AboSchwingerkönig Christian Stucki«Manchmal treiben mich meine Kinder zur Weissglut»
Er brach sich einst fast das Genick, hielt sich nicht immer ans Gesetz und braucht viel Zärtlichkeit: Der Star-Schwinger gewährt tiefe Einblicke.

Wer sind Sie?
Ich bin ich! Ähm, ein stinknormaler Typ halt. Denke ich jedenfalls … Und ich bin einer, der auch mal einen Stupf ins Füdlä braucht.
Was ist das Verrückteste, das Sie je getan haben?
Ich darf da nicht alles erzählen. (lacht) Sagen wirs mal so: Es gab bei mir mal eine experimentelle Lebensphase, wo nicht alles hundertprozentig regelkonform und gesetzestreu ablief. Einmal ballerten ein Kollege und ich mit dem Luftgewehr herum, nur gut, haben wir einander nicht getroffen.
Wie lange halten Sie es ohne Handy aus?
Ich wäre manchmal froh, würde ich es daheim vergessen. Eine Woche ohne würde sicher gehen, zwei wären wohl grenzwertig. Vor dem Eidgenössischen in Zug musste ich das Handy in einem Trainingslager drei Tage lang abgeben. Es war speziell, diesen Knochen mal nicht ständig vor dem Gring zu haben. Wir Schwinger redeten viel mehr miteinander als sonst.
Was bringt Sie zur Weissglut?
Dieses Interview. (lacht) Manchmal die Kinder. Sie geben mir unglaublich viel, aber rauben auch Nerven. Es fühlt sich an, als müsste ich gewisse Dinge 100’000-mal sagen. Und doch nützt es nichts. Welcher Vater kennt das nicht?
«Kürzlich sah ich eine Sendung über Sterbebegleitung von schwerkranken Kleinkindern. Dieses Leid zu sehen – das haute mich um.»
Was ist der Sinn des Lebens?
Sich Träume zu erfüllen, Ziele zu verfolgen. Egal, wie klein oder unrealistisch sie sein mögen.
Was hat Sie zuletzt zu Tränen gerührt?
Ich bin kein harter Siech. Und seit ich Vater bin, berühren mich gewisse Sachen viel stärker. Kürzlich sah ich im Fernsehen eine Sendung über Sterbebegleitung von schwerkranken Kleinkindern. Dieses Leid zu sehen – das haute mich um.
Wieso möchten Sie gerne Ihr Freund sein?
Ich bin ein lustiger Typ, von mir kommt immer mal ein dummer Spruch. Mit mir kann man es gemütlich haben. Und für einen guten Freund mache ich alles. Ausser vielleicht eine Bank ausrauben.
Sollte man Fremdgehen verzeihen?
Ich weiss es nicht. Ich bin nie in einer solchen Situation gewesen. Meine Tendenz: eher nein. Ich selbst würde schliesslich auch nicht betrügen.
Ihre schönste Kindheitserinnerung?
Die Ferien in Spanien mit den Eltern und Grosseltern. Ich fühlte mich damals vogelfrei. Wenn ich an die Schule denke, erinnere mich gerne ans Turnen und Werken. Den Rest habe ich verdrängt.
«Ich hätte mir das Genick brechen können. Ohne meine extreme Nackenmuskulatur würde ich im Rollstuhl sitzen.»
Sind Sie ein Mami- oder Papikind?
Mami, ganz klar. Ich wurde verhätschelt. (lacht) Meine Mutter hat mir oft das Zimmer aufgeräumt. Den Staubsauger habe ich als Bub kaum häufiger als dreimal berührt.
Wann hatten Sie so richtig Glück?
2005 hätte ich mein linkes Bein wegen eines heimtückischen Virus verlieren können. Und auf dem Brünig fiel ich während einem Kampf einmal unglücklich auf den Kopf. Ich hätte mir das Genick brechen können, der Arzt meinte, hätte ich nicht diese extreme Nackenmuskulatur, würde ich im Rollstuhl sitzen. Ich musste aber nur zwei Wochen lang eine Halskrause tragen.
Gibt es einen Gott?
Ich bin nicht gläubig. Aber irgendeine höhere Macht wird es wohl schon geben. Jeder soll das glauben, was er für richtig hält.
Was stört Sie an der Schweiz?
