von mir ein Kompliment bekommen. Ich mache nämlich ganz andere Erfahrungen als Sie: Die Menschen freuen sich sehr wohl, wenn sie ein Kompliment bekommen, und ich habe noch nie erlebt, dass jemand den Kopf gedreht oder sich gar belästigt gefühlt hätte. Vielleicht liegt das daran, dass ich in einem Alter bin, in dem frau diesbezüglich «vogelfrei» ist. Ich habe nämlich keine Hemmungen mehr, fremde Leute anzusprechen, deren Erscheinungsbild mir auf irgendeine Weise gefällt.

Ich möchte Sie deshalb ermuntern, es mir gleichzutun, und wünsche Ihnen viele erfreuliche Begegnungen.

Mit freundlichen Grüssen,
Helga Starcevic 

  

Liebe Frau Haller, ich lese immer Ihre Kolumne. Sehr beeindruckt hat mich und meine Frau jene über das verarmte Ehepaar auf der Sitzbank. In diesem Heft nun schrieben Sie übers Komplimentemachen. Das erinnerte mich an jene junge Frau, die mir entgegenkam. Sie hatte ihre Haare blau gefärbt. Ich schaute sie (vielleicht glotzend) verblüfft an, sie sah umwerfend aus. Ich war drauf und dran, ihr ein Kompliment für ihr aussergewöhnliches Outfit zu machen. Unterliess es allerdings, als sie an mir vorüberging. Bis heute reut es mich, nichts gesagt zu haben.

Sie haben so recht: Mann und Frau sollten mehr Komplimente verteilen – es tut gut und erntet derweil ein Lächeln.

Ich werde Sie vermissen, sollten Sie einmal aufhören zu schreiben.
Vill Grüess,
Donald Rüedi

  

Danke für diese guten Zeilen über die «Komplimente». Ja, genau so empfinde ich auch. Ich lebe zwar immer in der Schweiz, bin aber viel gereist. Besonders nach Amerika, wo wir ganz liebe Freunde haben. Und jedes Mal, wenn ich zurückkam von L.A.,  hatte ich genau wie Sie diese Gedanken, und ich mache auch hier oft solche Komplimente, wenn mir etwas Freudiges auffällt. Erkläre oft meinen Leuten, dass auch so ein Kompliment Freude bringen kann.

Lieben Dank,
Marlis Halter, Worblaufen

  

Liebe Ursina, wie recht Sie haben! Ehrliche Komplimente sind schön und verbinden uns. Wir lebten in Spanien, und da gehörten Komplimente zum Alltag. Junge Frauen zu älteren Damen und umgekehrt. Eine kleine Bewunderung beim Vorbeigehen, am Marktstand, in der Metro, bei Treffen. Und gleich schritt man beflügelt weiter.

Das hat mich als junge Frau geprägt, und ich habe diese Sitte übernommen. Sehe ich vor mir eine lustig oder hübsch angezogene Person – eine Frau, ein Mädchen oder sogar einen Mann –, sage ich es im Vorbeigehen und merke, was diese kleine Bemerkung bei den Angesprochenen auslöst: Beschwingung! Mit wenigen Worten jemanden beglückt zu haben, ist doch wunderschön!

Geniessen Sie «Ihr» Amerika mit allen Vor- und Nachteilen. Ein faszinierendes Land.
Mit herzlichen Grüssen,
Maya Aeby

  

Abgesehen davon, dass auch ich die Ursina Lardi eine exzellente Schauspielerin finde; die zurückhaltende, fast verklemmte CH-Kultur hemmt mich, die mir auf den Lippen liegenden Komplimente reihum und grosszügig zu verteilen. Wär doch so lässig, herzerwärmend, ermutigend, schmeichelnd ... doori nomol!

Merci fürs Ausdemherzengesprochene!
Gruss,
Jaap Achterberg

Ehrgeizkrise

von Nina Kunz   |  Link zum Artikel

Sehr geschätzte Nina, mit Überraschung und sehr viel Freude lese ich Ihre jungen und sehr aktuellen Texte. Vor allem die aufgeworfenen Fragen oder spannenden Themen sind erstaunlich für Ihr beinahe jugendliches Alter.

«Ehrgeizkrise»  – ein super Wort! Mein Erfolg zählt nichts?  Wenn Sie mit Ihrem Schreiben und Beispiel Ihre Umgebung und andere Menschen zum Nach- und Überdenken veranlassen, ist schon viel gewonnen. Sie machen unsere Gesellschaft und damit die Welt ein wenig besser! 

Herzliche Gratulation!
Bert Hildebrand

Nur wer eine Null ist, überlebt

von Ben Moore 

Ben Moore beantwortet die Frage: Wie viel Energie braucht die Menschheit? «Nur 0,25 Prozent (150 km x 150 km) der Sahara mit Sonnenkollektoren zu bedecken» genügt, um die 23'000 TWh Strom zu «liefern, die unser gesamter Planet derzeit verbraucht.». Pro Erdbewohner umgerechnet wären das ca. 3 Quadratmeter. Das erinnert an eine Frage Leo Tolstois, formuliert als Titel seines Buchs «Wie viel Erde braucht ein Mensch?». Der Held seines Romans stirbt beim Bemühen, möglichst viel Land zu erwerben, und sein Knecht bereitet ihm ein Grab im fernen Land, womit die Frage beantwortet ist.

Aber warum brauchen wir eigentlich immer mehr Energie? Anscheinend sind Energie fressender Konsum und Produktion nötig, um genug Arbeitsplätze zu schaffen und so Perspektiven durch Teilnahme am Arbeitsmarkt zu verteilen. Es sind Perspektiven, die nicht mit hohen Geburtenraten verbunden sind. Klappt das nicht, gibts zu hohe Geburtenraten. Ein kleines Beispiel für diesen Zusammenhang lieferte Corona. Produktion und Konsum sanken während der Pandemie, gleichzeitig stieg die Geburtenrate in der Schweiz um 3 Prozent, was natürlich kein Problem ist. Dramatisch ist der Zusammenhang in den Entwicklungsländern. Die zu beantwortende Fragen wäre also: Wie viele Nachkommen braucht der Mensch? Wie viel Energie fressenden Konsum? Die Frage stellt sich vor allem angesichts der Drohung, dass der durch Klimawandel und Ausbeutung bewirkte Mangel an Ressourcen eine brutale Antwort diktieren könnte.

Doch mal angenommen, es stünde beliebig viel Energie zur Verfügung. Wäre das gut oder schlecht für die Menschheit? Eher Letzteres. Denn Energiemangel ist ein Mittel der Natur, dem Wachstum der Menschheit (Konsum und Kopfzahl) Grenzen zu setzen. Fiele dieses Mittel weg, würden sich andere, brutalere Mittel finden, das Genannte zu bewirken. Vermutlich müssen wir daher beides tun, einerseits auf klimaschonende Energiegewinnung umstellen, um andererseits die Zeit zu gewinnen, die nötig ist, herauszufinden, was wir tun müssen, um Moores Vorschlag zu realisieren: «unseren Energieverbrauch, die Umweltbelastung und die Bevölkerung zu reduzieren und eine Typ-0-Zivilisation zu bleiben».

Mit freundlichen Grüssen,
Gernot Gwehenberger, 4143 Dornach

N° 19 – 14. Mai 2022

Mein Opa kann es kaum erwarten, von Putin besetzt zu werden

von Sascha Britsko   |   Link zum Artikel

Für mich zeigt dieser Artikel, dieses Gespräch zwischen der Autorin Sascha Britsko und ihrem Grossvater, wie sinnlos und überflüssig Kriege sind. Kriege wollen uns weismachen, dass es Schuldige gibt, gegen die man sich mithilfe von Waffen wehren oder verteidigen muss. Es gibt aber keine schuldigen bzw. unschuldigen und auch keine durch und durch guten bzw. bösen Menschen.

Es gibt nur Menschen, die in ihrem Hirn die unterschiedlichsten Überzeugungen und Konzepte gespeichert haben. Und zwar aufgrund dessen, was sie in ihrem Leben erfahren und erlitten, gehört und gelesen haben und was ihnen eingetrichtert wurde. Mit Wahrheit hat der Wust der Gedanken, der in unseren Köpfen rumschwirrt, meist gar nichts zu tun. Darum ist es so wichtig, uns selbst und unseren Gegenübern mit einer Mischung aus Offenheit und Neugier zuzuhören. Ah ha, so tickt der Mensch, ah ha, so ticke ich. Das kann mit der Zeit zwischen den am Gespräch Beteiligten eine Stille entstehen lassen, in der erkannt wird, dass es jenseits aller Konzepte und Meinungen etwas gibt, was alle Menschen miteinander verbindet. Durch diese Atmosphäre des Friedens entsteht dann ein Raum, in dem ganz neue Ideen und Lösungen geboren werden können, die für alle Beteiligten nützlich und für deren Umsetzung es dann auch keine Kriege   braucht.

William Möritz, 8055 Zürich

  

Haben Sie wirklich keine besseren Ideen und Themen mehr, als zuzulassen, dass mit einem derart aus der Zeit gefallenen, reisserischen  Werbeartikel für Putinversteher die Situation unnötig angeheizt wird?

Eine Schande – aber alles, was Mehrumsatz und Aufmerksamkeit bringen könnte, ist gestattet. Sie wollen scheinbar unbedingt die bekannte Klatschpresse überholen. Wo bleibt Ihre politische Verantwortung und Unterstützung für die Betroffenen?

Nirgends mehr, das war wohl früher.
Franz Aeschi, 8903 Birmensdorf

   

Vielen Dank​ für den Artikel! Es ist heute fast ein Wunder, dass jemand mit einer ganz anderenSicht der «Dinge» zu Worte kommt. Jemand, der vor Ort die Verhältnisse kennt und eine grosse Lebenserfahrung hat. Sicher müssen sie mit Anfeindungen rechnen!

Der ganze Konflikt zwischen Russland und der Ukraine ist viel komplexer und vielgesichtiger, als die Medien uns glauben mache n wollen. Vorallem in den Zeitungen findet seit Wochen eine einzigartige Dämonisierung des Aggressors (Russland)statt, Hysterieund Hetze greifen Raum. Die russophobe Haltung der Berichte färbt ab, sie führt in derBevölkerung zu einer Kollektivverurteilung alles Russischen. Dagegen wird die Ukraine  glorifziert,   von einer Wertegemeinschaft ist die Rede, was völlig absurd ist.

Um es klar zu sagen: Dieser Krieg, den Russland in der Ukraine führt, ist zu verurteilen, er bringt Tod und unsägliches Leid. Nur ist jeder Krieg so, aber wenn die USA den Irak überfallen oder Afghanistan terrorisieren, wird ganz anders berichtet, geradezu positiv . Es sollte nicht sein, dass Jounalisten völlig einseitig und eindimensional berichten, den Medienkrieg der ukrainischen Führung einfach kritiklos übernehmen. Das heisst, es gibt keine unabhängige Berichterstattung in diesem Konflikt.

Sam Troehler

Wie man in einer Gruppe Entscheidungen  fällt

von Krogerus & Tschäppeler   |  Link zum Artikel

Dieser Text ist etwas vom Revolutionärsten, was ich je im «Magazin» gelesen habe. Wer auf diese Art des «Wir entscheiden» neue Lösungswege sucht, wird ganz natürlich die Trampelpfade verlassen, die zurzeit unseren Planeten zu zerstören drohen.

Es geht dann nicht mehr darum für die eigene Gruppe am meisten herauszuholen, sondern um Lösungen, die von allen Gruppierungen der Gesellschaft mitgetragen werden und nützlich sind für alle Menschen und unseren gesamten Planeten.

Es gibt übrigens eine ähnliche Art sich miteinander auszutauschen und Lösungen zu finden: Es ist der Bohmsche Dialog, bei dem sich in der Mitte des Gesprächskreises ein Stein bzw. ein Redestab befindet, der den Austausch so strukturiert, dass eine Atmosphäre des Friedens und der Achtsamkeit entsteht. Mehr darüber findet sich im Internet.

William Möritz, 8055 Zürich

Was wir lesen:  «Hadschi Murat»

von Mathias Plüss   |  Link zum Artikel

Mathias Plüss schreibt eine kurze literarische Abhandlung zu Lew Tolstois «Hadschi Murat». Das Fazit der Abhandlung ist, in Kürze: Die Grausamkeit der Russen sei sogar aus der grossen russischen Literatur bekannt. Die Parallelen zur Gegenwart seien nicht zu übersehen.

Das Werk «Hadschi Murat»  umfasst mehr als 100 Seiten. Die beschriebene Plünderungsszene beansprucht gerade mal eine Seite. Sie wurde in der Kolumne fast vollständig zitiert und zeigt mit aller Schonungslosigkeit die Grausamkeit des Krieges. Die restlichen gut 100 Seiten zeigen neben dem Krieg auch die Welt: die Funktionsweisen der gesellschaftlichen Oberschicht, die Rolle der Frau (in Russland und im Kaukasus), Knochenarbeit der Bauern, Rang- und Sippenkämpfe auf beiden Seiten und natürlich auch die Brutalität des Kriegs.

Nun kann Tolstoi nichts ferner liegen, als irgendeiner Nation die pure Lust an Zerstörung als wesentlichen nationalen Charakterzug zu attestieren. Damit gerade das nicht passiert, zeigt er die Grausamkeit des Krieges nicht bei den «wilden» Tschetschenen oder Tataren, wie Kaukasier in Russland des 19. Jahrhunderts pauschal genannt wurden. Dass die Anderen zu Gräueltaten fähig sind, davon ist jeder von uns schnell überzeugt. Schwieriger wird es, wenn an der Wahrnehmung des Eigenen gekratzt wird. Als grosser russischer Schriftstellar schlägt Tolstoi gerade diesen schwierigen Weg ein und nimmt das Eigene unter die Lupe. Er geht aber viel weiter, als einfach die Sinnlosigkeit des Krieges zu zeigen, er deckt nämlich die Mechanismen dahinter auf.

Vor allem fokussiert er sich auf die Gegenüberstellung der Kultivierten und der Wilden. Die Rolle der Wilden fällt klar auf die Tataren. Die Rolle der Kultivierten ist komplizierter besetzt: Russisch ist sie höchstens spurenweise. Vor allem ist es aber die europäisierte Oberschicht, die diese Rolle übernimmt. Schonungslos zeigt Tolstoi die Selbstgefälligkeit, geistige Trägheit, Opportunität dieser europäisierten Klasse. Da ist der Fürst Voronzov: grossgezogen in England, europäisch gebildet, weich und gutherzig im Umgang mit den Untergebenen und versierter Höfling im Umgang mit den Oberen, der häufig Russisch mit englischem Akzent spricht. Da ist der Zar: Die Tragweite der Entscheidungen dieses selbstgefälligen Mannes ist geradezu grotesk. Als Mitglied der grossen, europäischen Königsfamilie vergleicht er sich zwecks Selbstbestätigung immer wieder mit seinem Schwager, dem schwachen preussischen König. Was einem nicht-russischen Leser vielleicht entgehen kann: Das Werk strotzt vor Namen europäischer Herkunft: englische, französische, polnische etc. So heisst zum Beispiel der Kommandant, der den beschriebenen Angriff anführt, Butler (aus dem englischen Wort für «Hausdiener»). Diese und weitere zahlreiche direkte und indirekte Bezüge zur Europäisierung der Oberschicht dienen dazu, den trügerischen Schein der Kultiviertheit zu entlarven, und sollen den Leser vor dem falschen Schluss schützen, irgendeine Handlung oder einen Charakterzug einer konkreten Nation als immanent zuzuschreiben.

Die Polarität zwischen Kultiviert und Wild wird in der Vorgeschichte klar dargelegt. Der Erzähler kommt an einer schwarzen, gut gepflügten Scholle vorbei: kein Gras und kein Pflänzchen. Nur am Rande stand eine wilde, widerspenstige Pflanze, Tatarnik («Tatarin»,  siehe oben). So eine hat er kürzlich versucht abzupflücken. Tatarnik ist von einem Rad überfahren und stark beschädigt, aber immer noch lebend. «Was für Energie, was für eine Lebenskraft.» Der Mensch hat vieles zerstört und nivelliert. Die Lebenskraft wird trotzdem gewinnen – so der Leitsatz dieser Vorgeschichte. Daher: Nichts ist verwerflicher, als «Hadschi Murat» dafür zu missbrauchen, einer Nation intrinsische Brutalität zu unterstellen. Nimmt man dem Leben all das Gekünstelte und sogenannte Kultivierte weg, bleibt eine blanke Lebenskraft. Die wird uns hoffentlich auch in der Gegenwart vor dem Untergang retten. 

Grosse Literatur.
Svetlana Berlepsch, Dr. phil I 

Gratulation für «Das Magazin»

Herzliche Gratulation zum Tagi-Magazin von heute! Nun bin ich schon bald fünfzig Jahre Abonnent des Tagi und auch seit gut zehn Jahren des «Landboten». Infolge der aufgezwungenen Sparmassnahmen hatte ich schon manchmal das Gefühl, dass die Qualität der Artikel nachgelassen hat. Umso mehr Freude habe ich an den folgenden zwei Berichten:

  • Mein Opa kann es kaum erwarten, von Putin besetzt zu werden  (Link zum Artikel)– sehr eindrücklich, wie Sascha Britsko über ihren Grossvater und die Situation in der Ukraine berichtet. Herzlichen Dank!

  • 50 Antworten zum Bundesrat, die man nicht googeln kann (Link zum Artikel) – eine äusserst amüsante Schilderung rund um den Bundesrat und da speziell Nr. 43  (Was ist der beste Bundesratswitz?‘ … Bis nach Sankt Eiermark!!)  Da haben ich und meine Frau minutenlang Tränen gelacht.

Nochmals vielen Dank!
Freundliche Grüsse,
Laurenz Albicker, 8413 Neftenbach

  

Ich gratuliere zur aktuellen Nummer des «Magazins». Das Interview mit dem Grossvater als Putinversteher, bespickt mit Einsichten von Professor Perovic, lässt tief blicken in die komplexe Situation und in das Lebenswelt der vierzig Prozent Demokratieskeptiker. Eine der besten Reportage, die ich im «Magazin» gelesen habe.

Und die 50 Fragen zum Bundesrat sind witzig, informativ, und lassen ebenfalls tief hineinblicken in dieses merkwürdige und doch gute Gremium des «Verwaltungsrats der Bundesverwaltung» (einige geniale Formulierungen und witzige Flashs (zum Beispiel Ogi und seine Krawatte).

Also noch einmal herzlichen Dank für diese sehr gelungene Nummer.
Jean-Eric Bertholet, Biel

  

Immer wieder bin ich entsetzt / bewegt über schreckliche Missstände, die auf der Welt herrschen. Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie JournalistInnen die Arbeit auf sich nehmen und den Mut haben, zu recherchieren und über einzelne Schicksale zu berichten. Danke, dass Sie im «Magazin» diesen Geschichten eine Plattform geben! 

Ebenfalls lassen Sie immer wieder inspirierende Menschen zu Worte kommen, die meines Erachtens vorbildlich und mutig handeln und mich inspirieren, dies ebenfalls zu tun, zum Beispiel  Christian Seiler im Interview mit dem Jesuitenpater ( Link zum Artikel ) oder in der letzten Ausgabe Alltag im Mittelmeer von Ariane Lüthi ( Link zum Artikel). Inspirierend finde ich immer wieder Krogerus & Tschäppeler, und Freude bereitet auch Max Küng, vielen Dank.

Freundliche Grüsse,
Ramon Blum 

N° 18 – 7. Mai 2022

Alltag im Mittelmeer

von Ariane Lüthi   |  Link zum Artikel

Beim Lesen des Artikels ist man betroffen und kommt ins Grübeln. Uns in Mitteleuropa geht es doch so gut. Hingegen handelt der Artikel von Menschen aus Afrika, die «lieber ertrinken würden, als in der Hölle Libyen zu bleiben». Für manche wird Ertrinken denn auch zur Realität. Was läuft da falsch, und was ist unsere Verantwortung und was die der Afrikaner?

Es geht hier um ein ungelöstes Problem. Zu dessen Illustration sei hier eine Prognose der UN erwähnt: Nigeria wird im Jahre 2100 mehr Einwohner haben als Europa (794 gegenüber 645 Millionen). Aus derartigen Prognosen ergibt sich, dass das Problem nicht darin liegt, dass es uns gut geht, sondern darin, dass Geburtenraten zu hoch sind. Die Verantwortung dafür liegt bei den Eltern der von der Seenotrettung geretteten Jugendlichen. Es sieht so aus, als bestünde für diese ein Zwang, sich in die «Hölle Libyen» zu begeben.

Der Artikel beschreibt sehr persönliche dramatische Erfahrungen, aus denen allerdings kein Lösungsweg des grundsätzlichen Problems ersichtlich ist. Dieser Weg müsste sich mit der Verteilung der Verantwortung befassen. Beim eingangs erwähnten Grübeln beginnt man die eigenen viel weniger dramatischen Erfahrungen zu hinterfragen. Dazu das Folgende: Am 5. Mai war ich zum Kaffee bei meiner Tochter eingeladen und traf dort auch eine mir bereits bekannte Ukrainerin mit ihrer Tochter. Meine Enkeltöchter hatten beschlossen, ein Zimmer zu teilen und die Einliegerwohnung für die Geflüchteten frei zu machen. Warum auch nicht, als Student teilte ich dankbar ein Zimmer (im Studentenheim des Asylvereins der Uni Wien) mit drei Mitstudenten. Das Beispiel zeigt: Wenn man zusammenrückte, wäre genug Platz da in Europa. Aber würde dieser auch reichen, wenn eine gesicherte Schiffsverbindung nach Europa bereitstünde? Wenn schon jetzt viele Menschen bereit sind, in die «Hölle Libyen» zu flüchten, wie viel mehr wären dann wohl bereit, eine sichere Schiffsverbindung zu nutzen? Und wie lange könnte die Aufnahmekapazität reichen, angesichts der genannten UN-Prognose? Wäre dann noch Platz etwa für die genannten Ukrainerinnen, deren Mann bzw. Bruder in der Ukraine geblieben sind, um die Ursache der Flucht zu beseitigen?

Um den erwähnten Heimplatz zu bekommen, war  jährlich ein Aufnahmegesuch an die Heimleitung nötig, worin auch der Studienerfolg belegt werden musste. Ich erwähne das, weil auch im Bereich der Migration etwas gefordert werden muss, und zwar die Bereitschaft, die tieferen Ursachen der Migration (zu hohe Geburtenraten) zu beseitigen. Der Erfolg müsste belegt werden. Dieser müsste darin bestehen, dass die aktuellen Massnahmen zur Seenotrettung allmählich überflüssig werden.

Um eine Lösung zu finden, ist davon auszugehen, dass die Probleme der Menschheit auf einer Art «Tragik der Allmend» beruhen. Wobei zu den dabei geplünderten Ressourcen die Möglichkeit gehört, Kopfzahl und Konsum stärker zu steigern, als die Ressourcen erlauben. In nicht allen Bereichen, aber doch in entscheidenden ist das Menschenrecht auf Eigentum das geeignete Gegenmittel gegen die «Tragik der Allmend». Denn es sollte bewirken, dass im Normalfall die eigenen Ressourcen so weit geschont werden und daher ausreichen, um nicht fremde Ressourcen fürs eigene Überleben zu benötigen. Das mag egoistisch erscheinen, aber es gibt keine Alternative, wenn es um eine gute Zukunft für Alle geht. Natürlich muss trotzdem gelten: Eigentum verpflichtet, dies auch zum gezielten Einsatz für die genannte gute Zukunft.

Mit freundlichen Grüssen,
Gernot Gwehenberger, 4143 Dornach

Rollkommando Gottes

von Jan Christoph Wiechmann   |  Link zum Artikel

Guten Tag, Herr Wiechmann! Ich möchte Ihnen danken für den sehr interessanten Artikel über das «Rollkommando Gottes». Da ich kürzlich ein Buch über die Mission in Südamerika in der Mitte des vorigen Jahrhunderts gelesen habe, hat mich dieser Artikel sehr interessiert – und gefreut, vor allem wie die Kultur der Naturvölker jetzt viel deutlicher anerkannt und geschützt wird.

 Ja, ich bin eben auch eine von diesen Menschen, die Sie als «Evangelikale» bezeichnen, und ich habe Kontakte zu vielen andern Menschen dieser Glaubensrichtung, sogar nach Brasilien hinein. Ja, und ich bin es gewohnt, dass wir von Journalisten regelmässig eine einseitige, schlechte, vielleicht sogar spöttische und oder verachtende Beurteilung abbekommen, egal was einer von uns tut. Das ist auch in Ihrem Artikel so, und das macht manchmal wütend und hilflos.

Nun, die Geschichte des Christentums zeigt von allem Anfang an schwerwiegende Probleme und Missverständnisse der Nachfolger dieses Jesus von Nazareth. Ich teile Ihren Ärger in manchen Aussagen, die Sie machen. Für mich ist einfach die Optik eine etwas andere: Was hat dieser Jesus (die Bibel) wirklich gesagt, und wie haben es die Menschen (jeder einzelne, der von der Botschaft Jesu berührt wurde) verstanden, weitergesagt und in ihrem Leben umgesetzt – oder eben auch nicht. Das ist die entscheidende Frage, und weniger differenziert geht es eben nicht. Um nur ein Beispiel zu nennen: Schon die Zeitgenossen und ersten Nachfolger von Jesus haben immer wieder gemeint, dieser werde eine Kampftruppe gründen und das Volk von den Römern befreien – ein typisches Missverständnis also.

Ich möchte Ihnen einfach empfehlen, die Bibel zu lesen, am besten von A bis Z. Siewerden da viele Informationen bekommen, welche erklären – nicht rechtfertigen! –, was diese Menschen, denen Sie begegnet sind, tun und wie es mit ihnen weitergehen könnte. Denn der Glaube muss reifen.

Aber auf eines möchte ich doch noch hinweisen: Ich finde es auch absolut schlecht, wenn der Regenwald ausgebeutet wird. Aber den indigenen Stämmen und ihren Missionaren die Schuld daran zu geben, schliesst wohl doch etwas zu kurz. Die Verantwortung für die Einsicht, dass und warum der Regenwald geschützt werden muss, sollte wohl bei den Mächtigen, den Gebildeten, den Politikern und den Wirtschaftsbossen gefördert werden.  Dort ist der Ansatzpunkt und nicht bei den Naturvölkern, die man in ihrem Urzustand lassen soll (wie Tiere im Naturreservat). Das ist nichts als zynisch.

Mit freundlichen Grüssen,
Susi Bachmann

Lieber Max Küng…

von Max Küng   |  Link zum Artikel

Lieber Max Küng, Ihre Kolumne im «Magazin» lese ich regelmässig; oft mit Schmunzeln und mit zustimmendem Nicken, aber auch oft mit Ablehnung und Unverständnis. In der letzten Ausgabe traf eher das Letztere zu.

Vorerst die Geschichte mit dem Saab. In der Schweiz, aber vor allem in den USA war das Auto (speziell das Cabrio) ein Symbol der Arrivierten, der besser Verdienenden und der Leute, die sich von der Masse abheben wollten. Mit den Verkaufszahlen dieser «exklusiven» Kundschaft konnte der Autokonzern mit der Konkurrenz jedoch nicht mithalten. Wenn der Saab das Prädikat «best car ever» wirklich verdient hätte, würde das Auto noch heute produziert.

Nun zum Wichtigsten in Ihrer Kolumne. Auch Sie biedern sich nun bei den Feministinnen an. Diese idiotische, unverständliche, stupide Schreibweise (…er:innen) müssen Sie nun auch noch verwenden. Was erhoffen Sie sich dabei? In Ihrem Text zum Krieg in der Ukraine ist es einfach lächerlich, wenn Sie diese Schreibform verwenden. Es würde die wenigsten Leserinnen und Leser stören, wenn Sie richtig schreiben über die Russen (es ist tatsächlich eine grosse Mehrzahl von Männern, die einmarschieren), über die Verteidiger (die im Land Gebliebenen sind die Männer, Flüchtlinge sind in grosser Zahl Frauen). Hier darf man ruhig das Kind beim Namen nennen: Es sind ausschliesslich Männer, die Putins Krieg gutheissen, es sind in der Mehrzahl Männer, die diktatorisch Länder unterdrücken. Feministinnen wären wohl nicht «betupft», wenn hier mal nur die männliche Schreibform benutzt wird.

Übrigens finde ich es besser, wenn Saab gute Verteidigungswaffen herstellt; auf Autos werden wir in Zukunft eher verzichten können (müssen).

Ich freue mich, Herr Küng, wieder lesenswerte Beiträge im «Magazin» lesen zu dürfen. Der Inhalt muss nicht immer mit meinen Vorstellungen übereinstimmen, aber es sollte leicht zu lesen sein.

Freundliche Grüsse,
Hans Jörg Brönnimann, 3800 Unterseen-Interlaken

  

Lieber Herr Küng, wie gut kann ich Ihre Wehmut bezüglich dem «Ableben» Ihres Saab verstehen. Unser Saab 9-5, 2.0 Bio Power Kombi hat Jahrgang 2009, also eines der letzten Modelle dieser Marke, und ist für uns unverzichtbar. Was hat der schon alles transportiert, ganze Betten, Leitern, Farbkübel, Werkzeug und sogar Feriengepäck! Unsere eine Tochter wohnt in München und hatte immer mal wieder Bedarf an handwerklicher Hilfe in ihrem Zuhause. Dank des wirklich grosszügigen Kofferraums (und der Ladefläche) war es nie ein Problem, auch die sperrigsten Hilfsmittel zu transportieren. Wir bedauern sehr, dass dies nun wohl unser letzter Saab ist.

Freundliche Grüsse,
Beatrice Roth

Eidgenössische «Sisterhood» (aus der Rubrik  «Journal der Gegenwart»)

von Christoph Lenz

Sehr geehrter Herr Lenz, Sie vertreten die einzig öffentlich vertretbare Meinumg: von den zum Schweigen verurteilten Innerrhoderinnen.

Ich wuchs in Appenzell auf, meine weiblichen Verwandten waren ausnahmslos selbstbewusst, was aber nicht zwingend bedeutete, dass ihnen das Stimmrecht wichtig war. Es gehört zu den Rechthabereien der für das «Recht» Eintretenden, dass es nur missachtete Frauen gab, das wird man den sturen Männern noch jahrhundertelang vorwerfen.

Richard Dähler, 8047 Zürich

Anthropologische Masse

von Nina Kunz   |  Link zum Artikel

Guten Tag Frau Kunz,  noch ein kleiner Beitrag meinerseits zur Anthropologischen Masse:

Ein Bild: Nehmen wir den Genfersee: Seine Fläche ca. 580 Quadratkilometer = 580 Millionen Quadratmeter.   Nehmen wir an, der Genfersee habe weder Zu- noch Abfluss. Nehmen wir weiter an, die gesamte Menschheit von ca. 8 Milliarden steige gemeinsam und gleichzeitig in den Genfersee zum Schwimmen. Bei 8 Milliarden Menschen und 580 Millionen Quadratmetern ergibt es ca. 13.8 Menschen pro Quadratmeter. Es wird also etwas eng. Aber die Wasserverdrängung pro Mensch ist fast gleich, ob mit Kopf über oder unter Wasser.   

