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AboEVZ-Goalie Leonardo Genoni
«Ich würde einen Rock und Stöckelschuhe anziehen»

Jonglieren mit Pucks fürs Foto? Kein Problem für Leonardo Genoni, das beherrscht er minutenlang.

Wer sind Sie?

Ich bin Leo, ein Schweizer Eishockeygoalie und momentan beim EV Zug. Ich bin verheiratet und Vater von drei Kindern.

Was ist das Verrückteste, was Sie je getan haben?

Ich sprang einmal aus dem Flugzeug mit einem Fallschirm. Vor zehn Jahren in den Ferien im Tessin, in Agno. Ein Tandemsprung mit einem Instruktor. 40 Sekunden freier Fall, und auf 1500 Metern über Boden wird der Fallschirm gezogen. Weil wir so schnell stoppten, bekam ich am Körper Abdrücke von den Gurten. Es war sehr eindrücklich, und ich hatte extrem Angst. Ich würde es nie mehr tun.

Wie lange halten Sie es ohne Handy aus?

Eine Woche würde ich mir zutrauen. Ich stamme aus jener Generation, die noch ohne Smartphones aufwuchs. Aber es ist schon verrückt, wie abhängig wir von diesem Gerät geworden sind. Es ist ja nicht nur ein Telefon, sondern auch ein Hausschlüssel oder ein GPS-Gerät für meine Katzen. Trotzdem könnte ich noch analog leben, wenn es sein müsste. Gut, die Musik würde ich vermissen. Einen CD-Player haben wir nicht mehr.

«Faulheit bringt mich zur Weissglut. Wenn ich das sehe bei einem Teamkollegen, spreche ich es an.»

Was bringt Sie zur Weissglut?

Faulheit. Wenn jemand nicht alles gibt, um seine Ziele zu erreichen. Wenn ich das sehe bei einem Teamkollegen, spreche ich es an. Es sind nicht die angenehmsten Gespräche, aber sie sind nötig. Ich würde nie jemandem einen Fehler vorwerfen. Aber wenn der Einsatz nicht stimmt, ist das etwas vom Schlimmsten für mich.

In idyllischer Umgebung: Leonardo Genoni beim Gutsbetrieb Uf Stocken in Kilchberg, fünf Minuten von zu Hause. 

Was ist der Sinn des Lebens?

Das Streben nach Glück. Ich schätze mich sehr glücklich. Ich habe einen unglaublich schönen Job, den ich trotz der Pandemie ausüben darf. Ich bin mir bewusst, dass ich in einer sehr privilegierten Situation bin.

Was hat Sie zuletzt zu Tränen gerührt?

Als ich barfuss auf einen Legostein meines Sohnes stand. Der Schmerz hat bei mir Augenwasser ausgelöst.

Wieso möchten Sie gerne Ihr Freund sein?

Ich bin zuverlässig. Mir kann man voll vertrauen.

Sollte man Fremdgehen verzeihen?

Kann ich den Joker nehmen? Ich weiss es nicht, kam glücklicherweise noch nie in diese Lage.

Welches Lied können Sie auswendig?

«Lemon Tree». Mein erstes Lieblingslied. Meine Mutter ging damals in den CD-Laden und summte das Lied vor, damit sie die richtige CD bekam. Die 90er-, 00er-Jahre sind musikalisch meine Zeit, von den Backstreet Boys bis zu Britney Spears. Damals lernte man noch die Texte auswendig und wartete vor dem Radio, bis das Lied wieder einmal kam. Diese Texte bringe ich nicht mehr aus meinen Kopf. Und dann kann ich auch noch das Gute-Nacht-Lied, das wir jeden Abend für die Kinder singen.

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Ihre schönste Kindheitserinnerung?

Unsere Ferien im Tessin. Wir waren jeweils in unserem Rustico in Semione, ohne Strom, feuerten selber an, kochten auf dem Feuer, im Schein der Petrollampen. Und dass wir drei Buben alle Eishockey spielen durften. Unsere Mutter opferte sehr viel dafür, fuhr uns immer wieder hin und her, von Kilchberg auf den Dolder. Auf unserer Seeseite gab es keine Eisbahn.

Wann hatten Sie so richtig Glück?

