AboFragebogen mit Ramon Zenhäusern «Ich schlafe lieber alleine, schliesslich brauche ich Platz»
Er springt aus einem Heissluftballon, surft nach dem Skitraining und macht aus einer Wiese eine Eispiste: der 29-jährige Slalomfahrer im etwas anderen Interview.

Wer sind Sie?
Ein ruhiger, naturverbundener Bewegungsmensch.
Was ist das Verrückteste, das Sie je getan haben?
2020 sprang ich aus einem Heissluftballon, zog den Fallschirm und pendelte Richtung Boden. Einer unserer Sponsoren erfüllt uns jeweils Wünsche, ich wollte unbedingt dieses Skydiving-Erlebnis haben, ich liebe Adrenalin.
Wie lange halten Sie es ohne Handy aus?
Lange – zumindest denke ich das. Ich mag dieses Teil nicht und versuche, nie unnötig draufzuschauen.
Was bringt Sie zur Weissglut?
Ungerechtigkeiten und Lügen. Es gibt aber Menschen, die wütender werden können als ich.
Was ist der Sinn des Lebens?
Respektvoll mit Mitmenschen und der Natur umzugehen. Und Spass zu haben.
Was hat Sie zuletzt zu Tränen gerührt?
Als meine Schwester heiratete und ich ihr ein Ständli spielte, da hatte ich Wasser in den Augen. Und als Tanja (Hüberli, Zenhäuserns Freundin) im letzten Sommer Beachvolleyball-Europameisterin wurde. Der Halbfinal war ein echter Krimi, und als sie den Titel gewann, war das sehr emotional – gerade nach der Enttäuschung mit Rang 9 an den Olympischen Spielen.
Wieso würden Sie gerne Ihr Freund sein wollen?
Weil man mit mir viel erlebt, es unterhaltsam ist und sicher nie langweilig. Ich mache viel Sport, reise gerne, wechsle zwischen Meer und Bergen und bin offen für alles. Fast alles.
Sollte man Fremdgehen verzeihen?
Nein.
Welches Lied können Sie auswendig?
Vogellisi. Und ein paar Lieder von Wintershome, der Band der Zurbriggen-Geschwister Elia, Maria und Pirmin junior. Als sie einmal eingeladen wurden, in einem ägyptischen Hotel zu spielen, durften sie je jemanden mitnehmen: Ich durfte mit. Seit da bin ich Fan. Ich spiele zwar auch ein Instrument, Klarinette, doch um mitzumachen, fehlt mir das Talent. Auch spiele ich eher klassische Stücke. Ich könnte ihnen höchstens helfen, indem ich am Ende die Kollekte einsammle.
Ihre schönste Kindheitserinnerung?
Die Winterzeit in unserem Chalet «Märli» in der Moosalpregion: Nomen est omen, es war ein Märchen. Wir bauten Iglus, eine Bobbahn, ich spritzte auf unserem Rasen eine Eisbahn und ging Schlittschuh laufen. Es war zwar etwas holprig, aber Spass machte es allemal. Wenn wir in Schweden trainieren, nehme ich die Schlittschuhe immer mit, um auf den Seen zu laufen.
Sind Sie ein Mami- oder Papi-Kind?
Beides. Mit Mama bespreche ich alles Mögliche, Papa ist seit klein auf die wichtigste Person in Sachen Skifahren.
Wann hatten Sie so richtig Glück?
Als ich gesund zur Welt kam.
Gibt es einen Gott?
Ich glaube an eine höhere Macht. Aber wie man die nennt, soll jeder für sich entscheiden – auch wenn ich im katholischen Wallis aufgewachsen bin und jede Woche zur Kirche ging.
Was stört Sie an der Schweiz?
Dass die Schweizer manchmal zu wenig stolz sind auf dieses fantastische Land.
Was haben Sie in der Corona-Zeit gelernt?
Zu kochen, etwa Rösti. Vorher konnte ich zwei einfache Gerichte, jetzt kann ich mehrere einfache Gerichte.
«Ich will wissen, wie alt ich werde. Wären es nur noch zehn Jahre, würde ich schauen, dass ich bis dann mein Vermögen verprasst habe.»
Wenn Sie eine Kristallkugel hätten, was würden Sie wissen wollen?