Nun nehmen wir noch an, das Durchschnittsgewicht eines Menschen sei etwa 50 Kilogramm, was angesichts der vielen unterernährten und vom Hungertod bedrohten Kinder in Entwicklungsländern wohl eher die obere Grenze darstellt.  Die 13.8 Menschen pro Quadratmeter Genfersee verdrängen also 13.8 x 50 Liter, das sind 690 Liter pro Quadratmeter. Man glaubt es kaum, aber der Wasserspiegel steigt gerade mal um 69 Zentimeter.   

Und dieser lächerlichen Biomasse Mensch soll es nun tatsächlich gelingen, den wunderbaren Planeten Erde für einen Grossteil der Lebewesen unbewohnbar zu machen.

Noch ein Bild:  Ich stelle fest, dass die heutigen Mitmenschen keinen rechten Begriff mehr haben von grossen Zahlen. So denken viele: Eine Million (SFR, Dollar, Euro oder was auch immer) sei viel; eine Milliarde einfach etwas mehr.

Eine Million sind 1000 Tausendemoten. Diese aufeinandergeschichtet ergibt ein Beigelchen von 17 Zentimetern. (Habe ich gleich heute Morgen auf dem Küchentisch nochmals nachgeprüft. Ist natürlich Blödsinn.) Meine Frage jeweils nach der Höhe des entsprechenden Beigelchens bei einer Milliarde löst meist Schulterzucken aus. Einige wagen sich zur Aussage, es sei 1.7 Meter; nur wenige meinen, es sei 17 Meter. Kaum je kommt einer spontan auf die richtige Höhe von 170 Meter.   

Und es gibt Menschen auf dieser Erde, die besitzen mehr als 100 solcher Türme! Ob Genferseebild und Turmbild vielleicht etwas zu tun haben miteinander? 

 Ich, 76-jähriger Schwerenöter, lese Ihre Magi-Kolumnen mit Freude.  Mit den besten Wünschen für Ihre hoffentlich noch lange Zukunft.   

Freundliche Grüsse,
Peter Häsler

N° 17 – 30. April 2022

Emil und die Elite

von Res Strehle   |  Link zum Artikel

Sehr geehrter Res Strehle, danke sehr für Ihren Artikel über Emil Bührle und Zürich. Einiges war mir schon bekannt, aber das ganze Ausmass der Verbindungen zwischen Finanz und Wirtschaft in Zürich und der nationalsozialistischen Politik wusste ich so noch nicht. Ich bin schockiert, wie stark die Verflechtungen waren, und froh, dass Sie das so sauber dokumentiert haben. Das wird helfen, in Zukunft die Augen offen zu halten für gesellschaftliche Seilschaften!

Und das Ganze hat mich erinnert an die Geschichte von Generalstaatsanwalt Fritz Bauer in Deutschland, über dessen Kampf gegen die Nazis in der deutschen Nachkriegsverwaltung, die in einem ausgezeichneten Film dargestellt wurde.

Vielen Dank also für das «Magazin» und den tollen Artikel und guten Mut für weitere Recherchen!
Anässe dafür gibt's ja leider genug.

Freundliche Grüsse,
Christine Ballmer-Hofer, 4058 Basel

  

Ich gehe mal davon aus, dass das, was in diesem Artikel beschrieben wird, in etwa der Wahrheit entspricht. Aber dennoch ist es wie in einem Arbeitszeugnis: Wahr ist auch das, was nicht drinsteht. Allerdings fehlen in diesem Bericht nicht die negativen Ereignisse, sondern die positiven Beiträge der Familie Bührle.

Ich habe von 1968 bis 1982 bei der Firma Contraves AG, als Teil des Bührle-Konzerns, in der Militärentwicklung gearbeitet. Ich habe diese Firma damals als ausgesprochen fortschrittlich und als fairen Arbeitgeber erlebt – sie  hat meine berufliche Zukunft erfolgreich geprägt. Beispielsweise wurden die Kosten für Weiterbildung von der Firma vollständig übernommen. Mit der Entwicklung von Feuerleitanlagen und Flabkanonen auf eigene Kosten hat Bührle nicht nur in Raubkunst investiert, sondern auch massgeblich zur damals noch aktiven Neutralität und Landesverteidigung beigetragen.

Dass ausgerechnet der Flabpanzer Gepard, an dessen Entwicklung ich beteiligt war und der seit zehn Jahren eingemottet ist, jetzt zum Sieg der Ukraine über die Russen verhelfen soll, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Der Gepard wurde zwar einer Kampfwertsteigerung unterzogen – aber wäre es nicht klüger, auch modernere Waffen und Munition zu liefern, anstatt sich selbstgerecht und scheinheilig hinter der Neutralität zu verstecken?

Freundliche Grüsse,
Christian Perron, Konolfingen

  

Mein Taschengeld war bescheiden. Wollte ich mir etwas leisten, zum Beispiel eigene Skier, musste ich mir das Geld selbst verdienen. Ich sah darum das «Tagblatt» nach Ausläuferstellen durch. War etwas drin, ging ich nach der Schule vorbei und stellte mich vor. Eines Tages nach Schulschluss fragte ich im Blumenladen neben dem Schulhaus, ob sie einen Ausläufer bräuchten. Die Ladenbesitzerin sah mich ein bisschen erstaunt an und sagte, sie suche eigentlich niemanden, aber sie könne es mit mir mal versuchen. Sie bot mir fünf Franken pro Abend. Ich wusste, dass fünf Franken nicht viel waren, aber offenbar gab es mehr Ausläufer als Stellen, oder, wie ich später im Leben von einem Universitätsökonomen lernte: Angebot und Nachfrage waren nicht im Gleichgewicht, würden aber nach den Regeln der klassischen Ökonomie, das heisst nach Adam Smith, zum Gleichgewicht hin tendieren, früher oder später.

Ich lernte auch, auf Trinkgelder zu spekulieren, und da war ein Blumenausläufer allemal besser gestellt als ein Metzgers- oder Bäckersbursche, vor allem, wenn ich Hochzeitsbuketts, mehr aber noch, wenn ich Trauerkränze abzuliefern hatte. Der besagte Ökonom sagte mir auch, warum die Leute freiwillig Trinkgelder gäben, sie seien eben Nutzenoptimierer – und manch­mal sei der Nutzen, zwei Franken wegzugeben, grösser, als sie zu behalten.

Einen besonderen Nutzenoptimierer lernte ich kennen, als der schwerreiche Industrielle Dieter Bührle starb und ich ein Grabarrangement aus vierzig gelben Rosen abliefern musste. Da es zur Villa des verstorbenen Waffenfabrikanten ziemlich weit war und auch weil ein solches Blumenarrangement auf dem Fahrrad nur schlecht zu transportieren war, anerbot sich die Ladenbesitzerin, mich mit dem Auto hinzufahren. Sie hielt neben der imposanten Villa, und ich trug das Arrangement vorsichtig zum Dienstboteneingang. Auf mein Klingeln erschien ein schwarz gekleidetes Dienstmädchen, nahm mir das Arrangement wortlos ab und schloss die Tür.

Als ich wieder beim Auto war, fragte mich die Ladenbesitzerin: «Wie viel Trinkgeld hast du erhalten?» «Nichts», sagte ich. «Nichts?», fragte sie ungläubig zurück. «Das ist ja unerhört. Hier hast du vierzig Franken. Ich schreibs auf die Rechnung.»

Walter Fischer, 5632 Buttwil

Was ist ein guter Bundesrat?

von Philipp Loser   |  Link zum Artikel

Sehr geehrtes «Magazin», immer lese ich die klugen Artikel von Philipp Loser mit grosser Freude. So viele Fragen, so viele Ideen, Chapeau.

Aber ich denke: Man kann den Bundesrat ja kritisieren, geschenkt, es besser machen wäre auch verdienstvoll, aber nun zu meckern, er sei auf den Krieg in der Ukraine ungenügend vorbereitet gewesen, finde ich total unfair:

  1. Haben wir keine Nachbarn, wie es die Russen sind.

  2. Habe ich einen Bericht von einem russischen General gelesen, der diesen Krieg für völlig undenkbar und nur als politisches Geplänkel, um den Westen zu erpressen, ansah,  denn es käme Russland viel zu teuer.

  3. Auch ich und alle Leute, mit denen ich diskutierte, dachten das. Dass Herr Putin ernst machen könnte, dachten wohl nur seine unmittelbaren Nachbarn und die Ukraine. Also ist es wohl nicht nur unsere Landesregierung, der man Vorwürfe machen soll.

Mit freundlichem Gruss,
Susanna Oppikofer, 8804 Au ZH

PS: Die Artikel von Kaltërina Latifi lese ich nie mehr. Seit diese Dame aus London in die Schweiz kam und sich lauthals beschwerte, weil sie sich vor einem Konzertbesuch in Bern testen lassen musste, ist sie für mich abgeschrieben. Niemals hätte sie das in London tun müssen, sei dort überhaupt kein Thema! Gar keins. Soll sie doch in London bleiben und froh sein, dass sie hier während Corona überhaupt ins Konzert durfte! So.

Unterirdisch

von Thomas Bärnthaler   |  Link zum Artikel

Wenn Thomas Bärnthaler in seinem «Unterirdisch» übertitelten Interview  mit Gennaro Ioro, dem Kellermeister des Hôtel de Paris in Monte Carlo (dem «bestsortierten Weinkeller der Welt», wie Bärnthaler angibt), einen Satz Ioros stehen lässt wie «Man macht auch gute Weine in kälteren Ländern wie Deutschland, Rumänien und Bulgarien», so kann das nur als «unterirdisch» schlecht recherchiert bezeichnet werden.

Entweder war Ioro oder war der Interviewer noch nie in Rumänien/Bulgarien. Sicher sind die Winter dort kalt. Das für die Wachstumsperiode bestimmende Kontinentalklima der Monate von Frühjahr bis Herbst aber dürfte sowohl in Rumänien wie in Bulgarien im Celsiusbereich selbst Südfrankreich um einiges übertreffen. Als «kalte» Länder jedenfalls würde ich die beiden genannten auf keinen Fall bezeichnen.

Benjamin Herzog,
Basel

N° 16 – 23. April 2022

Am Rand

von Philipp Loser   |  Link zum Artikel

Sehr geehrter Herr Loser – Sie schreiben: «... und ein französischer Dialekt, den auch Deutschschweizer verstehen.» Elsässisch ist genauso wie Schweizerdeutsch ein alemannischer Dialekt des Deutschen, und deshalb haben Ostschweizer keine Mühe, Elsässisch, Badisch und Schwäbisch zu verstehen. Wäre Elsässisch ein französischer Dialekt, hätten Ostschweizer wesentlich mehr Mühe, ihn zu verstehen, da die SVP aktiv gegen den Französischunterricht politisiert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Alemannische_Dialekte#/media/Datei:Schw%C3%A4bisch-Alemannisches_Mundartgebiet.PNG

Ich hoffe, dass Sie die Verbindung zu Wikipedia gut öffnen können. Dort sehen Sie die geografische Verbreitung des Alemannischen.

Mit freundlichen Grüssen,
Oskar Hartmann

  

Sehr geehrter Herr Loser, mit Verlaub: Elsesserditsch ist ein deutscher Dialekt, kein französischer.  Gehen Sie aufs Land, dort ist ausser «bon jour» nix französisch.

Mit freundlichen Grüssen,
Albert H. Bingemann-Frank

Oligarchenbedarf

von Max Küng   |  Link zum Artikel

Lieber Max Küng – mein samstägliches Morgenritual: Brille aufsetzen, Kaffeemaschine drücken und das TagiMagi bis zur Seite 30 durchblättern. Dort finde ich immer spannende Kolumnen von Max Küng. Sie bringen mich zum Schmunzeln, zum Nachdenken. Manchmal erkenne ich mich selbst darin, zum Beispiel kenne ich die Kugelschreiber-Nester, und bei mir gibt es noch Haarkamm-Nester. «Chugi» und Kamm sind eigentlich nie dort, wo sie gebraucht werden.

Offensichtlich sind Sie kein Shopping-Typ, und dass Sie das eingesparte Geld für die Ukraine spenden, finde ich grossartig. Seit dem 1. April wohnen zwei Mütter und zwei Mädchen aus der Ukraine bei uns, und ich sehe vieles mit ihren Augen. Unsere Konsumwelt, unsere Werbung, die uns einredet, was wir noch dringend  bräuchten. Ich geleite sie zu «Food love» zum «Tischlein deck dich» und bin erschüttert über die langen Warteschlangen.

 Ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre Texte und wünsche Ihnen immer einen griffbereiten «Chugi»  – ein Bleistift tut es notfalls auch.

Elisabeth Klinger, Wernetshausen

Lasst die Wissenschaft in Frieden

von Ben Moore

Was Ben Moore für die Wissenschaft fordert, verlangen andere für Literatur oder Musik, für Tennis oder Fussball. Auch die Wirtschaft hätte am liebsten den «courant normal», besonders in Zug und Genf. Die Argumente, die Mister Universum für seine Branche anführt, sind ungenügend, denn der Wissenschaftsbetrieb kann genauso politisch vereinnahmt werden wie die Olympischen Spiele. Prominente Wissenschaftler verbreit(et)en leider nicht nur Botschaften für Abrüstung, sondern auch für Massenvernichtungswaffen, von Fritz Haber über Edward Teller bis in die Gegenwart. Zu glauben, dass Forschung grundsätzlich zum Wohle der Menschheit betrieben würde, ist ebenso naiv wie die Behauptung, dass Sport immer fair ablaufe.

Nicht erst die Weltraumastronomen, schon Archimedes erlebte den «dual use» des Wissens. Dass die Relativitätstheorie nicht nur in den schwarzen Löchern zentral ist, sondern auch in den GPS-gelenkten Präzisionsgranaten, die durch die Ukraine heulen und auf der Schweizer Einkaufsliste stehen, weiss Ben Moore bestimmt.

Hans Peter Dreyer, 9642 Ebnat-Kappel

Dinnerparty im Pyjama

von Ursina Haller   |  Link zum Artikel

Lob für «Das Magazin»

Ich lese seit Jahren «Das Magazin» und schätze es für seine Kolumnen und Reportagen. In letzter Zeit finden sich immer mehr differenzierte Berichte  über das Klima, die Umwelt, Rechte und Freiheit – Themen, die mich interessieren und die in der Gesellschaft dringend notwendig sind. Gerade in Zeiten, da weltweit eineTendenz nach rechts festzustellen ist und selbst beispielsweise die NZZ immer mehr polemische und rechtslastige Artikel veröffentlicht.

Danke für die gute Lektüre!

E. Schürmann

  

Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin ein regelmässiger Leser des «Magazins» und habe meistens Freude daran. Die Ausgabe vom vergangenen Wochenende ist aber wieder einmal SUPER. Interessante Berichte sind das Eine. Aber Berichte, welche die Leserschaft zum Nachdenken bringen – das ist was Besonderes: Ihr Bericht zum verblassenden Sternenhimmel Max Küngs Oligarchenbedarf treffen unsere mittelbaren und unmittelbaren Lebensumstände so treffend, dass es richtig wohltut zu lesen. Da gibt es doch noch Schreibende, die merken, was da schiefgeht.

Ich glaube, dass es wichtig ist, dass Ihr Heft immer wieder solche Geschichten unter die Leute bringt, zum (Um-)Denken anregt. In der Dosierung wohl so, dass man es nicht übersehen kann, aber auch so, dass das «Magazin» nicht verleidet.

Meine Hoffnung auf Besserung braucht diese Nahrung. Sie wird gehörig erschüttert durch Erfahrungen wie die ungebrochene Flugfreude oder der Radio-DRS-Bericht über die Seekühe in Florida: Diese verhungern dort wegen der Effekte der Gewässerverschmutzung – die Regierung stellt 5 Mio $  bereit für:  die Durchfütterung mit Salat. Punkt! Vielleicht gibt es dann auch einmal Gelegenheit, über Projekte zu berichten, wo die Leute ihr Lebensglück und Zufriedenheit in der Nähe finden, auch mit einem angemessen verkleinerten ökologischen Fussabdruck.

 Mit bestem Dank für Ihr Engagement grüsse ich freundlich
René Müller, Knonau

N° 15 – 16. April 2022

Zum Titelbild

Grüezi mitenand, erstmals habe ich am Titelbild etwas auszusetzen: Das ist doch kein Brotmesser, das neben dem Zopf liegt! Und auch kein Zopfmesser! Mit diesem Messer (wie abgebildet) zerdrückt man das Brot! Brotmesser haben immer einen Wellschliff, wie das  zweite Bild im Anhang zeigt. (Vor 60 Jahren waren Brotmesser fein gezähnt).

Wenn Sie mir nicht glauben sollten, bitte erkundigen Sie sich bei der Pressestelle von Victorinox in Ibach SZ über Brotmesser.

Mit den besten Grüssen,
Ruedi Rohr, 8005 Zürich

Lüge und Macht

von Philipp Loser   |  Link zum Artikel

Sehr geehrter Herr Loser, Sie sehen an meinen nachfolgenden Bemerkungen, dass ich Ihre Beiträge lese, und dies  generell mit Zustimmung. Zu «Lüge und Macht» möchte ich aufbauende Kritik anbringen. Es betrifft den Satz «Über Jahrhunderte brachte die katholische Kirche ihre Gläubigen …»

Ein grosser Teil Ihrer Leserschaft versteht unter der katholischen Kirche die Konfession, die sich von der evangelischen, altkatholischen oder anderen christlichen Kirchen unterscheidet. (Wittgenstein: Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache.) Es wäre also sprachlich korrekter, wenn man an Dante oder Hieronymus Bosch, Jahrhunderte vorher und nachher (!) denkt, von Christentum spricht und, falls weltweite Vorstellungen einschliessend, zutreffend von den Religionen. Man müsste also nicht einmal präzisierend sagen, die abrahamitischen Religionen;  denn es gibt keine Religion, die das Böse oder «Unsinnige» einfach so durchgehen lässt! Sondern sie drohen mit «phantastischen» Strafen.

 Ich kann an dieser Stelle nicht auf diesbezügliche Details eingehen. ( Es gibt ja auch  Ideologien, die ihre höllischen Visionen gar nicht erst ins Jenseits verlagern.) Aber eine Sache muss ich klarstellen: Es geht mir nicht um die Verteidigung der katholischen Kirche. Meine Freunde, auch die nichtchristlichen  oder atheistischen, würden bestätigen: Es geht mir tatsächlich um Ökumene, wenn ich Wert darauf lege, Missverständnisse abzubauen:

Denn wir fördern Ökumene nicht dadurch, dass wir die je eigene Seite bis zur Unkenntlichkeit schwarz malen oder auflösen (»Entschuldige, dass ich existiere) oder indem wir alle Konturen vermischen (vom Betonen der Mängel der andern Seite zu schweigen), sondern u.a. durch eine behutsame Sprache.

 Ich würde mir nicht die Mühe machen, auf Ihre Zeilen zu reagieren, wenn ich nicht als Ihr Leser auf Ihre philosophische Kompetenz setzte und eben auch auf Verständnis.

Mit freundlichen Grüssen,
Otto Gemperli,  4059 Basel               

«Wer dankt, sieht,  was er hat. Wer bittet, sieht, was er nicht hat»

von Christian Seiler   |  Link zum Artikel

Sehr geschätzter Herr Seiler – «Der Jesuitenpater Georg Sporschill sagt Sätze, die man sich am liebsten auf den Unterarm tätowieren würde, damit man sie nie mehr vergisst»,  steht am Anfang Ihrer Reportage über Ihre zutiefst bewegenden Eindrücke aus den Schilderungen von Pater Georg Sporschill. Die Unterarme würden wohl kaum reichen, finge man wirklich damit an ...

DANKE für dieses wunderbare Zeugnis eines Ausnahme-Dankbarkeitsverstehers und Nächstenliebepraktierers. Ein überaus kostbares Ostergeschenk als überraschendes Suppelement zu Ihren übrigen fantastischen Rezepten im «Magazin».

PACE E BENE und herzliche Grüsse,
Johannes Schwarz, 3510 Konolfingen

  

Lieber Herr Seiler! Ihr Interview mit Georg Sporschill im «Magazin» habe ich meiner ehemaligen Mitarbeiterin, einer 86-jährigen Psychotherapeutin, am Telefon vorgelesen, weil sie fast blind ist und nicht mehr lesen kann.

Wir beide danken Ihnen für diesen Beitrag ganz von Herzen!
Kurt Bader, Döttingen

  

Sehr geehrter Herr Seiler – danke für den wunderbaren Artikel über Georg Sporschill. Ich bin erst heute dazu gekommen, ihn zu lesen. Er ist herzerwärmend.

Freundliche Grüsse,
Marianne Odok

  

Lieber Herr Seiler – Ihr Artikel  hat mich sehr beeindruckt. Vielen Dank für diesen berührenden Bericht. Vielleicht kennen Sie auch das kleine Büchlein «Dankbarkeit» von Oliver Sacks. Es liegt bei mir im Badezimmer, und ich lese immer wieder darin  Gerne werde ich eine Spende an das Projekt Elijah senden. 

Ich freue mich, weiterhin von Ihnen zu «lesen», und wünsche Ihnen alles Gute. 
Freundliche Grüsse,
Yvonne Jaeger, Riehen BS

  

Vielen Dank für das sehr inspirierende Gespräch mit Jesuitenpater Georg Sporschill. Wow, was für ein ermutigender Mann. Und ich finde es genial, dass Sie am Ende des Artikels die Spendenangaben angefügt haben! Sieht man selten. Toll! Danke! 

Beste Grüsse,
Estelle Blum 

  

Vielen Dank für das interessante Interview von Christian Seiler mit dem in Osteuropa aktiven Jesuitenpater Georg Sporschill, das mich sehr beeindruckt hat.

Eine Sache hat mich allerdings sehr gewundert: Was macht das Poster von Clint Eastwood aus einem Italowestern in seiner Wohnung? Wie passt das zusammen: der wortkarge, einsame Killer und die Sozialarbeit mit rumänischen/moldauischen Strassenkindern? Das geht nicht rein in meinen Schädel. Wurde der Pater im Interview danach gefragt? Hinzu kommt: Als Jugendlicher fand ich die Italowestern mit Clint Eastwood ganz toll…

Mit freundlichen Grüssen,
Gerald Matuschek

Da steckt alles drin

von Max Küng   |  Link zum Artikel

Geschätzter Max Küng, vielen Dank für die gelungene Kolumne. Ich war auch ein Autonarr als Kind, heute würde ich diesen Verkehrsträger eher als Ärgernis der Konsumgesellschaft bezeichnen …
Du kennst sicher das Automuseum in Mulhouse! Da gibts Balsam auf die Seelen von Ästheten! (Genau gleich wie für die Ferrophilen in der Cité du train daneben.) Der Faux-pas von Audi ist erstaunlich, weil‘s das in den 80er-Jahren schon mal gab: den Toyota MR 2…!

Lieber Gruss, Res Hofer

Die Puppe und wir

von Kaltërina Latifi    |  Link zum Artikel

Liebe Frau Latifi, schon seit Beginn treffen Sie mit Ihren Kolumnen immer wieder ins Schwarze.  Diesmal haben Sie sich selbst übertroffen. Ich gratuliere Ihnen zu diesem grossen Wurf und freue mich auf weitere Beiträge von Ihnen.

Freundliche Grüsse,
Silvan Tarelli, Zürich-Witikon

Lob der Feigheit  (in der Rubrik «Journal der Gegenwart»)

von Hannes Grassegger    

Lieber Herr Grassegger – ein perfekter Beitrag, der die erste Seite des TA verdienen würde. Grundsätzlich ist es echt zu bedauern, dass die Ukraine von der Grossmacht Russland eigentlich «überfahren» wird. Sollte man aber vergleichsweise in den Löwenkäfig fallen, wäre es sinnvoll, so schnell wie möglich wegzurennen oder auf einen Baum zu klettern. So oder so dürfte jeder direkte Kampf mit dem Löwen total erfolglos oder mit erheblichen Blessuren enden. Nun aber liefert der Westen Waffen in grosser Menge mit dem Resultat, dass die Kampfhandlungen  kein Ende nehmen, zu guter Letzt aber «platt gewalzte» Städte, Dörfer und Landschaften zurückbleiben, die jedes normales Weiterleben auf lange Zeit verunmöglichen. So oder so wäre eben eine sinnvolle Feigheit echt zielführender, da alle diplomatischen Bemühungen längst als sinnlos bezeichnet werden können.

 Danke herzlich,
 Arnold Ruhstaller

  

«Stell dir vor, es ist Krieg und niemand geht hin» war ein Motto der Friedensbewegung aus den 1970er-Jahren. Das Fazit aus dem Volkslied «Im Aargau sind zwei Liebi» animiert zu ähnlichem Vorstellen, was wäre, wenn der eine der Liebenden nicht hingegangen wäre: «Wärischt du deheime gebliebe, so hättest du dis Schätzeli no.»

Nur ganz so einfach ist es in der Praxis nicht. Nehmen wir Afghanistan. Wenn eine Sache von Anfang an verloren scheint, weil zu wenig für sie kämpfen wollen, dann wäre es ja Dummheit, zu den Wenigen zu gehören, die dennoch ihr Leben riskieren und kämpfen. Aber das kann dann eben bewirken, dass ein Regime an die Macht kommt, das nicht in der Lage ist, den Lebensunterhalt der Bevölkerung  zu sichern. Dies kann dann letztlich mehr Opfer fordern als Widerstand, der von einer Mehrheit unterstützt wird. Der heroische Widerstand in der Ukraine wird auch verständlich daraus, dass das brutale Regime der UdSSR in den 1930er- Jahren den Hungertod von «schätzungsweise drei bis sieben Millionen Menschen» verursachte.

Die Moral aus dem erwähnen Volkslied steht übrigens zum Teil im Gegensatz zur Realität im damaligen Aargau. Die Mittel zum Heiraten konnten sich Arme oft nur durch Kriegsdienst beschaffen. Das ist übrigens gar nicht so weit entfernt von den Bräuchen der vormaligen Kopfjäger auf Neuguinea. Nur wer den Kopf eines feindlichen Kriegers vorweisen konnte, durfte heiraten. Vermutlich war das auch ein Mittel, die Kopfzahl der Bevölkerung den vorhandenen Ressourcen anzupassen. Dies ergab dann drei Optionen: ledig bleiben; Kopf erbeuten oder Kopf verlieren. Die vierte – wohl nicht realisierbare  – Option, die wahrlich ein Denkmal verdiente, wäre gewesen, alle Stämme im weiten Umkreis davon zu überzeugen, auf verantwortliche Familienplanung umzusteigen, um so den alten Brauch überflüssig zu machen.

Sich einzusetzen, alles zu tun, damit Kriege überflüssig werden, wäre ganz allgemein die Alternative zu Mut auf dem Schlachtfeld. Wenn sich die «Milliarden von Männern, die nicht auf einem Schlachtfeld fielen» dafür eingesetzt hätten, dann gäb’s vielleicht tatsächlich keine Kriege mehr. Aber wie soll das geschehen? Grassegger sieht Feigheit als «Mutter des Fortschritts». Leider kann man auch argumentieren: «Feigheit»  ist die Mutter des Fortschritts im Kriege. Zum Beispiel: Der Einsatz der Atombomben im Zweiten Weltkrieg bezweckte, die hohen Opfer zu vermeiden, die eine Eroberung Japans mit konventionellen Mitteln erfordert hätte. Überhaupt verschwimmen die Grenzen zwischen Vorsicht und Feigheit. Das betrifft den Bau von Burgen oder den Einsatz von Fernwaffen. Bereits die alten Römer wussten mit ihrem Spruch «Si vis pacem para bellum»: Wehrhaftigkeit kann Kriegsopfer vermeiden und umgekehrt.

Das beste Mittel allerdings, alle Menschen von den Vorteilen eines friedlichen Weges in eine gute Zukunft zu überzeugen, wäre zusätzlich das Beschreiben eines solchen Weges in allen Einzelheiten.

Mit freundlichen Grüssen,
Gernot Gwehenberger,  4143 Dornach

   

Lieber Herr Grassegger, mit grossem Interesse habe ich Ihre Kolumne gelesen.  Ihre Familie hat tatsächlich ein Denkmal verdient, aber nicht ein «Feigendenkmal», sondern eines für Mut! Die Heimat Hals über Kopf aufgeben, wie es Ihre Grossmutter getan hat, ist mutig, und ihr Vater hatte als Deserteur tausendmal mehr Mut als diejenigen, die in Reih und Glied mitmarschierten, «aus Furcht, sich in Opposition zu setzen zu dem Massenelan der andern», wie es Stefan Zweig in der Einleitung zu seinem Roman «Ungeduld des Herzens» ausdrückt.

Mut und Wachsamkeit im Frieden könnten so manchen Krieg verhindern, aber aus Angst vor Ausgrenzung und Repression ziehen die meisten den Gehorsam vor, was in autoritären Staaten wie Russland verständlich ist, aber verheerend sein kann. 
Peter Bernhard  

N° 14 – 9. April 2022

Endlich menschlich!

von Philipp Loser    |  Link zum Artikel

Lieber Herr Loser, Sie haben mir mit Ihrem Artikel zutiefst aus dem Herzen gesprochen. Seit vielen Jahren, seit 2015 intensiv,  arbeite ich mit Geflüchteten, bin mit vielen Menschen in Kontakt. Wir haben in der Gemeinde eine Deutschschule. Die wird seit Gründung 2015,  nebst andern, auch von Menschen aus dem Nothilfebereich besucht (siehe das unmenschliche Nothilfegesetz aus der Ära Blocher). Das Zentrum Vilters Sonnenberg, für abgewiesene Geflüchtete, ist in unmittelbarer Nähe.

Der Krieg in der Ukraine ist grauenvoll. Und ich bin wirklich froh, dass die Schweiz endlich offene Grenzen hat für Geflüchtete aus dem Gebiet, wobei ich hoffe, dass auch Flüchtlinge, die in der Ukraine gestrandet sind und jetzt kommen, dass Flüchtlinge mit dunkler Haut, die in der Ukraine Heimat gefunden oder studiert haben, dass, ja, dass all diese die  gleiche Willkommenshaltung erleben. 

Und dann hoffe ich für all die andern aus Afghanistan, Syrien, Äthiopien, aus den Hungersnotgebieten im afrikanischen Kontinent, aus… Soll ich jetzt einfach hoffen, dass ein menschliches Asylwesen Wirklichkeit werden könnte?

Ihr Artikel hat mir gut getan. Und das ist schon etwas.
Freundlich grüsst
Elisabeth Gantenbein Breuer, 9475 Sevelen 

  

Danke Ihnen ganz herzlich für Ihren Kommentar. Sie sprechen mir aus dem Herzen! Und ja, die geflüchteten Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien durften in den 90er-Jahren hierzulande nicht eine Willkommenskultur in der aktuellen Form erfahren. Man nannte sie «Jugos», und im besten Fall interessierten sie uns nicht. Am 6. April 1992 begann die fast vierjährige (!) Belagerung Sarajevos, allein in dieser Stadt starben durch Granaten und Scharfschützen 11’000 Menschen, davon 1600 Kinder. Kein Strom, kein Wasser, keine Heizung, keine Telefonverbindung. Das war vor genau 30 Jahren, doch den Schweizer Medien war dieser Jahrestag letzte Woche kaum eine Erwähnung wert. Ich hoffe fest, dass wir endlich menschlich sind und es auch bleiben.

