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«Gibt es einen Gott, Simon Ammann?»

Seit fast 30 Jahren ein Skispringer: Simon Ammann, mittlerweile 39.

Wer sind Sie?

Ich bin sehr neugierig, habe einen Hang zur Analytik und lerne gern dazu. Ich bin ein Tüftler und leider oft zu lange in den Antworten, weil ich versuche, das grosse Bild mit dem kleinen zu verknüpfen. Aber ich habe den Anspruch, die Leute mitzunehmen. Ich lebe nach dem Motto: Leben und leben lassen. Noch eines: Ich habe eine ausgeprägte Beobachtungsgabe und versuche darum, die Welt zu verstehen und mir Sinnfragen zu stellen. Das scheint mir nur logisch, wenn man im Toggenburg aufgewachsen ist und den Nachthimmel noch klar sehen konnte. Da erkennt man, dass man nur ein kleiner Teil des Universums ist.

Was ist das Verrückteste, das Sie je getan haben?

Ich habe ein paar verrückteste Sachen gemacht: Ich springe von einer Schanze mit neuem Material, das noch nie jemand getestet hat. Ich melde mich an einer Uni an, ohne zu wissen, ob ich dazu fähig bin. Vielleicht ticke ich auch als Skispringer so. Ich lasse oben einfach los und wage mich in unbekannte Situationen.

Wie lange halten Sie es ohne Handy aus?

Nach meinem schweren Sturz 2015 musste ich für ein paar Monate ein Tastenhandy benutzen, weil ich auf das Blaulicht des Bildschirms empfindlich reagierte. Ich bekam immer Kopfweh. Worauf ich hinauswill: Es ging ganz gut ohne Handy (lacht). Mehr als ein paar Stunden ohne gelingt aber auch mir nicht.

«Ich weiss, dass man nicht ewig an Dingen festhalten kann.»

Was bringt Sie zur Weissglut?

Oh, das eine oder andere. Ich bin zum Beispiel ungeduldig. Diese Ungeduld hat gerade im Sport zugenommen. Ich mag nicht 1000-mal die ewig gleichen Dinge mit dem Team diskutieren und mich erklären.

Was ist der Sinn des Lebens?

Aufgaben zu haben und sie auszufüllen. Auf total Unbekanntes zu stossen. Darum gefällt mir der Sport so gut – oder das Familienleben, weil man nie weiss, wie sich ein kleiner Mensch entwickelt und man mit dazu. Ich weiss auch, dass man nicht ewig an Dingen festhalten kann. Man muss loslassen können.

Was hat Sie zuletzt zu Tränen gerührt?

Vermutlich war das im Auslauf von Sotschi an den Spielen 2014. Ich bin aber eher der Typ, der sich mega freut. Andere würden in gleichen Situationen vielleicht eher eine Träne verlieren. Würde ich noch eine Vierschanzentournee gewinnen, was extrem unwahrscheinlich ist, könnte ich allerdings für nichts garantieren (lacht).

Sollte man Fremdgehen verzeihen?

Nein. Der Umgang miteinander sollte fair sein.

Welches Lied können Sie auswendig?

Zumindest mitsingen kann ich schon ein paar – behaupte ich jetzt einmal.

Start in eine erfolgreiche Karriere: Simon Ammann als 16-jähriger Olympianovize 1998.

Ihre schönste Kindheitserinnerung?

Zumindest eine der schönsten: der Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Wir konnten ab Hof gleich auf die Wiese und damit in die Natur hinaus. Als Familienvater schätze ich diese Erfahrung enorm.

Sind Sie ein Mami- oder Papi-Kind?

Bei uns war der Vater viel am Arbeiten – im Stall oder sonst wo. Die Mutter erledigte den Haushalt. Entsprechend waren wir mehr bei ihr und um sie herum. Damit will ich aber nicht gesagt haben, dass der Vater unwichtig war, ganz im Gegenteil.

Wann hatten Sie so richtig Glück?