Als ich meine Frau traf. Ich erwischte die Beste gleich am Anfang. Anina und ich sind zusammen, seit ich 14 bin. Sie war in der Klasse unter mir, im Skilager in Laax funkte es. Das war mein letztes Skilager, danach konnte ich nicht mehr mitgehen wegen des Eishockeys.

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Gibt es einen Gott?

Ja. Punkt. Ich gehe nicht in die Kirche, aber… Punkt.

Was stört Sie an der Schweiz?

Die Bürokratie. Ich selber hatte nie damit zu kämpfen, aber ich kenne viele Beispiele von anderen. Wie lange es dauern kann, bis ein Fussgängerstreifen gemacht wird. Aber wir sollten uns immer wieder bewusst sein, was für ein wunderbares Land wir haben. Vielleicht braucht es diese Bürokratie auch, um das zu bewahren. Aber manchmal fragt man sich schon, ob es nicht einfacher ginge.

Was haben Sie in der Corona-Zeit gelernt?

Flexibel zu sein. Zu akzeptieren, dass Unvorhersehbares passiert. Dass Spiele zwei Stunden vorher abgesagt werden. Das Coronavirus führte uns wieder einmal vor Augen, was das Wichtigste ist: unsere Gesundheit.

«Ich wüsste gerne, wie die nächste Saison gestartet wird. Ohne Fans ist es nicht das Gleiche. Daran werde ich mich nie gewöhnen.»

Wenn Sie eine Kristallkugel hätten, was würden Sie wissen wollen?

Ich wüsste gerne, wie die nächste Eishockeysaison gestartet wird. Ob wir wieder vor Zuschauern spielen können. Ich hoffe es schwer. Ohne Fans ist es einfach nicht das Gleiche. Daran werde ich mich nie gewöhnen.

Was ist das Ekelhafteste, was Sie je gegessen haben?

Etwas mit Meeresfrüchten an den Olympischen Spielen in Südkorea. Das glaube ich zumindest. Was es genau war, weiss ich nicht. Ich verstand nicht, was auf der Karte stand. Ich probiere gerne regionale oder nationale Gerichte. Aber das würde ich definitiv nicht mehr bestellen.

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Ihr Serientipp?

«Blacklist». Ich schaue gerne Kriminalserien, und die hat es mir angetan. Es gibt schon sieben Staffeln, die achte wurde gerade abgedreht. Aber ich bin kein Serienjunkie, muss nicht zwei, drei Folgen in Serie schauen.

Wovor haben Sie Angst?

Vor der Dunkelheit. Es ist mir nicht wohl im Dunkeln. Am schlimmsten ist: Dunkelheit mit Kinderspielsachen am Boden.

Wie oft sind Sie umgezogen?

Viermal. Ein Clubwechsel bedeutet ja meist auch einen Wohnortswechsel. Ich bin sehr wählerisch, schaute in Davos und Bern viele Wohnungen an, bevor ich mich festlegte. Beim SCB sind die Spieler weitherum verteilt. Für uns war wichtig, dass wir ein Quartier erwischen, wo es Kinder hat. In Worb waren wir sehr, sehr glücklich. Nun sind wir nach Kilchberg zurückgekehrt, wo meine Frau und ich aufgewachsen sind. Wir kennen jede Ecke dieses Dorfes. Ich könnte mir keinen besseren Ort vorstellen.

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Sie wären für einen Tag eine Frau. Was würden Sie tun?

Ich würde einen Rock anziehen. Es würde mich interessieren, wie sich das anfühlt. Und Stöckelschuhe würde ich auch anprobieren. Ich weiss nicht, ob ich damit laufen könnte. Aber wer drei Stunden in Schlittschuhen stehen kann, sollte auch das schaffen.

Was ist der grösste Quatsch, der über Sie geschrieben wurde?

Mir fällt nichts ein. Unsere Medien gehen sehr gut mit uns Sportlern um. Sie wollen sie nicht fertigmachen. Oder blossstellen. Klar gibt es in jedem Text Unwahrheiten. Aber damit musst du leben, wenn du in der Öffentlichkeit stehst.

«Es ist nicht so, dass ich meiner Frau nicht vom Eishockey erzählen würde. Aber es interessiert sie einfach nicht.»