Freundliche Grüsse,
Annemarie Morgenegg, 3018 Bern

Es ist machbar! (Warum tun wir es dann nicht?)

von Ion Karagounis    |  Link zum Artikel


Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Karagounis, es braucht tatsächlich viel mehr als die Technologie, um die Klimakrise zu bewältigen. Alle meist eher kleinen, technologischen Umwelterfolge werden vom steten Bevölkerungszuwachs von über 220'000 Menschen pro Tag gnadenlos sabotiert und zunichte gemacht. Genau darum konnte bisher keine  e c h t e  Nachhaltigkeit in den grossen Umweltfragen erreicht werden trotz allergrösster, frustrierender Bemühungen. Alle Technologie kann die zunehmenden, fatalen Dichtestress-Symptome kaum wirklich bessern. Mit Förderung der freiwilligen Familienplanung können wir ursächlich und sehr effizient auf die von Ihnen geforderte Bremse treten, es resultieren fast gratis weniger Produzenten und weniger Konsumenten. Das Ansetzen an  d i e s e m  primären und gleichzeitig ultimativen Sachzwang und Zielkonflikt  garantiert ganz logischerweise letztendlich den zweifellos grössten nachhaltigen Erfolg für die Umwelt. Nur wenn wir dies nun sofort, echt und ehrlich angehen, sind wir nicht zu plöd, um die Welt zu retten. Warum wehren Sie sich so desaströs und verheerend dagegen?

Freundliche Grüsse,
Dr. med. Peter Meyer, 8142 Uitikon-Waldegg

  

«Dank Technologie können wir unsere CO₂-Emissionen bis 2035 um neunzig Prozent reduzieren», so der hoffnungsvolle Beginn des Artikels von Ion Karagounis. Aber: «Sind wir Menschen zu plöd, um die Welt zu retten?» Hat etwa Friedrich Dürrenmatt recht, wenn er schreibt: «Das Vernünftige am Menschen sind die Einsichten, die er hat. Das Unvernünftige an ihm ist, dass er nicht danach handelt.»?

Wo besteht da eine Lücke in unserer Denkweise? Die Ursache des Zukunftsproblems ist das zu hohe Wachstum von Konsum und Kopfzahl der Menschheit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das Problem im Problem dabei ist, dass nicht die Einsichtigen das Tempo des Wachstums bestimmen, sondern die «Uneinsichtigen». Wobei deren Verhalten – und das verschärft das Problem – weithin akzeptiert ist. Viele Kinder zu haben gibt Ansehen ebenso wie das Schaffen von Arbeitsplätzen durch Produktions- und Konsumsteigerung. Dazu kommt, dass es – auch wegen des Fortschritts – den «Menschen», das «Wir» als handlungsfähige Grösse nicht gibt, denn da sind die ökonomischen, ökologischen und demografischen Gräben innerhalb der Menschheit.

Eine technologische Lösung wie die vorgeschlagene kann zwar einen Aufschub bei der Problemlösung verschaffen. Gleichzeitig ist sie aber auch geeignet, die genannten Gräben zu vertiefen. Denn der Fortschritt hat die Nebenwirkung, dass er durch Konzentration und Wachstum der Produktivität die Gräben vertieft. Nötig ist daher ein Weltbild, das alles beschreibt, was notwendig und hinreichend ist, der Menschheit eine gute Zukunft zu bringen, und dadurch auch hilft, die Gräben zu überbrücken. Das Fördern der genannten Technologie muss in diesem Weltbild ihren Platz haben. Es muss aber auch um Themen gehen wie Verteilen der Verantwortung, Vorschlagen von Lebensperspektiven, die mit Nachhaltigkeit vereinbar sind, und Beschreiben der Mechanismen, die hilfreich oder bedrohlich sind.

Im Buch «Die Technik reicht nicht» (BoD 2016) begründe ich den Titel des Buchs mit folgender Überlegung: Angenommen, die Welt wäre zehnmal grösser beziehungsweise zehnmal kleiner – wäre dann die Zukunft gesichert beziehungsweise wäre dann die Menschheit längst untergegangen? Beides lässt sich verneinen, da sich die Menschheit der Grösse der Welt anpassen konnte beziehungsweise können muss. Die Technik allein ist zwar geeignet, die Verfügbarkeit der Ressourcen zu vergrössern (entspricht einer Vergrösserung der Welt). Doch das Anpassen muss auf anderen Ebenen erfolgen.

Mit freundlichen Grüssen,
Gernot Gwehenberger,  4143 Dornach

Politics of Inevitability

von Nina Kunz    |  Link zum Artikel

Grüezi, Nina Kunz – danke für Ihre interessante Kolumne zum Thema «Politik der Unausweichlichkeit», entschuldigen Sie,  ich liebe deutsche Ausdrücke und verstehe das Englische zu wenig.

Aber Sie haben das Thema zur jetzigen Weltlage als junge Schriftstellerin mit Jahrgang 1993 auf den Punkt gebracht. Ich habe Jahrgang 1948 und erlebte die Wende 1989 und die Auflösung der Ostblockstaaten sehr nahe von der Schweiz aus. Ja, es ist schon so, dass junge Menschen die Zeit vor der Wende, den Kalten Krieg, wo wir jetzt wieder hinsteuern, nicht verstehen. Es ist eine Angst, die ich spüre, wie damals vor der Wende. Ich war 1992/93 auf einem kurzen Studienurlaub in Leipzig und Berlin und spürte, wie  die Leute aufschnauften, und angstfrei sprechen konnten nach diesen vielen Jahren der Abkapselung vom Westen nach dem Zweiten  Weltkrieg. Auch wir hier konnten kaum glauben, dass freie Demokratien im Osten entstehen konnten, geschweige denn, wo war eigentlich die Ukraine, das ist doch Russland! Wir kannten absolut nichts von den östlichen Ländern in Europa. Ich wurde erzogen: dort der böse Osten und hier die feie Welt. Richtig, wir müssen zu unserer Meinungsäusserung auch hier Sorge tragen, vor allem auch zur Sprache, die hat sich auch hier seit der Covid-Pandemie  verroht – nicht nur jetzt bei diesem Krieg in Europa. Wir müssen mit unserer  Sprache und auch, wie Sie schreiben, mit unserer Ordnung behutsam umgehen.

Gerne lese ich immer wieder im «Magazin» Ihre Kolumnen. 
Mit freundlichen Grüssen,
Eugen Stahel, 308 Illnau

N° 13 – 2. April 2022

Über nichts

von Katja Früh    |  Link zum Artikel

Liebe Katja – soo tolle Kurzstory! Schade, liegt «Dein»  kleiner Kiosk nicht grad bei mir um die Ecke, sonst wäre ich auch gern mal an einem solchen Treffen dabei.

En passant: All Eure Kolumnen lese ich immer mit Hochgenuss!
Herzlicher Gruss,
Kurt Schürch, 3054 Schüpfen

  

Liebe Katja Früh – Ihre Kolumne zum Thema Langeweile, Nichtstun, Nutzlosigkeit, Sinnlosigkeit ist grossartig. Sie müssen jetzt für den Rest Ihres Lebens gar nichts Sinnvolles, Nützliches mehr tun. Sie dürfen nun an einem ganz normalen Arbeitstag auf dem Sofa liegen und die Decke nach Elefanten absuchen, wie ich das manchmal mit meiner Nichte machte, als sie noch paar Jahrzehnte jünger war. Dank auch an Ihren Schwager. Seine Worte sind Balsam fürmeine Seele.

Ich werde mir Ihre Kolumne ausschneiden und irgendwo gut sichtbar hinheften. Mein Rentnerleben wird ab jetzt ein anderes sein. Ich freue mich drauf. Ab jetzt genügt es mir zu leben, zu atmen. Mein Leben muss nicht auchnoch sinnvoll sein.

William Möritz, 8055 Zürich

Kommt in unsere Ruinen!

von Hans Ulrich Obrist    |  Link zum Artikel

Herzliche Gratulation zu diesem Artikel. Absolut hervorragend. Dieser Text ist ein Höhepunkt im fast unendlichen Chor von «Ukrainetexten».

Freundliche Grüsse,
Max Meyer, Oberengstringen

«Und was sagen Sie zur Ukraine?»

von Kaltërina Latifi    |  Link zum Artikel

Es ist beruhigend, ja sogar aufmunternd, wenn man in diesen wirren Zeiten Beiträge wie den von Frau Latifi lesen kann, denn genau darum geht es: Wo waren all die Sympathisanten und Warner, als es um das Leid in zum Beispiel  Afghanistan ging? Und wo finden wir noch Leute wie die Kolumnistin, welche in einer Weitsicht und Klarheit hinweisen auf das «unheilvolle Verhaltensmuster, in das wir uns erneut zu verstricken drohen»?

Dieser Beitrag ist bei weitem das Beste, was ich in den letzten zwei unsäglichen Jahren las! Danke!

Fido Koelliker, 28827 Valle Cannobina, IT

  

Ich habe mir diesen Beitrag  von Frau Latifi jetzt ein paar Tage immer wieder angeschaut – diesen Beitrag, der mir von Anfang an aufgestossen ist. Ich wusste aber nicht genau, warum, und deshalb habe ich das ein paar Mal gelesen. Der Kommentar ist irgendwie unpassend, milde ausgedrückt, ärgerlich oder was auch immer sonst noch. Von wegen «Nicht über die Ukraine schreiben» und es dann doch tun, der stossende Vergleich mit gesellschaftlichem Verhalten in Pandemie-Zeiten (wer hat denn bitte schön welche Meinung gelenkt?). Der ganze Gedankengang ist meines Erachtens intellektuelles Geschwurbel, und wenn die Kolumnistin so denkt, dann soll sie es doch in ihrem Freundeskreis entsprechend diskutieren. Betreffend diese Tragödie eines dermassen verheerenden Krieges gibt es wesentlich einfühlsamere, gescheitere Beiträge in diversen Medien, vor allem aber auch im «Magazin». Frau Latifis Beitrag ist höchst überflüssig.

Ich musste das loswerden, sorry, und bin dankbar, wenn es eine Veröffentlichung unter Leserbriefen gibt. Ich danke Ihnen auf jeden Fall für die geschätzte Aufmerksamkeit.

Beste Grüsse,
Christian Becker, 8802 Kilchberg

  

 

Frau Latifi schreibt unter anderem: «….es ähnelt jener ans Ideologische grenzenden Verhaltensweise der vergangenen beiden Corona-Jahre, die eine regelrechte Meinungslenkung erbrachte…»

 Gerne würde ich sie fragen, wie sie denn die Coronavirus-Pandemie gehandhabt hätte – etwa wie Bolsonaro in Brasilien, Trump in den USA oder wie beispielsweise China, wo aktuell die ganze Stadt Shanghai unter Quarantäne steht?

Freundliche Grüsse,
Erika Affolter, 3014 Bern

Was ist Freiheit, Lea Ypi?

von Adelina Gashi & Marguerite Meyer    | Link zum Artikel

Sehr geehrte Damen – meine Freude muss ich mitteilen! Ihr guter Bericht hat mich  gefreut. Ich gratuliere Ihnen herzlich .

So alt ich bin —ich bin begeistert von Lea Ypi, von der Qualität, wie sie schreibt über ihre Kindheit und über die verschiedenen politischen Zustände allerorten. Am 27. März 2022 verfolgte ich das Interview in  «Sternstunde Philosophie». Ihr Buch lese ich zurzeit.  Der Bericht im «Magazin» ist eine gute Einführung.

Während ich lese, höre ich dauernd «Adelina, Adelina, Adelina!» rufen. Ach, natürlich unsere Nachbarsfamilie Gashi , damals im Glögglihof. «Sie ist wieder am Lesen!»,  meinte ihre Mutter.

Ich heisse Ernst Martín. Meine liebe Frau starb genau vor einem Jahr. Ich wohne jetzt im Holbeinhof an der Leimenstr. 67. In wenigen Tagen werde ich 92 Jahre alt. Liebe Grüsse an Ihre Mutter. Vielleicht lebt sie auch noch.

Ihnen beiden eine gute Zukunft als Journalistinnen. Ich grüsse Sie beide,
Ernst Martín

Herzlichen Dank und ein grosses Kompliment an «Das Magazin»

Liebes Redaktionsteam  – wenn ich an einem Samstagmorgen am Küchentisch sitzen bleibe, drei Tassen Tee und zwei mit Kaffee trinke und das «Magazin» von der ersten bis zur letzten Seite durchlese, dann ist das endlich mal einen Kommentar respektive einen Dank wert. Die heutige Ausgabe ist wieder – wie in letzter Zeit oft – von A bis Z lesenswert, interessant, gut geschrieben und voller relevanter Themen, die auf eine persönlich ansprechende Art aufbereitet sind.

Also bedanke ich mich bei all den Schreibenden und bei denen, die das Konzept verantworten, für die Informationen und die Anregungen zum Weiterdenken. Ihren sorgfältigen und verantwortungsbewussten Journalismus schätze ich sehr.

Herzlichen Dank und beste Grüsse,
Veronica Ineichen, 3006 Bern

N° 12 – 26. März 2022

Zwanzig Geschichten von der Flucht

von Sven Behrisch  & Paula Scheidt    |  Link zum Artikel

Ich möchte Ihnen  gerne meine Gedanken zu diesem Artikel senden.

MENSCHEN

Meine Gedanken sind bei den flüchtenden UkrainerInnen, den Frauen, den Kindern, den Alten und Kranken, den zerrissenen Familien, den Haustieren. Unsere Herzen brechen, die Empathie flutet, und die Solidarität ist wortwörtlich grenzenlos.

Die Menschlichkeit fühlt sich gut an.

Vor drei Wochen sass ich noch in der Küstenstadt Calais in Frankreich, zwischen Kartonboxen gefüllt mit gespendeter Kleidung für die Tausende von Geflüchteten aus Afghanistan, dem Sudan oder Eritrea, die dort in Zelten schlafen und ihre Leben in Gummibooten riskieren, auf der Suche nach Sicherheit und Zukunft.
Bereits seit Jahren befinden sie sich in dieser Situation, doch ihre Stimmen werden nicht gehört.

Anstelle von Schutzstatus erwarten sie Winternächte in Zelten und überfüllten Asylzentren. Anstelle von Gastfamilien und offenen Armen erwarten sie kalte Gesichter und skeptische Fragen. Ich denke an die Kinder, die ihrem Bedürfnis nach Stabilität, ihrem Recht zu lernen und zu spielen, ihrer Kindheit beraubt werden.

Die Klarheit dieser Ungerechtigkeit ist brutal. Wir können die Situation auf den Kopf drehen, können von anderen Kulturen und schwieriger Integration reden. Doch wir können es nicht nicht sehen: Sind uns die Menschen bloss wichtig genug, können wir Unmögliches möglich machen, können wir unsere Türen öffnen, können wir aufhören zu diskutieren und die Menschenwürde priorisieren.

Die Menschlichkeit fühlt sich gut an. Doch sie fühlt sich erst gut an, wenn sie für alle gilt. Egal welche Kultur, welche Hautfarbe oder welches Herkunftsland. Wir sind alle an erster Stelle MENSCHEN so wie du und ich. Menschen mit Namen und Geschichten. Menschen mit Persönlichkeit, mit Stärken und Schwächen, mit Gutem und Schlechtem. Menschen mit eigenem Willen und Würde, mit Träumen und Hoffnung.

Unsere Gedanken sind bei den UkrainerInnen, doch lasst uns nicht die anderen vergessen. Alle Geflüchteten verdienen Schutz und Unterstützung, und wir sehen nun, es ist möglich, etwas zu tun.

Vielen Dank und freundliche Grüsse,
Luisa Gerber, 3012 Bern

  

Liebe Redaktion – dass die «jungen Männer» aus Syrien und Afghanistan nicht mit Rollkoffern an der Grenze stehen, scheint mir klar zu sein. Offene Grenzen, legale Fluchtwege kennen sie nicht. Im Gegenteil haben sie mit Pushbacks an der Aussengrenzen des Schengenraums zu kämpfen. Zudem kann ich mich an Bilder des letzten Winters von der polnischen Grenze erinnern, da wurden auch Frauen und Kinder nach Belarus zurückgejagt (dito Flüchtlingslager z. B. in Griechenland, Bootsflüchtlinge im Mittelmeerraum)! Statt das «Bild von Geflüchteten ... in Westeuropa» zu reproduzieren, erwarte ich von einem kritischen Journalismus eine differenziertere Darstellung.

Dass wir uns richtig verstehen: Ich finde die Solidarität mit den Flüchtlingen aus der Ukraine gut und richtig. Sie sollte aber auch für nichteuropäische Kriegsflüchtlinge gelten. «Traumatische Erinnerungen» gestehe ich auch «jungen Männern» zu.

Freundliche Grüsse,
Heinz Schaller

Die Welt von morgen

von Philipp Loser   |  Link zum Artikel

Stefan Zweigs «Die Welt von Gestern» war lange eines meiner Lieblingsbücher. Welche Abgründe dieser Welt innewohnten und in welch düsterem Zusammenhang sie mit der Katastrophe der Weltkriege standen, blieb mir lange unbekannt.

Diese Wissenslücke füllte das mittlerweile 30 Jahre alte Buch von Sven Lindqvist, das in der englischen Übersetzung den Titel «Exterminate all the brutes» trägt. In diesem Buch geht es um die Hintergründe zu Joseph Conrads «Heart of Darkness», einer Darstellung der Kongogreuel unter dem belgischen König Leopold II. Lindqvist holt weiter aus, belegt die hemmungslose Gewalttätigkeit Europas und der USA gegenüber Nichteuropäern und führt aus, wie Wissenschafter und Philosophen ganz offen und ohne auf Widerspruch zu stossen über das assistierte Aussterben «minderer Rassen» fabulieren konnten. Zu denen so ziemlich alle Menschen zählten, die nicht wie Mitteleuropäer aussahen. Der Rassenhass hinter dem Holocaust war kein Irrläufer, sondern bloss die in der Tat schockierende Anwendung von Worten und Taten der betulichen Welt von Gestern auf Europäer, Juden und Slawen, statt «bloss»  auf Afrikaner, Indianer, Asiaten und Aborigines.

Wie praktisch, dass man alleine die Nazis für das verantwortlich machen konnte, was die westliche Welt von Gestern als selbstverständlich betrachtet hatte. In der Gewalt der Russen gegen die Ukraine sollten wir ehrlicherweise unser eigenes Spiegelbild erblicken: Genau so brutal hat der Westen gerade gestern noch seine Ausrottungskriege geführt!

Ueli Bänziger, 8049 Zürich

  

Lieber Philipp Loser! Ich danke Ihnen sehr, dass Sie den Pazifismus nicht verhöhnen und nicht in das gleiche Horn all derer blasen, die sich scheinbar lieber heute als morgen in einen heroischen Kampf stürzen würden.

Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass, gerade jetzt, da Krieg herrscht, der genau richtige Zeitpunkt ist, seine Stimme für einen weltweiten nachhaltigen Frieden zu erheben. Massenvernichtungswaffen haben ausgedient. Sie waren noch nie ein geeignetes Mittel, um Konflikte zu lösen. Man muss sich nur selbst anschauen, um zu erkennen, dass es purer Wahnsinn ist, mit Waffen auf uns Menschen loszugehen, die wir alle extrem verletzlich sind. Panzer und Raketen sind typische menschlich-männliche Kopfgeburten ohne jeglichen Nutzen. All diese Waffen zeigen auch, dass der grösste Feind jedes Menschen in seinem eigenen Kopf steckt, und zwar in dem Teil, der ständig das Trennende betont und das uns alle Verbindende übersieht.

William Möritz, 8055 Zürich

Hauptsache Kartoffeln

von Christian Seiler   |  Link zum Artikel

Guete Tag Herr Seiler,  jaaaaa diese Kartoffeln mit  Butter und Peterlig oder Schnittlauch. Ich kann dieses Rezept riechen … meine Mutter hat die Kartoffeln oft so serviert. Und ich jetzt auch noch …
So was Einfaches und doch soooo gut!

Gruss, Therese Lüthi

N° 11 – 19. März 2022

«Ich glaube nicht an Helden, ich glaube an Auswege»

Mit Alexander Kluge sprach Dirk Gieselmann   |  Link zum Artikel

Sehr geschätzter Herr Dirk Gieselmann, ganz grossen Dank für das Gespräch mit Herrn Alexander Kluge! Das Beste, was ich seit Kriegsbeginn über Krieg zu lesen bekam!

Grossen Dank auch an die Redaktion des «Magazins» und natürlich an Herrn Kluge!

Herzlich,
Fritz Schmucki, 3700 Spiez

  

Mit dem Satz «Ich glaube nicht an Helden, ich glaube an Auswege» spricht Alexander Kluge zwei Szenarien an, zur Fortsetzung und zum möglichen Ausgang des Ukrainekriegs. Der wünschenswerte Ausweg wäre, wie Kluge hervorhebt, ein baldiges Ende des Krieges (erstes Szenario). Dies insbesondere, wenn man sich vorstellt, wie ein langer Krieg (zweites Szenario) aussehen würde. Der heldenhafte Widerstand der ukrainischen Soldaten und Zivilisten ist bewundernswert, und die Zahl der Toten auf beiden Seiten macht betroffen. Die hohen Verluste auf russischer Seite werden zwei Folgen haben. Einmal erschweren es die hohen Opfer, die Invasion als einfache Fehlentscheidung ohne Gesichtsverlust zu beenden. Andererseits bewirken sie eine Änderung der Kriegsführung, indem vor allem schwere Waffen mit Fernwirkung eingesetzt werden. Die Folge der Vertreibungen und der Zerstörungen wird dadurch unvermindert fortgesetzt.

Kluge erwähnt den Westfälischen Frieden als Beispiel, wie der Schlüssel zu einem Frieden gefunden wurde. Grundlage war ein Weltbild, das auf Besitzstandswahrung beruhte, wobei Bezug genommen wurde auf die Situation zu einem früheren Zeitpunkt. Im Fall des Ukrainekriegs könnte die Verpflichtung der Ukraine zur Neutralität eine Lösungskomponente sein.

Vermutlich war beim Westfälischen Frieden die ausschlaggebende, aber eher unausgesprochene Überlegung die Vorstellung, was passieren würde, wenn kein baldiger Frieden erreicht würde. Eine weitere Komponente für eine  Beendigung des Krieges muss daher auch heute das Bemühen um ein gemeinsames Weltbild sein, das auf die eigentlich weit dringenderen Probleme der Menschheit Bezug nimmt. Wünschenswert wären neben dem von Kluge erwähnten Völkerrecht und der Reduzierung der Bedeutung der Waffenstärke vor allem jene anderen Massnahmen (aus Ökonomie, Ökologie, Demografie), die notwendig sind, um der Menschheit eine gute Zukunft  zu sichern. Dabei kommt auch Russland eine entscheidende Rolle zu.

Mit freundlichen Grüssen,
Gernot Gwehenberger,  4143 Dornach

  

Lieber Herr Gieselmann und lieber Herr Loser – ich bin froh, dass Sie im Interview mit Alexander Kluge Link zum Artikel bzw. in Ihrer Kolumne «Die Sprache des Krieges» Link zum Artikel   die verschleiernde und heuchlerische Sprachverwendung durch die russische Regierung im jetzt eskalierenden Ukrainekrieg aufzeigen und den Bogen zur von allen Aggressoren angewendeten immer wiederkehrenden Kriegsrethorik schlagen. Die «erklärenden» Worte und Bilder der kommunikativ neue Massstäbe setzenden amerikanischen Regierung und der zum Teil «embedded» Journalisten vom ebenfalls völkerrechtswidrigen Überfall auf den Irak 2003 mit circa 500'000 Toten und noch mehr Verletzten als Folge, haben sich mir ins Gedächtnis eingebrannt.

Und ich bin unbeschreiblich froh, dass Sie endlich eine weise Stimme wie Alexander Kluge zu Wort kommen lassen, der mit grosser Erfahrung aufrüttelnd aufzeigt, wie man Konflikte und Kriege beendet: Verstehen des Anderen (nicht billigen) und Kompromisse schmieden. Im Falle der Ukraine könnte das bedeuten: Keine zukünftige Natomitgliedschaft und transatlantische, militärische Unterstützung (von USA verbürgt) sowie Anerkennung der Unabhängigkeit des ukrainischen Staates (vermutlich ohne Krim) durch Russland. Keine Natomitgliedschaft gälte auch für Georgien und Belarus.

Beste Grüsse und Dank,
Herbi Lingenhel 

Gemüsemarktforschung: Kaufen Sie hässlich!

von Sven Behrisch    |  Link zum Artikel

Guten Tag, Herr Behrisch, danke für dieses Interview mit dem Marktforscher Siddhanth Mookerjee. Ich habe noch einen kleinen Beitrag dazu: Ein Student, der als Ferienjob bei Migros Gestelle auffüllte, erzählte mir, am Abend müssten sie immer noch einwandfreie, einzelne Bananen wegwerfen, die niemand kaufen wollte. Seither kaufe ich, sofern vorhanden, zuerst diese einzelnen Bananen.

Mit freundlichen Grüssen,
Madeleine Basler, 8055 Zürich

Heimat. Flucht. Vaterland?

von Kaltërina Latifi    |  Link zum Artikel

Es ist schon traurig, dass Frau Latifi, Woche für Woche, Kolumne für Kolumne, ihre wahre Identität nicht finden kann (unabhängig von Nation).

Wir lesen aber lieber Herrn Loser, Frau Kunz,  Frau Früh und Frau Haller, weil es viel interessanter und informativer ist (und irgendwie auch ehrlicher).

Mit freundlichen Grüssen,
Christine Schranz und Zoran Bubanja

  

Genial auf den Punkt gebracht.
Herzlichen Dank und Gruss,
Werner Gerber 

Die Ukraine-Berichte bewegen Leserinnen und Leser und inspirieren sie zu Texten und Gedichten

Sehr geehrte Damen und Herren, erst jetzt, mit 90 Jahren komme ich dazu, meine nach meiner Verlagstätigkeit in den letzten drei Jahrzehnten entstandenen Geschichten, Märchen, Reflexionen zu ordnen. Ausgerechnet vor ein paar Tagen, inmitten dieses Ukrainekrieges, fiel mir der beigelegte Text in die Hände – geschrieben 1991! – Er hat mich selbst wieder zutiefst erschüttert. Am liebsten würde ich ihn Putin unters Kopfkissen schieben…
Charlotte Knöpfli, 9008 St. Gallen   

Das Ende   oder  The Day After
von Charlotte Knöpfli

Es könnte morgen gewesen sein oder gestern.

Zwei Staatsmänner beschuldigen sich gegenseitig der Besitzgier, des Grössenwahns und der Verblendung. Vernünftige Verhandlungen bleiben erfolglos. Sie verschanzen sich hinter ihre Schaltpulte und ordnen einen Krieg an, um die Macht neu zu bestimmen. Eine Feuerschlacht ordnen sie an für alle: Fanatiker und Wehrlose. Eine Feuerschlacht und plötzlich brennt die Welt, tagelang, wochenlang. Die Menschen rennen in Panik kreuz und quer, von einem Trümmerhaufen in den anderen. Die giftigen Flammen verschlingen Mensch, Tier, Haus und Baum. Ein Aschenregen deckt voller Scham die verkohlten Leichen zu.

Mitten in diesem Sterben atmet noch eine Frau. Weggebrannt ihre Haare, ihr schönes junges Gesicht und ihre Beine voll ätzender Wunden. Sie sitzt auf einem Stein und löst zaghaft ein Bündel auf. Das Kind lebt noch. Es zittert. Es entdeckt das Antlitz der Mutter und lächelt, ahnt ein verborgenes Glück. Die Mutter öffnet ihr zerfetztes Kleid und führt den kleinen Mund an ihre Brust. Aber die Milch fliesst nicht mehr. Das Kind in ihren Armen wimmert, ringt nach Luft, flackert auf und wird still, sehr still. Die Mutter streichelt den feuchten Haarflaum und haucht ihren Atem in den langsam erkaltenden Mund. Es dauert Stunden, bis sie begriffen hat. Sie legt den kleinen Leichnam in die Asche, Sie richtet sich auf: wo sie hinschaut, kein Weg, kein grünes Blatt. Sie wehklagt, weint, schreit zum Himmel. Laut zuerst, dann leiser, bis ihre Stimme im Boden versickert.

Einen Tag später treffen sich die beiden Staatsmänner. Sie wollen über den Frieden reden, aber es ist kein streitbarer Besitz mehr da.

 Sie wollen über Bescheidenheit reden, aber es ist niemand mehr da, der grösser oder kleiner ist als sie.

Sie wollen über Menschlichkeit reden, aber sie haben nichts mehr zu geben.

Sie wollen über Abenteuer reden, aber die Abenteuer sind ausgebrannt.

Sie wollen über ihre Angst reden, aber die Angst ist sinnlos geworden.

Die Sonne wirft ihr letztes rotes Licht durch die graue Luft. Die beiden Staatsmänner schreiten über das endlose Elend. Sie erblicken die tote Frau mit ihrem Kind. Sie wehklagen, weinen, schreien zum Himmel.

Das ist meine Schwester! Das ist meine Geliebte! Das ist meine Frau! Das ist mein Kind!

Dann legen sie sich neben die Frau und das Kind. Der Tod tritt auf die beiden, langsam und vorsichtig.

Die Sonne verfinstert sich. Die Erde spaltet sich auf und die Wasser fliessen zu anderen Meeren zusammen.

Januar 1991 /  März 2022

N° 10 – 12. März 2022

Die Hackademikerin

von Hannes Grassegger   |  Link zum Artikel

Sehr geehrter Herr Grassegger – Ihre Reportage über die kämpferische Elbakyan habe ich mit Interesse und
Vergnügen gelesen. Sie erscheint wie eine moderne Robin Hood der freien Wissenschaft. Es bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht erwischt wird, wenn man bedenkt, wie gross die Macht ist, gegen die sie sich zur Wehr gesetzt hat. Die Patent- und Geschäftsgeheimnisse sind besser geschützt als das Beichtgeheimnis des Jedermann.

Vielen Dank und weiter so. Beste Grüsse,
Otto Tschuor

  

Das war ja wohl die beste Geschichte der letzten zehn Jahre  im Tagi- Magi. Ich les die grade noch mal, weil so gut. Vielen Dank für Ihre ( oder schweizerisch: deine) Arbeit. Generell.

 Sibylle Berg (Autorin), Zürich

  

Lieber Hannes Grassegger, ich bin immer gespannt, wenn ich im MAGAZIN auf einen Beitrag von Ihnen stosse, mal interessiert er mich, mal weniger. Aber Ihre Recherche zu Alexandra Elbakyan und der Artikel dazu war «der Hammer»! Irre, was die Frau gemacht  hat!

Das war eine äusserst spannende, aufwendige Geschichte, und ich möchte mich mit einem grossen Kompliment dafür bei Ihnen bedanken. Sie hat mich an die Cambridge-Analytica-Story und die Finkelstein-Formel von Ihnen erinnert.

Ich wünsche Ihnen weiterhin interessante Recherchen und freue mich schon auf die nächste hochinteressante Geschichte.

