Höchster Feiertag im VatikanWie wird der Papst Ostern feiern?
Franziskus geht es nach seiner schweren Krankheit besser. Welche Rolle wird er beim Fest in Rom übernehmen? Mit Überraschungen ist zu rechnen.

- Papst Franziskus überraschte in den Wochen vor Ostern mit mehreren öffentlichen Auftritten im Vatikan.
- Dem 88-jährigen lungenkranken Papst geht es nach seiner Entlassung aus dem Spital besser, aber er ist immer noch schonungsbedürftig.
- Die Erwartung ist gross, dass Franziskus bei der Festmesse am Ostersonntag auf dem Petersplatz anwesend sein wird.
Eine der Besonderheiten des Vatikans ist sein defensives Informationsgehabe. Dieses hat mit moderner Kommunikation, wie sie heute üblich ist, häufig wenig gemein. Aus allem und jedem wird ein Geheimnis gemacht, ob sich das nun lohnt oder nicht. Gerade mal, dass der grandiose österliche Blumenschmuck, der wieder Besucher aus aller Welt faszinieren wird, aus Italien und den Niederlanden kommt, wurde mitgeteilt, und dass er kunstvoll arrangiert wird von Gastfloristen mit freundlicher Unterstützung durch die Gärtnerinnen und Gärtner des Vatikanstaats.
Am vergangenen Palmsonntag wurden bereits Hunderttausende Palm- und Olivenzweige an die Gottesdienstbesucher verschenkt, die von Oliven anbauenden Städten in der Hauptstadtregion Latium gespendet worden waren. Der Brauch erinnert daran, wie die Menschen Jesus beim Einzug in Jerusalem zugejubelt haben sollen. Am Ostersonntag dann verwandelt sich der Petersplatz in ein Meer aus Blumen aus Holland, eine jahrzehntealte Tradition.
Franziskus’ Genesung wirkt fast schon wie ein vorösterliches Wunder
Dafür war selbst zu Beginn der Osterwoche noch nicht klar, wer die grossen Feierlichkeiten in Rom zelebrieren wird. Dass es der Papst nicht sein würde, liegt nahe. Dem 88-jährigen lungenkranken Papst geht es, wie man bei diversen Kurzauftritten sehen konnte, von Tag zu Tag besser, aber er ist immer noch schonungsbedürftig.
Christen feiern an Ostern bekanntlich ihren höchsten Feiertag: die Auferstehung Jesu am dritten Tage nach dem Tod am Kreuz. In Rom wird dazu an Karfreitag ab 17 Uhr im Petersdom an das Leiden Christi erinnert. Um 21.15 Uhr folgt die Kreuzwegandacht am Kolosseum. Die Feier der Osternacht ist dann wieder in Sankt Peter, am Karsamstag ab 19.30 Uhr. Die Osterzeit dauert 50 Tage und schliesst mit Pfingsten, dem Fest des Heiligen Geistes.
Besondere Beachtung in aller Welt findet die Festmesse am Ostersonntag ab 10.30 Uhr auf dem Petersplatz, gefolgt vom Segen «urbi et orbi» («Der Stadt und dem Erdkreis»), den üblicherweise der Papst von der Mittelloggia des Petersdoms aus erteilt. Die Erwartung ist gross, dass sich Franziskus dies auch in diesem für ihn gesundheitlich so schwierigen Jahr nicht nehmen lassen wird.
Die sonstigen Auftritte und Liturgien wird der Papst unter den massgeblichen Kardinälen aufteilen – wenn er nicht doch noch überraschend Funktionen übernimmt. Das hänge auch vom Wetter ab, hiess es aus dem Vatikan. Hinter den Kulissen sei er schon sehr aktiv, heisst es; so habe er persönlich Hand an die Texte für die Kreuzwegandacht gelegt.
In Jogginghose und Poncho hat man den Papst noch nie gesehen
Papst Franziskus und Ostern, das war schon während seines Krankenhausaufenthalts ein Thema. Vorübergehend sah es nicht so aus, als ob da etwas zusammenginge, zu schwer war die Infektion der Atemwege gleich mit mehreren Keimen und die doppelseitige Lungenentzündung. Wie später aus Schilderungen des behandelnden Chefarztes bekannt wurde, hatten die Mediziner den Papst nach einem Anfall von Atemnot bereits beinahe aufgegeben, konnten ihn dann aber retten. Vor diesem Hintergrund wirkt die Genesung fast schon wie ein vorösterliches Wunder.
Nach 38 Tagen wurde Franziskus am 23. März aus dem Krankenhaus entlassen, manche sagen auch: Er habe sich selbst entlassen. Dem müsse sich aber unbedingt eine zweimonatige Phase der Rekonvaleszenz anschliessen, darauf hatten die Ärzte intern und öffentlich bestanden. Einige Tage ging das auch gut, der Papst sagte sogar das bedeutungsschwere Treffen mit dem britischen Königspaar ab. Dann aber lud er Charles und Camilla am Mittwoch vor einer Woche kurzfristig doch ein, für 20 Minuten, und danach ging es Schlag auf Schlag.

