Berechnungen von Geheimdienst-ThinktankSo viel bezahlt der Kreml für die nordkoreanischen Söldner
200 Millionen Dollar pro Jahr, 700’000 Tonnen Reis und Raumfahrttechnologie: Für Kim Jong-un soll sich der Deal mit Russland lohnen.
Mitte Oktober berichteten südkoreanische Geheimdienste überraschend, dass Tausende Soldaten aus Nordkorea im Ukraine-Krieg auf der Seite Russlands kämpfen sollen. Jetzt haben der südkoreanische Geheimdienst NIS und ein dazugehöriger Thinktank, das Institute for National Security Strategy (INSS), erstmals grob umrissen, was der Kreml dem Regime in Pyongyang dafür als Kompensation abgeben soll, wie Abgeordnete des nationalen Sicherheitsausschusses unter anderem im «Korea Herald» erzählen.
Der Geheimdienst berichtete demnach dem Parlament letzte Woche, dass jeder nordkoreanische Soldat in Russland dem Regime monatlich mit etwa 2000 Dollar vergütet werden soll. Wenn man davon ausgeht, dass mindestens 10’000 nordkoreanische Soldaten in die Ukraine geschickt werden, würde dies zu jährlichen Einnahmen von weit über 200 Millionen Dollar führen.
Zusätzlich zu den Soldaten halten sich nach Angaben des NIS derzeit etwa 4000 nordkoreanische Arbeiter in Russland auf. Für sie sollen etwa 800 Dollar pro Kopf im Monat überwiesen werden. Zudem wird davon ausgegangen, dass Russland zwischen 600’000 und 700’000 Tonnen Reis nach Nordkorea schickt. Das entspreche ungefähr der Differenz zwischen dem, was das Land selbst herstellt und dem, was es braucht, um seine Bevölkerung zu ernähren. Der Kreml hatte bereits in der Vergangenheit grosse Reislieferungen nach Pyongyang versendet.
Ausserdem sei es wahrscheinlich, dass Russland Nordkorea vermutlich auch mit fortschrittlicher Raumfahrttechnologie helfe, da Pyongyang einen weiteren militärischen Aufklärungssatelliten starten wolle. Entsprechendes liesse sich aus den Formulierungen des Abkommens ableiten, das Putin und Kim Jong-un beim Staatsbesuch im Juni unterzeichneten, dessen genaue Inhalte aber geheim blieben.
Bereits seit einiger Zeit sei bekannt, dass Russland nun Artilleriegranaten aus Nordkorea kaufe, weshalb ein Grossteil der Nahrungsmittelknappheit im Frühjahr «wahrscheinlich durch den Waffenhandel gelindert» worden sei, berichtet ein Politiker von dem Briefing. «Durch den Verkauf von ein paar Containern voller Artilleriegranaten kann sich Pyongyang jetzt noch viel mehr leisten als Hunderttausende Tonnen Reis.»
Kim soll auf Trump-Sieg wetten
Gemäss dem Thinktank basiert der Deal wohl auf der Kalkulation, dass Donald Trump die Wahlen in den USA gewinnen wird und die Unterstützung für Kiew einstellt. Dann könnte der Krieg schnell vorbei sein. Die Analysten glauben, dass Nordkorea in diesem Szenario als Verbündeter für Russland viel an Wert verliert. «Angesichts der ungewissen Aussichten auf einen Krieg nach der US-Wahl hat Pyongyang schnell versucht, Moskau im Voraus an seine Aussenstrategie zu binden.»
Dass die neuen Soldaten auf dem Schlachtfeld im Donbass den Unterschied ausmachen, bezweifeln Experten im Westen derweil. Neben Sprachproblemen sind sie auch nicht mit der modernen russischen Armeetechnologie und Kampfeinsätzen mit hoher Intensität vertraut. Wahrscheinlicher ist, dass Moskau nordkoreanische Soldaten zur Unterstützung der russischen Truppen oder zur Grenzwache einsetzt, aber nicht an der vordersten Front.
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