Freundliche Grüsse,
Suzanne Oriet (74), 8309 Nürensdorf

  

Vielen Dank für den Artikel!

Total spannende Geschichte, toll geschrieben; sehr informativ und aufschlussreich, gleichzeitig ein sehr persönliches Porträt, hat mich auch sehr nachdenklich gemacht –  wollte ich  einfach eben sagen.

Herzlich
Gabriele Gomaya

Fragen zum Krieg

von Philipp Loser    |  Link zum Artikel

Ein sehr kluger, menschlicher Artikel, der viele Denkanstösse gibt. Wir müssen uns wirklich bei manchem fragen, warum das so ist und was dahintersteht. Auch Nina Kunz und Ursina Haller bringen immer interessante Denkanstösse, ich lese sie sehr gern. Bitte weiter so.

Mit freundlichem Gruss,
Susanna Oppikofer, 8804 Au ZH

  

Sehr geehrter Herr Loser, Ihre «Fragen zum Krieg» kann ich nicht alle beantworten. Aber zwei schon.

  • Es ist nicht nur für Bürgerliche die einzig valable Antwort, mehr Geld für die Armee zu fordern. Es gibt ja auch immer mehr gescheite Sozis, die das meinen. Unsere Armee könnte, ohne mehr Geld, das Land kaum gegen eine Armee wie die russische sehr lange verteidigen (wobei ich da nicht einmal mehr sicher bin, wenn ich die heldenhaften Ukrainer sehe).  Aber sie könnte ihr das Leben mehr als schwer machen, sodass sie sich vielleicht überlegen würde, die Schweiz nicht anzugreifen. Das wunderbare Israel ist doch ein Vorbild für eine starke Armee. Das kleine Israel gegen eine solche Übermacht aus den arabischen Ländern. Sie sind doch sicher auch meiner Meinung!

  • Krieg ist immer ein sehr gutes Argument, mehr Geld für die Armee auszugeben. Wie eine Krankenkasse, für die man viel Geld ausgibt, die man aber hoffentlich nie braucht.

Für die Beantwortung der restlichen Fragen haben wir ja in der Schweiz eine ungemein grosse Menge an Experten.

Mit freundlichen Grüssen,
Robert Krauthammer

  

frieden frieden frieden

philipp loser gebraucht in seiner kolumne nicht weniger als 19-mal das k-wort ??? ungeheuerlich in unserer friedlichen schweiz, brauchen wir das? definitiv nicht, keine einzige bombe weniger fällt in der ukraine, kein einziger panzer weniger fährt nach kiew und und und…

so schrecklich und grausam die ereignisse seit dem 24. februar sind, nicht ein einziges mal kommt das wort frieden vor. wenn wir weiter in unserem land jahrzehntelang frieden wollen und frieden schützen, brauchen wir keine derartigen reportagen, auch wenn angeblich nur bad news good news sind für schreiberlinge.

sanktionen gegen russland, jedoch gleichzeitig waffen produzieren, rüstungsbudget aufstocken, frieden mit milliarden sichern, das soll neutralität sein? lächerlicher geht’s kaum  – ich überlege mir jedenfalls, ob ich überhaupt noch berichte lesen soll, die anstatt vom frieden von etwas anderem schreiben.

bitte bitte mehr frieden auch im tages-anzeiger magazin.

 freundliche grüsse von einem um den (schweizer) frieden besorgten leser.
josef röösli

 

«So geht Europa» – Gsella macht sich seinen Reim 

von Thomas Gsella

Sehr geehrter Herr Gsella, meistens lese ich Ihre Gedichte im «Magazin» mit grossem Vergnügen, aber
dasjenige in dieser Ausgabe hat mich noch auf ganz andere Weise  angesprochen, besser: getroffen, im positivsten Sinn: Schon die ganze Zeit denke ich daran, wie sich die mittels Stacheldraht und noch Schlimmerem zurückgewiesenen Flüchtlinge fühlen müssen, wenn sie die – an sich natürlich wunderbare – Hilfsbereitschaft für andere Menschen sehen, die noch im grössten Unglück das Privileg haben, in Europa
geboren zu sein und angeblich der gleichen Kultur oder «Rasse» anzugehören.

Nachdem ich für solche Gedanken auch unter Freunden wenig Verständnis  gefunden habe, ist es eine solche Wohltat, sie in Ihrem Gedicht wiederzufinden, dazu in so  grossartiger Form, danke!

M. H.
(Name der Redaktion bekannt)

  

Das Gedicht von Thomas Gsella ist überaus beeindruckend und leider so wahr. Man erinnere sich an Fotos zerbombter Städte in Syrien. Ein verbrecherisches Werk der Diktatoren Assad und Putin.

Dieses Gedicht sollte als Plakat gedruckt und in grosser Zahl im öffentlichen Raum platziert werden. Wenn  Tamedia eine solche Aktion nicht finanzieren möchte, wäre dies vielleicht über eine Crowdfunding-Aktion möglich. 

Markus Kaiser, Zürich

  

Ich lese das «Magazin» immer sehr gerne und mit besonderer Aufmerksamkeit, weil gehaltvoll. Gsellas Reim, exakt der vierte Absatz, hat mich tief und am meisten berührt in diesem Heft und in mir die Frage aufkommen lassen, ob wir Schweizer und Europäer denn Rassisten oder Ignoranten seien, weil syrisches Flüchtlingsleid offenbar nicht so ernst genommen wird wie ukrainisches. Ist beklemmend.

Mit freundlichem Gruss,
Susanna Kramer, 8820 Wädenswil

Kritik an Illustrationen

Liebes «Magazin» – ich lese Dich seit Jahrzehnten mit Begeisterung. Aber die aktuellen Illustrationen der Max- Küng -Kolumne sind etwas vom Schlechtesten, was mir bisher untergekommen ist. Dass heute Hässlichkeit Trumpf ist – geschenkt. Aber sie haben noch nicht mal etwas mit dem Text zu tun...

Liebe Grüsse,
Ulrich Müller, Rekingen

N° 09 – 5. März 2022

Ich halte die Stille nicht mehr aus

von Darja Keller    |  Link zum Artikel

Liebe Darja Keller, ich habe hren Artikel gelesen, und mir sind dabei fast die Tränen gekommen. Er ist wunderschön geschrieben. Mit so viel Leidenschaft und Liebe. Ich war vom Anfang bis zum Schluss tief berührt.

Ich habe mich früher (als mein Mann und ich noch zusammenwohnten) immer über diese Kiste, aus der meistens, für meine Ohren, viel zu laute Musik drang, furchtbar genervt. Dann waren da noch die Kinder, die auch immer viel Tohuwabohu verbreiteten, was bei mir meistens in einer Reizüberflutung endete. Kurz gesagt: Radio, Musik, Podcasts – ein No-Go.

Seit mein Mann und ich aber getrennt und die Kinder ausgezogen sind und ich wieder alleine bin, hat das Radiohören ect. bei mir Einzug gehalten und eine völlig andere Bedeutung bekommen. Ich habe mir nie gross Gedanken darüber gemacht, warum. Es tat einfach gut. Aber als ich Ihren Artikel las, war alles so klar. «Wenn ich Radio höre, grüble ich nicht»  – ab diesem Satz hat es mich tief berührt.

Auch habe ich wunderschön gefunden, mit wie viel Liebe und Bewunderung Sie über Ihren Vater geschrieben haben. Da läuft einem das Herz über. Was gibt es Schöneres für Eltern, als so etwas zu lesen!

Danke für diesen tollen Artikel! Alles Gute,
Sandra Fenner-Picenoni

  

Sehr geehrte Frau Keller, ich bin mit über 80 Jahren Witwer geworden und habe das Radio schätzen gelernt. Dabei höre ich eigentlich nur SRF4, weil ich Musik aus dem Radio nicht schätze.

Für mich ist es jetzt zu einem Problem angewachsen, dass leider vor allem, ich bitte tausendmal um Entschuldigung, die Frauen viel zu schnell sprechen. Ich habe mich schon gefragt, ob das Schnellsprechen eine Bedingung ist, dass man beim Radio eine Stelle bekommen kann. 

Zugegeben, es gibt wohltuende Ausnahmen, zum Beispiel die Korrespondentin für die USA, dann zwei Sprecherinnen, die durch die Sendung «Echo der Zeit» führen, deren Namen ich aber nicht weiss.

Mit freundlichen Grüssen,
Heinz Plüss,
4500 Solothurn

  

Der Artikel von Darja Keller hat mich sehr berührt, und eigentlich ging es mir genau gleich in jungen Jahren. Mittlerweile bin ich seit über 30 Jahren für das Fernsehen unterwegs und mittendrin im Geschehen. Doch ich höre lieber Radio, als dass ich das Medium schaue, für das ich arbeite.

Ein wunderschöner Artikel, in dem ich mich wiederfand – auch die Stille geniesse oder eben das Radio laufen lasse. Herzlichen Dank für diese berührende Geschichte an diesem wundervollen Morgen.

Herzlichst,
Walter Gubler

Brave Ausländerin, böse Ausländerin

von Kaltërina Latifi    |  Link zum Artikel

Sehr geehrte Frau Latifi! Ich lese das «Magazin» regelmässig und besonders gern darin Ihre stets sehr interessante Kolumne. 

Für mich schreiben Sie wunderbar und immer über ein Thema oder eine Idee, die ganz besonders sind und intelligent formuliert werden. Deshalb tut es mir aufrichtig leid, wenn Menschen Ihre ja klar ersichtlich persönliche Meinung oder Erfahrung derart niederträchtig kommentieren. Ich finde die beiden erwähnten Beispiele beleidigend gegenüber Ihnen als Mensch sowie als Essayistin. Niemand muss lesen, was er nicht mag, aber deswegen jemanden zu beleidigen zeugt schon von miserabler Kultur, besonders für einen Akademiker.

Wir beide können solches Verhalten nicht ändern, bitte schreiben Sie trotzdem mutig, offen und aufrichtig weiter! Ich jedoch freue mich, von Ihnen etwas zu lesen!
Herzliche Grüsse!
Norbert Stoller, 8802 Kilchberg

PS:  Leider bin ich ein «Nichtakademiker» und schäme mich trotzdem für den Herrn Professor!

  

Liebe Frau Latifi, es ist mir zunächst wichtig zu sagen, dass ich kein eifriger Leserbriefschreiber bin. Dass ich heute doch zum «Griffel» greife, hat mit Ihrer Wiedergabe der beiden Zuschriften an Sie, betreffend Corona-Massnahmen, zu tun. Über so viel Respektlosigkeit sind mir doch gleich die Haare zu Berge gestanden. Beim ersten Schreiberling kann ich nur sagen, dass auch ein akademischer Titel nicht vor Voreingenommenheit schützt. Offensichtlich weiss dieser aber, wie man in der Schweiz zu etwas kommt. Sein Benehmen ist einfach eine bodenlose Frechheit. Beim zweiten ist wahrscheinlich auch ein politischer Hintergrund dabei und vor allem – so vermute ich – viel Neid. Dass Sie sich gerade von IHM haben provozieren lassen, ist eigentlich schade, aber ich kann es verstehen. Auf jeden Fall ist es gut, dass Sie diese Zuschriften veröffentlicht haben, vielleicht bringen sie manchen doch zum Nachdenken.

Als ich 1965 als junges Mädchen in die Schweiz kam, habe ich ähnliche Anfeindungen erlebt. Das hat aber mit meinem deutschen Hintergrund zu tun. Und es waren nur primitive Menschen. Im Beruf habe ich genau das Gegenteil erlebt, das hat die schlimmen Erfahrungen wieder ausgeglichen.

Ich hoffe sehr, dass Sie weiterhin den Mut haben, gegen den Mainstream anzuschreiben. Ihre Kolumnen lese ich nämlich immer mit besonderer Aufmerksamkeit. Denken Sie beim nächsten respektlosen Schreiberling einfach an ein Zitat von Albert Einstein: «Es ist leichter, einen Atomkern zu spalten, als ein Vorurteil abzubauen.»

Mit herzlichen und hochachtungsvollen Grüssen,
E. K. (Name der Redaktion bekannt)

Ich und die Arbeitswelt

von Katja Früh     |  Link zum Artikel


Liebe Katja Früh, jede Ihrer Kolumnen spricht mir aus dem Herzen – jede, wirklich jede. Es ist so, dass ich das «Magazin» nur jede zweite Woche erwartungsvoll lese – nichts gegen die anderen Autoren oder zumindest nicht gegen alle …

Wie schaffen Sie es, mich immer in Ihren Bann zu ziehen? Wenn Sie schreiben, denke ich exakt dasselbe, habe genau so gefühlt oder bin in derselben Stimmung! Oder verstehe total, was Sie meinen! Es ist die Ehrlichkeit, die Dinge beim Namen zu nennen, Unsicherheiten einzugestehen, aufzustehen für das Leben, die Sorgen, die Freuden und die Verluste. 

Vielen Dank, Katja!
Herzlichst, Sibylle Bosshard

Die Gedichte aus der Ukraine inspirieren 

Sehr geehrte Damen und Herren – die Gedichte aus der Ukraine in diesem «Magazin» haben mich ein bisschen inspiriert, und über-mutig schicke ich Ihnen sozusagen visuelle Leserbriefe…

Freundliche Grüsse,
Brigitte Becker Linder, 3032 Hinterkappelen

  

Angesichts des Grauens des Krieges habe ich folgendes Gedicht geschrieben – auf Englisch – und mein Freund und Übersetzer Stefan Herrenschwand hat es ins Deutsche übertragen.  Vielleicht bietet die Poesie ein Stückchen Hoffnung.

Mit freundlichen Grüssen,
Ximena  Escobar de Nogales

Let it not end here

As I bike to work a thought overtakes me

We could all die now
On this gorgeous winter day
Before the wheel completes one more turn

Crushed by his angry, mighty blow
Like eggshell
Our lives in his hands
His head full of demons
Like then, only worse
At the red light a child in a stroller, oblivious, whispers to her doll and smiles
Her mother pushes through the morning commuters, struggling to hold it together
“Let’s get on with the day,” she says, to herself. “One step at a time,” she adds
A bus driver blows his horn at the demonstrators blocking the road
A crowd of students on their way to school stare with overcast eyes
This is not how it ends
Because war is always wrong
That much we’ve learnt
And the evil is one, and the peaceful are many
Let it stop, I pray
We will heal the wounds
And mourn the dead
We will sow the land and water our plants
We will fall in love again
We will teach our children to love this earthly world of ours
Let it not end here
 

Lass es nicht hier zu Ende sein

Auf dem Fahrrad, unterwegs zur Arbeit, packt mich der Gedanke

Wir könnten alle sterben, jetzt
An diesem makellosen Wintertag
Bevor das Rad seine Drehung vollendet hat.

Wie Eierschalen
Zerdrückt durch seinen grausig zornigen Schlag
Unsere Leben in seiner Hand
Sein Kopf voller Dämonen
Wie damals, nur schlimmer
Beim Rotlicht ein Kind im Buggy, selbstvergessen flüstert es seiner Puppe etwas zu und lächelt
Seine Mutter pflügt sich durch die morgendlichen Pendler, kämpft und lässt nicht locker
«Lass uns reingehen in den Tag», sagt sie zu sich, «und einen Schritt vor den anderen setzen»
Der Busfahrer hupt gegen eine Gruppe Demonstranten, die ihm die Strasse versperren
Eine Schülergruppe strebt mit verhangenem Blick dem Schulhaus zu
Es kann nicht jetzt zu Ende sein
Weil Krieg immer der falsche Weg ist
So viel haben wir begriffen
Das Böse ist einsam, der Friedfertigen sind viele
Hört auf! bete ich
Wir werden die Wunden heilen
Und die Toten beweinen
Wir werden säen und unsere Pflanzen giessen
Wir werden uns wieder verlieben
Wir werden unsere Kinder lehren, unser irdisches Dasein zu schätzen
Lass es nicht hier zu Ende sein

Text: Ximena Escobar de Nogales
Aus dem Englischen: Stefan Herrenschwand

N° 08 – 26. Februar 2022

Kann Edgar Tumiñá dem Mörder seines Bruders verzeihen?

von Jan Christoph Wiechmann     |  Link zum Artikel

Der Beitrag  von Jan Christoph Wiechmann und Jonas Resch hat mich sehr berührt. Da ich – «von innen» und «von aussen» – seit Jahren von den Fragen «Vergeltung und Versöhnung in Kolumbien» persönlich betroffen bin, kann ich diese Analyse-Beschreibung relativ gut gewichten.

Ganz allgemein: Besten Dank für die redaktionelle Linie, die das «Magazin» seit Jahren verfolgt.
Richard Friedli

Zu Hause bei Selina Blaser

Protokoll: Seraina Sattler

Ich habe den Bericht Lebenshof KuhErde gelesen. Ich gönne Aura ihren verdienten Lebensabend. Dass Frau Blaser, als Veganerin, weiterhin Kühe und Kälber auf ihrem Hof hält, finde ich aber unverantwortlich. Methan und Lachgas, welches Kühe und Rinder ausstossen, sind klimawirksam und 25-mal stärker als CO₂. Sie sind mit rund 87 Prozent auf die Rinderhaltung zurückzuführen. Ziegen und Geflügel sind in der Gesamtbilanz nahezu vernachlässigbar.

Dass die Familie nun Patenschaften sucht, mag für sie finanziell notwendig sein. Angesichts des weltweiten Elends gibt es über Schweizer Hilfswerke aber wesentlich sinnvollere Patenschaften als 3'000 CHF für nur ein Rind! In Honduras können für 3'000 CHF 160 Säcke einheimisches Maissaatgut mit einem Ertrag von über 250 Tonnen Mais gekauft werden. In Togo lassen sich damit 60 Bienenstöcke mit je 40'000 Bienen finanzieren. Mit dem Verkauf des Honigs können sich zwölf vier- bis siebenköpfige Familien ernähren und die Kinder ein Jahr lang zur Schule schicken. In Myanmar können dafür mit Hygienekits 60 Rohingya-Familien drei Monate lang vor Krankheiten geschützt werden. In Kolumbien reicht die Summe für 1’500 Legehennen. Mit dem Verkauf der Eier haben 40 Familien ein sicheres Einkommen für ihren Lebensunterhalt. Mit diesem Geld könnte man zum Beispiel aber auch kriegstraumatisierte Kinder behandeln. Daneben gibt es unzählige weitere Möglichkeiten, leidenden Menschen ein lebenswürdigeres Dasein zu ermöglich. Ich bin überzeugt, Aura wäre damit einverstanden.

Jürg Matter, Wetzikon ZH 

N° 07 – 19. Februar 2022

Rache in der Politik

von Philipp Loser     |   Link zum Artikel

Es wurden schon unzählige intelligente, verständlicherweise kritische Kommentare zur Person von Donald Trump geschrieben. Und unverhofft erscheint ohne aktuellen Anlass, ohne Spur einer seriösen Analyse Philipp Losers von Hass getriebene Kolumne «Rache in der Politik». Wie Klein Moritz die Politik versteht. In dieser werden natürlich alle möglichen niedrigen Instinkte ausgelebt, aber zum Glück auch ein paar seriöse Erwartungen. Donald Trump wurde immerhin zweimal von mindestens einer markanten Minderheit der amerikanischen Wähler bevorzugt. Etwas mehr Kompetenz und Verstand bei Kolumnenschreibern wäre dringend erwünscht.

Werner Furrer, Basel

  

Hallo, Herr Loser, Sie sind ausgewogener geworden. Zwar immer noch ein Linker, der sehr wahrscheinlich gut rechts lebt, langsam geht die Sonne aber auch bei Ihnen auf. Sie scheinen zu verstehen, dass das Mantra der Linken, wonach man ohne weiteres halb schwanger sein darf, wenn die Situation dies erfordert, zu nichts als Katastrophen führt. Rosinen picken und das System darum herumbasteln, natürlich meistens unter Ausblendung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Folgen, eben halb schwanger sein à la JUSO oder SP, ist destruktiv und nicht staatstragend. Die SP schafft sich wirklich selber ab. Es braucht sie auch nicht mehr. Hoffentlich übernimmt die GLP, nicht die Grünen, die viel zu links und ideologisch sind.

Wo bleibt das Beispiel von immer wieder links geschürter Rache gegenüber Unternehmen? Man muss ja hirngeschädigt sein, um so eine Haltung zu vertreten. 70 Prozent aller Arbeitsplätze stammen von privaten Gesellschaften, der Rest vom Staat. Nur die aller dümmsten Kälber suchen ihren Metzger selber.

Mit besten Grüssen,
Peter Gmür

  

Zufällig ist mir das obige «Magazin» in die Hände geraten, und ich stiess mit Staunen auf den Artikel von Philipp Loser, der überdeutlich demonstriert, was unter Cancel-Kultur gemeint ist.

Die Erfahrung zeigt, dass bei solchen Reden/Artikeln sehr oft gegen das eigene Spiegelbild gewütet wird. Worin besteht denn der Unterschied zwischen dem Verfasser dieses Artikels und einem Hassprediger? Der Artikel suggeriert, dass die Handlungsweise politischer Gegenspieler als Racheaktion gedeutet werden müsste. Das ist eine Position, die nicht in der Lage ist, die eigenen Positionen und Handlungsweisen zu hinterfragen. Und dann zu versuchen, sich hinter grösseren Federn zu verstecken, ist schamlos. Moral wird sozusagen für Dritte in einer erleuchteten Redaktion hergestellt.

Mit freundlichen Grüssen,
Paul Zwicker, 8105 Watt

Die Huttwilisierung der Schweiz

von Christoph Lenz     |   Link zum Artikel

Hauptverantwortlich für die Misere in Huttwil und anderen boomenden Gemeinden sind die Stimmbürger, welche den Baulandeinzonungen zustimmten. Eingezontes Bauland ist logischerweise zum Überbauen da, und die Stimmbürger mussten ja wissen, was sie da mit ihrer Zustimmung aufgleisten. Das Wort Gemeindewachstum war bis vor kurzer Zeit schier Religion; wehe, man hatte etwas gegen dieses Wachstum.

Katharina Binggeli, 4538 Oberbipp

Nostalgie

von Katja Früh     |   Link zum Artikel

Liebe Frau Früh, ich lese Ihre Kolumne immer sehr gern. Aber «Nostalgie» ist so schön, dass ich eine Träne verdrücken muss. Ein Gedicht.

Herzlich grüsst
B. W. (Name der Redaktion bekannt)

  

Frau Früh – kurz und bündig: Ihre Kolumnen im «Magazin» sind einfach herrlich. Weiter so!
Eine treue Leserin mit Jahrgang 1946.

Freundliche Grüsse,
L. Trebbe

Irre Zustände

Text: Anonym     |   Link zum Artikel

Der Artikel hat mich sehr bewegt, aber auch wütend gemacht. Nicht nur die Zustände in psychiatrischen Akutstationen (wie auch in Spitälern, Alters- und Pflegeheimen) sind irre, auch das Verhalten der Politikerinnen und Politiker sowie all der anderen Entscheidungsträger, die solche Zustände akzeptieren bzw. diese mit ihrer Untätigkeit unterstützen, kann mit irre bezeichnet werden. Anstatt die Bedingungen für die Pflegefachleute zu verbessern und das Personal aufzustocken, damit den Patientinnen und Patienten Aufmerksamkeit und Zeit geschenkt wird, werden die Kranken mit Medikamenten ruhiggestellt. Engagierte, motivierte und empathische Pflegefachleute brennen aus und drehen dem Beruf den Rücken zu. Da bietet man lieber Kurse zur Burnout-Prävention an, anstatt das Übel bei der Wurzel zu packen. Da werden Alters- und Pflegeheime umbenannt zu «Gesundheitszentren für das Alter» (welch ein Hohn), anstatt das Geld für diese Schönfärberei in die Ausbildung von Pflegefachleuten und in gerechte Löhne zu stecken.

M. Engeli, Wallisellen

  

Ich finde den Beitrag hervorragend. Er beschreibt ohne Wenn und Aber, wie es ist, in einer psychiatrischen Akutstation zu arbeiten. Zustände, wie sie in der reichen Schweiz nicht vorkommen dürften. Zustände, welche in ihrer Kernaussage leider repräsentativ für die Pflege allgemein, speziell in den Spitälern sind. Der Beitrag beleuchtet auch das Dilemma der Pflegenden, welche wegen mangelnder Zeit (sprich Personalmangel) sich nicht ihrer Kernafgabe widmen können, nämlich der Pflege der Patienten im umfassenden Sinne. Entsprechend sind die psychische Belastung und das persönliche Leiden sehr hoch. Diese können nicht durch eine finanzielle Entschädigung abgegolten werden.

Der Artikel wäre sicher für die zuständigen politischen Gremien «aufklärend» als Beitrag zur Lösung  dieses grossen und anstehendem Problems.

PS: Der vorliegende Artikel ist nicht nur inhaltlich hervorragend, sondern auch sprachlich. Ebenso im logischen Aufbau. Sie dürfen dieses Lob gerne weitergeben.

Mit freundlichen Grüssen und herzichem Dank für diesen Input
Peter Gebhardt, 8608 Bubikon

  

Der Psychiatriepflegefachfrau gratuliere ich zu ihrem Entschluss, aus persönlicher Berufserfahrung zu den entmutigenden und frustrierenden Erlebnissen in der Klinik zu berichten! Ihr Schreiben berührt und macht auch wütend, qualifiziertes und motiviertes Personal ist vor Ort, kann aber den Leidenden nicht wirklich gerecht werden; zu viel aufs mal wird gefordert, es fehlt die notwendige Zeit bzw. es sind zu wenig Fachkräfte
im Einsatz.

Der Redaktion des «Magazins» bin ich dankbar, dass sie diesen Artikel publiziert hat, dem ich eine grosse Leserschaft mit Empathie wünsche: Unsere Gesellschaft, wir alle sind gefordert, die Situation für die
Pflegenden zu verbessern!

Christa Spycher, 3012 Bern

  

Danke für diesen Artikel. Er spiegelt so deutlich die Not der Pflegenden, die eine gute Arbeit leisten wollen, aber im gegenwärtigen System einen hohen  Preis dafür bezahlen.

Mit freundlichen Grüssen,
Christiane Renfer

  

Das Geschriebene und Gesagte aus der Feder der Pflegefachfrau ging mir unter die Haut. Ich arbeite seit 22 Jahren ebenfalls in der Psychiatrie – als  Pflegefachfrau und seit 18 Jahren mit dem Schwerpunkt Sucht. Ich hab Jahrgang 77. Fühle mich grundsätzlich jung und voller Elan.

Die Beobachtungen und Fragen, die meine mir nicht bekannte Berufskollegin aufwirft, kenne ich gut. Ebenfalls die «Compassion Fatigue». Ich lache viel in meinem Beruf, bin nach all den Jahren noch immer mit Neugier, Interesse und Herzlichkeit am Arbeiten. Trotzdem hab ich  «Abnützungserscheinungen».

Ich würde mich gerne mit dieser Frau schriftlich austauschen. Wäre es Ihnen möglich, meine Mail an sie weiterzuleiten?

Noch was zum «Magazin». Ich finds sehr wertvoll, haben Sie einen Artikel zum Thema Pflegefachleute in der Psychiatrie herausgegeben. Ich finde, es war höchste Zeit! Aber nehmt einen solchen Artikel beim nächsten Mal doch bitte weiter vorne ins Heft. Ich lerne aus der aktuellen Ausgabe: sex sells! Und kriegt einen Hauptartikel. Das ist interessant und gut.  In den zwei Jahren mit Corona wurde die Pflegeleistungen des Personals in der Akutpflege vorwiegend in Zusammenhang mit den somatischen Spitälern in der Presse thematisiert. Die Psychiatrie war ein «Nischenfüller», wenn überhaupt. Schade, denn es gäbe viel zu sagen. Über Stress, Krankheit, Tod, Menschlichkeit, Mitgefühl, Sorge, Mut und vieles mehr. Wäre durchaus auch mal einen Hauptartikel wert!

Mit freundlichen Grüssen
Rita Bühler

  

Mir als einer (ehemals) Betroffenen ist es ein grossen Anliegen, dieser Psychiatriepflegefachfrau für diesen Artikel zu danken.

Ich bin vermutlich fast doppelt so alt wie die Autorin und habe psychiatrische Akutstationen seit 20 Jahren nicht mehr als Patientin, sondern nur noch als Besucherin erlebt. Ganz besonders ergriffen und berührt bin ich vom Abschnitt über die Distanzierung durch Diagnosen. Meine lautet: schwere narzisstisch-histrionische Persönlichkeitsstörung, und die ungeschminkte Darstellung der «Gegenseite» ermöglicht es mir zum  ersten Mal in dieser Klarheit, mich selber von dieser Diagnose zu distanzieren.

Wie Betroffene und EIGENTLICH auch das Personal wissen, befindet sich jede(r), der/die als PatientIn auf einer Akutstation landet, in einem aussergewöhnlichen, regredierten Bewusstseinszustand, der nur durch würdevolles Mitgefühl integriert werden kann. Nur sind halt die Verhältnisse immer noch nicht so und werden vermutlich auch nie so sein. Vermutlich gibt es auch heute noch Isolationszimmer, in die frau verbannt wird, wenn sie sich aus lauter Not und Zuwendungsbedürftigkeit so unmöglich benimmt, dass sie einfach untragbar wird.

Wie auch immer: Dieser Artikel ermöglicht es mir, mich endlich auch mit brutalster Zwangsmedikamentation und Fesselung zu versöhnen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Mit herzlichem Gruss,
Gertrud Kümin, 8820 Wädenswil

  

Danke für diesen eindrücklichen Bericht. Er ging unter die Haut, machte nachdenklich. Dass die Pflegeinitiative angesprochen wurde, fand ich sehr wichtig. So sind die Lesenden auch immer wieder sensibilisiert und aufgefordert, dranzubleiben, damit diesbezüglich etwas verändert wird.

Eleonore Wettstein, Basel

  

Liebe Pflegefachfrau, Ihren Artikel habe ich interessiert gelesen, und die beschriebenen Zustände
und Ihre Befindlichkeit haben mich berührt. Seit 2016 arbeite ich – ein sehr spät zum Pflegeberuf Gekommener – als Pflegefachmann auf einer Therapiestation in der Psychiatrie.

Der gut nachvollziehbare Inhalt des Artikels regt mich zu diesen Zeilen an. Ich erkenne eine hohe fachliche und menschliche Qualität in Ihrer Arbeit$, und ich würde bedauern, wenn Sie den Pflegeberuf verlassen
würden. Dringend empfehle ich Ihnen, nach einer anderen Anstellung Ausschau zu halten, und kann mir vorstellen, dass Sie auf einer Therapiestation willkommen wären und Ihre Talente noch besser einsetzen
könnten.

Auch wir werden nicht allen PatientInnen gerecht, auch wir müssen mit unerfreulichen Therapieprozessen leben. Auch bei uns wird Diagnostik betrieben – ich bin froh, dass ich nicht unmittelbar beteiligt bin.

Und: Immer wieder erlebe ich PatientInnen, die sehr dankbar für unsere Arbeit sind und vom Aufenthalt trotz ihren Einschränkungen profitieren können – das motiviert mich, diesen spannenden Beruf auszuüben, in dem
ich dauernd für mich persönlich dazulernen kann.

