Mailand hat Berlusconi-FlughafenWarum nicht Aeroporto Bunga-Bunga?
Trotz heftiger Proteste ist Milano Malpensa nach dem verstorbenen Ex-Premier umbenannt worden. Das ermöglichte die Meloni-Regierung im Schnellverfahren.
Geliebt und gehasst: Silvio Berlusconi war schon zu Lebzeiten eine der umstrittensten Figuren der italienischen Politik, auch nach seinem Tod vor 13 Monaten wühlt der Ex-Premier und Unternehmer viele Menschen in Italien auf. Jüngster Anlass ist die offizielle Umbenennung des Flughafens Mailand-Malpensa: Italiens zweitgrösster Flughafen heisst nun Aeroporto Silvio Berlusconi.
Die Berlusconi-Verächter aus dem liberalen und linken Bürgertum Mailands hatten zuletzt mit einer Unterschriftensammlung versucht, die Neubenennung von Milano Malpensa zu verhindern. Innert weniger Tage unterschrieben mehr als 100’000 Personen die Petition «Giù le mani da Malpensa» – Hände weg von Malpensa. Doch die Rechtsregierung in Rom liess sich erwartungsgemäss nicht beeindrucken von den Kritikern des 86-jährig verstorbenen Berlusconi.
Verkehrsminister Salvini gibt grünes Licht
Die Initiative zur Umbenennung des Flughafens war von der Berlusconi-Partei Forza Italia in der Region Lombardei gekommen. Nachdem die italienische Luftfahrtbehörde dem Antrag von Berlusconis Parteigängern zugestimmt hatte, hatte der Verkehrsminister in Rom das letzte Wort. Und das ist Matteo Salvini, Chef der Lega und langjähriger Verbündeter Berlusconis. Wie Forza Italia gehört auch die Lega zur Regierung mit Fratelli d’Italia von Giorgia Meloni.
Er werde das Dokument zur Umbenennung von Malpensa unterschreiben, hatte Salvini diese Woche verlauten lassen. Von Mailänder zu Mailänder sei es ihm eine Ehre, «meinen Freund Berlusconi, diesen bedeutenden Geschäftsmann und Politiker», entsprechend zu ehren. Auf der Plattform X verkündete Verkehrsminister Salvini seine «grosse Zufriedenheit», dass der internationale Flughafen Malpensa fortan Aeroporto Silvio Berlusconi heisst.
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Die Umbenennung des Mailänder Flughafens vollzog die Rechtsregierung in Rom im Schnellverfahren. Aus der Opposition kam umgehend der Vorwurf an Ministerpräsidentin Meloni, Italien zu einer «Bananenrepublik» zu machen.
In Mailand hatte Bürgermeister Beppe Sala, ein Mitte-links-Politiker, versucht, den Berlusconi-Flughafen mit einer neuen Regelung zu verhindern. Er hatte vorgeschlagen, dass öffentliche Gebäude und Plätze erst zehn Jahre nach dem Tod einer bekannten Persönlichkeit deren Namen bekommen dürfen – allerdings ohne Erfolg. Berlusconi-Gegner in Mailand erwägen nun juristische Schritte, um die Umbenennung des Flughafens rückgängig zu machen.
Skandale und mögliche Mafiakontakte
Kritiker des Aeroporto Berlusconi zeigen ihr Unverständnis, indem sie auf andere Flughäfen verweisen, die Namen von wirklich verdienten und bedeutenden Persönlichkeiten trügen. So ist Italiens grösster Flughafen in Rom-Fiumicino nach dem Universalgenie Leonardo da Vinci benannt. Auf Sizilien trägt der Flughafen in Palermo die Namen der ermordeten Anti-Mafiaermittler Giuseppe Falcone und Paolo Borsellino. Mit Berlusconi wird nun in Mailand ein Mann geehrt, dem immer wieder Mafiakontakte vorgeworfen worden waren.
Skandale und Strafverfahren waren ständige Begleiter des milliardenschweren Mailänder Bau- und Medienunternehmers, nachdem er Mitte der 1990er-Jahre in die Politik eingestiegen war. Viermal amtierte Berlusconi als Italiens Ministerpräsident, zuletzt bis 2011. In seinen letzten Jahren als Regierungschef sorgte vor allem die Bunga-Bunga-Affäre für riesiges Aufsehen. Dabei soll es um Sexpartys von Berlusconi mit teils minderjährigen Frauen gegangen sein.
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In den sozialen Medien haben Berlusconi-Kritiker die Bunga-Bunga-Feste zum Anlass genommen, um über die Umbenennung des Mailänder Flughafens zu spotten. Auf der Plattform X kursierten etwa bearbeitete Flughafen-Bilder mit einer grossen Aufschrift: «Aeroporto Bunga-Bunga – Silvio Berlusconi». Für zynische Kommentare bietet der verstorbene Ex-Premier sehr viel Stoff.
Doch Kritik und Spott – das kümmert die Berlusconi-Anhänger nicht. Im Gegenteil: Sie haben viele Ideen, wie das Andenken ihres Idols geehrt werden soll. Immer länger wird die Liste von Strassen und Plätzen, die irgendwann nach Berlusconi benannt werden sollen. Das Stadion des Fussballclubs Monza könnte bald seinen Namen tragen. Klar ist schon, dass es eine Berlusconi-Briefmarke geben wird. Mit jeder Berlusconi-Ehrung werden wieder Polemiken aufkommen. Die Italiener werden sich noch lange über Berlusconi streiten.
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