Weltsynode in RomUnd der Papst macht doch, was er will
Franziskus hat Bischöfe aus der ganzen Welt nach Rom einberufen, um transparent über die Zukunft der katholischen Kirche beraten zu lassen. Doch er selbst geht mit schlechtem Beispiel voran.
- Die Weltsynode in Rom berät über Reformen innerhalb der katholischen Kirche.
- Die Ernennung von 21 neuen Kardinälen überrascht viele – auch die Ernannten.
- Die Rolle der Frau bleibt umstrittenes Thema, ohne greifbare Fortschritte.
Über neue Formen der Zusammenarbeit in der katholischen Kirche berät die Weltsynode, die gerade ihre letzte Runde in Rom dreht. Für einen Monat tagen Bischöfe aus aller Welt mit anderen Gläubigen in der Audienzhalle neben dem Petersdom, fast jeden Tag treffen sich die 368 Mitglieder, darunter auch 45 Frauen, von morgens bis abends zur Aussprache an runden Tischen, flankiert von separaten Runden und vielen spontanen Gesprächen zwischendurch. Papst Franziskus ist fast immer dabei, sitzend am Leitungstisch der Synode, ein bisschen erhöht, aber immerhin mittendrin.
Bewusst unterscheidet sich diese Choreografie von früheren Bischofssynoden, in denen die Chefs vorn und die Bischöfe in Reih und Glied sassen. Und auch der Umstand, dass zu dieser Synode nicht nur hohe Würdenträger der Kirche eingeladen wurden, sondern auch Laien und eben auch ein Achtel Frauen, soll die Reformbereitschaft des Jesuiten aus Argentinien beweisen. Entsprechend gross waren die Erwartungen.
So hofft zwar manch Reformer auf das Abschlussdokument der Synode. Das jedoch kann alles sein, aber nicht verbindlich. Was davon umgesetzt wird, darüber entscheidet nach Kirchenrecht allein der Mann, der dieses Projekt der Mitbestimmung eigentlich erfunden hat. Und Papst Franziskus, man muss das so deutlich sagen, lässt derzeit kaum eine Gelegenheit aus, um klarzumachen, dass er der absolute Herrscher in der katholischen Kirche ist.
Ausgerechnet das Thema Rolle der Frau wurde abgeräumt
Das begann schon damit, dass er im Frühjahr die grössten Streitpunkte in zehn Arbeitsgruppen auslagern liess, die parallel zur Synode und bis 2025 tagen werden. Damit hat er diese Themen der Synodalversammlung entzogen. Das hat für grossen Unmut gesorgt, erst recht, als seine Abgesandten jetzt noch eins draufsetzten: Ausgerechnet die Rolle der Frau und die Frage, ob Frauen wenigstens für den Diakonatsdienst zugelassen werden, wurde in einer Information an die Synodalversammlung als bereits abgelehnt erklärt. Die Glaubenskongregation werde dazu übrigens, wurde beiläufig mitgeteilt, demnächst eine Entscheidung verkünden.
Einer, der die Gespräche begleitet, ist Pfarrer Thomas Schwartz vom Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, ein nicht stimmberechtigter Teilnehmer der Weltsynode. Er ist Autor des Blogs «Schwartz auf Weiss». Seine geschilderten Erlebnisse und Eindrücke verraten einiges über die Abläufe, die ansonsten vertraulich sind.
Nachdem sein erster Blogbeitrag noch recht begeistert geklungen hatte ob der konstruktiven Atmosphäre, transportierte er schon wenige Tage später «eine gewisse Ernüchterung». Er rieb sich namentlich an den präsentierten Zwischenberichten der Arbeitsgruppen. «Schöne Filmchen mit herrlichen Landschaften, hübschen Blumen, lachenden Gesichtern, betenden Menschen» – das sei alles professionell gemacht, aber kein Bericht an die Synodalversammlung, nicht mal ein «Zwischenbericht».
Auf absehbare Zeit keine Entscheidung in Sachen Hierarchie
Und recht konsterniert war Schwartz offenbar, als ein Vatikanvertreter zur Rolle der Frau in der Hierarchie verkündete, dass der Heilige Vater eigentlich schon klargemacht habe, dass es hierzu auf absehbare Zeit keine Entscheidung geben werde. «Da fühlte ich mich schon irgendwie wie ein begossener Pudel», notiert Schwartz.
Zwei Tage später hatte er schon wieder bessere Laune und lobte die Weisheit der Synodenleitung, die auf allgemeinen Unmut reagiert und nun für den 18. Oktober einen «Austausch» der Synodalen mit den Beteiligten der Arbeitsgruppen angesetzt hat. Allerdings sollen diese Treffen an verschiedene Orte in der Nähe des Vatikans ausgelagert werden. So kann wunderbar vermieden werden, dass es doch noch zu harten Diskussionen im Rahmen der Synode selbst kommt, die die Versammlung sprengen könnten.
Papst überrascht alle mit der Ernennung neuer Kardinäle
Ein anderes Beispiel für seinen Eigensinn lieferte Papst Franziskus am Sonntag. Beim traditionellen Angelus-Gebet auf dem Petersplatz teilte er völlig überraschend die Ernennung von 21 neuen Kardinälen mit – ohne jede Absprache, selbst Berufene waren offenbar vorher nicht informiert worden. Der alte und kranke Papst bereitet seine Nachfolge vor, auch wenn sich der 87-Jährige nach Auskunft von Teilnehmern dieser Tage vergleichsweise frisch präsentiert, womöglich noch beseelt von seiner Reise nach Asien im September, wo ihm Millionen Gläubige gehuldigt hatten.
20 der 21 neuen Kardinäle sind, weil jünger als 80 Jahre, beim nächsten Konklave stimmberechtigt, dessen Teilnehmerzahl steigt damit auf 141. Erneut und wie so oft bei Franziskus ist unter den Berufenen niemand aus Deutschland, das nur noch sechs Kardinäle stellt, von denen gerade mal drei jung genug sind, den nächsten Papst mitwählen zu dürfen.
Auch bei der Synode haben die Deutschsprachigen formal an Gewicht verloren. So gibt es keine Deutsch sprechende Gruppe mehr. Das sei doch gar nicht schlecht so, versichern Synodenteilnehmer tapfer, damit könnten sie in jeweils anderen Sprachgruppen noch besser für ihre Anliegen werben. Dabei würden sie, heisst es, durchaus auf Sympathie stossen, gelegentlich sogar in afrikanischen und asiatischen Kreisen, die doch als besonders konservativ gelten. Man wird sehen, was davon sich nach dem 27. Oktober im Abschlussdokument widerspiegelt.
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