Herzliche Grüsse,
(Name der Redaktion bekannt)

… und grosse Komplimente ans «Magazin»

Ganz grosses Kompliment! Das Heft ist gefüllt mit total gehaltvollen und tiefgründigen Artikeln.

Ganz besonders interessant ist das Interview mit der Philosophieprofessorin Amia Srinivasan über den weit gefassten Begriff des Feminismus, die Huttwil-Story, welche die Missstände in der Immobilien- und Finanzwelt kristallklar diskutiert. Und die Geschichte der Psychiatriepflegerin, in der die Frage offen gelassen wird,  wer verantwortlich ist für die Umsetzung der Pflegeinitiative. Alle drei Geschichten grandios und mit Tiefgang!  

Ich freue mich auf jeden Fall jede Woche auf des neue «Magazin», und das schon seit x Jahren. Vielen Dank. 

Freundliche Grüsse,
Jürg Iseli, Otelfingen

   

Das «Magazin» ist für mich in der schweizerischen Medienlandschaft eine der letzten Bastionen, die es schaffen, mit gehaltvollen Artikeln und Recherchen so etwas wie ein Ritual heraufzubeschwören: die Vorfreude auf die nächste Ausgabe.

Zur Erfolgsrezeptur des «Magazins» gehören erstens die Verschiedenheit der AutorInnen, zweitens der Mix aus kurzen und längeren Beiträgen, drittens die Kombination aus inländischen und ausländischen Themenschauplätzen. Dieses wichtige Stück an Mondänität, dieses Gefühl, dass man immer wieder mal etwas aus der grossen weiten Welt erfährt, ist essenziell – so kann man als Leser seinen persönlichen Horizont stetig erweitern, über den Tellerrand unseres kleinen Landes hinaus. Viertens ist der Umfang gerade so gross, dass man (wenn einen im Durchschnitt 80 Prozent der Artikel ansprechen und man ein eher schneller Leser ist) in etwa 40 Minuten braucht, um sich eine Ausgabe zu Gemüte zu führen. Das ist doppelt so lang wie bei einem anderen bekannten Medium, dafür ist man aber mindestens zehnmal schlauer danach. 

Somit habe ich eine Bitte an Sie und die Redaktion: Bitte hören Sie nicht auf, mich immer wieder zu fesseln mit einem Heft, das mit seinem gerade passenden Level an Intellekt (nicht zu schwurbelig, aber auch nicht zu platt) jedes Wochenende wahre Lesefreude bedeutet.

Freundliche Grüsse,
Samuel Welti, 3014 Bern

N° 06 – 12. Februar 2022

Die Lehren aus den «Magglingen-Protokollen»

von Christof Gertsch & Mikael Krogerus     |   Link zum Artikel

Danke für diese grandiose journalistische Arbeit. Dank auch an die mutigen Turnerinnen, die durch ihr ehrliches Mitteilen einen heilsamen Prozess in Gang gebracht haben. In der Folge wurde für einmal nicht verurteilt, sondern wirklich hingeschaut und konstruktiv, kommunikativ und kooperativ gehandelt. Eine Wohl-
tat, dass dies federführend vom Bundesrat bzw. von Bundesrätin Viola Amherd aus geschah. Davon habe
ich immer geträumt.

Und ich wünsche mir, dass dieser Anfang eines neuen Denkens und Handelns sich in der Gesellschaft ausbreitet, Feuer fängt. Für mich ist das der Geist der Liebe, der vor nichts zurückschreckt und Licht selbst in die dunkelsten Ecken bringt, nicht um anzuklagen, sondern um zu erhellen und zu erlösen.

William Möritz, 8055 Zürich

  

Sport, Spitzensport oder religiöse Schulen etc. – es spielt keine Rolle. Es geht um Missbrauch durch Überlegene, sprich Vorgesetzte, Trainer, Eltern und/oder Vertraute!

Machtmissbrauch, sowohl physisch als auch psychisch, ist verwerflich und mit allen Mitteln zu bekämpfen! Diskussionen über die verschiedenen Bereiche wie Sport, Schule, Kirche oder sogar Familie sind reine Zeitverschwendung! Es geht um die grundsätzliche Einstellung von Personen in «Machtpositionen»!

Leider ist dieser Aspekt in der letzten Zeit immer mehr in den Hintergrund geraten. Das ist ein Hauptfaktor unserer desolaten Situation. Die Ausnützung des Schwachen durch den Starken geht grundsätzlich zurück zum Anfang der Geschichte. Heute, wo wir uns gegenseitig auf die Schultern klopfen, weil wir technologisch im «Space Age» angelangt sind, ist es unakzeptabel, wenn «Macht»  missbraucht wird!

 Mark Gasche, 3422 Kirchberg BE

Das Tier und wir

von Philipp Loser     |   Link zum Artikel

Liebe Redaktion, lieber Herr Loser – herzlichen Dank für Ihren Beitrag  im aktuellen «Magazin». Als Tierrechts- und Umweltaktivist mache ich genau diese Erfahrungen auf der Strasse. Immer mehr Menschen hinterfragen die Tierausbeutung und den Tierkonsum und erkennen die zerstörerischen Auswirkungen auf die Tiere, die Umwelt und für uns selbst. Ich kenne viele VeganerInnen. Alle sagen einhellig, dass es die beste Entscheidung in ihrem Leben war, dass sie auf vegan umgestellt haben. Wagen wir den kollektiven Sprung in eine tierleidfreie, rücksichtsvolle und achtsame Gesellschaft.

Robert V Rauschmeier, Volketswil 

In diesem Text steckt ein Fehler

von Mikael Krogerus & Roman Tschäppeler     |   Link zum Artikel

Hier eine kleine Ergänzung zu diesem  Artikel: FEHLER kann man schütteln, und es entsteht HELFER daraus. Meine Schülerinnen und Schüler finden dies jeweils «mega cool», gerade wenn sie das Anagramm selber finden.

Freundliche Grüsse,
Marcella Danelli, Bern

Was wir lesen: Nastassja Martin

von Sven Behrisch     |   Link zum Artikel

Lieber Sven Behrisch! Habe gerade Ihren Text zum Buch «An das Wilde glauben» von Nastassja Martin
gelesen. Das geht unter die Haut.

Bei aller Grausamkeit inmitten aller Schönheit ist es nicht die Natur, die böse ist. Wenn schon, dann ist es der Mensch mit seinem Egoverstand, der alles bewertet und zerpflückt. Aber selbst das ist nicht von Dauer. Weil wir alle irgendwann da landen, wo alles, egal wie verschieden es zu sein scheint, eins ist.

William Möritz, 8055 Zürich

N° 05 – 5. Februar 2022

Die Heimkehr

von  Christoph Höhtker     |   Link zum Artikel

Der Artikel liess mich einigermassen ratlos zurück. Begründung:

Zwischen Bielefeld und Genf gibt es stündlich gute Zugsverbindungen. Die Fahrt dauert jeweils etwas mehr als neun Stunden. Die pauschalen Argumente für die Nichtbenützung der Bahn sind nicht stichhaltig; man schafft die Reise auch dann problemlos an einem Tag, wenn ein Zug Verspätung haben oder ganz ausfallen sollte. Dass der Verfasser trotzdem auf eine Variante setzte, die eindeutig länger dauerte, an Umweltunverträglichkeit kaum zu überbieten ist und unter dem Strich auch einiges mehr gekostet haben dürfte, ist das eine. Dass er mit seiner aus der Zeit gefallenen Schreibe in einem renommierten Magazin vier Seiten füllen durfte, das andere. Es fällt schwer, keine Satire zu schreiben.

Mit freundlichen Grüssen,
Ueli Balmer, 3207 Wileroltigen

  

Verzweifelt hofft man während der Lektüre dieses Artikels bis zur letzten Zeile, dass der Herr plötzlich erkennt, dass er doch besser den Zug genommen hätte, dem Klimawandel und seiner Gelassenheit zuliebe. Es ist einfach nur peinlich, dass das «Magazin» einen solchen plaudernd-lustig-langweiligen Schrott abdruckt. Bitte recherchiert in nächster Zeit ein bisschen, wie weit wir in Europa mit dem Verbot von Kurzstreckenflügen sind und welche Lobby da – möglicherweise – mauert.

Vielen Dank,
Lotte M. aus Bern

Falsche Fehler

von Max Küng     |   Link zum Artikel

Oberschlauberger: Fehler gefunden…

Franziska Schlägel, Herrenschwanden

Büne frei!

von Christian Seiler     |   Link zum Artikel

Herzlichen Dank an Christian Seiler für den wunderschön geschriebenen Beitrag über Patent Ochsner!
Absolut herzerwärmend!

Henry Oehrli

  

Lieber Christian Seiler, unsere Kinder durften am Wochenende bei meiner 83-jährigen Mutter übernachten. Als wir sie zu ihr brachten, begrüsste meine Mutter uns mit dem «Magazin» No 5 in der Hand. Am Ende Ihrer Hommage an «Büne und die anderen» waren der 11. Februar, 21.30 Uhr und SRF2 mit orangem Leuchtstift markiert. Meine Mutter schwärmte, wie der, der eigentlich Rezepte schreibe, einen überaus berührenden Text geschrieben habe und ob es möglich sei, dass wir dieses Konzert für sie aufnehmen können, sie möchte das unbedingt sehen.

Natürlich ist das möglich, und wir machen das umso lieber, nachdem wir über Nacht das «Magazin» mitnehmen und die Hommage lesen durften. (Wir mussten es natürlich zurückbringen, meine Mutter will den Artikel aufheben.)
Ich bin ein Silberrücken, und auch mich hat der Text sehr berührt.

Herzlichen Dank!
S. H. (Name der Redaktion bekannt)

Die Schweiz – mein neuer Kosovo

von Kaltërina Latifi

Liebe Frau Latifi – Ihre Kolumne hat mich sehr berührt (mit b, nicht mit g!). Ich danke Ihnen herzlich für den schönen Gedankengang. Wenn man den weiterführt, kommen wir zu mehr Frieden auf der Welt ...

Ich wünsche Ihnen weiterhin so gute Schreibe und freue mich auf Ihren nächsten Beitrag.

Herzliche Grüsse,
Urs Zürcher, 3054 Schüpfen

N° 04 – 29. Januar 2022

Variation zum Original-Titelbild

«Ich sehe überall Gesichter», schreibt Chioco Hänggi aus Basel und schickt folgende Eigenkreation:

Die brutale Liebe meines Lebens

von Tuğba Ayaz     |   Link zum Artikel

Guten Tag, liebe «Magazin»-Journalistinnen und -Journalisten, als eifriger Leser Ihres Blattes möchte ich Ihnen mein Unbehagen beim Lesen des Artikels von Tuğba Ayaz mitteilen. Auf Seite 3 wird der Artikel angekündigt: Chronik einer vierzigjährigen Ehe voller Gewalt. Im Artikel wird dann ausschliesslich die Gewalt des Mannes beschrieben. Die Geschichte ist schrecklich und berührt stark. Sie endet mit dem Satz: Wo sind die guten Männer?

Als alter weisser Mann überlege ich, was mit Artikel und Schlussfrage anzufangen ist. Ist es nur eine schreckliche Geschichte mit männlicher Gewalt? Gab es in der beschriebenen Ehe ausser dem Fehlverhalten des Mannes auch noch Beziehungsmuster, die wichtig waren. Kamen die Exzesse des Mannes nur immer aus dem Nichts oder aus seiner Boshaftigkeit? Mir fehlt ein weiterer Blick auf dieses Unglück. Das schlimme Verhalten des Mannes ist nicht zu entschuldigen. Aber wie entwickelten sich denn seine Exzesse? Hatten sie eine Vorgeschichte? Gab es noch weitere Einflüsse? Gibt es Artikel, die ausschliesslich über Fiesheit und Machenschaften einer boshaften Frau erzählen? Ich hoffe sehr, der kommt nie in einem Tagesanzeiger-Magazin.

Walter Stamm, Aarau 

  

liebe frau tuğba ayaz,  ich suche jeweils das «magazin» nach einem artikel von tuğba ayaz ab. das lohnt sich! wieder einmal: herzliche gratulation zu diesem werk! der bericht zur abhängigkeit ist sehr eindrücklich.

mit bestem gruss verbleibt
franz wyss, 3012 Bern

  

Guten Tag, Frau Ayaz, letzte Woche hat mich eine Reportage Ihrer Berufskollegin Manu Enggist sehr bewegt: «Carole und der Bankräuber» (Link zum Artikel) – die traurige Geschichte einer Abhängigkeit. 

Und nun handelt auch Ihr Artikel  – souverän recherchiert und aufgeschrieben – von einer Frau, die nicht loslassen kann und will und daran beinahe zugrunde geht (das ist kein Vorwurf an Ariane, sondern eine Feststellung). Ariane, die 40 Jahre ihres Lebens «fortgeworfen» hat. Das hat mich erschüttert.

Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen diesen Frauen: Ariane hat sich «befreit», während Carole sich vermutlich noch nach einem bessren Ende sehnt, das wohl nie eintreten wird.

Freundliche Grüsse,
Yves Sohrmann, 4322 Mumpf

  

Liebe Frau Ayaz, danke für Ihren sehr schön geschriebenen Bericht. Sie haben gut aufgezeigt, wie aus «Liebe» und subtilem Mechanismus eine verzwickte Situation entstehen kann, die man selber nicht für möglich hält. Ich bin immer wieder erstaunt, was für eine Kraftleistung die Betroffenen über eine so lange Zeit zustande bringen … und sich dennoch so schwach fühlen.

Freundliche Grüsse,
Magdalena Jeannottat, 8057 Zürich

  

Liebe Frau Ayaz, vielen Dank für diesen Artikel. Nein, ich erkenne mich nicht darin. Aber ich kann vieles mitfühlen und nachvollziehen. 

Einen Punkt  habe ich bei mir schon beobachtet und bei vielen meiner Freundinnen oder Freunde: Man weiss, dass es «nicht richtig ist» – man fühlt es. Aber man verdrängt dieses Gefühl. Man lässt seinen Kopf mit diesen unzähligen Stimmen walten und findet tausend Gründe, die Situation nicht ändern zu wollen, zu können, zu müssen. Ich appelliere daran, diesem Gefühl zu vertrauen: Wenn es aufkommt – sollte man handeln. Diesem Gefühl Achtung schenken – ihm Platz geben und im Leben etwas ändern. Sich wertschätzen. Und zwar schnell. Hilfe holen und und und und… 

Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, wissen wir das. Die Antwort ist immer in uns. Aber viele Menschen haben das Werkzeug dafür nicht erhalten, und es entsteht dieses unendliche Leid. 

Liebe Grüsse,
Cristine Puntigam-Illi, Zollikon

Pastinaken, Navetten und andere Wurzeln

von Christian Seiler    |  Link zum Artikel

Guten Tag Herr Seiler, mit grossem Vergnügen und Interesse lese ich jede Woche Ihre Kolumne und habe auch bereits zahlreiche Rezepte erprobt – mit unterschiedlichem Erfolg! Über die aktuelle Kolumne habe ich mich sehr gefreut. Endlich wieder mal ein schmackhaftes Winterrezept! Ich bewirtschafte selbst einen grossen Gemüsegarten, und es ist mein persönlicher Ehrgeiz, so wenig Gemüse wie möglich zukaufen zu müssen.

Entsprechend gespannt las ich Ihren Rezeptvorschlag «Goldenes Wurzelgemüse-Couscous»» Darin enthalten sind nebst zahlreichen Winter- und Lagergemüsen auch drei Zucchini. Das irritiert mich – insbesondere bei einem ausdrücklichen Winterrezept. Zucchini haben nach meinem Kenntnisstand im Sommer Saison, und lagern kann man sie ebenfalls nicht. Total subjektiv habe ich generell den Eindruck, dass sich des Öfteren in Winterrezepten Zucchini befinden. Können Sie mir eventuell erklären, warum das so ist? Habe ich etwas übersehen? Und wenn nicht: Wo kriegt man im Winter gute Zucchini? Die vom Grossverteiler schmecken im Winter – nach der aussagekräftigen Meinung meines Mannes – nach Fisch!

Herzlichen Dank für Ihre Zeit!
Mit freundlichen Grüssen,
Arlette Birrer, 6025 Neudorf

Dank an Autor:innen  – und ans «Magazin» allgemein

Intention-Behaviour-Gap von Nina Kunz     |   Link zum Artikel

Ich möchte Nina Kunz bloss für die Verbesserung meiner Lebensqualität danken. Dieser Dank geht übrigens auch ans «Magazin» als Gesamtkunstwerk.

Mit bestem Dank für Ihre Arbeit, herzlich,
Thomas Baur

Uneingeschränkt & prinzipiell:  Lob für Philipp Loser

Das Beste für mich im «Magazin» sind die Kolumnen von Philipp Loser. Sie sind das Erste, was ich jeweils lese. Immer wieder überraschende Themen und interessant geschrieben.

Besten Dank. Freundliche Grüsse,
A. Büeler, 5504 Othmarsingen

  

Rätselhaftes Immunsystem von Jessica Braun     |   Link zum Artikel

Sehr geehrtes Redaktionsteam, sehr geehrte Frau Braun, ich möchte mich einfach mal ganz herzlich bedanken für jede Ausgabe des «Magazins». Ich erwarte es immer mit grosser Freude, meist ist es in einem Tag ausgelesen, ab Editorial bis zur letzten Seite, und beschert mir eine willkommene Pause von den täglichen, meist schlechten, Nachrichten! Die tolle Vielfalt der gut recherchierten Artikel, die packend und gut verständlich geschrieben sind, einfach wunderbar! Die Samstagausgaben ohne Magi sind jeweils etwas trist. 

Am 11. Dezember 2021 wurde Jessica Brauns spannender Artikel «Rätselhaftes Immunsystem» publiziert, ein durch und durch gelungenes Werk, welches auch Leser:innen ohne medizinische Vorbildung einen guten Überblick vermittelt, was in unserm Körper vor sich geht. Ich habe das Heft schon an diverse Personen in meinem Umfeld weitergegeben und bekomme es immer mit demselben Kommentar zurück: ‘Genial geschrieben! Und danke, dass du mir das zum Lesen gegeben hast.’ Hiermit gebe ich die positiven Rückmeldungen gerne an das ganze Team und Frau Braun weiter.

Machen Sie weiter in diesem Stil! Freundliche Grüsse,
Sabine Rubli

Linke Moral

von Philipp Loser     |   Link zum Artikel

Wie gut, dass es Menschen wie die Familie Iseli/Egger aus dem Berner Gürbental gibt! Man lebt, so gut es eben geht, ein bisschen vegan, auf annehmbare Weise grün und alternativ, also keinesfalls auf irgendeine Art und Weise konsequent, dafür aber «entspannt»!

Es scheint sich dabei um einen Lebensentwurf zu handeln, der, einer Absolution gleich die gefühlte eigene Unvollkommenheit für den Autor etwas erträglicher macht, besonders angesichts dieser vielen ewig nervenden, arroganten, moralisierenden Gutmenschen, von denen der Autor angeblich umgeben ist und mit denen er offensichtlich ein Problem hat, weil sie sich angeblich für etwas Besseres halten. Gemeint sind einmal mehr vor allem die Veganer, wobei ich allerdings bezweifle, dass Herr Loser tatsächlich eine einzige Veganerin oder einen Veganer kennt. Diese verschwindend kleine Gruppe von Menschen, in der Schweiz sind das weniger als ein Prozent der Bevölkerung, ist im «Tages-Anzeiger» leider immer wieder gut für hämisch formulierte «Aufhänger» von Beiträgen wie dem vorliegenden, in denen es eigentlich um ein ganz anderes Thema geht. Eine Art von Journalismus, die ich reichlich schäbig finde.

Eva-Ulrike Müller, Winterthur 

  

Der Artikel über das «vorbildlich nachhaltige» Verhalten der Familie aus dem Berner Gürbetal ist mir auch aufgefallen. Diese Unaufgeregtheit des Umgangs mit Fragen zu: was essen, wie und was konsumieren und überhaupt wie leben, kann ein echtes Vorbild sein. Verzicht allein wird auf keinen Fall funktionieren. Überhaupt: Es sieht so aus, als ob nur das Vorzeigen und Vergleichen von Verzicht überhaupt ein bisschen Spass macht. Denn nur im Vergleich mit anderen scheine ich dann ein besserer Mensch zu sein. Im Gegensatz dazu sind Menschen, die auf vieles verzichten und ins Kloster gehen, heute eindeutig keine Vorbilder mehr.

Ist es dieser liebevolle und nachsichtige Umgang mit sich selbst, mit den Familienmitgliedern und der Umwelt allgemein, der die Familie Iseli/Egger aus vielen anderen Schilderungen von nachhaltigem Leben hervorhebt? Wenn das so ist, würden wir wohl besser Wert darauf legen zu lernen, uns selber nachhaltiger zu betrachten und dann zu bemerken, ob wir den offenen Raum, der daraus entsteht, gleich wieder mit Konsum oder unbedingtem Vorwärtskommen im Beruf oder sonstwo füllen müssen? Wenn sich also ein paar Menschen mehr die Frage stellen, was wirklich zufrieden macht, sind wir auf gutem Wege.

Rösli Premgit, Neuheim 

N° 03 – 22. Januar 2022

Kommt ein Russe nach Moskau

von Alexander Estis     |   Link zum Artikel

Lieber Herr Estis, gerne danke ich Ihnen für Ihren Beitrag im «Magazin». Ich habe ihn mehr als einmal mit viel Aufmerksamkeit und grösstem Interesse gelesen.

Aus dem von Ihnen so dicht und konzentriert Beschriebenen glaubte ich an drei Dinge erinnert zu werden:

  • Es stimmt, dass wir Mitteleuropäer im Allgemeinen nur Ungefähres und Schematisches über Russland wissen, und man fragt sich, warum dem so ist und ob es nicht doch eine hintertreibende Kraft des globalen Westens gibt, die dieses Halbwissen (inkl. eine Portion Antipathie gegen russischen Imperialismus) gerne aufrechterhalten will. Noch Ende des 19. Jahrhunderts gehörte Russland innerlich-kulturell ganz zu Europa hinzu, und in Europa war «russisches Wesen» überall präsent. Jetzt sehen wir Russland nur noch durch einen umgedrehten Operngucker, von ganz ferne.

  • Russland als innere Einheit scheint es tatsächlich nicht zu geben, das Länderkonglomerat bleibt offenbar immer gespalten in ein «Volk» (Volkskonglomerat), mit all seinen tiefen, sozialen Qualitäten und
    Fähigkeiten (und einigen wenigen Untugenden), und in einen Apparat, sei er zaristisch, sowjetisch oder modern. Nicht einmal die Russen selbst scheinen zu wissen, warum sie diesen fremden Apparat seit je dulden müssen, der doch aus Personen der eigenen Bevölkerung besteht. Wir Westler wissen es ebenso wenig, wir ahnen höchstens, dass Peter der Grosse und Lenin westlich angekränkelte Superbürokraten waren und womöglich auch Putin. Statt Repräsentanten des wirklich Russischen.

  • Das Dritte: Hält Russland mit seinem schmerzhaften Widerspruch zwischen inneren Grundfähigkeiten und übergestülpter Polit-Wirtschafts-Oligarchie dem globalen Westen vielleicht gar einen Zukunftsspiegel vor. Der Widerspruch dämmert in harmloserer Weise auch im Westen vor sich hin, noch mit Luxus und   Verwöhnung zugedeckt, aber er könnte bald richtig erwachen, mit weniger  freundlichem Gesicht. Dann würden wir Russland wieder verstehen und im Lockdown die Theater und Konzertsäle ebenfalls offen behalten, für die innere Emigration.

Aber nein, hoffen wir, dies sei nur eine unbegründete Befürchtung, und  Russland seinerseits drehe sich bald zu einem ganz humanen Gebilde, sozialer durchtränkt als der Westen.

Herzliche Grüsse,
Martin Frey, Bern

Das Märchen vom Trickle-down-Effekt

von Philipp Loser     |   Link zum Artikel

Danke für die klaren, mir völlig einleuchtenden Gedanken von Philipp Loser!
Da würde Mani Matters «Dene wos guet geit» als Schlusspunkt passen, finde ich:

Dene wos guet geit, giengs besser
Giengs dene besser wos weniger guet geit
Was aber nid geit, ohni dass's dene
Weniger guet geit wos guet geit

Drum geit weni, für dass es dene
Besser geit wos weniger guet geit
Und drum geits o dene nid besser
Wos guet geit

Dene wos guet geit, Giengs besser
Giengs dene besser wos weniger guet geit
Was aber nid geit, ohni dass's dene
Weniger guet geit wos guet geit

Drum geit weni, für dass es dene
Besser geit wos weniger guet geit
Und drum geits o dene nid besser
Wos guet geit

Mani Matter war halt einfach ein Meister darin, etwas auf den Punkt zu bringen!
Ruedi Kägi

  

Immer wieder den gleichen Haferchäs zu verbreiten, übt offensichtlich eine ungeheure Faszination auf uns Menschen aus. Neben dem Trickle-down-Effekt gibt es noch eine schier endlose Liste von Vorurteilen, die alle bemüht werden, um ja nicht das derzeitige Wirtschaftssystem infrage stellen zu müssen. Z.B. dass viel Geld viel Glück bedeutet oder dass wir nur bereit sind, uns ins Zeug zu legen, wenn uns mindestens eine Million winkt, oder dass Spekulanten für ein gutes Leben mehr brauchen als z.B. Strassenbauarbeiterinnen und Krankenpfleger. Einige Jugendliche schreien zwar «system change», aber es bewirkt gar nichts. Nicht dass sie von den etablierten Politikern nicht gehört würden. Aber das Gehörte wird sofort abgeblockt. Dass der derzeit herrschende Kapitalismus inzwischen unseren Planeten an den Rand eines Abgrunds gebracht hat, wird dabei tunlichst übersehen. Lieber untergehen als das Vertraute infrage stellen.

Dabei könnte es sehr viel Spass machen, nach ernsthaften Alternativen zu suchen und zu forschen und diese zu diskutieren, zu propagieren und schlussendlich auch auszuprobieren. Endlich käme etwas Bewegung in
unsere verfahrene Situation. Hier schon mal eine der radikalsten Ideen: gleiches Einkommen für alle. Am besten weltweit.

Der Stein, den Philipp Loser ins Wasser geworfen hat – vielleicht bewirkt er genau das.
William Möritz, 8055 Zürich

Gut genug

von Katja Früh     |   Link zum Artikel

Liebe Frau Früh, danke für diese grossartige Kolumne. Sie ist ein Genuss.

Ich lese gerade das neue Buch von Franziska Schutzbach: «Die Erschöpfung der Frauen».
Da passt Ihre heutige Kolumne ausgezeichnet dazu!

Herzlich,
Fabienne Sidler

Ausweitung der Kaufzone

von Simona Pfister

Sehr geehrte Frau Pfister, sehr geehrte Redaktion, überzeugend richtig merken Sie an, dass «die wirklich unheimlichen Dinge übersehen werden». Das haben wir auch dem weit um sich greifenden Geilheits-Journalismus zu verdanken. Dann das Beispiel des «alles wird immer mehr» in den Lebensmittelläden. Genau dieses hemmungslose «immer mehr» kann dann bei Kurzdenkern, wie Sie schreiben, zu Verschwörungstheorien führen, in denen sich heute  die Schwurbler suhlen.

In altbekannter Hilflosigkeit benennen Sie dann dieses bedenkenswerte Gesellschaftsphänomen als gleichschaltende Verkrabbung. Danke, das mag geil originell sein, hilft uns aber nicht weiter. Tatsächlich ist es aber echt unheimlich, wie wir die Bevölkerungszunahme von global über 80'000'000 Menschen pro Jahr seit Jahrzehnten glatt übersehen. Dieses völlig verantwortungslose Schweigen über das wichtigste und zweifellos match-entscheidendste Thema der Welt spielt ganz klar dem globalen Raubtierkapitalismus mit seiner letzten Endes tödlichen quantitativen Wachstumsgier und so nebenbei auch Corona (zunehmender Dichtestress) bestens in die Hände.

Natürlich sind auch die wuchernden Supermarktangebote letztendlich nur eine Antwort von Tausenden auf dieses Bevölkerungswachstum. Wirklich unheimlich ist lediglich, dass diese einfache Tatsache angeblich auch von informierten und aufgeklärten Journalist*innen nicht erkannt wird oder, weil vielleicht etwas unbequem, nicht erkannt werden will. So drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob wir im Kollektiv nur noch jammern können und zu dumm sind zum Überleben? Sorry für diese überlebensnotwendige neue Ehrlichkeit, aber die Zeit für Förderung der freiwilligen Familienplanung drängt: Am Abend des heutigen Tages wollen schon wieder 220'000 Menschen mehr Esswaren aus dem Supermarktangebot kaufen.  D A S wäre doch mal eine Kolumne und noch viel mehr wert, auch wenn die Verkrabbung momentan geiler tönt…

Mit freundlichen Grüssen freut sich auf Eure Antwort
Dr.med. Peter Meyer, 8142 Uitikon-Waldegg

N° 02 – 15. Januar 2022

Was Europa ist, war und sein könnte

von Christian Seiler     |   Link zum Artikel

Diese «Magazin»-Ausgabe hat mich sehr angesprochen,  da mich das Foto von Daniel Gebhart de Koekkoek auf der Titelseite sehr angesprochen hat! Wunderbar die Inszenierung des legendären Renault R4 in der Stadt Triest, die Beschränkungstafel «7.00 t» und der Schattenwurf von Auto und Gebäuden sind noch der Tupf auf dem i! Dieses Heft wird wieder eines sein, das ich in meine Sammlung lege wegen des Titelfotos!

Ich (Jg. 1954) bin mehr der Bildbetrachter und nicht der grosse Leser, doch der Bericht von Christian Seiler über die Geschichte von Triest und Autor Veit Heinichen mit den Fotos von Matteo de Mayda hat mich tief beeindruckt!

Mit freundlichem Gruss aus Burgdorf,
Alfred Winkler, 3400 Burgdorf

  

Dieses Mal waren alle Artikel super, aber den Artikel über Triest fand ich das Nonplusultra.  Schon immer wollte ich nach Triest, aber jetzt noch viel mehr.  Diese Stadt ist ein Potpourri von Nationalitäten, Sprachen und Schönen sowie Grausigem, genau der Mix, den ich mir schon immer gewünscht habe!!

In der Schweiz wohnhaft zu sein, ist sicher eine angenehme Sache. Wir lösen die Probleme, indem wir sie ganz einfach ignorieren!! Ich kann das aber nicht, also bin ich immer bereit dagegenzureden und werde oft schräg angeschaut. Hier zu leben, braucht keinen Mut, aber dafür einen sehr anpassungsfähigen  Charakter, man muss seine Meinung immer wieder neu überdenken.

Kompliment dem Journalisten, der dieses Interview inszeniert hat, und Kompliment an alle Journalisten, die für das «Magazin» arbeiten!!

Freundliche Grüsse,
Susanna Geser, 6982 Agno

Wir waren Helden

von Philipp Loser     |   Link zum Artikel

Ich möchte Herrn Loser zu seiner  pointierten und voll der Wahrheit entsprechenden Kolumne gratulieren! Es braucht im Journalismus Courage und Exaktheit, aber ohne guten Bezahljournalismus mit neutralen Recherchen fallen wir (das Volk) wieder zurück ins «Mittelalter», was gewisse Kreise gerne möchten.
Bleiben Sie, Herr Loser und der Tagi, weiterhin so wie bisher – es wird geschätzt.

