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AboSpitzensprinterin Mujinga Kambundji
«Ich vermisse die Haltung: Doch, das können wir Schweizer auch!»

«Früher war ich viel naiver und glaubte, alle seien nett»: Mujinga Kambundji, WM-Bronzegewinnerin über 200 Meter.

Wer sind Sie?

Ich bin Mujinga Kambundji, 29 Jahre alt, Bernerin, ich bin Spitzensportlerin, unkompliziert und ein Familienmensch.

Was ist das Verrückteste, was Sie je getan haben?

Nach dem Gymnasium bin ich mit einer Kollegin zwei Monate durch Australien gereist mit einem Abstecher nach Neuseeland. Und dort wagten wir uns ans Bungeejumping, das wollte ich schon immer mal machen, ich habe gern solche Adrenalinkicks. Es braucht Mut, man darf aber vorher nicht zu viel darüber nachdenken. Es war cool!

Wie lange halten Sie es ohne Handy aus?

Recht lange, es hängt aber davon ab, was ich gerade mache. In einer Wettkampfphase, wo man auch viel wartet, bis es weitergeht, halte ich es weniger lang aus, als wenn ich mit Freunden unterwegs bin. Dann geht es auch einen Tag ohne.

Was bringt Sie zur Weissglut?

Ungerechtigkeit und unfaires Verhalten.

Was ist der Sinn des Lebens?

Glücklich sein, das erreichen, was man möchte, egal, ob es sich um die Karriere, eine eigene Familie oder Reisen handelt. Das verfolgen, was man möchte.

Was hat Sie zuletzt zu Tränen gerührt?

Als Alexandra Burghardt Anfang Juni deutsche Meisterin wurde. Ich habe mit ihr in Mannheim trainiert. Seit 2015 ist sie megaschnell, verliess dann aber wie ich Mannheim, hatte darauf Mühe, einen Coach zu finden. Jetzt trainieren wir teilweise in Zürich zusammen. Seit einiger Zeit läuft es ihr endlich, und sie sprintete zu einer super Bestzeit. Man merkte richtig, wie eine Last von ihr abgefallen ist.

«Meine Freundinnen sind unkompliziert, offen und ehrlich. Ich glaube, dass ich auch so bin.»

Wieso möchten Sie gern Ihre Freundin sein?

(denkt nach) Ich sage es so: An meinen Freundinnen habe ich gern, dass sie für einen da sind. Dass sie unkompliziert, offen und ehrlich sind. Es geht nicht darum, dass man jetzt so und so sein müsste. Sondern es ist echt und nicht verstellt. Das schätze ich an ihnen, und ich glaube, dass ich auch so bin.

Sollte man Fremdgehen verzeihen?

Das ist sehr persönlich und individuell und von der Situation abhängig.

Welches Lied können Sie auswendig?

Alle, die wir in der Schule gelernt haben – und die Weihnachtslieder! Von der Musik, die ich höre, weiss ich den Text ungefähr und summe die Melodie mit, aber nicht mehr.

Was ist Ihre schönste Kindheitserinnerung?

Es gibt nicht ein spezielles Erlebnis. Aber unsere Familienferien waren schon toll, einmal verbrachten wir eine Woche in einem Alphüttli im Wallis oder immer wieder die Sommerferien am Bielersee, wo wir einen Wohnwagen auf einem Campingplatz haben.

Sind Sie ein Mami- oder ein Papi-Kind?

Weder noch. Die Beziehungen sind unterschiedlich, aber es ist nicht so, dass die eine wertvoller oder so wäre als die andere.

Wann hatten Sie so richtig Glück?

Pures Glück ist ja, zu raten und zu gewinnen, im Lotto beispielsweise. Aber ich finde, das Glück kann man auch provozieren. Es ist schwierig zu erklären. Aber wer zu Hause sitzt und abwartet und nichts ausprobiert, der kann auch nicht Glück haben, der gibt ihm keine Chance. Als ich beispielsweise in Mannheim war, habe auch ich meinen Teil dazu beigetragen, dass es funktioniert. Das ist aber nicht pures Glück, sondern eher erarbeitetes.

Mit Kamel und Bronzemedaille in der Wüste: Mujinga Kambundji nach ihrem WM-Coup in Doha 2019.

Was stört Sie an der Schweiz?

Eigentlich nichts. Ausser, dass man den Sportlern nicht allzu viel zutraut. Es ist schön und positiv, dass die Schweizer im Allgemeinen bescheiden sind, aber oft sind sie zu bescheiden und trauen den Eigenen zu wenig zu. Wenn ich mit anderen Nationen vergleiche, heisst es dort einfach: Klar, das schaffst du! Die Schweizer Einstellung hat Positives und Negatives, und sie hat sich in den letzten Jahren sicher auch verändert. Ich weiss nicht, wie es in anderen Sportarten ist, aber bei uns heisst es schnell einmal: Du bist ja noch jung, du hast noch Zeit, du machst besser noch nicht zu viel. Diese Vorsicht scheint mir typisch schweizerisch, ich vermisse dann die Haltung: Doch, können wir auch! Jetzt geben wir Vollgas.

Was haben Sie in der Corona-Zeit gelernt?

Dass es Dinge gibt, die man nicht beeinflussen kann. Dass man sie deshalb nehmen muss, wie sie kommen. Und: wie wichtig das Zuhause ist.

Wenn Sie eine Kristallkugel hätten, was würden Sie wissen wollen?

