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AboGrosses Interview mit Alexander Kluge
«In fast allen Kriegen gilt: Wer siegt, stürzt ab»

«Ich glaube nicht an Helden, ich glaube an Auswege.»: Alexander Kluge in seinem Arbeitszimmer in München.
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Alexander Kluge kam am 14. Februar 1932 in Halberstadt, Sachsen-Anhalt, als Sohn des Arztes Ernst Kluge und dessen Frau Alice zur Welt. Am 8. April 1945 fielen rund 2500 Einwohner einem alliierten Fliegerangriff auf die Stadt zum Opfer, etwa 80 Prozent der Bausubstanz wurden zerstört – so auch Kluges Elternhaus. Den Einschlag überlebten der Dreizehnjährige und seine Familie mit knapper Not. Die Nachbarn, die ebenfalls im Keller ihres Hauses Schutz gesucht hatten, starben. «Ich kann das Geräusch der Bombe schwer beschreiben», so Kluge. «Aber es ist bis heute da.»

Erst Jahrzehnte später war der Abstand zu den Kriegserlebnissen gross genug, um sie literarisch zu verarbeiten. In Kluges 2000 erschienenem Opus magnum, dem Montageroman «Chronik der Gefühle», lässt er einen Kampfpiloten sagen: «Die Ware musste runter auf die Stadt. Es sind ja teure Sachen. Man kann das praktisch auch nicht auf die Berge oder das freie Feld hinschmeissen, nachdem es mit viel Arbeitskraft zu Hause hergestellt ist.»

Da war Alexander Kluge längst einer der einflussreichsten Intellektuellen des deutschsprachigen Raums – als Jurist, Schriftsteller, Philosoph, bildender Künstler, Fernsehproduzent und Filmemacher («Brutalität in Stein», «Abschied von gestern», «Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit» et cetera). Er wurde unter anderem mit dem Büchner-Preis, dem Adorno-Preis und dem Heine-Preis ausgezeichnet. Seit 2017 ist er Ehrenbürger von Halberstadt.

Das Gespräch mit Alexander Kluge fand telefonisch statt, am 4. März, dem achten Tag des Kriegs in der Ukraine. Der erste Versuch am Morgen scheiterte, weil unser Autor beim Anruf Kluges gerade auf dem Weg in den Kinderzirkus war, in dem sein elfjähriger Sohn als Jongleur auftreten sollte. Das Telefonat kam dann am Nachmittag zustande und dauerte zwei Stunden. «Eine Frage noch», so Kluge ganz am Ende. «Wie war es denn im Zirkus?»

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