Freundliche Grüsse,
Felix Winter, Abonnent des Tagi seit 1975 (mit 17 Jahren)

Worry Burnout

von Nina Kunz     |   Link zum Artikel

Liebe Frau Kunz, es ist zu befürchten, dass Sie im Übertragen des Worry Burnout von der Pandemie auf die Klimakrise recht haben. Die Dystopien und die Desasterstimmung sowie der Alarmismus bezüglich der Klima-, Biodiversitäts- und etc. Krise bringt nur eine kleine hartgesottene Minderheit in den Aktionsmodus. Die grosse Mehrheit fühlt Ihr eben erwähntes Worry Burnout, ist überfordert oder kümmert sich um die Probleme keinen Deut.

Um eine grosse Masse in den Aktionsmodus zu bringen, braucht es gemäss dem Psychologen/Soziologen Harald Welzer (»Alles könnte anders sein») positive Geschichten und Beispiele, die die Leute motivieren und zum Handeln bringen. Es muss nicht gleich die ganze Gesellschaft, Wirtschaft etc. auf einen Schlag verändert werden, immer schön demokratisch und «langsam». Die Leute müssen den Wunsch verspüren: In einer solchen Welt möchte ich leben. Z. B. in einer Stadt, in der die Fussgänger, Velos und öV immer mehr priorisiert werden, bis es nur noch Taxis, Lieferanten und Handwerker sowie gemeinschaftlich genutzte Fahrzeuge hat. Wir gewinnen saubere Luft, Ruhe und Platz. Dieser Gewinn kann gross herausposaunt werden. Hier sind vor allem auch die Kulturschaffenden gefordert, Schriftsteller, Drehbuchautoren, Künstler, ja auch Journalisten, die diese Ideen in Geschichten und Emotionen verpacken können. Wenn es Politiker tun – auch gut. 

Ich habe bis jetzt leider nur ein Buch von John Ironmonger («Der Wal und das Ende der Welt») gefunden, das in diese Richtung geht und  Gemeinsinn und Gemeinwohl ins Zentrum stellt. Oder den Film «Demain» von Cyril Dion. Vielleicht kennen Sie noch mehr von dieser Sorte.

Beste Grüsse und einen grossen positiven Schub wünscht uns
Herbi Lingenhel

  

Liebe Frau Kunz, treffend, was Sie schreiben.  Mit der Covid-Bedrohung und der damit einhergehenden Müdigkeit kann man allerdings schon auch anders umgehen.

Ich persönlich kenne viele, mich eingeschlossen, die nicht mehr so viel lesen und hören wollen, was sicher eine gute Strategie ist, aber dennoch nicht unvorsichtig sind – seien sie nun geimpft oder nicht. Gefragt ist Disziplin – eine menschliche Eigenschaft, die nicht gerade hoch im Kurs steht. Darüber redet oder schreibt kaum mehr jemand. Dabei ist sie gerade in diesen Zeiten schlicht lebensnotwendig.

Wer nicht mehr gross hinhört, was da alles geschrieben und gesprochen wird, tut sich zweifellos etwas Gutes. Nichts hindert viele meiner Freunde und Bekannten daran, dennoch vorsichtig zu sein – nochmals, gleichgültig, ob sie geimpft sind oder nicht. Wir schützen uns mit den bewährten Mitteln. Und auch mal, indem man überlegt, ob man jetzt in den vollen Bus einsteigt, ein gut besuchtes Restaurant auch noch besucht oder einkaufen geht, wenn es alle anderen tun.

Beim Klima ist es schwieriger. Mir scheint, die Klimakrise geht angesichts von Covid einfach etwas unter. Und während man sich gegen Covid immerhin diszipliniert schützen kann, ist es beim Klima ungleich schwieriger.

Schönes Weekend,
Jürg Luginbühl

Kein schlechter Wirz

von Christian Seiler     |   Link zum Artikel

Grüezi, Herr Seiler, heute habe ich Ihr Wirz-Rezept nachgekocht. Sie hatten dieses Gemüse so liebevoll beschrieben, das war richtig anmächelig. Zum ersten Mal in meinem 65-jährigen Leben kaufte ich Wirz.
Ghee benutzte ich zum Anbraten. Ohne schlechtes Gewissen hat es mir gemundet, wirklich lecker.

Nahrung für meine Seele, danke .
Liebe Grüsse,
Birgit Löffler

Achtung, dies ist eine 2G-Kolumne!

von Max Küng     |   Link zum Artikel

Sehr geehrter Herr Küng, ich war in derselben Situation, im Zug. Ich schwieg aber nicht, sondern sprach diese Person an, dass hier drinnen Maskenpflicht sei. Sie gab keine Antwort, ich wollte schon in ein anderes Abteil gehen, da stiegen bei der nächsten Haltestelle  sechs!!!! Kontrolleure ein:  War ich aber gespannt, was jetzt geschehen würde! So weit nichts, bis ich die Damen und Herren  wegen der Maske ansprach . Da sagte diese Person, sie habe einen Test gemacht, den sie dann auch zeigte. Ich bin dreimal geimpft und trage auch eine Maske, weil es in den öV obligatorisch ist. Das sagte ich laut und deutlich. Ja , die sechs Kontrolleure sagten nur zu mir, wenn es mich störe, solle ich mich doch woanders hinsetzen.

Fazit: Auch wenn man sich äussert, nützt es  nichts.
Freundliche Grüsse,
Baur Brigitte, Obfelden

  

Sehr geehrter Herr Küng, ich kann Ihnen beipflichten, die überzeugten ungeimpften Bürger und Bürgerinnen sind eine ernst zu nehmende Minorität in unserer Gesellschaft, doch auch sie sollten die ihnen zustehende entsprechende Unterstützung erfahren. Dies erfolgt doch gemeinhin auf die Weise, dass man ihnen entsprechende Räume zur Verfügung stellt, damit sie wirklich unter sich und ungestört durch andersdenkende Menschen sind und sich entsprechend artikulieren können. Für die gesunden Impfverweigerer dürfte dies kein grosses Problem darstellen, im Gegensatz zu den bereits an Covid erkrankten Ungeimpften, welche ihre Spitalbetten mit allen bereits Geimpften teilen müssen. Und genau hier sollte dringend Abhilfe geschaffen werden. Dazu den folgenden Vorschlag.

Wir haben in der ganzen Schweiz aus Militärbeständen ungenutzt stehende Notfallspitäler und Bunker, eventuell auch leer stehende Kasernen. Diese Bauten könnten sehr schnell in Notspitäler für die ungeimpften und an Covid erkrankten Menschen umgenutzt werden. Gepflegt und verarztet würden diese Erkrankten durch professionelles Personal, welches sich ebenfalls nicht impfen lassen will. Auf diese Weise wäre allen Beteiligten geholfen. Unsere allgemeinen Spitäler könnten in ihren normalen Alltag zurückkehren und würden dadurch stark entlastet. Die Intensivstationen stünden wieder für die «Normalerkrankten» zur Verfügung, und die Impfverweigerer wären friedlich vereint und könnten gemeinsam in Ruhe sterben.

Mit freundlichen Grüssen,
Albert Zollinger

Thomas Gsella inspiriert …

Für einmal grüsst an dieser Stelle
Nicht Gsella selbst, doch sein Geselle,

schreibt «Magazin»-Leser 
Andreas U. Gerber, 3400 Burgdorf

Stolz startete ins neue Jahr
Der beinah grösste Tennisstar.
Doch – was bis dato ziemlich klar,
Stellt sich de facto anders dar.

Dreist reist er in Down Under ein,
Zeigt prahlend da sein Zeugnislein.
Doch – sein Gewissen ist nicht rein,
Denn er liess das Impfen sein.

Fehlbar, ich? Ein Bösewicht?
Das kennt der Mann nun wirklich nicht.
Doch – er verletzt aus Grenzschutz-Sicht
Gezielt und fies die Impfschuss-Pflicht.

Stur hat er Nächte durchgeschwitzt
Juristenköpfe stark erhitzt.
Doch – schliesslich ist er abgeblitzt.
(Dank Weisheit, die er nicht besitzt.)

Stolz und dreist, fehlbar und stur –
Der braucht doch eine Psychokur!
Doch – Weise wissen’s, die nützt nur,
Wenn stimmig auch die Sportkultur.

N° 01 – 8. Januar 2022

Entwicklungshilfe für Eltern

von Ursina Haller     |   Link zum Artikel

Sehr guter Artikel! Dabei ist mir die Aussage eines afrikanischen Dorfältesten in Erinnerung
gekommen: «Nicht die Eltern erziehen ein Kind, sondern das ganze Dorf.»

Vielen Dank für die gute Sonntagslektüre.
Paul Vogt, 4108 Witterswil

Bin ich eine Hochstaplerin?

von Kaltërina Latifi     |   Link zum Artikel

Sie schreiben zum «Hochstapler-Syndrom»  (und dem entgegengesetzten Dunning-Kruger-Effekt), dass die schmerzlichen Selbstzweifel, ob man trotz Begabung und Berufserfolg im Grunde ein Nichts sei und bald auffliegen werde, vor allem Menschen mit Minoritätshintergrund betreffe.

Für mich, bald 75, sieht es so aus, dass in meiner Generation viele Frauen, also keineswegs eine Minderheit und ohne Migrationshintergrund, dieses Phänomen gut kennen und sich damit herumschlagen mussten. Auf dem Land war es 1955 unerhört, «grössenwahnsinnig»» Latein zu lernen, um ins Gymi zu gehen, an ein Studium zu denken. Für Buben eventuell, für Mädchen nur, um Lehrerin zu werden .

Zum Glück wurde ich von den Eltern/Vater fast vorbehaltlos unterstützt. Als Medizinstudentin hörte ich x-mal: hinausgeworfenes Geld, eine halbe Million Steuergelder, du wirst nie praktizieren, heiraten, Kinder haben, einen Mann (der zahlt). Eine Medizinerin als Freundin? Niemals, bin nur Soziologe... Geburt des ersten Kindes: Sie machen das prima, kriegen Sie fünf Kinder (statt mir Konkurrenz zu machen als Ärztin). Wann kommt ENDLICH ein Arzt ?  – als zwei Frauen eine Abteilung betreuen. Chirurgie? Nein, die fallen aus, Mutterschaft (vertreten aber die Männer im Militärdienst). Im Laufe des Arbeitslebens, nicht als Quotenfrau, bis leitende Ärztin Kinderpsychiatrischer Dienst, mit drei Kindern und Ehemann, der schon 1979 Teilzeit arbeitete – unerhört! – natürlich viele Begegnungen mit den Leuten, die sich überschätzen 

Maya Borkowsky, Vicques JU

Was soll ich nur einkaufen?

von Finn Schlichenmaier    |   Link zum Artikel


Nicht einmal fünf Prozent der Bevölkerung in der Schweiz leben vegetarisch und vegan. Wieso kommen eigentlich immer nur die Veganer/innen mit ihrem moralisierendem Gehabe zu Wort? Es wimmelt von Schlagwörtern wie Nachhaltigkeit, Nahrungsmittel-Ergänzungen, Ökobilanz, klimabewusst, schlechtes Gewissen, Fleischersatzprodukte, Spiessrutenlaufen beim Einkaufen und vielen weiteren Phrasen.

Was für ein Stuss. Zudem sind solche Artikel überaus langweilig. Falls es nichts Gescheiteres zu berichten gibt, sollte man das «Magazin» einstellen.

Auch kein Wort über die Teilergebnisse der WWF-Studie, Deutschland. Die sagt: «Veganerinnen können der Umwelt mehr schaden als Fleischesser. Ihr Ernährungsstil verursacht den grössten kritischen Wasserverbrauch.» Weiter spricht keiner von der Mangelernährung, den Transportwegen dieser Nahrungsmittel, vom extremen Wasserverbrauch für die Pflanzung dieser Produkte sowie die Abholzung des Regenwaldes für den erhöhten Bedarf zur Produktion usw.

Roland Grüter, 6006 Luzern

Sieben Geschwister

von Lena Niethammer    |   Link zum Artikel


Es fällt mir schwer, etwas zu sagen. Auf jeden Fall aber: danke. Danke an die Geschwister für ihren Mut und ihre Offenheit. Und danke an die Journalisten, die die Geschwister darin unterstützt haben, ihre Geschichte öffentlich zu machen. Es tut immer gut, wenn es Menschen wagen, Licht ins Dunkle zu bringen, in dem sie rück-
haltlos ehrlich sind.

Nach meiner Erfahrung hilft es sogar, wenn ich das, was ich zu sagen habe, einem Buch mit weissen leeren Blättern anvertraue. Mich rückhaltlos ehrlich zu äussern, macht etwas mit mir. Das, was Jahre und Jahrzehnte in mir kreiste, wird niedergelegt. Das erleichtert. Nochmals: von Herzen Dank.

William Möritz, 8055 Zürich

  

Sehr geehrte Frau Niethammer, vielen Dank für Ihren sehr interessanten und lehrreichen Bericht im «Magazin»  und online. (Ich habe dafür an vier Tagen ca. 15 bis 20 Stunden aufgewendet. Zum Glück bin ich pensioniert, 71 Jahre alt).

Danke, dass Sie sich so lange so intensiv um diese «arme» Familie gekümmert haben. Ich kann es fast nicht glauben, dass eine Journalistin sich dermassen engagiert. Super! Super auch, dass Tamedia Ihnen so viel Zeit (hoffentlich bezahlt …) zugestanden hat.

Schade, dass dieser Fall nur einer religiösen Gemeinschaft angelastet wird. Das hätte und wird auch in nicht-religiösen Familien passieren können. Und es wäre auch nett gewesen, wenn Sie darauf hingewiesen hätten, dass dies in Deutschland passiert ist und es diese Sekte in der Schweiz nicht gibt. (Das heisst nicht, dass so etwas nicht auch in der Schweiz vorkommt.)

Ich hoffe, dass Sie bald einmal in Ruhe gelassen werden und wieder etwas Neues im «Tages-Anzeiger» oder «Magazin» publizieren können. Ich freue mich darauf sehr.

Alles Schöne und Gute und vor allem eine gute Gesundheit wünsche ich Ihnen. Freundliche Grüsse
Samuel Krähenbühl, 8048 Zürich

  

Das ist eine sehr traurige Geschichte, die Sie da veröffentlicht haben, und den betroffenen Personen versichere ich mein Mitleid.

Der Grund, diese Geschichte zu veröffentlichen, liegt jedoch darin, dass man sie in Verbindung zu freikirchlichen Kreisen stellen kann. Ohne diese Verbindung wäre es keine Story. Denn es ist Ihnen sicher bekannt, dass die geschilderten Vorkommnisse von häuslicher Gewalt, erzieherischem Versagen und familiärer Überforderung nicht auf freikirchliche Kreise beschränkt sind. Und hier komme ich zu den Fragen, die sich mir im Zusammenhang mit der Reportage gestellt haben:

Weshalb das permanente Freikirchen-Bashing in den Medien der TX Group? Vorletztes Beispiel war im letzten Dezember die Darstellung der Freikirchler als Impfgegner. Gehört es zu den strategischen Zielen der
TX Group, die Freikirchen zu bekämpfen? Der Anteil der Freikirchler an der Schweizer Wohnbevölkerung beträgt kaum 5 Prozent. Ist das für Sie eine Bedrohung? Die schweizerische Zivilgesellschaft versteht sich doch als pluralistisch. Erträgt sie keine 5 Prozent evangelikal gesinnte Christen mehr?


Denken Sie nicht, dass auch Sozialisten, Atheisten, Veganer, Klimaschützer etc. ihren Kindern ihre Wertvorstellungen mitzugeben versuchen? Würde es um jemand anderen als um Mitglieder einer Freikirche
gehen, würde sich Ihr Bericht als Hate-Speech qualifizieren. Schauen Sie einmal die Online-Leserkommentare an, die Sie provoziert haben. Einer fordert sogar die Abschaffung der Religionsfreiheit. Weshalb ist die
kleine evangelikale Minderheit in unserem Land dermassen ein Ärgernis für Sie?

Hass und Abneigung sind allenfalls verkaufsfördernd aber schlechte Ratgeber für eine objektive Berichterstattung.

Freundliche Grüsse,
Roman Kohler, 3019 Bern

  

Sehr geehrte Frau Niethammer, soeben habe ich den ganzen Bericht gelesen. Ganz herzlichen Dank für diese grosse, umfassende Arbeit.

Sie macht mich mehrfach betroffen, einmal für die von dieser speziellen Geschichte so stark geprägten Menschen/Kinder, dann erinnere ich mich an viele Familieneinblicke, als ich in einer Sonderschule für verhaltensauffällige Kinder gearbeitet habe (z. T. auch mit religiöse Hintergründen), weiter steigen Bilder, Fragen, Gefühle aus meiner eigenen Kindheit auf – Erlebnisse, viel schwächer,  aber doch auch in patriarchalautoritärer katholischer Familie (1955 geb.). Und bei einigen Passagen wurde mir auch eigenes Verhalten als Mutter wieder bewusst – von dem ich weiss, dass es in Stresssituationen nicht optimal war.
Ihre recherchierten Einschübe sind sehr erklärend und bereichernd.

Ich habe beim Lesen – wie die Familie – die ganze Zeit befürchtet, dass die Eltern eventuell straffrei durchkommen würden; gesellschaftlich gesehen finde ich es sehr wichtig, dass das Urteil nun so ausgefallen ist – obwohl mich seit je das Thema, welches auch in Ihrem Bericht angesprochen wird, beschäftigt: dass Täter*innen häufig auch Opfer ihrer eigenen Geschichte sind. Da besteht die Hoffnung, dass die Eltern durch die Unterbrechung eines hoffentlich «guten» Strafvollzugs ihren eigenen Themen auf den Grund gehen können.

Ich vermute, dass keine Leserin, kein Leser von diesem Artikel unberührt bleibt. In diesem Sinn ganz herzlichen Dank,
Regula Sager, 6280 Hochdorf

  

Einmal mehr werden die Freikirchen in die Pfanne gehauen. Natürlich ist diese Familiengeschichte tragisch. Aber wie sieht es in weltlichen Familien aus oder gar in islamischen? Zwangsheiraten, Ehrenmorde, Frau als Haussklavin, darf nicht arbeiten.

Interessant Ihre Manipulation zu 1. Kor. 7,4. Da lässt man einfach Teil 2 weg: Auch der Mann hat kein Verfügungsrecht über seinen Leib, sondern die Frau.  Ja, traurig, dass ihr die Frommen noch schlimmer darstellen wollt, als es ist. Und die 90 Prozent der Evangelikalen, wo es gut bis sehr gut geht, werden für euch kein Thema sein! 

Gruss, H. Schwob

  

Liebe Frau Niethammer, die Reportage habe ich mit Bestürzung gelesen; einmal mehr der Nachweis, dass gläubige Menschen nicht besser sind als andere.

Ich möchte aber doch für die Bibel oder ihren Inspirator einen Einspruch einlegen: Auf Seite 16, Mitte oben wird der 1. Korinther 7.4 zitiert, aber nur die erste Hälfte, was die Aussage  zu 100 Prozent falsch wiedergibt - wahrscheinlich mit Absicht, denn der zweite Teil wäre revolutionär! Aber die Bibel wird in unserer Zeit andauernd angegriffen oder ins Lächerliche gezogen, das ist schade.

Lesen Sie doch noch den zweiten Teil des 1. K.7.4. Das gibt einen neuen Blick auf eine fortschrittliche christliche Ehe. 
Herzlichen Gruss,
Beat Scheidegger,Uetendorf

Schlechte Nachrichten für die Schweiz

von Philipp Loser    |   Link zum Artikel

Hallo, Herr Loser, Ihre Beobachtungen über die Verhandlungsführer des Schweizer Dossiers in der EU sind richtig. Die Schlussfolgerung daraus sind jedoch falsch und leider typisch schweizerisch. Die Schweiz macht vieles sehr gut, Verhandeln gehört aber nicht dazu. Bei uns ist ein smartes Verhandeln, mit allem, was dazugehört, verpönt. Ebenso das Ausspielen unserer Stärken wie der umfassende gegenseitige Handel mit den umliegenden Ländern,  die 400’000 ausländischen Arbeitskräfte, die jeden Tag in die Schweiz zur Arbeit fahren, die Neat, der Stromtransit, nur um ein paar zu nennen.

Wir sind nicht nur das Land der vielen Kompromisse, was im Inland durchaus Sinn macht, sondern manchmal sogar das Land mit den vorauseilenden lächerlichen und unnötigen Kompromissen. Wie der Vorschlag der Aussenpolitischen Kommission des NR, eine weitere Kohäsionsmilliarde zu zahlen, ohne Gegenleistung.

Mit besten Grüssen an Frau Nationalrätin Tiana Angelina Moser, Präsidentin dieser Kommission. Diese unbedachten Vorstösse schwächen unsere Position. Die zwei  Bundesräte Cassis und Parmelin machen dies viel besser. Sie sind seit Langem die Ersten, die eine Vision und Strategie haben gegenüber der EU. Ihr Auftreten ist magistral wie dasjenige von Micheline Calmy- Rey damals  bei den Verhandlungen zu den bilateralen Verträgen. Dahinter steckt eine sehr geschickte Verhandlungstaktik, nämlich die Initiative zu behalten, den Fahrplan selber zu bestimmen und, wenn notwendig, auch einmal klar Nein zu sagen. Von vielen  Journalisten wird dies als Schwäche und deshalb als gefährlich interpretiert.

Mit besten Grüssen,
Peter Gmür, Hinteregg

Jetzt setzen Sie sich bitte erst mal hin!

von Christian Seiler    |   Link zum Artikel

Lieber Herr Seiler, zuerst: Ihre Bolo-Sosse ist wirklich fantastisch! Ich überzeuge damit jeden Fleischesser, koche sie in grösserer Menge und habe sie als wichtigsten Vorrat in der Gfrieri. Bin auch sonst immer als Erstes hinten im «Magazin».

Mit Freude habe ich als Vegetarierin und dadurch auch viel vegan unterwegs, festgestellt, wie alle Grossverteiler und Zeitschriften den «Veganuary» propagieren, mit gluschtigen Rezepten versuchen, Lust und Gwunder zu wecken auf ab und an Fleischverzicht, was ja unbedingt nötig wäre und schon mit kleinen Verzichten sich positiv auswirken würde. Und jetzt kommen Sie genau im Januar mit dem Ei als Selbstfindungstherapie!! In jedem Monat meinetwegen okay, aber nicht im Januar!!  Sorry, nun kann ich meine Stirnrunzeln sich wieder glätten lassen.

Dennoch danke für Ihre Kolumnen und freue mich auf viele fleischlose witzige weitere!

Liebe Grüsse,
Françoise Verdon

Thomas Gsella inspiriert …

Leser Josef Röösli aus 6403 Küssnacht am Rigi kommentiert Thomas Gsellas aktuelles Gedicht «So wird 2022»:

Es ist meiner Ansicht nach eher so, dass das Virus die Politik begleitet und nicht umgekehrt. Bekanntlich schert sich ein Virus weder um Entscheide noch um Massnahmen  – egal ob sie eingehalten werden oder nicht.

«omikron»  lacht

nein, thomas gsella, so geht’s nicht
politik nur im schlechten licht
die höchsten schlimmsten aber
solch reime derart sind makaber

das virus, das ist längst bekannt
hat alle türen eingerannt
auch massnahmen unangenehm
für pro und contra unbequem

zu leicht gemacht nicht nachgedacht
ob hundert wellen oder acht
das beste ist doch danken
und nicht am staat erkranken

Zum Jahresbeginn: grosses Lob für die «Magazin»-Redaktion

Wieder mal ein Wochenende, das wenig Lust zum «Sichdraussenaufhalten» verspüren lässt. Und wenn die Rennläufer in Adelboden nicht sonderlich interessieren, drängt sich eines auf: lesen. Beispielsweise in Ihrem «Magazin», bei uns die Samstagsbeilage der Zeitung «Der Bund». Eigentlich freuen wir uns regelmässig auf «Das Magazin». So finden sich immer wieder unterhaltsame Kurztexte wie beispielsweise diejenigen von Katja Früh. Oder auch anspruchsvollere Berichte aller Art.

Die neuste Ausgabe zum Jahresstart schiesst nun aber den Vogel definitiv ab: Die drei Berichte «Sieben Geschwister» von Lena Niethammer, «Was soll ich einkaufen?» von Finn Schlichenmaier und «Entwicklungshilfe für Eltern» von Ursina Haller sind schlicht und einfach grossartig. Alle drei hochaktuell und ausgezeichnet geschrieben: Unangenehm erinnernd an eigene Erfahrungen mit Brüdervereinlern, mit deren Verlogenheit, deren Falschheit. Den Nagel auf den Kopf treffend mit den Schilderungen zum Einkauf, dem bisweilen mühsamen Kampf zwischen Vernunft und Lust. Den Erinnerungen an eigene frühere Erziehungsbemühungen oder beobachtete Szenen mit «überverwalteten» Kleinkindern, denen trotz (oder wegen?) eines Meers von Spielsachen nichts einfällt...

Für die fantastischen Lesebeiträge danke ich Ihnen allen ganz herzlich und freue mich schon heute auf Ihr nächstes «Magazin». Die Freude überwiegt den Ärger darüber bei weitem, dass uns die heute fällige Sonntagszeitung nicht zugestellt wurde.

Ihnen allen ein gutes neues Jahr. Freundliche Grüsse,
Christoph Banderet, Kehrsatz BE

  

Nun sind sie wieder da, die Freunde: Philipp Loser, Katja Früh, Max Küng, Christian Seiler und all die anderen, die zum Gelingen der wöchentlichen Ausgabe beitragen. Ein grosses Lob an alle Beteiligten, welche an «Das Magazin»  arbeiten. Die super tollen Beiträge, Kommentare; einfach alles stimmt in «Das Magazin».

Nachträglich ein gesundes neues Jahr und weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.

Mit freundlichen Grüssen,
Rainer Häussler, 3785 Gsteig b. Gstaad

N° 50–52 – 18. Dezember 2021

Wo man den allerbesten Stoff kriegt

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Sehr geehrte Damen und Herren, das «Magazin» dieser Weihnachtswoche war für mich ein richtiges Geschenk. Buchhandlungen!

Ich werde es in den nächsten Tagen immer wieder lesen und Vergangenheit lebendig werden lassen. Ich war und bin Buchhändlerin (mit einer Berufslehre). Ich habe in kleinen und grossen Buchhandlungen gearbeitet. In kleinen mit unvergesslichen Kunden, in grossen mit ihrer Grosszügigkeit (ein weites Feld!).

Ein Wermutstropfen für mich ist aber das immer wiederkehrende Wort «Buchladen». Ursprünglich, glaube ich, Berliner Jargon, jetzt auch chic in der Hochsprache. Mich erinnert das Wort, der Begriff, an Kramladen. Ach ja, dann wäre ich eine Krämerin?! «Buch-Handel» – das Wort ist doch so treffend. An erster Stelle das Buch. Aber ohne Handel? Unmöglich! Auch in Zürich haben wir dafür einige Beispiele.

So bitte ich Sie, das Modewort wieder durch den alten Ausdruck BUCHHANDEL zu ersetzen.

Danke und Schöne Grüsse,
Traute Kohler-Hepting

2021 war … trotz allem auch schön

von Philipp Loser    |   Link zum Artikel

Dieser Beitrag zeigt, dass auch ein abgebrühter Journalist wie Philipp Loser seinen «Faden verlieren» kann. Seine dreifache Pandemie können wir ja noch nachvollziehen. Wenn er aber brennende Wälder und erfrierende Menschen in Polen mit der Stürmung des US-Kapitols zusammenbringt, stimmt etwas nicht! Brennende Wälder sind meistens Naturkatastrophen. Erfrierende Menschen sind ein gesellschaftliches Problem. Die Kapitol-Attacke hingegen ist politischer Firlefanz.

Dann folgen seine «schönen Dinge» des vergangenen Jahres : ein Abstimmungsresultat (das ihm passt), ein angeblich nötigster US-Präsident, die Erkenntnis, dass sich Korruption nicht lohnt, vermischt mit einem Fussball-Exploit unserer Nati. Komischerweise sind die fünfzig Jahre Frauenstimmrecht in der Schweiz Punkt 5 auf der «schönen» Liste, obschon es ein «dunkles Kapitel» unserer Demokratie darstellt. Richtig brillant wird er bezüglich Kanzlerwechsel in Deutschland : «Das macht Lust auf deutsche Politik»?

Ist der Mann noch bei Sinnen? Wann in den letzten 700 Jahren wollten wir deutsche Politik ?? Den Unterhaltungsabschnitt können wir ohne Weiteres mittragen. Die Binsenwahrheit über wieder länger werdende Tage und den kommenden Frühling verzeihen wir ihm. 2021 war … unter anderem sehr anstrengend.

Mark Gasche, 3422 Kirchberg

Ein Leser-Gedicht für die Redaktion

Alles leuchtet.
Alles lichtert.
Alles lächelt.
Alles lebt.
Böses, Dunkles, hasserfülltes Reden
sind wie weggewischt.
Nimmermehr lass ich mich täuschen.
Nimmermehr mein Herz beschwern.
Diese Welt mit ihrem Lärm
ist nur ein kurzes Flackern
im sanften Licht der liebevollen Ewigkeit.

William Möritz, 8055 Zürich

Zur letzten «Magazin»-Ausgabe im Jahr 2021

Herzlichen Dank für dieses Heft für Leserinnen und Leser!

Alles Gute für das neue Jahr wünsche ich allen Mitwirkenden von «Das Magazin».

Christa Kaufmann, 6340 Baar

  N° 49 – 11. Dezember 2021

Editorial / Fröhlicher Pessimismus

von Finn Canonica

Zuerst musste ich leer schlucken, dann fing ich an mich zu wundern und zuletzt wurde ich nachdenklich. Und zwar darüber, ob ich richtig gelesen habe, denn der graue Star hat sich bei mir gemeldet. Nach der dritten Lesung war es klar: Das kann doch nicht wahr sein! Jetzt will uns der gute Finn verticken, dass Pessimismus die bessere Lösung als Optimismus ist. Nur weil sein unbenannter, aber weltbekannter Freund mit einer pessimistischen Einstellung besser fährt, glücklicher ist und/oder sein Leben so einfach problemloser empfindet, muss das doch noch lange nicht allgemein gelten. Ich vertrete sogar die Meinung, basiert auf fünf Jahrzehnten Lebenserfahrung, dass die Mehrheit der Pessimisten allgemein weniger glücklich ist als die Mehrheit der Optimisten.

Hier muss ich allerdings erwähnen, dass dafür ein gesunder, kritischer und realistischer Menschenverstand sehr wichtig ist. Unbegrenzter Optimismus kann genauso fatal sein wie das Gegenteil. Extreme sollten wir sowieso vermeiden. Mässigkeit ist schon seit jeher nachhaltiger. Das gilt sowohl für die Natur, die Gesellschaft und die Wirtschaft.