Erst tauchte er sozusagen im Schlafanzug im Petersdom auf, eine völlig unvorbereitete Aktion, was man auch daran sah, dass selbst seine Begleitung hemdsärmelig war und nicht wie üblich Anzug mit Krawatte trug. Er selbst hatte eine schwarze Jogginghose an, so hatte man ihn noch nie gesehen, und oben ein dünnes langärmliges T-Shirt, notdürftig kaschiert durch einen übergeworfenen Poncho, der aus Argentinien, der Heimat des Papstes, stammen soll.

Die Kommunikationsabteilung des Vatikans wurde von dem merkwürdigen Auftritt völlig überrascht und fand erst einen Tag später zu der Erklärung, «der Papst ist eben sehr spontan».
Grosse Optimisten halten sogar die Reise in die Türkei für denkbar
Am Samstag liess sich Franziskus, diesmal im gewohnten weissen Papstgewand, über den Tiber ins römische Zentrum fahren, wo er in der Papst-Basilika Santa Maria Maggiore, in der er später einmal seine letzte Ruhestätte finden will, vor seiner Lieblingsdarstellung der Maria betete, der Ikone «Salus Populi Romani».
Einen Tag später, am Palmsonntag, erschien er vor der Peterskirche und wünschte den rund 20’000 Anwesenden: «Gesegneten Palmsonntag! Gesegnete Heilige Woche!», und seine Stimme klang schon viel kräftiger als zuletzt. Franziskus fuhr im Rollstuhl zwischen Gläubigen hindurch, sogar ohne Sauerstoffkanülen in der Nase. Es war nur ein kurzer Ausflug, der aber Erinnerungen weckte an bessere Zeiten.
Am Montag informierte der Vatikan erstmals seit vielen Wochen wieder über eine Audienz: Der Papst hatte sich mit Kurienkardinal Marcello Semeraro besprochen, der im Vatikan für die Selig- und Heiligsprechungen zuständig ist. Unter anderem ging es darum, dass der 1926 gestorbene spanische Architekt Antoni Gaudí, Schöpfer der Sagrada Familia in Barcelona, von der katholischen Kirche als vorbildlicher Christ anerkannt wird. Der Papst will ferner am 27. April den Italiener Carlo Acutis heiligsprechen, bei einer grossen Feier auf dem Petersplatz, im Rahmen des Jubiläums der Teenager. Acutis, geboren 1991 in London und aufgewachsen in Mailand, starb 2006 mit nur 15 Jahren an Leukämie, war tief religiös und intensiv in den sozialen Netzwerken unterwegs gewesen. Um ihn hat sich bereits ein regelrechter Kult entwickelt, er wird auch «Influencer Gottes» oder «erster Heiliger der Millennial-Generation» genannt.
Ganz besonders grosse Optimisten halten selbst die Reise in die Türkei wieder für denkbar, die ursprünglich einmal für Mitte Mai erwartet wurde. Sie ginge an den Ort, wo beim Konzil von Nizäa im Jahr 325, also vor genau 1700 Jahren, Bischöfe aus der damaligen Christenwelt sich auf gemeinsame Grundlagen des noch jungen Glaubens verständigten.
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