Die hohen Bussen, die Steuern. Aber ganz ehrlich: Ich schätze mich glücklich hier, es ist alles sauber, geregelt, sicher. Wir leben in einer Wohlfühloase. Ich bin schon in vielen Ländern gewesen, in einigen waren die Verhältnisse derart einfach, dass ich überfordert war.
Welches Lied können Sie auswendig?
«Dr Sidi Abdel Assar vo El Hama» von Mani Matter. Dieses Lied habe ich sogar einmal in einer Schulvorstellung gesungen. Aber bevor Sie fragen: Nein, ein Video davon gibt es nicht. Ich bin ein mittelprächtiger Sänger. Eine CD wirds von mir nie geben.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Was haben Sie in der Corona-Zeit gelernt?
Etwas geduldiger zu sein. Und mir die Zeit anders einzuteilen. Vor Corona waren die Sonntage mit Schwingfesten verplant, es gab Wochen, da war ich jeden Abend weg. Es war für die ganze Familie eine krasse Umstellung.
Wovor haben Sie Angst?
Dass meinen Kindern etwas zustossen könnte. Manchmal überkommt mich diese Verlustangst regelrecht.
Wenn Sie eine Kristallkugel hätten, was würden Sie wissen wollen?
Ich möchte wissen, wann wir wieder schwingen dürfen. Entzugserscheinungen sind schon da.
Was ist das Ekelhafteste, das Sie je gegessen haben?
Rohe Austern. Das war schlimm, es schüttelt mich gleich durch, wenn ich nur daran denke. In der Mongolei ass ich ranzige Butter, da machte ich auch nicht gerade Freudensprünge. Es gab sowieso spezielle Menüs. Man glaubt es kaum, aber ich habe dort abgenommen.
Was ist Ihr Serientipp?
«Die Brücke», eine Krimiserie auf Netflix. Nichts für schwache Nerven oder Kinder.
Was ist der grösste Quatsch, der über Sie geschrieben wurde?
Ich lese nicht viel. An einen Riesenmist kann ich mich nicht erinnern. Es nervt sicher, geht es bei mir oft ums Gewicht. Die Zahl ist sowieso oft falsch, schliesslich variieren bei mir die Kilos je nach Jahreszeit.
Bei was haben Sie Ihre Meinung fundamental geändert?
Bei der Ernährung. Ich bin kein Körnlipicker geworden, aber ich esse bewusster. Ich kaufe nun viele biologische Produkte, verzichte etwa auf Thunfisch. Und es geht mittlerweile auch mal ein paar Tage ohne Fleisch. Zudem bin ich sensibler geworden beim Thema Food-Waste.
Worüber reden Sie nicht mit Ihrer Partnerin?
Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Wir können einander auch sehr direkt sagen, wenn wir etwas nicht so toll finden.
«Das Schönste an mir ist die Ansicht von hinten.»
Was finden Sie attraktiv an sich?
Uff, nicht allzu viel. Es gibt bei mir ja primär die Masse. Ein Adonis bin ich sicher nicht, eher ein Tier – meine Postur ist nicht immer ein Vorteil. Darum: Das Schönste an mir ist die Ansicht von hinten.
Bei wem müssten Sie sich eigentlich entschuldigen?
Da kommt mir niemand in den Sinn. Und sonst: Bitte melden!
Was ist Ihre grösste Herausforderung im Leben?
Den Kindern die Werte zu vermitteln, die ich auf den Weg mitbekommen habe. Und dafür zu sorgen, dass aus ihnen gute Menschen werden.
Was bedeutet Ihnen Zärtlichkeit?
Zärtlichkeit kann man unterschiedlich definieren. Für mich ist die Nähe zu meiner Frau sehr wichtig. Auch ein «Böser» braucht Zärtlichkeit. Harte Schale, weicher Kern – das trifft auf mich sicher zu.
Werden Sie Ihre Organe spenden?
Das habe ich mir schon mehrmals überlegt. Einen Ausweis habe ich noch nicht. Aber ich möchte schon 95 werden. Kann man meine Organe dann überhaupt noch gebrauchen?
Wie war Ihr Spitzname als Kind, und wie lautet er heute?
Früher «Chrigi» oder «Bärri». Der Grossvater sagte «Christen» zu mir. Heute bin ich einfach «Chrigu».
Was möchten Sie gerne noch lernen?
Den Computer etwas besser im Griff zu haben, wäre schön – ich bin leider alles andere als ein Technikgenie. Auch richtig Golf spielen möchte ich können. Und unbedingt geduldiger sein mit den Kindern.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.