Worüber reden Sie nicht mit Ihrer Frau?

Sie will nicht so viel vom Eishockey wissen. Es ist nicht so, dass ich ihr nicht davon erzählen würde. Aber es interessiert sie einfach nicht.

Ihr Tipp für Hobbysportler?

Der gleiche wie für Profisportler: Freude haben. Das vergessen wir manchmal: dass wir etwas tun dürfen, was Spass macht.

Was war der Leitsatz in Ihrer Familie?

Wenn du etwas tust, tu es richtig. Unsere Eltern unterstützten uns immer, egal, was wir taten. Ich spielte Klavier und dachte lange, ich sei gut. Bis ich irgendwann einsah, dass das nichts wird. (lacht) Aber sie haben mich immer unterstützt, bis zuletzt hatten wir zu Hause ein Klavier.

Was finden Sie attraktiv an sich?

Meinen Humor.

Oft ein Lächeln auf den Lippen: So ehrgeizig er ist, Genoni ist abseits des Rinks sehr entspannt.

Ihre grösste Herausforderung im Leben?

Nein zu sagen. Ich will allen gerecht werden, aber auch bei mir hat der Tag nur 24 Stunden. Ich musste lernen, auch einmal der Böse zu sein.

Was bedeutet Ihnen Zärtlichkeit?

Sehr viel. Zärtlichkeit ist ein Zeichen von Liebe und Glück. Danach streben die Menschen. Ich auch.

«Ich müsste mich bei vielen Menschen entschuldigen. Als Sportler musst du auch einmal den Ellbogen ausfahren.»

Bei wem müssten Sie sich eigentlich entschuldigen?

Wahrscheinlich bei vielen Menschen. Wenn du es als Sportler auf die höchste nationale Stufe geschafft hast, musstest du auch einmal den Ellbogen ausfahren. Und harte Entscheidungen treffen. Du lässt Enttäuschungen zurück bei anderen Menschen, ohne dass dir das im Moment so richtig bewusst ist.

Was möchten Sie gerne noch lernen?

Alles. Ich bin sehr wissbegierig. In der Corona-Zeit kam ich in den Handwerkermodus. Ich habe mir eine Werkbank eingerichtet im Keller, die Aufgaben werden immer komplexer. Mein früherer Nachbar in Davos ist gelernter Schreiner und gibt mir Tipps. Ich arbeite gerne mit Holz, habe gerade eine Schiebetür gebaut für den Velounterstand.

Ihr Spitzname als Kind und heute?

Leo. Es gibt nur drei Menschen, die mir Leonardo sagen. Marcel Kull, mein Goalietrainer in Davos, mein Schwiegervater und meine Mutter, wenn sie sich über mich nervt.

Mit dem HC Davos gewann Genoni drei Meistertitel. Hier bei der Feier 2011 auf dem Rathaus-Balkon.

Werden Sie Ihre Organe spenden?

Ja. Ich habe mich eintragen lassen. Mein Vater arbeitete früher als Herzchirurg, meine Frau auch im Gesundheitswesen. Ich weiss, dass wir zu wenige Organe haben, und finde, es sollte möglich sein in der Schweiz, legal an ein Organ heranzukommen, wenn man es unbedingt braucht. Ein klares Ja!

Könnten Sie auf Fleisch verzichten?

Das habe ich eine Zeit lang. Aber momentan habe ich den Willen nicht dazu. Auf gebratenes Fleisch könnte ich verzichten, aber nicht auf Trockenfleisch. Ich habe meinen Fleischkonsum aber ziemlich heruntergefahren. Wenn wir etwas gelernt haben im OYM, unserem Spitzensportcenter in Cham: wie wichtig ausgewogene Ernährung ist. Da wird sehr gut gekocht, und diese Erfahrungen nehme ich mit nach Hause. Ich war verblüfft, wie stark sich die Ernährung auf die Leistungen auswirkt.

Was würden Sie an sich ändern?

Nichts. Ich bin sehr glücklich mit meinem Leben. Okay, über Schönheit kann man sich streiten. (lacht) Aber ich bin sehr zufrieden damit, was ich habe und wer ich bin.

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