Mein Rat an die Grübler des jährlich wiederkehrenden Rituals: Keine Vorsätze, sondern besinnlich singen, feiern und dankbar sein, dass man ein weiteres Jahr auf dieser wunderbaren Erde leben durfte.

Frohe Festtage und einen guten Rutsch ins Abenteuer 2022 !
Mark Gasche, 3422 Kirchberg  BE

Rätselhaftes Immunsystem

von Jessica Braun    |   Link zum Artikel

Geschätzte Frau Braun, ich möchte mich nur herzlich bedanken für Ihren Artikel im Tagi-Magi. Es gibt ja  kaum etwas Komplizierteres als das Immunsystem – und Sie haben es geschafft, anschaulich (bis unterhaltsam) dieses schwierige Gebiet zu vermitteln. Für mich ein Meisterwerk des Wissenschaftsjournalismus. Wirklich toll.

Vielleicht kommt der Artikel ja auch gerade richtig, wenn heute Schwurbler und Aluhüte sich wortreich auf ihr «starkes Immunsystem», ihre gesunde Ernährung etc. berufen. Sie zeigen auf, dass es eben nicht sooo einfach ist ….  Das wollte ich Ihnen sagen. Ich schreibe sonst nie Feedbacks, aber hier ist eine Ausnahme nun wirklich angebracht. 

Ich wünsche Ihnen ganz schöne Weihnachten und weiterhin viel Erfolg.  Beste Grüsse,
Daniel Grob

  

Liebe Frau Braun, ich habe soeben im «Magazin» Ihren Artikel über das Immunsystem gelesen. Ich gratuliere Ihnen dazu. Sehr informativ und verständlich geschrieben.

Es tut gut, ab und zu neben allen den Tagesmeldungen solche Hintergrundartikel zu lesen.
Mit freundlichen Grüssen,

Tobias Ledergerber, 3015 Bern

  

Guten Tag, Jessica Braun, herzlichen Dank für Ihren sehr gut lesbaren und verständlichen Bericht über unser Immunsystem. Ich bin sehr froh, dass solche sorgfältigen Artikel breit gestreut werden. Als Bildungsentwickler für Pflegefachpersonen übe ich damit mein eigenes «Storytelling» über komplexe Zusammenhänge. 

Ich wünsche Ihnen viel Publikum und Erfolg bei Ihrer inspirierenden Schreibarbeit.
Freundliche Grüsse,
Hermann Hüsing

  

Liebe Frau Braun, übers Wochenende habe ich Ihren Artikel zum  Immunsystem im  «Magazin»  gelesen. Also es ist so spannend zu lesen, man muss dies mehrmals tun, es ist fast wie ein Körperkrimi.

Danke, danke für Ihren Artikel. Ich verstehe jetzt vieles besser. Ich gehöre schon zu der älteren Generation (75), aber ich kann trotzdem noch einiges tun, um mein Immunsystem fit zu halten. Bin dankbar, dass es mir gut geht, aber ich sehe auch in meinem Umfeld, was der Verlust von T- und B-Zellen anrichten kann. Aber alles ist ja noch nicht erforscht, es bleibt einfach spannend, wieder neue Erkenntnisse zu erlangen.

Ich wünsche Ihnen von Herzen frohe Feiertage und im neuen Jahr alles Gute, viel Glück und natürlich einen grossen Forschungsdrang.

Liebe Grüsse aus der Schweiz,
Dorina Hildegard Stecher

  

Guten Tag, Frau Braun

Bin nicht ganz unbedarft in Anatomie/Physiologie und finde, Ihr Artikel zum Immunsystem gehört zum Besten und Interessantesten, was ich je darüber – und in diesem Zusammenhang auch über die Corona-Mechanismen – gelesen habe.

Vielen Dank und ein gutes Wochenende!
Helena Heuberger, 8912 Obfelden

Die Perspektive der Anderen

von Kaltërina Latifi    |   Link zum Artikel

Sehr geehrte Frau Latifi, für Ihren Kommentar von heute im «Magazin» ganz herzlichen Dank. Genau hinsehen. Immer wieder und auch Täuschungen, Mehrdeutigkeiten anerkennen – das ist ein Grundprinzip menschlichen Daseins.

Für mich als Schüler des Philosophen Hans Kunz wurde dies auch zum Lebensprinzip.

Marco Hüttenmoser

  N° 48 – 4. Dezember 2021

Editorial / Vitalität

von Finn Canonica

Eine ausgezeichnete Herleitung der Problemlösung von Finn Canonica. Zwar bin ich total gegen das Weglaufen, wenn Probleme aufkommen, aber ansonsten stimmen seine Darlegungen mit meinen Erfahrungen überein. Leider kommt aber das personenbezogene Temperament als Erstes ins Spiel. Die einen bleiben cool und gelassen, Andere werden laut und ausfallend, und wieder andere flippen total aus.

Selber bin ich eher temperamentvoll und neige dazu, laut zu werden. Komme ich dann immer noch nicht zu Wort, wird es sehr laut und zuweilen angriffig. Nicht physisch, aber verbal! Dann braucht es eine Abkühlphase, die je nachdem bis zu einem Tag lang andauern kann. Danach ist alles gut und vergessen. Ging es um ein andauerndes und wichtiges Problem, wird jetzt ein Kompromiss ausgearbeitet. Es ist nicht zu empfehlen, Probleme, die einen nicht loslassen, einfach zu «sammeln», weil die Zeit kommt, wo viele kleinere zusammen grossen Druck erzeugen, unter dem die meisten von uns zerbrechen.

Deshalb bin ich fest der Meinung, dass es sich lohnt, eine Lösung zu suchen und einen Abschluss auszuarbeiten. So hat man wieder freie Energie für anderes, Neueres und etwas, das man will.

 Mark Gasche, 3422 Kirchberg  BE

Abschied vom Traumberuf

von Alan Niederer    |   Link zum Artikel

 Guten Tag Herr Niederer, ich habe Ihren Artikel mit Interesse gelesen. Vieles, das sie da schreiben, spricht mir aus dem Herzen! Ich habe die Berner und Emmentaler Spitallandschaft als AKP-Pflegefachmann seit den 80er-Jahren miterlebt. Unter anderem habe ich auch auf einer Medizinstation und auf der Anästhesie gearbeitet. Ihre Erlebnisse und Erkenntnisse kann ich gut nachvollziehen, und Ihr Entscheid, als schreibender Arzt tätig zu sein, ist genau so wertvoll, wie «an der Front» zu wirken.

Auch in der Pflege lebt man mit diesen Unsicherheiten, diesen nagenden Zweifeln, man fragt sich immer, ob man genügend und das Richtige getan hat. Auch die –  in zunehmendem Mass – fordernde Haltung von Patienten/Angehörigen, dass die Medizin und Pflege alles richten sollen, erlebe ich, und sie erscheint mir sehr lebensfremd.

Ich arbeite jetzt seit vier Jahren auf einer weglaufgeschützten Demenzstation. Auch hier wird die Medizin als Heilsbringerin gesehen, und dem Leben werden Monate oder Jahre gegeben, aber den verbleibenden Monaten oder Jahren kaum Leben ...

Aber was schreibe ich – schreiben Sie! Machen Sie weiter. Das ist wichtig und gut.

Herzlichen Dank und freundliche Grüsse,
Martin Flütsch, 8424 Embrach

  

Sehr geehrter Herr Niederer, Ihr Artikel hat mich tief berührt, zum Schmunzeln gebracht, zum Erinnern. Gerade richtig, bevor ich in Kürze – nach etwa 45 Jahren im Gesundheitswesen – pensioniert werde.

Es gibt im Beschrieb  Ihres ärztlichen Werdegangs zahlreiche Berührungspunkte zu meinem eigenen Berufsweg, allerdings als Pflegefachfrau. Wir sind uns allerdings nie begegnet, aber, gemäss Ihrem Bericht, hätten sich unsere Wege am Krankenbett durchaus kreuzen können. Wie Sie habe ich in einem kleinen Spital gearbeitet, wo geboren und gestorben wurde, wo operiert und, so gut es ging, Notfälle behandelt oder weitergeschickt wurden. Als Intensivpflegefachfrau war ich in dem kleinen Spital oft ganz besonders gefordert.  Kurz vor der Schliessung des Spitals habe ich in die nahe gelegene psychiatrische Klinik gewechselt, nicht mehr als Pflegende, sondern in den therapeutischen Bereich und bin den Dimensionen  menschlichen Leidens noch auf ganz andere Weise begegnet.  

Ebenso wie Sie träume auch ich nicht selten von Spitalszenen, obwohl diese Zeit gut 20 Jahre hinter mir liegt, und  beim Erwachen muss ich mich jeweils über die Realität vergewissern. Nun verlasse ich das Berufsfeld in einer Zeit von riesigen Herausforderungen ans Gesundheitswesen (wie es genannt wird), und, ja, ich erlebe auch die grosse Erwartungshaltung an die Anbietenden. Dennoch: Es gibt wunderbare Begegnungen, manchmal sogar Dankbarkeit. 

Sie denken im Artikel über das Fehlermachen nach. Mich beschäftigt hier besonders die Frage: Wo habe ich die Würde «meiner» PatientInnen geschützt, gestützt, gewahrt? Wo ist mir dies misslungen? Weshalb? Und natürlich: Welche Ärzte, Pflegende werden meine Generation wie behandeln?

Ich werde darauf bestehen, dass auch meine Familie Ihren Artikel liest, so als Ausgleich zu «Greys Anatomie» und «Doctor House»!  Herzlichen Dank für Ihren Artikel und bleiben Sie gesund!


Mit besten Grüssen,
Katharina Zumbrunn  

  

Sehr geehrter Herr Niederer – ein berührender Text  … Sie scheinen eine Person mit mehr Mitte zu sein als üblich, zwischen Arzt und Journalist stecken Sie wohl als Mensch! Das ist eine Qualität, die man [...] sich sehr von einem «medizinischen Gegenüber» wünscht! Daher schade, aber ich kann gut verstehen, dass ein Mensch, der sehr menschlich ist, wohl nicht Arzt werden kann – oder dann den Kittel und das Stethoskop früher oder später an den Nagel hängen muss. 

Freundlichst,
Raphael Duss

  

Sehr geehrter Herr Niederer, Ihr Artikel hat mich sehr berührt. Danke, dass Sie so offen über Ihre Ängste und Zweifel, aber auch die Wünsche und Anfangsideale geschrieben haben.

Die Schlaflosigkeit kenne ich auch. Auch ich nehme Patient:innen nach Hause, und einige begleiten mich seit 30 Jahren und haben einen festen Platz in meinem Herzen, im Guten wie im Schlechten (oder Traurigen…).
Ich bin seit über 20 Jahren auf der Anästhesie als Anästhesieschwester tätig. Auch ich bin seit der Ausbildung nur in familiären Regionalspitälern. Dieses kurze Fokussieren auf den:die Patient:in, solange sie wach sind, wenn sie wieder erwachen oder bei einer Spinalen die ganze OP durch, macht mir extrem Freude. Die Leute kommen oft in (Todes)Angst. Wenn ich sie gut durch die Operation führen kann, erfüllt es mich. Das «Spielen» am Respi, den Perfusoren, macht mir Spass. Wenn ich jemandes Hand nehme und verspreche, dass ich mit ihm durch die Operation  gehen werde, der Person etwas erklären kann, um die Angst zu nehmen.  Ich glaube, dass es das Leben von uns allen besser macht.

Sie tun ja das Gleiche! Sie erklären den Menschen Medizin und Wissenschaft. Durch das bessere Verständnis von Zusammenhängen gehen wir besser durchs Leben. So wie jetzt gerade stossen Sie etwas an und bringen Freude in die Welt, mit Worten und Ihrem Wissen. Ohne die Zeit am Krankenbett wären Sie nicht der Journalist geworden, der Sie heute sind.
Danke!

Freundliche Grüsse, 
Vesna Rüttimann

  


Ich habe diesen Bericht gelesen und so ehrlich und berührend gefunden, dass ich dies gerne mitteilen möchte. Der Bericht hat mich beeindruckt, zeugt er doch von viel Menschlichkeit und Grösse.

Vielen Dank! Freundliche Grüsse,
Elisabeth Reichle

  

Guten Tag, Dr. med. Niederer,  super Lesestoff!

Soeben habe ich Ihren äusserst interessanten Beitrag mit Hochgenuss im «Magazin» gelesen. Es gibt sicherlich nicht viele Mediziner, die ihren Beruf aufgeben, um Wissenschaftsjournalist zu werden. Umso spannender Ihr Beitrag über die Medizin. Man merkt, dass Sie als Insider sehr kompetent und vor allem erst noch leicht lesbar berichten können. 

 Mit Ihrem tiefen medizinischen Fachwissen hätten Sie uns Leser nämlich mit schwierigen Fachausdrücken aus Ihrem Gebiet so richtig «zumüllen» können, was Sie erfreulicherweise nicht taten. Kaum jemand hat ja Lust, dauernd ein Lexikon bemühen zu müssen, um einigermassen zu verstehen, um was es sich handelt.

JOURNALISMUS: Vor meiner Pensionierung war ich jahrelang selbst Chefredaktor von diversen technischen Fachzeitschriften (Elektronik, IT usw.) und erinnere mich, dass ich manchmal auch richtige Albträume hatte, wenn ich ganz kurz vor dem Redaktionsschluss noch kein pfiffiges Editorial erstellt hatte. In Ihrem früheren Beruf ging es allerdings um die so wichtige Gesundheit von Menschen. Ich meinerseits habe nie gehört, dass sich jemand das Leben genommen hätte, weil ihm/ihr mein Editorial gar nicht gefallen hatte.

Es ist schön, dass ein Journalist wie Sie ein sehr anspruchsvolles Thema wie die Medizin aus EIGENER Erfahrung (und nicht nur als halber Laie) behandeln kann.

 Machen Sie bitte weiter so. Ich freue mich schon auf kommende fundierte Berichte von Ihnen. 

 Gruss,
Jürg Fehlbaum

  

Sehr geehrter Herr Niederer, mit «Hochgenuss» habe ich Ihren Artikel gelesen. Als ehemalige Leidensgenossin kamen mir die Erinnerungen der damaligen herausfordernden und anstrengenden Assistenzarztzeit hoch, welche unter analogen Verhältnissen stattfand.

Der einzige Wermutstropfen bei der ganzen Geschichte ist die Tatsache, dass Sie den Arztberuf beendet haben. Ich bin überzeugt, dass Sie ein hervorragender Arzt gewesen und geblieben wären. Aber ein hervorragender Journalist ist ja ebenbürtig.

Ich bedanke mich sehr für Ihren süffigen Artikel und wünsche Ihnen weiterhin alles Gute.
Liebe Grüsse,
Susan Basak

  

Guten Tag, Herr Niederer, mit Interesse habe ich Ihren sehr persönlichen Artikel im «Magazin» gelesen und hatte ein  Déjà-vu. Ich habe auch in den frühen 90er-Jahren in Bern Medizin studiert – und konnte  alle Ihre Erlebnisse fast 1:1  nachvollziehen (obwohl die Professoren nicht mit Namen genannt wurden :-)).

Ich hoffe, dass der lesende Nicht-Mediziner nicht all zu sehr desillusioniert wird, was die klinisch tätigen ÄrztInnen betrifft. Es kommt aber gut rüber, dass wir alle auch «nur» Menschen sind.

Selber habe ich nach einem Abstecher in Public Health wieder zurück in die klinische Hausarztmedizin gefunden, also sozusagen umgekehrt zu Ihnen. Ich fühle mich in der Grundversorgung sehr wohl, kann aber gut nachvollziehen, dass Aspekte dieser sehr individualisierten Medizin mit fordernden PatientInnen und mässigem Fokus auf Prävention frustrierend sein können.


Herzlichen Dank, war für mich ganz persönlich ein schönes Leseerlebnis.
Freundliche Grüsse,
Jürg Dräyer

  

Der Artikel von Alan Niederer ist hervorragend, lebensnah, echt. Vielen Dank.
Gruss, F. Gerber

Verschwörungen in Zeiten der Pandemie

von Philipp Loser    |   Link zum Artikel

Philipp Loser beschreibt eine Verschwörungstheorie mit dem Namen «The Great Replacement». Es ist die Vorstellung, dass eine Elite «danach trachtet, die weisse Bevölkerung durch nicht-weisse Einwanderer zu ersetzen. Es ist die ausfabulierte Urangst des weissen Mannes.»

Es ist dies eine abstruse Vorstellung, ausgehend von zwei falschen Annahmen. Einmal, dass es eine solche Elite gibt, und zudem, dass die Hautfarbe den Wert eines Menschen beeinflusst. Allerdings werden mit dieser Theorie – so abstrus sie ist - mehrere interessante Themen  angesprochen. Was die Eliten betrifft, so wäre es ja wünschenswert, wenn jemand aufzeigen könnte, welche Änderungen und Einschränkungen nötig sind für eine gute Zukunft für alle Menschen. Diese Einschränkungen müssten aber nicht durch heimlich vorbereiteten Umsturz in Richtung Diktatur durchgesetzt werden, sondern wissenschaftlich begründet werden mit Mitteln der Demokratie und der Wissenschaft.

Das andere Thema wäre der Bevölkerungsaustausch, Das ist keine neue Idee, sondern eine «Erfindung der Evolution». Auch die ersten Europäer hatten als Einwanderer aus Afrika dunkle Haut. Die Evolution verursachte eine Art Austausch durch Selektion nach dem Motto «Je heller die Haut, desto mehr Kinder». Denn helle Haut verbessert den Einfluss der Sonne auf die überlebenswichtige körpereigene Produktion von Vitamin D. Statistisch gesehen gilt heute eher das Motto «Je heller die Haut, desto weniger Kinder». Auf den ersten Blick erscheint das gut, nachdem Bewohner von Industrieländern einen höheren Öko-Fussabdruck haben als die Bewohner von Entwicklungsländern. Andererseits gibt es bei den Themen Fussabdruck und Geburtenraten Probleme, die ökonomische und demografische Gräben verursachen und für die im Interesse einer guten gemeinsamen Zukunft Lösungen gefunden werden müssen.

Die Bemühungen, hier Lösungen zu finden, sind noch unzureichend. So lässt sich eine der Ursachen für die aktuellen Menschheitsprobleme mit dem Stichwort «Tragik der Allmend» charakterisieren. Eine weitere Ursache wäre der ungelöste Zielkonflikt zwischen dem Menschenrecht auf Eigentum und anderen wichtigen Menschenrechten. Eine weitere Ursache wäre, dass der technische Fortschritt Entwicklungen verstärkt, die mit dem Stichwort «The winner takes it all» charakterisiert werden können, was zur Vertiefung der ökonomischen, aber auch der demografischen Gräben führt.

Eine der Ursache fürs Entstehen und Verbreiten abstruser Theorien ist demnach auch, dass es für die gravierenden aktuellen Menschheitsprobleme trotz gewaltiger technischer und wissenschaftlicher Fortschritte keine Lösungen gibt, die sichtbar durchschlagenden Erfolg versprechen.

Mit freundlichen Grüssen,
Gernot Gwehenberger, 4143 Dornach

Liebi Ziircher

von Daniel Wiener    |   Link zum Artikel

Da scheint ein frustrierter und von Minderwertigkeitskomplexen geplagter Zeitgenosse in die Tasten gehauen zu haben. Herr Wiener bekleidet diverse nationale und international ausgerichtete Funktionen. Da erwartet man keine solch polemischen Texte. Anscheinend verbirgt sich hinter seiner Fassade eben doch ein Kleingeist.
Unverständlich, dass das «Magazin» Raum gibt für derartig einseitige Aussagen.


Mit freundlichen Grüssen,
Rosmarie Boner, gebürtige (und stolze) Stadt-Zürcherin, auch wenn ich heute in Zug lebe

  

Die angestrengte Lässigkeit in diesem Artikel wirkt so verkrampft und mühsam, dass einem zeitweise der Atem ausbleibt. Dass der Autor schreiben kann, macht die Sache noch gefährlicher. Der Neid und die Missgunst der Basler auf Zürich drückt einfach durch; bei allen intellektuellen  Bemühungen.

Die Muttenzer Kurve sollte ein vernünftiger Mensch niemals erwähnen: Dort sind Primitivität, Blödheit und Brutalität so vereint, dass sogar die FCZ-Arschlöcher hier in Zürich wie Sonntagsschüler daherkommen. Aber eben – das ist ein anderes Thema: Anscheinend geht Fussball ohne Gewalt nicht.

Der geborene Berner Autor Wiener führt sich jetzt wie ein Basler auf; wenn das nicht Satire ist.
Beste Grüsse,
Christoph Bircher

  

Dear Sirs, I read with interest your «Liebi Ziircher» item. As a South African whose first Swiss experience was arriving in BS from Spain, but who has since worked as a journalist in  ZH for almost two decades, I w’ld like to compliment you on the «Kantönli Geist» which your article highlights. No one city, or urban area is superior to the other, they are simply different, and after all, 'beauty is on the eye of the beholder'.

One little gripe on the German-language Swiss media – TOO MANY ANGLICISMS IN THE CONTENTS. There are perfectly good German words/expressions available!!!

Thanks for «Das Magazin», which is generally wideranging and thought provoking.

Best,
Neil MacLucas (an adopted Aargauer)

«Wenn mich jemand schlecht behandelt, ist das,
als ob er mir Geld in die Hand drücken würde»

von David Marchese    |   Link zum Artikel

David Sedaris – das soll ein Bestsellerautor und Komiker sein? Echt? Er ist wohl einfach nur eine armselige amerikanische Kreatur, um keine härteren Worte anzubringen, ansonsten ich wohl der Homophobie bezichtigt werden könnte …

Freundliche Grüsse, 
Martin von Siebenthal, 8500 Frauenfeld 

Lexikon der Gegenwart: Solastalgie

von Nina Kunz    |   Link zum Artikel

Guten Ta,g Frau Kunz, das Wort SOLASTALGIE habe ich bisher auch nicht gekannt, das Gefühl, das damit verbunden ist, sehr wohl. Zuletzt, als ich letzte Woche den Film APENAS EL SOL von Arami Ullón gesehen habe.

Kurze Beschreibung: Seit seiner gewaltsamen Vertreibung aus dem paraguayischen Chaco in den 60er-Jahren, sammelt Ayoreo Mateo Sobode Chiqueño Geschichten, Lieder und Zeugnisse seines indigenen Volkes. Er will das Erbe einer verschwindenden Kultur sichern und bereist unermüdlich die weit verstreuten, trostlosen Siedlungen im trockenen und staubigen Chaco. Ich denke, es gelingt ihm letztlich nicht, die Kultur der Indigenen zu erhalten. Sie stirbt mit dem Wald.

Mit freundlichen Grüssen,
Paul Vogt,  4108 Witterswil 

N° 47 – 27. November 2021

Die Menschheit schrumpft

von Hannes Grassegger    |   Link zum Artikel

Beginnen wir beim Titel: Schrumpft die Menschheit tatsächlich, wenn uns seit Jahrzehnten über 80 Millionen Menschen (ein ganzes Deutschland) pro Jahr zuwachsen? Waren wir denn je mehr Menschen auf dieser Erde als gerade heute? Ist es nicht eher so, dass lediglich der Zuwachs etwas zurückging? In welcher Zeit denn werden wir nominal wirklich weniger auf der Welt? Haben sich nicht sehr viele Bevölkerungsprognostiker in der Vergangenheit fatal geirrt? Es braucht beispielsweise ja nur ein winziges Virus, um alle Prophezeiungen über den Haufen zu werfen.

Schon die heutige, gigantische und noch nie dagewesene Belastung einer Bevölkerungsmenge von 7,837 Milliarden Menschen auf Umwelt und Gesellschaft ist kaum je ein Thema in den Medien. Sie holen leider die Menschen mit deren berechtigten Befürchtungen überhaupt nicht ab. Das Thema wird lediglich aus der Wirtschaftsröhre heraus beleuchtet und entbehrt jeder Ganzheitlichkeit. Jeder Mensch (mehr) ist sowohl Opfer als auch Täter, und ich bin sehr froh, dass die globale Durchschnittsbevölkerung offenbar die Biszweikindfamilie (ersetzen statt vermehren) bevorzugt. Dabei mit dem Schreckgespenst des «leeren Planeten» zu drohen ist sowohl fachlich völlig falsch als auch moralisch verwerflich. Ein menschbefreiter Planet ist noch lange nicht leer, sondern könnte sich wunderbar vom Menschen erholen.

Ja, der globalisierte Raubtierkapitalismus wird zweifellos seine grosse Mühe haben mit einer nicht mehr wachsenden Bevölkerung, aber dies eröffnet auch die überlebensnotwendige Postwachstumsdiskussion: In einem überall begrenzten Raum ist ungebremstes Bevölkerungswachstum schon rein physikalisch nicht möglich oder dann der direkte Weg in die Dichtestress-Apokalypse, die dann ohne Zweifel a l l e s zerstört. Sowohl Migration als auch Ökosysteme sind ganz eng mit der Bevölkerungszunahme ursächlich verbunden, und die wenigsten haben dies mitbekommen…!

Norman Borlaug, der Vater der grünen Revolution, hat den irrsinnigen und täglich noch ansteigenden Preis, den wir für die erhöhte Nahrungsmittelproduktion zahlen, völlig vernachlässigt. Wieder eine Spezialisten-Betrachtung aus der Landwirtschaftsröhre heraus, der der ganzheitliche Aspekt völlig abgeht. Trotz vermutetem Nutzen einer diffusen Schwarmintelligenz scheint eben doch zu stimmen, dass die Welt an den Spezialisten zugrunde geht: Man weiss immer mehr über immer weniger, bis man alles über nichts weiss.

Den kritischen Leser mutet es auch seltsam an, dass Bricker sein Land Kanada als Zukunftsmodell für andere Staaten preist, mit «Werde wie Kanada oder gehe ein». Das sagt uns ein Meinungsforscher in einem Land mit einer 55-mal weniger dichten Bevölkerung als beispielsweise die Schweiz. Welch arrogante Frechheit. Es kommt noch dicker: «Die Wirtschaft braucht Konsumenten wie Kriege Soldaten.» In dieser niederträchtigen Perversion hat also der Mensch der Wirtschaft zu dienen statt umgekehrt. Es stellt sich unweigerlich die wichtige Frage, ob wir kollektiv zu dumm sind zum Überleben?  Wir haben tausendfach beobachtet, wie die Bevölkerungszunahme jeden kleinen, mühsam erreichten Umwelterfolg gnadenlos sabotiert und erbarmungslos vernichtet. An dieser Grundtatsache vorbei soll nun die künstliche Intelligenz (Technologie) unser Wohlergehen im zunehmenden Dichtestress erhalten? Wo war die Technologie bisher echt nachhaltig? Welchen zunehmenden Preis zahlen wir immer wieder dafür? Ein Fass ohne Boden, weil nur Tausende von Symptomen der schon bestehenden Überbevölkerung so ineffizient wie sisyphusartig abgearbeitet werden.

Kein Wort darüber, was die UNO weiss: Von den global über 80 Millionen mehr Menschen jedes Jahr sind deren 70 Millionen Babys schon von ihren Müttern unerwünscht. 1. Weiss das kaum jemand. 2. Generiert das gigantisches neues Elend und Armut jedes Jahr von neuem. 3. Ist das der permanent laufende, grösste Menschheitsskandal ever. 4. Ist daher die Förderung der freiwilligen Familienplanung (ein Menschenrecht) mit gigantischer planetenrettender Hebelwirkung der echt letzte Rettungsanker für den Planeten und alle seine Bewohner.

Wir wären unentschuldbar dumm und völlig verantwortungslos auch unserem Nachwuchs gegenüber, wenn wir die Förderung des Menschenrechts Familienplanung weiterhin so stiefmütterlich behandeln wie bisher. Die Förderung der freiwilligen Familienplanung hat eine gigantisch segensreiche Hebelwirkung für tatsächlich alle unsere grossen Weltprobleme. Diese überlebensnotwendige Bewusstseinsbildung ist millionenfach wichtiger als der leerläufige Streit, ob wir jetzt noch bis 9,4 oder 11 Milliarden Menschen wachsen. Wann werden Sie, lieber Herr Canonica, oder Sie, Herr Grassegger, endlich Ihre journalistische Verantwortung mit entsprechender Breitenwirkung mit diesem Thema wahrnehmen? Braucht es wirklich so viel Mut, Tacheles zu reden, sind wir nun aufgeklärt oder nicht?

Dr.med. Peter Meyer, 8142 Uitikon-Waldegg

  

Lieber Herr Grassegger, der Titel stimmt. Die weltweite Durchschnittsgeburtenrate ist 2,5, diejenige von Asien 2,1, Europa 1,6. Zu Afrika (Geburtenrate 4,7!) schreiben Sie zwar korrekt, dass «Afrika bevölkerungsmässig alle anderen Regionen der Welt überrunden wird.» Aber im Gesamtkontext Ihres Beitrags scheint es Ihr Anliegen zu sein, die negativen Auswirkungen der demografischen Realität zu ignorieren. Afrikas Bevölkerung verdoppelt sich bis 2050. Nur allein Nigeria steigert sich bis 2050 von heute 191 Millionen auf 440 Millionen. Die Geburtenrate beträgt 5,53 und hat sich in den letzten drei Jahren nicht verändert. Die Hauptstadt Lagos hatte 1960 an die 350'000 Einwohner, 2050 werden es 42 Millionen sein. Die Top-10-Länder der Welt mit den höchsten Geburtenraten liegen alle in Afrika: von Niger (1) mit der höchsten Geburtenrate der Welt (6.6) liegen Burundi, Mali, Somalia, Uganda, Burkina Faso, Sambia, Malawi, Nigeria und Angola alle über 5,0  Im Jahr 2050 wird es 2,5 Milliarden vorwiegend junge Afrikanerinnen und Afrikaner geben, gegenüber noch 450 Millionen älterer Menschen in Europa.

Sie halten es («im besten Fall») für möglich, dass es «zu einem starken Anstieg der erwerbsfähigen Bevölkerung» kommen würde. Tatsache ist: Wo Afrika in Despotie und Korruption versinkt, ist kein Wirtschaftsaufschwung möglich und es gibt keine Jobs für die von Ihnen zitierten «Erwerbsfähigen». Die Illusion von einem besseren Leben in Europa kommt via Smartphone. Afrika verliert junge, kräftige Männer. China übernimmt.

Haben Sie den Artikel des Singapurer Politologen und Diplomaten Kishore Mahbubani im TA vom 4. November 2021 («Die Angst vor China ist unbegründet») gelesen? Er kommt zum Schluss: «Europa müsste sich seiner wichtigsten geopolitischen Herausforderung stellen. Und das ist nicht Russland, auch nicht China, sondern die demografische Explosion in Afrika. Die Folge sind starke und zunehmende Migrationsschübe in Richtung Europa. das würde auch den Aufstieg der extremen Rechten begünstigen und die europäischen Gesellschaften destabilisieren.» Um die Migration einzudämmen, schlägt er vor, die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas mit China zusammen anzupacken. Was meinen Sie dazu?

