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Trennung nicht ausgeschlossen
«So verliert man die Freude am Sport»: Österreichs Skifahrerinnen kritisieren ihren Trainer

Es funktionierte nicht: Tamara Tippler, die ein Comeback geben wollte, sagt: «Es machte den Anschein, als wäre ich bei Roland Assinger (rechts) nicht erwünscht.»
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In Kürze:
  • Der österreichische Ski-Cheftrainer Roland Assinger steht wegen seines Führungsstils unter Beschuss.
  • Super-G-Weltmeisterin Stephanie Venier kritisiert öffentlich seinen herabwürdigenden Kommunikationsstil.
  • Mehrere Athletinnen berichten von negativem Trainingsklima und aggressivem Verhalten Assingers.
  • Einige Teammitglieder verteidigen hingegen die strenge, aber zielgerichtete Arbeitsweise des Trainers.

Vielleicht wurden über Ostern sogar im österreichischen Skiverband Eier getütscht. Ins aktuelle Bild würde der Brauch jedenfalls passen, weil zwei Parteien ziemlich aneinandergeraten sind. Und einer im Fokus steht, der womöglich nicht nur keinen weichen Kern hat, sondern auch eine ziemlich harte Schale.

Gemeint ist Roland Assinger, der Cheftrainer von Österreichs Ski-Frauen. Seit 2023 trägt er die Verantwortung, doch nach den jüngsten Vorwürfen stellt sich die Frage, ob es zu einem Ende mit Schrecken kommen könnte. Assinger steht im Verdacht, einen einschüchternden Umgangston gegenüber seinen Athletinnen zu pflegen, von einem «herabwürdigenden und demütigen Verhalten» ist die Rede. Und weil jene Kritik von Stephanie Venier stammt, der Weltmeisterin im Super-G, kracht es gewaltig bei Ski Austria.

Venier nahm in einem Interview mit der Boulevardzeitung «Krone» kein Blatt vor den Mund. Sie sagte etwa: «Es geht um die Art und Weise, wie – wenn überhaupt – mit uns kommuniziert wird. Wir sind kritikfähig, aber es geht um das Wie. Wenn es in die persönliche Ebene geht, dann ist das nicht die feine englische Art. Durch den Umgangston wird einem oft das Selbstvertrauen genommen. So verliert man die Freude am Sport.»

Stephanie Venier erwägt gar den Rücktritt

Stephanie Venier soll auch deswegen über den Rücktritt nachdenken. Die 31-Jährige wünscht sich Kommunikation auf Augenhöhe, im Interview sagte sie auch: «Die Richtlinien, die Roland Assinger vorgibt, sind oft schwer nachzuvollziehen und nicht mehr zeitgemäss.»

Unzufrieden: Super-G-Weltmeisterin Stephanie Venier kann sich mit den Methoden ihres Trainers Roland Assinger nicht mehr arrangieren.

Assinger, der vor seiner Rückkehr in die Heimat als Nachwuchstrainer am Ski-Gymnasium in Davos arbeitete, gilt als Mann der klaren Worte – schon als Aktiver (ein Abfahrts-Podestplatz) nahm er selten ein Blatt vor den Mund. Für Beschwichtigungen und Schönfärberei ist er nicht zu haben, eine ehemalige Athletin, die nicht namentlich genannt werden will, sagt, er spreche Probleme sehr direkt an und lege auch mal den Finger in die Wunde, auch wenn das den Fahrerinnen nicht gefalle.

Gar nicht einverstanden mit Assingers Methoden war Tamara Tippler, die letzte Saison nach einjähriger Babypause in den Weltcup zurückkehren wollte, sich zu Beginn jedoch nicht für Renneinsätze bereit fühlte. «Es hatte den Anschein, als wäre ich nicht erwünscht», wird sie in der «Krone» zitiert. Es habe sich unter der aktuellen Führung generell ein sehr negatives Klima eingeschlichen, es seien keine normalen Gespräche möglich gewesen, alles sei von oben herab geschehen. «Nach schlechten Leistungen wird man regelrecht ausgedämpft.» Am Start habe es auch mal Tränen gegeben, bevor jemand losgefahren sei.

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Auch die zurückgetretene Slalom-Spezialistin Chiara Mair spricht von vielen aggressiven und herablassenden Meldungen ihr gegenüber, teilweise sei es sehr schlimm gewesen. Nach einem Trainingssturz 2023 habe sie die Folgen eines Jahre zuvor erlittenen Schädel-Hirn-Traumas wieder gespürt, daraufhin habe Assinger sie angeschrien. «Er sagte, ich würde lügen, es habe keinen Sturz gegeben», berichtet Mair. Roland Assinger habe ihr später vorgeworfen, zu urlauben, statt zu trainieren.

Wegen Roland Assinger herrscht Uneinigkeit im Team

Gegenüber dem österreichischen Fernsehen ORF wehrte sich Assinger; er habe die Kritik aus den Medien wahrgenommen, «teilweise auch überraschend». Dass seine Vorgehensweise bemängelt wird, kann der 51-Jährige nicht nachvollziehen. Wer auf Weltcup-Niveau fahren wolle, müsse mit teils harter Kritik zurechtkommen. «Es handelt sich um einen Hochleistungssport.» Ironie der Geschichte: Roland Assinger war auch mit dem Auftrag zurückgeholt worden, die Kommunikation im Team zu verbessern – diese war zuvor vor den Athletinnen bemängelt worden.

Ohnehin ist es nicht so, dass Assinger das ganze Team gegen sich hat. Cornelia Hütter etwa versteht die Kritik nicht, «ich halte sie für falsch». Mirjam Puchner, WM-Zweite in der Abfahrt, hielt fest: «Ich kann das alles nicht nachvollziehen.» Und auch Ex-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer, die nun als Kamerafahrerin tätig ist, verteidigt den Coach: «Er ist ein strenger Trainer, der aber das Beste für die Athletinnen will. Vielleicht kann nicht jede mit seiner geradlinigen Art umgehen.»

Wie weiter also? Mario Stecher, Sportdirektor im Skiverband, will die Vorwürfe untersuchen. Die Trennung von Roland Assinger ist nicht ausgeschlossen.