AboFragebogen mit Dario Cologna«Es war nicht immer einfach, ein guter Freund zu sein»
Der vierfache Olympiasieger ist mehrsprachig, singt noch nicht mal unter der Dusche und hält sich eigentlich für lustig. Das etwas andere Interview in seiner Rücktrittssaison.

Wer sind Sie?
Mittlerweile Ehemann und Vater. Als Langläufer würde ich mich schon auch vorstellen. Der Sport macht mich aus. Ich bin zwar im Val Müstair aufgewachsen und lebe in Davos, verkörpere also den sogenannten Bergler, würde mich aber nicht als typischen Bergler beschreiben. Es darf darum durchaus auch eine Stadt sein. (lacht) Wo ich Bergler bin: Ich fühle mich in der Bergwelt wohl. Was mich auch geprägt hat: Ich bin mehrsprachig aufgewachsen, rede mit dem Vater und den Geschwistern romanisch, mit der Mutter tirolerdeutsch – und sprach früher mit der Mutter meines Vaters italienisch.
Was ist das Verrückteste, das Sie je getan haben?
Dass ich mit 20 Jahren mit nichts nach Davos zog – einzig mit dem Traum, Olympiasieger zu werden. Das war für einen Schweizer Langläufer damals schon speziell.
Wie lange halten Sie es ohne Handy aus?
Ich bin zu viel am Handy – gerade in Trainingslagern. Wo ich das Handy kaum je dabei habe, ist im Training. Ich brauche es dann also auch nicht zum Musikhören.
Was bringt Sie zur Weissglut?
Ich bin keiner, der emotional überbordet. Natürlich kann ich mal böse werden, aber gleich Weissglut habe ich ganz selten.
Was ist der Sinn des Lebens?
Mit Leuten, die man mag, Zeit verbringen. Jeden Tag zu nutzen und mit dem zufrieden zu sein, was man hat.
Was hat Sie zuletzt zu Tränen gerührt?
Das ist einfach: die Geburt unseres Sohnes Leano.
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Wieso würden Sie gerne Ihr Freund sein wollen?
Es war nicht immer einfach, ein guter Freund zu sein, weil ich viel weg bin. Trotzdem habe ich langjährige Freundschaften, bin ehrlich, loyal und immer erreichbar, wenn es ums Zuhören geht. Gesellig bin ich auch – und mit mir kann man es lustig haben. Dafür muss man mich allerdings kennen. Je besser man mich kennt, desto lustiger bin ich.
Welches Lied können Sie auswendig?
Ich bin ein schlechter Sänger, singe nicht einmal unter der Dusche. Die Nationalhymne allerdings geht gerade noch.
Ihre schönste Kindheitserinnerung?
Ich hatte allgemein eine schöne Kindheit, war viel draussen. Muss ich eine erwähnen: die Schlittelbahn vor dem Haus, die mein Vater jeweils für uns Kinder baute – auch für diejenigen der Nachbarn.
Sind Sie ein Mami- oder Papi-Kind?
Meine ältere Schwester war eher ein Papa-Kind, mein jüngerer Bruder eher ein Mama-Kind – ich beides. Aber klar: Papa fragt eher, ob der Ski lief, Mama, wie es mir ging.

Wann hatten Sie so richtig Glück?
Dass ich in eine solche Familie in der Schweiz hineingeboren wurde.
Gibt es einen Gott?
Vielleicht – aber ich habe ihn noch nie getroffen.
Was haben Sie in der Corona-Zeit gelernt?
Wir heirateten im letzten Jahr und hatten darum im Shutdown ausreichend Zeit, unseren Hochzeitstanz zu lernen.
Wenn Sie eine Kristallkugel hätten, was würden Sie wissen wollen?
Ich möchte lieber nicht wissen, was kommt. Aber wenn wir schon beim Thema sind: Wann diese Corona-Situation endlich endet, interessiert mich schon.
Wovor haben Sie Angst?
Ich bin kein ängstlicher Typ. Aber klar: Die Angst, dass der eigenen Familie etwas zustossen könnte, habe ich wie wohl ganz viele.
Sie wären für einen Tag eine Frau. Was würden Sie tun?
Momentan wäre es ganz praktisch, wenn ich stillen könnte.
Schlafen Sie gerne allein?
Ich bin es wegen der vielen Ausland-Aufenthalte zwar gewohnt, aber wenn ich wählen kann: lieber nicht. Zurzeit schlafe ich jedoch oft alleine wegen des Kleinen (er ist knapp 3 Monate jung), damit ich mich ausreichend erholen kann.
Was ist der grösste Quatsch, der über Sie geschrieben wurde?
Was mir geblieben ist: Ich wurde unmittelbar nach dem WM-Silber von 2015 im Fernsehen gefragt, was falsch gelaufen sei.
Bei was haben Sie Ihre Meinung fundamental geändert?
Ich kann recht stur sein – und würde glaubs auch ungern zugeben, dass ich meine Meinung geändert habe. (lacht)
Worüber reden Sie nicht mit Ihrer Partnerin?
Sie ist meine erste Ansprechperson. Wir haben keine Geheimnisse voreinander.
«Ich beantworte die Frage so: In einer ‹Blick›-Umfrage hielt man mein Sixpack für das schönste.»
Ihr Tipp für Hobbysportler?
Regelmässigkeit ist wichtiger als kurzer Effort – und dann eine lange, lange Pause. Spass sollte einem der Sport schon auch machen. Da sind wir wieder bei der Regelmässigkeit.
Was war der Leitsatz in Ihrer Familie?
Bescheiden bleiben, Menschen mit Respekt begegnen – und nie vergessen, woher man stammt.
Was finden Sie attraktiv an sich?
Ich beantworte die Frage so: In einer «Blick»-Umfrage hielt man mein Sixpack unter Sportlern für das schönste. Aber bevor ich jetzt als eitel gelte: Ich würde auch gut ohne leben können.
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Ihre grösste Herausforderung im Leben?
Die kommt jetzt wohl: Ich denke an meine junge Familie und den baldigen Rücktritt. Das Leben wird für mich ganz neu.
Was bedeutet Ihnen Zärtlichkeit?
Ich bin keiner, der übertrieben oft Körperkontakt braucht. Aber eine Umarmung oder Berührung ist immer schön.
Bei wem müssten Sie sich eigentlich entschuldigen?
Ich hoffe bei niemandem, sonst hätte ich mich schon entschuldigt. Ich kläre Probleme sofort. Damit ist nicht gesagt, ich hätte bislang keine Fehler begangen.
Was möchten Sie noch lernen?
Ich habe immer gerne dazugelernt, das wird auch in Zukunft so sein.
«Die Langlauf-Kollegen sagen mir Lönzi, im Val Müstair bin ich der Olo, bei den Eltern der Dario.»
Ihr Spitzname als Kind und heute?
Die Langlauf-Kollegen sagen Lönzi. Mein zweiter Vorname ist Alonzo (sein Vater nannte ihn nach dem 400-m-Olympiasieger von 1984, dem Amerikaner Alonzo Barber). Daheim bei den Jugendfreunden im Val Müstair bin ich der Olo, kommt wohl auch von Alonzo. Die Eltern sagen Dario.
Könnten Sie auf Fleisch verzichten?
Könnte ich grundsätzlich schon, da ich nicht jeden Tag Fleisch esse und es feine Alternativen gibt. Ein gutes Stück Fleisch mag ich dennoch sehr gerne.
Werden Sie Ihre Organe spenden?
Ich habe noch keinen Ausweis, finde das Organspenden aber sinnvoll.
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