Wie alt ich werde. Wären es nur noch zehn Jahre, würde ich schauen, dass ich bis dann mein Vermögen verprasst habe.
Was ist das Ekelhafteste, das Sie je gegessen haben?
Nach Olympia-Silber 2018 machten wir ein Fotoshooting in Pyeongchang. Da gab es auf dem Markt grillierte Würmer oder Raupen. Nun, ich bin ja ein offener Mensch und probierte: Es war dann zwar gar nicht so übel. Aber der Gedanke an diese Würmer und wie sie ausschauten, das war nicht sonderlich appetitlich. Wenigstens sind sie bestimmt gesund.
Wovor haben Sie Angst?
Ich habe noch alle vier Grosseltern und Angst, sie zu verlieren, weil ich ein extrem gutes Verhältnis habe zu allen.
Wie oft sind Sie umgezogen?
Zweimal. Bis ich in den Kindergarten kam, wohnten wir im Chalet in Bürchen, später in Visp, jetzt habe ich eine Mietwohnung in der Innerschweiz.
Sie wären für einen Tag eine Frau. Was würden Sie tun?
Den Männern den Kopf verdrehen.
Schlafen Sie gerne allein?
Einschlafen und erwachen tue ich lieber zu zweit. Schlafen selber aber lieber alleine, schliesslich brauche ich etwas Platz und fühle ich mich deutlich erholter, wenn niemand daneben liegt.
Was ist der grösste Quatsch, der über Sie geschrieben wurde?
Dass ich prädestiniert sei für Speedrennen mit meinen zwei Metern Körpergrösse – zumal ich doch Angst hätte auf einer Abfahrtsstrecke. Viele trauten mir wohl einfach nicht zu, dass ich schnell Slalom fahren kann.
Bei was haben Sie Ihre Meinung fundamental geändert?
Am Anfang der Pandemie dachte ich, das mit Corona werde sicher nicht so schlimm. Es kam dann deutlich anders.
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Worüber reden Sie nicht mit Ihrer Partnerin?
Über nichts rede ich nicht mit ihr.
Ihr Tipp für Hobbysportler?
Regelmässigkeit ist das A und O. Lieber weniger Umfang trainieren, dafür öfter, das hat einen grösseren Effekt.
Was war der Leitsatz in Ihrer Familie?
Nichts ist unmöglich. Meine Eltern schafften es irgendwie, meiner Schwester Romaine eine Tennis- und mir eine Skikarriere zu ermöglichen. Das war finanziell an der Grenze.
«Ich stosse mir andauernd den Kopf. Habe ich eine Kappe auf, sehe ich die Balken nicht.»
Was sollte gesetzlich anders geregelt sein?
Dass die Fussgänger immer Vortritt haben, finde ich nicht richtig. Mittlerweile laufen ja einige blind über die Fussgängerstreifen, schauen nicht nach links oder rechts, sondern nur auf ihr Handy. Da ist schnell etwas passiert – und nicht immer der Autofahrer schuld.
Was finden Sie attraktiv an sich?
Meine Grösse.
Ihre grösste Herausforderung im Leben?
Meine Grösse. Weil ich mir andauernd den Kopf stosse. Habe ich eine Kappe auf, sehe ich die Balken nicht.
Bei wem müssten Sie sich eigentlich entschuldigen?
Bei all meinen Kritikern, die dachten, mit zwei Metern könne man nicht Slalomfahrer werden. Sie haben mir die richtige Motivationsspritze gegeben. Ich muss mich entschuldigen, dass ich früher über sie geflucht habe.
Was möchten Sie noch lernen?
Windsurfen und Kitesurfen betreibe ich schon. Nun gibt es Kite-Foilsurfen, bei dem man über Wasser schwebt. Im Herbst machten wir unser Skitraining auf der Diavolezza, an zwei Tagen hatte es am Nachmittag Wind. Also: Piste runter, Kombi aus, Neopren an und direkt auf den Silvaplanersee. Nie in meinem Leben bin ich so wunschlos glücklich eingeschlafen wie an diesen zwei Tagen.
Ihr Spitzname als Kind und heute?
Früher Rami und Rämi, heute Doppelmeter – obwohl ich noch zwei Zentimeter grösser bin.
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