Bei der Nominierung zu den besten Schweizer Sportlern aus 70 Jahren. Ich betreibe schliesslich einen Nischensport. Das war ein grosses Glück für mich – oder dass ich im Mai bei der Geburt meines Sohnes dabei sein durfte, gerade in dieser Corona-Zeit. Grundsätzlich erfahre ich jeden Tag ein bisschen Glück, man muss im Alltag einfach offen dafür sein. Ich schätze mich also glücklich, über eine solche Einstellung zu verfügen.

«Ich bin nicht religiös im klassischen Sinn.»

Gibt es einen Gott?

Ich bin nicht religiös im klassischen Sinn. Aber ich sehe mich als kleinen Teil in diesem Universum. «Wo kommen wir her?», «Wo gehen wir hin?» sind schon Fragen, die mich beschäftigen. Aber ich beantworte sie nicht klassisch religiös. Ich brauche keine Figur dazu.

Was stört Sie an der Schweiz?

Da wüsste ich nichts Grundsätzliches zu sagen – ohne damit auszudrücken, dass ich alles toll fände in unserem Land. Aber die Vorteile überwiegen.

Was haben Sie in der Corona-Zeit gelernt?

Ganz konkret: VWL, BWL, wissenschaftliches Arbeiten. Dank der Digitalisierung geht das mittlerweile gut, vor allem für einen, der wie ich viel unterwegs ist.

Wenn Sie eine Kristallkugel hätten, was würden Sie wissen wollen?

Ich habe sogar eine daheim für den Sieg im Gesamtweltcup. Trotzdem gibt sie mir keine Antworten.

Was ist das Ekelhafteste, das Sie je gegessen haben?

Zumindest mag ich mich an eines gut erinnern: Wenn ich in der Kanti meinen Spind öffnete, eine Eisteepackung entdeckte und fand, der Tee sei bestimmt noch nicht so alt. Der Geschmack dann beim Probieren, äh!

Die ersten Goldmedaillen: An den Spielen 2002.

Ihr Serientipp?

Ich schaue nie Serien! Zero.

Wovor haben Sie Angst?

Dass meinen Kindern oder meiner Frau etwas passiert.

Wie oft sind Sie umgezogen?

Fünf- oder sechsmal – aber nie weiter als 70 Meter (lacht herzhaft).

«Es wird alles und jedes über mich kommentiert.»

Was ist der grösste Quatsch, der über Sie geschrieben wurde?

Es wird alles und jedes kommentiert. Dass ich etwa auf Staatsgelder meinen Sport betreiben würde. Das kann ich hiermit klar verneinen.

Worüber reden Sie nicht mit Ihrer Partnerin?

Manchmal über Dinge, die sie belasten würden. Ich versuche sie dann selbst zu verarbeiten. Das ist besser für uns.

Ihr Tipp für Hobbysportler?

Bleibt dran! Bewegt euch!

Was ist der Leitsatz in Ihrer Familie?

Klare Regeln zu haben – aber mit Augenmass. Weder mag ich komplettes Laisser-faire, noch bin ich ein Kontrollfreak. Man sollte wie ein guter Musiker alle Tempi beherrschen.

Was finden Sie attraktiv an sich?

Dass ich immer wieder versuche, einen Punkt zu finden, an dem ich neu anknüpfen kann.

Ihre grösste Herausforderung im Leben?

Meine Kinder gut zu erziehen.

Die nächste Goldmedaille, an den Spielen 2010.

Was bedeutet Ihnen Zärtlichkeit?

No comment.

Bei wem müssten Sie sich eigentlich entschuldigen?

Bei allen, die mir in den ersten Jahren um 2002 etwas schickten, als sich mein Leben überschlug. Ich habe den Ansturm schlicht nicht bewältigen können. Jeder hätte ein Dankeschön verdient gehabt.

Was möchten Sie noch lernen?

Ich hoffe, dass ich mal noch einen akademischen Abschluss hinbekomme. Und: gelassener zu sein.

Werden Sie Ihre Organe spenden?

Das weiss ich noch nicht. Einer meiner Grossväter wurde 97, ich habe also noch ein bisschen Zeit, mir diese Frage zu beantworten.

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