Freundliche Grüsse,
Roland Popert, Ossingen

  

Der Untertitel des Artikels lässt hoffen, dass sich die Menschheit bezüglich des Bevölkerungswachstums immer weniger Sorgen machen muss: «Warum wir uns in Zukunft um Migrantinnen und Migranten reissen werden …»

Ein erstes Problem allerdings ist, dass es «die Menschheit» als homogene Gruppe in Bezug auf Ökonomie und Demografie nicht gibt. Denn entscheidend für die Entwicklung sind die demografischen und ökologischen Gräben. Bezüglich dieser Entwicklungen findet sich im Artikel herausgehoben der Satz: «Rechten Überbevölkerungswarnern ging es um Migration, linken um Ökosysteme.» Nun, eine eher rechts angesiedelte Sorge bezieht sich darauf, dass Staaten, die einstmals Paradiesen glichen (etwa die meisten Staaten im Bogen von Tunesien bis Afghanistan), vor allem dank hohem Bevölkerungswachstum bedrückende Zukunftsaussichten haben. Warum hat das Bevölkerungswachstum der erwähnten Staaten trotz zeitweise vergleichbarem Wohlstand (vor allem dank Öleinnahmen) nicht ähnlich abgenommen wie das Europas? Einst waren 30 Prozent der Menschen Europäer, heute sind es 10 Prozent. Bei den genannten Staaten ging die Entwicklung in die andere Richtung. Eine Frage ist daher, ob sich Migranten aus Ländern mit hoher Geburtenrate dem europäischen Verhalten anpassen oder nicht. Diesbezügliche Erfahrungen zeigen, dass Migranten, die noch Jahre nach der Einwanderung auf Sozialhilfe angewiesen sind (zum Beispiel in Schweden sind das über 30 Prozent), überproportional das Bevölkerungswachstum beeinflussen.

Daraus ergibt sich die eher links angesiedelte Sorge, dass die Ressourcen der Erde (betrifft Klimawandel und Artenschwund) und die Aufnahmekapazität der Weltmärkte nicht ausreichen, um durch Wirtschaftswachstum und steigenden Wohlstand die Geburtenrate von Staaten wie Niger oder Nigeria (über 7) der von Industrieländern wie Südkorea (um die 1) anzunähern. Ein Problem ist auch, dass Bildung eher wenig bringt, wenn es an Arbeitsplätzen fehlt, wo diese Bildung eingesetzt werden kann (siehe etwa Libanon). Dazu kommt, dass durch Bildung nicht alle erreicht werden können und dass die ungebildeten Frauen das Bevölkerungswachstum bestimmen. Es gibt einen Wettlauf zwischen dem Fördern von Bildung mit dem Ziel, möglichst viele Frauen zu erreichen, und  dem Bevölkerungswachstum, zu dem die ungebildeten Frauen überproportional beitragen.

Die grundsätzliche Frage ist daher, ob geförderte oder sich von selbst ergebende Mechanismen ausreichen, um das Wachstum von Konsum und Kopfzahl anzupassen an die langfristig verfügbaren Ressourcen, oder ob nicht doch zusätzlich ganz direkt ein Weltbild unterstützt werden muss (von Politik, Religionen und Wissenschaft), dessen Kern man so formulieren kann: «Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und als Gegenleistung für dieses Privileg verpflichtet, diesen Planeten unseren Nachkommen unversehrt zu überlassen.» Ein solches Weltbild wäre geeignet, Gräben zu reduzieren und rechte und linke Sorgen zu beseitigen.

Mit freundlichen Grüssen,
Gernot Gwehenberger,  4143 Dornach

  

Sehr geehrter Herr Grassegger, vielen Dank für die informative Recherche.

Als alter Mann hänge ich noch immer ein bisschen an den Werken der Meadows (»Die Grenzen des Wachstums»). Sie gingen in Ihrem Beitrag vollständig vergessen.

Aus «Die neuen Grenzen des Wachstums» von 1995 habe ich das Szenario 4  herausgegriffen, weil es davon ausging, dass nach 1995 Technologien zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung angewendet werden (das passiert heute in zunehmendem Mass), dass der Industrieoutput in den Jahren um 2020 immer noch kräftig ansteigen und in den Jahren 2030 bis 2040 sein Maximum erreichen wird (vermutlich wegen der «grünen Wirtschaft») und dass die Lebenserwartung der Menschen um 2020 ihr Maximum erreichen wird (keine abwegige Annahme; 2021 ist sie in der Schweiz bereits gesunken). Die Weltbevölkerung würde um das Jahr 2060 ihr Maximum erreichen und danach abnehmen. Dies wäre in Übereinstimmung mit «Lutz prognostiziert eine beginnende Abnahme kurz nach 2060».

Die Annahmen der UNO sind sicher komplett unrealistisch. Aber auch die Szenarien der Meadows weisen einen grossen Schwachpunkt auf: Die Autoren können ab Seite 122 wegen der damals fehlenden wissenschaftlichen Erkenntnisse notgedrungen nur darüber spekulieren, was wegen der exponentiell ansteigenden klimawirksamen Gase in der Atmosphäre – Sie erwähnen CO₂, Methan, Stickoxide und FCKW – geschehen wird. Sie weisen auch auf die durchschnittliche Erwärmung von 1880 bis 1990 von ca. 0,6 °C hin; heute sind wir gemäss IPCC bereits bei 1,1 °C.

Meines Erachtens wird die Abnahme der Weltbevölkerung nicht allein eine Folge der sinkenden Fertilitätsraten sein. Die Menschheit wird es mit Sicherheit nicht schaffen, die Klimaziele von Paris zu erreichen. Wenige Länder werden das Netto-Nullemissionsziel 2050 erreichen – vermutlich nicht einmal die Schweiz. An der COP 26 wurde offiziell gesagt: «Ein Anstieg der Durchschnittstemperatur um 2 Grad Celsius reicht bereits aus, um in vielen Teilen der Welt extreme Fluten, Überschwemmungen und Dürren zu verursachen.»  Dies wird mit ziemlicher Sicherheit in einigen Jahrzehnten eintreffen und den Anstieg der Weltbevölkerung – unabhängig von den Fertilitätsraten – ziemlich schnell stoppen. Über mangelnde Migration aus den betroffenen Ländern werden sich die nördlichen Industriestaaten nicht beklagen müssen; eine qualitative Auslese, wie sie Kanada heute vornimmt, wird es aber nicht geben. Unsere Kinder und unsere Enkel  werden nicht nur die zunehmende Zahl von Senioren zu versorgen haben, sondern Massen von zum grossen Teil schlecht qualifizierten Klimaflüchtlingen. Unsere Kinder und Enkel werden daher auf dem Arbeitsmarkt gefragt sein, aber ein «Arbeitsparadies» wird es nicht sein. Sie schreiben daher richtig: «Viel Arbeit, wenig Profit und radikale Umverteilung.»

Mit freundlichem Gruss,
W. Zumbrunn,  Master of Science ETH
4132 Muttenz

  

Gibts eigentlich Role-Models für alte Leute?

von Katja Früh    |   Link zum Artikel

Liebe Frau Früh, ich nehme Sie als Role-Model. Sie sehen schön aus, Sie sind ehrlich zu sich und allen andern, und ich lese all Ihre Kolumnen mit Vergnügen.

Freundliche Grüsse,
Priska Weber, I-63065 Ripatransone

Editorial/Schöner Alltag

von Finn Canonica

«Das Magazin» ist für mich eine hervorragende, sehr interessante Beilage im «Bund» vom Samstag. Doch wenn der Chefredaktor derartige Provokationen von sich gibt, wie im Editorial No. 46, sollte er seine Zeit wirklich nur noch mit trivialen Beschäftigungen, wie er sie im Editorial No. 47 beschreibt, verbringen. Aber auch damit stellt er sich dummerweise das Bein selber, nämlich beim Versuch, seine Waschmaschine selbst zu reparieren.

Mit freundlichen Grüssen an das Redaktionsteam,
Lorenz Mathys, 3425 Koppigen

Wie  wichtig ist negative Kritik?

von Mikael Krogerus & Roman Tschäppeler    |   Link zum Artikel

Liebe Redaktion, lieber Roman, wie sich erkennen lässt, lese ich jeweils die kreativen Beiträge im «Magazin» – als Beilage zur Tageszeitung «Der Bund» –, interessiert, aber auch kritisch .

Die «Aktuelle Feedbackkultur» auf Seite 8  mit dem Gegensatz «Und ich finde, du bist ein Arschloch» betrachte ich als Ausrutscher mit einem Kraftausdruck in die untere Schublade und als nicht angebracht; diese Obszönität ist mir als Leser nicht zuträglich.  Warum gerade der Ausdruck «Arschloch»? Ist doch dieses Ding ein absolut einmaliges und lebensnotwendiges Organ unseres Körpers, weder herstellbar noch kaufbar, einfach geschenkt bekommen. Ja, es ist ein Wunder unserer Schöpfung und verdient daher rundum Respekt.

Bestimmt werden Roman und sein Kollege Mikael eine kreative Antwort auf meine Kritik finden. Viel Spass – und nehmt es nicht persönlich!

 Gute Zeit, viel Gefreutes und sonnige Grüsse aus Lyss,
Alfred Brand

«Friss a Gollasch»

von Christian Seiler    |   Link zum Artikel

Herr Seiler sitzt doch tatsächlich ins Auto und fährt von Zürich nach Rehetobel in dieses Gasthaus Güpf, nur um dort Gulasch zu essen und aus dem Nebel zu sein! Es stört mich, dass Herr Seiler zu diesem Zweck nicht den öffentlichen Verkehr benutzt. Ich habe nachgesehen: Wer um 11.03 Uhr in Zürich HB abfährt, in St. Gallen auf den Bus umsteigt, der kommt um 12.39 Uhr in Rehetobel Dorf an. Das ist doch wohl zumutbar und wäre im Interesse von Umwelt und Klima! Ausser, Herr Seiler ist behindert, denn als Invalider kann er natürlich sein Auto benutzen.

Freundliche Grüsse von Susi Senti aus Bonaduz

Ein Tiefpunkt der Schweizer Demokratie

von Philipp Loser    |   Link zum Artikel

Herzliche Gratulation betreffend diesen  Beitrag.  Danke schön, Herr Loser!

Ernst Haug, 8115 Hüttikon

N° 46 – 20. November 2021

Editorial

von Finn Canonica

Lieber Herr Canonica, ich habe eben Ihr Editorial im «Magazin» gelesen. Es ent-täuscht mich. Ich war der Meinung, Journalismus ist dazu da, die Menschen in ihrer FREIEN Meinungsbildung zu unterstützen. Das scheint nicht mehr der Fall zu sein!

Es gibt übrigens noch die Variante, keine Impfgegnerin zu sein, aber sich die Freiheit zu nehmen, sich selbst eine Meinung zu bilden und dann zu entscheiden, was sich als sinnvoll darstellt.

Die anklagende Wortwahl in Ihrem Editorial führt auf keinen Fall zum Ziel. Im Gegenteil: Es führt zu Widerstand! Verständnis ist das Zauberwort!

Ein nachdenkliches Wochenende wünsche ich Ihnen!

Susanne Johanna Iten-Röllin

  

Einmal mehr bin ich schockiert, betroffen, sprachlos. Finn Canonica möchte im Editorial Ungeimpfte auf den Mond schiessen, da es sich sowieso nur um kolossale Egoisten handelt.

Sind Sie sich bewusst, das auch viele Ungeimpfte den «Tages Anzeiger» und «Das Magazin» lesen? Warum schreiben Sie nicht gerade, dass man Ungeimpfte in Lager stecken soll?

Mit der Spaltung unserer Gesellschaft ist es schon weit gekommen, und gerade mit solchen Aussagen wird der Graben noch vergrössert. Gerade Journalisten hätten aber den Auftrag zu recherchieren, Hintergründe zu erforschen, kritisch zu hinterfragen, statt immer nur die gleichen, vorgekauten Mainstream-Ansichten wiederzugeben.

Was sind denn Egoisten? Menschen, die sich bewusst um ihre Gesundheit kümmern und sich sehr aktiv informieren, oder Leute, die sich vordrängen, wenn es um die begehrte Impfung geht?

Haben Sie gewusst, dass eine Studie im englischen Wissenschaftsmagazin «Lancet» veröffentlicht wurde, die besagt, dass Geimpfte das Virus gleich häufig übertragen wie Ungeimpfte?

Also, egal was Sie glauben oder nicht. Mit solchen Aussagen tragen Sie nicht zu einer achtsamen Auseinandersetzung mit dem Thema bei.

Freundliche Grüsse,
Michael Zürrer

  

Sehr geehrter Herr Finn Canonica, bereits dreimal schon lese ich Ihr Editorial im Magazin Nr. 46, und noch immer kann ich kaum glauben, was Sie schreiben, weswegen ich jedoch niemals auf die Idee kommen würde, Sie auf den Mond zu schiessen.

Bislang las ich Ihre Editorials stets mit Interesse. Diesmal jedoch erschüttern mich Ihr Text und Ihre damit zum Ausdruck gebrachte Haltung. Ich kann Bedenken und Argumente der Impfbefürworter sehr wohl verstehen. Impfkritiker oder, wie Sie schreiben, Impfgegner als «kolossale Egoistinnen und Egoisten» abzustrafen, das verstehe ich von einem Journalisten Ihrer Qualität schlicht und ergreifend nicht mehr.

Sie schreiben: Wir können uns noch so sehr über Herdentiere lustig machen («dumm wie ein Schaf»), und Impfgegner tun dies auch, «Schlafschafe», es gibt trotzdem kein Vorbei an dieser Tatsache.

Erstens. Zu behaupten, Impfgegner würden sich lustig machen … Das ist eine doch sehr verwegene, pauschal verurteilende, ungerechte, um nicht zu sagen bösartige Verurteilung. Zweitens. Schafe sind nicht dumm. Ich beobachte sie stets auf meinen Spaziergängen… Sie dürfen mich gerne mal begleiten…

 Sind Sie so sicher, dass nur ungeimpfte Menschen  die Krankheit aufnehmen, weitertragen und verantwortlich gemacht werden dürfen für Impfstoffversagen oder nachlassende Immunität? Ich jedenfalls wagte eine solche Behauptung weder auszusprechen noch zu schreiben.

 In einer Sache darf ich Sie noch beruhigen. Ich glaube, ohne Arroganz sagen dürfen, mir sehr bewusst zu sein , dass «unser Klima ein Allgemeingut ist», für das wir/meine Frau/Menschen in meiner Umgebung und in meinem Freundeskreis Verantwortung tragen. Konkrete Verhaltensweisen diesbezüglich sind eine wertschätzende Kommunikation, ein sorgfältiger Lebensstil, eine bewusste Ernährung, massvolle Bewegung und ausgewogene Ruhepausen. Das ist nicht nur ein privates Gut, das kommt auch anderen Menschen zugute.

Freundliche Grüsse,
Bruno Rohrer, 6162 Finsterwald

  

Die Artikel in diesem «Magazin» habe ich sehr interessant gefunden. Leider ist das Editorial gründlich missraten – ich kann zwar mit Herr Canonica mitfühlen, auch ich bin geimpft, und auch ich finde das Getue der ImpfgegnerInnen unangebracht oder sogar blöd - aber auf diese unfeine Art auf ihnen herumzuhacken, bringt sicher nichts, sondern verhärtet die Fronten nur noch mehr. Ausserdem haben die anderen Artikel nichts mit Corona zu tun; weshalb also dieses Editorial?

Viele Grüsse,
Daniel Buehler

  

Sehr geehrter Herr Canonica, auch in diesem «Magazin», wie eigentlich immer, habe ich Ihren Beitrag gelesen. Dabei hat mir besonders der letzte Abschnitt gefallen.

Sie schreiben von Herdenkörpern und Menschen, welches bis heute nicht alle begriffen haben. In der Medizin wird erst seit kurzer Zeit über den Körper als Funktionseinheit der Erde gesprochen Vor nicht allzu langer Zeit ist in  verschiedenen Medien darauf hingewiesen worden, dass jeder Mensch ganz und gar nicht allein
lebt. In ihm und um ihn leben Milliarden von anderen Lebewesen( Viren, Bakterien, Einzeller etc.), die uns gelegentlich auch Probleme machen.

Dies hat damals auch mein medizinisches Denken und meine Beurteilungen verändert. Ich schreibe Ihnen nun von einem für mich sehr interessanten Artikel.

Vor zwei Wochen hat in der «Ärztezeitung» ein Arzt, Dr. Piet van Spijk, von Multiorganversagen in der Medizin berichtet.  Diese Phänome sind seit langem bekannt und können dann auftreten, wenn viele Organe gleichzeitig erkranken und dann ausfallen. Schlussendlich führt dies auch heute noch zum Tod.

Was in der Gesellschaft jetzt passiert, selbst in der Schweiz, ausgelöst durch Corona, könnte schlimmstenfalls auch zu einem gesellschaftlichen «Organversagen» führen. Und ein solches Multiorganversagen ist leider auch im Bereich der Umwelt noch nicht ausgeschlossen.

Ich bin gespannt auf Ihre weiteren Artikel und wünsche Ihnen und Ihrer Familie Coronafreiheit

Urs Schneider, Dr. med., 8125 Zollikerberg

  

Guten Tag, Herr Canonica, da bin ich doch sehr erstaunt, wie Sie über nicht Geimpfte herziehen und
die Genesenen, wie ich einer bin, gerade vergessen. Seit dieser Woche bin ich ein Zertifikatbesitzer mit genügenden Antikörpern. Die Ersterkrankung liegt bei mir zwölf Monate zurück, und ich habe immer noch
genügend Antikörper, was scheinbar mit der Impfung kaum möglich ist nach
einem Jahr.

Als lmpfgegner verstehe ich mich nicht, fühle mich aber als Genesener ziemlich «herdenlos». Vielleicht finden Sie die Zeit. über Genesene einen Bericht zu verfassen.  Da viele in meiner Lage sind und vielleicht bewusst dieses Thema nicht gerne angegangen wird, hätte ich sehr Freude, mehr zu erfahren.

Wünsche Ihnen und Ihrem «Magazin»-Team einen gesunden Winter.
Freundliche Grüsse,
Werner Theilkäs

  

Sehr geehrter Herr Canonica, bei der Lektüre Ihres Editorials musste ich dreimal leer schlucken. Mir will nicht in den Kopf, dass ein Chefredaktor eines namhaften und von mir sehr geschätzten Magazins sich derart überheblich und respektlos über eine bestimmte Menschengruppe äussert.

Doch bei weiterem Nachdenken kann ich durchaus Verständnis für Sie aufbringen. Dass Sie alle Personen, die sich nicht mit dem heute zur Verfügung stehenden Impfstoff «piksen» lassen, in ein und denselben Topf werfen, rührt vielleicht daher, dass Sie noch nie persönlich mit jemandem zu tun hatten, der diesem Lösungsweg mit Skepsis begegnet? Nicht alle Menschen, die sich (noch) nicht impfen lassen, sind per se Verschwörungstheoretiker oder Egoisten, die am besten «auf den Mond geschickt» werden sollten.

 Nebenbei bemerkt, lesen auch Impfgegnerinnen und -gegner die Publikationen der Tamedia-Gruppe und zahlen zudem weiterhin Steuern!

Falls Sie sich mit Argumenten einer nicht geimpften Person einmal näher auseinandersetzen möchten, um vielleicht ein differenzierteres Bild dieser «Gefährlichen» zu erhalten, bin ich sehr gerne bereit, mich mit Ihnen zu treffen. Vielleicht auf einem Spaziergang, das wäre – nach heutigem Stand der Wissenschaft – wohl unbedenklich.

 Freundliche Grüsse,
Silvia Müller, 3036 Detligen

  

«s ist leider Krieg ... und keiner wagt, darein zu schaun» (frei nach Matthias Claudius). Ja, es herrscht «Krieg». Der grosse Feind ist das Coronavirus. Jetzt ist «Impfoffensive» angesagt, koste es, was es wolle! Mitmenschen, die sich nicht impfen lassen wollen, gelten als «Deserteure», sie werden verhöhnt und an die Wand gestellt.

Doch Krieg ist eine schlechte Konfliktlösungsstrategie. Sie mehrt das Leiden und schadet allen – ausser einigen wenigen, die damit viel Geld verdienen. Das Virus aber ist kein Feind, im Gegenteil, es kann als «Hilfe» verstanden werden. Das Virus ist nicht die Ursache der Erkrankung, sondern die Folgeerscheinung einer Schwächung. Es ist notwendig, die Ursachen der Schwächungen wahrzunehmen und zu vermindern. Das mag nicht einfach sein, denn von Mensch zu Mensch, von Region zu Region, von Land zu Land können diese Schwächungen unterschiedliche Ursachen haben. Stärkung ist möglich durch gemeinsames Hinschauen. Wir brauchen alle: Geimpfte, Genesene, Ungeimpfte.

Die Geimpften stellen sich als Impf-Testgruppe zur Verfügung. Die Genesenen bringen einen natürlichen Impfschutz in die Gemeinschaft. Die Virulenz des Virus nimmt ab. Die Ungeimpften vertrauen ihrem Körper und stärken ihr Immunsystem. Es lohnt sich, Covid-Erkrankte zu Hause oder im Spital liebevoll zu pflegen, denn sie werden die natürliche Immunität als Genesene in die Gemeinschaft einbringen!

Kein Krieg also – ein Aufruf zu Respekt und Verstehen.

Matthias Lehnherr, Basel

Das Ende einer langen Affäre

von Christoph Lenz & Philipp Loser    |   Link zum Artikel

Sehr geehrter Her Loser, sehr geehrter Herr Lenz, zuerst vielen Dank für den, meiner Meinung nach, ausgezeichneten Bericht.

Mir kommt dabei eine biblische Metapher in den Sinn: «Wenn ein Blinder einen anderen Blinden führt, fallen beide in die Grube.» Bezüglich dem Thema: Wenn ein blinder Bundesrat und blinde Politiker ein blindes Volk führen, wird es um uns alle vermutlich sehr einsam werden in Europa. Und – «blinde Völker» hatten wir ja schon einige im letzten Jahrhundert. Die kommenden Generationen werden es ausbaden müssen.

 Ich wünsche Ihnen eine gute Woche und grüsse Sie freundlich,
Ulrich Wirth, 3150 Schwarzenburg

  

Herr Loser fasziniert mich immer wieder von neuem. Mal (meistens) wettert er gegen die Kapitalisten, die, nicht zu vergessen, die Forderungen der Linken finanzieren sollen, dürfen, müssen. Dann stellt er die Autofahrer an den Pranger oder prügelt auf die SVP ein, nur so zum Spass. Jetzt geht es ums Eingemachte der Schweiz. Die einzige direkte Demokratie der Welt wird nicht nur angezweifelt, sondern ihre Existenz als solche infrage gestellt. So masochistisch habe ich den guten Philipp Loser noch nie erlebt.

Es ist eine Binsenwahrheit, dass alles Lebendige steten Wandlungen, Veränderungen und hoffentlich sogar Verbesserungen unterliegt. Politische Systeme sind von den Menschen abhängig, die sie gebrauchen und/oder missbrauchen. Jede Gesellschaft erfordert Regeln, Vorschriften, Gesetze usw., damit missbräuchliches Verhalten gegenüber anderen nicht ausser Kontrolle gerät. Je breiter die Verantwortung verteilt ist, desto grösser ist die Chance auf gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Frieden. Dass wir mit der direkten Demokratie am besten gefahren sind, ist ebenfalls eine Binsenwahrheit ! Leider hat uns die Globalisierung nicht nur Gutes gebracht. Das Rebellieren auf Teufel komm raus geht ja noch. Wenn es aber nur noch darum geht, Spass auf Kosten anderer zu haben, zu randalieren um des Randalierens willen, zu zerstören um des Zerstörens willen, dann ist eine Form der Dekadenz erreicht, die uns Angst machen sollte. Das wiederum sollte zum Nachdenken führen, was uns Herr Loser ja auch ans Herz legt. Super!

 Mark Gasche, 3422 Kirchberg

  

Sehr geehrter Herr Lenz, sehr geehrter Herr Loser, der sehr gut recherchierte Beitrag zum Scheitern des Rahmenabkommens ist lesenswert, insbesondere das Interview mit Philipp Müller – danke. Andererseits verschweigt der Bericht – aus Feigheit? – die durch die «Unionsbürgerrichtlinie» (Nomen est Omen) aufgeworfenen Fragen. Der ganze Artikel konzentriert sich auf Lohnschutz/flankierende Massnahmen/EU- Gerichtshof. 

Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, in einem späteren Artikel weiter auszuholen.
Mit freundlichen Grüssen, Jean-Pierre Jaccard, 4302 Augst

 

Sehr geehrte Herren Loser und Lenz, super Artikel! An einem Jahrgängertreffen (1938) wagte ich die Wette mit einem überzeugten SVPler: Wenn die Schweiz mit der EU so weiterwurstelt –  wird oder muss sie
nach den Wahlen 2028 der EU beitreten? Die Frage ist, ob ich das erlebe.

Freundliche Grüsse, 
Heinz Schneider

 

Den Autoren Christoph Lenz und Philipp Loser möchte ich für den umfassenden Beitrag «Das Ende einer langen Affäre» danken. Es ist meines Erachtens die beste Kurzfassung über das Prozedere von insgesamt 15 Jahren «Europadebatte», die ich seit dem Torschluss durch den Bundesrat gelesen habe.  

Es ist bemerkenswert, dass Sie die Verdienste des ehemaligen FDP-Präsidenten Philipp Müller ausreichend darstellen. Mit seinem Ausscheiden scheinen nun buchstäblich alle Europalichter erloschen. Müller hat offensichtlich das ganze Dossier gründlich studiert und als erfahrener Gipsermeister und Unternehmer die Bedeutung für das Gewerbe in der Schweiz in den richtigen Zusammenhalt gestellt. Neben den KMU orte ich vor allem für die starken Regionen Genf, Tessin und Nordwestschweiz eine drohende starke Benachteiligung. Die Verzahnung im Dreiland Schweiz/Deutschland/Frankreich mit gegen einer Million Einwohner im Grenzraum ist derart gross und im gesamten Arbeitsmarkt von gegenseitiger Bedeutung und Abhängigkeit, dass man nur staunen kann über den ganzen Verlauf der sukzessiven Aufkündigung der Kooperation und Zusammenarbeit. Die CVP hat nach dem EWR-Nein von 1992 am Parteitag in Basel allen Mut zusammengenommen und mit grosser Mehrheit den Vollbeitritt zur EU gefordert. Das war übereilt-  kurz nach dem Desaster. Aber es stellt sich bis heute die Frage, ob nicht eine Neuauflage des EWR-Beitritts der weiterhin zukunftsorientierte Schritt wäre. Jedenfalls hat das Fürstentum Liechtenstein dieses Jahr aufgrund einer breit abgestützten Umfrage feststellen können, dass gegen 80 Prozent der Bevölkerung den EWR-Entscheid als nach wie vor gut und  richtig beurteilen!

Nochmals: Ich danke Ihnen für das neueste «Europa-Dossier».  

Peter Bircher, 5063 Wölflinswil 

  

Drbyy oder nid drbyy?

 Wäär d Schwyz hüt EU-Mitgliid,
meech daas fascht käi Unterschiid.
Was sell daas mit de fremde Gsetz,
folge miir dääne nid scho jetz?
Wuurde miir die nid reschbeggdiere,
chönnte miir jo gaar nüt exportiere.
S gieng uns denn komplett verschisse,
au d Martullo-Blocher wäär uffgschmisse.

 S Raamenabkommen isch Makulatuur,
dr Bundesroot macht e schlächti Figuur.
S Parlamänt isch voll zerstritte,
(wie bi den Ami und de Brite).
Bi Merkel/Juncker isch daas no gange,
doch d von der Leyen will nümme plange:
Sii hed scho siibe Goofen erzooge
und wott sich mit uns nümm ummeblooge.

 Sii drooe au ständig, die «liebe Fründe»,
me wuurd jetz die Bilateraale chünde.
D Wüsseschaft sygi für uns gässe,
«Horizon» chönn d Schwyz grad vergässe.
D Böörsekotierig vo uns «Ryyche»,
wuurd me zuedäm au grad stryyche.
Doch Fränggli dien sii massewyys hoole,
für Ungarn, Tschechie und au Pole.

 Wääre miir drbyy, chönnte mr au mitreede
und dä laam Apparat e bitz beweege.
Ganz Europa wurdi vo uns leere,
miir miessten uns nümm ständig weere.
Miir chönnten au, statt numme zgaffe,
die Hoochbryysinsle gschnäll abschaffe.
Tourischte chäämten am laufende Band,
s isch niene schööner als im Schwyzerland.

 Uff d Gfoor, ass miir uns wytter uffryybe,
chönnte mr noodüürlich eläini blyybe.
Die Wält isch zwoor globalisiert
und miir wäären e weeneli isoliert.
Sett s halt äinisch schlächter goo,
isch jo sicher schon e Löösig doo:
Wie im Chrieg mache mir en Aabauschlacht,
froogen äifach die Alte, wie me s macht.

 Wuurdi daas kopiert, iich möchti wette,
chönnte miir s Klima au no rette.

 Schnupf
Hanspeter Hauser, 4147 Aesch

  

Sehr geehrter Herr Loser, ich teile Ihnen mit, dass ich diesen Bericht  mit Interesse gelesen habe. Ich finde ihn sehr gut und aufschlussreich. Sie haben es auf den Punkt gebracht.

Eines muss ich doch bemerken: Die EU-Kommission ist nicht unschuldig an der ganzen Angelegenheit. Vor allem die sehr arrogante Frau von der Leyen trägt das Ihrige dazu bei. Die Deutschen waren ja froh, dass sie als Verteidigungsministerin abdankte. Ich frage mich, warum sie bei ihren Auftritten nie Deutsch spricht. Schliesslich ist sie ja Deutsche und nicht Engländerin. Noch etwas zur EU: Diese versteht unser Schweizer Politsystem nicht – oder will es nicht verstehen. Bei uns befiehlt eben das Volk und nicht eine  eingebildete EU-Kommission. Zugegeben, die Schweiz hat natürlich auch versagt.

Trotzdem, noch einmal ein Lob für Ihren Bericht. Ich warte jeden Samstag auf das «Magazin», um zu sehen ob es etwas Interessantes zu lesen gibt. Diesmal war es wieder ein Volltreffer.

Mit freundlichen Grüssen,
Andreas Wyss, 3072 Ostermundigen

   

Ein grosses Dankschön an die Herren Lenz und Loser für diesen so fundierten Artikel. Nicht nur erklärt er, was dieses Rahmenabkommen überhaupt beinhaltet und bedeutet, sondern auch die immer stärkere Abhängigkeit der Entscheidungsträger von der Parteipolitik. Für mich waren die Zeilen sehr aufschlussreich.

Ich bin weder Akademiker noch Politiker, sondern ein einfacher pensionierter EDA-Mitarbeiter (mit viel Auslandserfahrung). Es ist schon beängstigend zu sehen, wie noch immer ein Grossteil der Bevölkerung und Politiker am «Sonderfall Schweiz» haften. Mag das vor Jahrzehnten noch Hand und Fuss gehabt haben, fahren wir mit dieser Politik je länger je mehr in eine Sackgasse.

Ich hoffe, es gibt starke Gruppierungen/Komitees, welche sich für einen EU-Beitritt starkmachen können…
Ich wollte mich hiermit einfach für den Artikel bedanken.

 Freundliche Grüsse,
Peter Himmelberger, 3013 Bern

  

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