Wann und wo die Gefahr besteht, dass ich einen grossen Fehler mache. Dann könnte ich ihn vermeiden. Und wo kritische Punkte sind, bei denen man sich dann eben für links oder rechts entscheidet.

«Ich versuchte, einen Saft aus Ingwer und Knoblauch zu pressen, weil ich dachte, das sei gesund. Es war megascharf und megagruusig.»

Was ist das Ekelhafteste, das Sie je gegessen haben?

Früher war ich recht «schnäderfrässig», heute esse ich praktisch alles. Aber beispielsweise etwas Lebendiges könnte ich nicht essen oder etwas, das extrem schleimig oder gschlabbrig ist. Und – fällt mir noch ein: Vor vielen Jahren versuchte ich einmal, einen Saft aus Ingwer und Knoblauch zu pressen, weil ich dachte, das sei gesund. Beide für sich sind ja schon scharf, zusammen waren sie megascharf – und megagruusig.

Was ist Ihr Serientipp?

Ich habe alles Mögliche gern, aber «Game of Thrones» besonders. Ich habe gern Spannendes, aber nicht Unheimliches, ich habe gern Fantasy, aber auch Geschichten, die wirklich passiert sind, und Historisches finde ich megainteressant.

Wovor haben Sie Angst?

Dass jemandem aus der Familie etwas Schlimmes passieren könnte.

Wie oft sind Sie umgezogen?

Nicht oft, einmal. Ich habe bis zum vergangenen Jahr dort gewohnt, wo ich aufgewachsen bin. Meine Eltern sind früher aus der Wohnung ausgezogen, ich bin noch bis 2020 geblieben.

Sie wären für einen Tag ein Mann. Was würden Sie tun?

Schwierig! Standardantwort wäre ja, einmal im Stehen «bisle». Aber ich glaube, da verpasse ich nichts, wenn ich das nicht probieren kann (lacht). Kniebeugen machen! Wie viele schaffe ich als Mann? 100 Meter sprinten – wie schnell wäre ich als Mann?

Was ist der grösste Quatsch, der über Sie geschrieben wurde?

Mein Name wurde schon oft falsch geschrieben. Aber sonst ist es nicht oft vorgekommen, dass etwas komplett falsch gewesen wäre, man hat sich mal nicht richtig verstanden, aber mehr nicht.

Bei was haben Sie Ihre Meinung fundamental geändert?

Fundamental nicht, ich war früher aber viel naiver und glaubte, alle seien nett. Mittlerweile habe ich auch herausgefunden, dass die Welt nicht so ist. Und dass es viele Dinge gibt, die keinen Sinn machen und trotzdem so funktionieren.

«Über Klatsch und Frisuren und Fingernägel rede ich mit meinen Schwestern und Kolleginnen.»

Worüber reden Sie nicht mit Ihrem Partner?

Tabuthemen haben wir nicht, aber es gibt natürlich Dinge, die ihn nicht interessieren. Über Klatsch und Frisuren und Fingernägel rede ich mit meinen Schwestern und Kolleginnen.

Ihr Tipp für Hobbysportler?

Setz dir ein Ziel und versuch, es zu erreichen. Mit einem Ziel macht es mehr Spass.

Was war der Leitsatz in Ihrer Familie?

Es ist nicht ein Leitsatz. Aber: zueinander schauen, einander unterstützen. Und natürlich: Dass wir ehrlich sind, auch wenn wir einmal Mist gebaut haben.

Was finden Sie attraktiv an sich?

Meine Haare. Früher hätte ich zwar lieber glatte gehabt, aber seit ich angefangen habe, sie offen zu tragen, habe ich sie gern.

Ihre grösste Herausforderung im Leben?

Allen gerecht zu werden. Manchmal möchte ich mehr für andere tun, habe aber die Zeit nicht.

Kleiner Fan, grosse Bewunderung: Mujinga Kambundji am Autogrammschreiben beim WM-Empfang im Stadion Liebefeld in Bern.

Was bedeutet Ihnen Zärtlichkeit?

Ich bin nicht ein wahnsinniger Berührungsmensch, Küsschen da und Küsschen dort. Wenn ich an Zärtlichkeit denke, sind es Momente mit kleinen Kindern, es ist auch eine Art, ihnen gegenüber die Zuneigung auszudrücken.

Bei wem müssten Sie sich eigentlich entschuldigen?

Hm, da fällt mir grad niemand ein. Und wenn ich mich entschuldigen müsste, würde ich es tun, ich bin nicht zu stolz oder so.

Was möchten Sie gern noch lernen?

Sehr vieles! Tauchen, andere Sprachen, beispielsweise Italienisch und Spanisch. Aber auch Handwerkliches, um selber Sachen machen zu können, etwas bauen, etwas nähen. Es gibt nicht vieles, bei dem ich nicht Lust hätte, es zu lernen.

Werden Sie Ihre Organe spenden?

Ich habe zwar keinen Ausweis, aber ja, ich würde sie spenden.

Könnten Sie auf Fleisch verzichten?

(lacht) Ungern. Es würde schon gehen, man kann ja auf alles verzichten, was nicht lebensnotwendig ist. Ich achte beim Fleisch sehr auf die Qualität, dass es ein gutes Stück ist.

Was würden Sie an sich ändern?

Manchmal nehme ich mir zu viel vor und erfülle es dann nicht. Ich enttäusche Leute, weil ich geglaubt habe, es klappe dann schon, und dann klappt es nicht. Manchmal bin ich zu wenig realistisch, das kann mühsam sein für andere.

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