Schauspielerin probt den AufstandJane Fonda fragt Hollywood: Was tut ihr gegen Trump?
Jane Fonda, Film- und Fitnessikone, ruft Hollywood zum Kampf gegen den Präsidenten auf. Ob die Branche ihr oder Trump folgt, wird sich bei den Oscars am Wochenende zeigen.

Die Rede von Jane Fonda bei den Screen Actors Guild Awards (SAG), einer Film- und Fernsehpreisverleihung, gab eine kleine Vorschau darauf, was aus Hollywood am Wochenende – dann werden die Oscars verliehen – erwartet werden könnte. Dieses Wort «könnte» sagt es schon aus, es könnte sein, ein Konjunktiv also.
Hollywood könnte sich am Wochenende gegen die Art von Politik positionieren, die neuerdings aus dem Weissen Haus dringt – oder es könnte sich wegducken. Das sind die zwei Optionen; und auch die Reaktionen auf Fondas Rede deuteten genau auf diese zwei Möglichkeiten, einerseits Jubel, anderseits höflicher Applaus.
Was war geschehen?
«I’m not done»: Fonda machte SAG-Awards politisch
Jane Fonda, mittlerweile 87 Jahre alt, davor mit insgesamt zwei Oscars und mehreren Golden Globes behangen, Ikone einer Fitnessbewegung und mittlerweile auch Klimaschutzaktivistin – erhielt bei den SAG-Awards, eine der ehrenvollsten Auszeichnungen im Filmgeschäft, den Preis fürs Lebenswerk.
Wie das so auf den Auszeichnungsbühnen dieser Welt ist, erklomm die zu Ehrende dann unter Standing Ovations – etwa von Harrison Ford, Timothée Chalamet, Milly Bobby Brown und Adrien Brody – die Rednerinnenbühne.
Am Anfang sagte sie, der Applaus bedeute ihr viel und zeige ihr: «I’m not done», sie sei noch nicht fertig. Was das bedeutet, zeigt dann ihre mehrminütige Rede. Nach ein wenig Geplänkel schwankte sie ins Politische, als sie sagte, die Schauspielerei helfe Menschen, indem sie sie etwa zum Lachen bringe, gerade wenn die Dinge ernst würden, «wie gerade jetzt».
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Und später: «Ich bin ein grosser Fan von Gewerkschaften.» Sie spielte damit auf die Gastgeber an, die Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild an, die nicht nur den Award verleiht, sondern auch treibende Kraft hinter dem Streik Hollywoods der vergangenen Jahre war.
Der Job eines Schauspielers
Dann sagte Fonda: «Gemeinschaft bedeutet Macht – und das ist wirklich wichtig gerade jetzt», in einer Zeit, in der die Gemeinschaft geschwächt und angegriffen werde. Doch im Gegensatz zu anderen Gewerkschaften stellten Schauspieler keine greifbaren Dinge her, sondern Mitgefühl. «Wir schaffen Empathie», sagte sie. Der Job eines Schauspielers sei es, Figuren für die Zuschauenden greifbar zu machen. Zu erklären, warum sie tun, was sie täten. Warum Tyrannen («bullies») Tyrannen oder Männer misogyn geworden sind. Vermutlich, sagte Fonda, weil ihre eigenen Väter sie Verlierer oder «Pussys» genannt hätten. Sie nennt diese Söhne «traumatisierte Personen». Fonda lässt auch nicht offen, wen sie damit meint, sie nennt den Schauspieler Sebastian Stan, der in «The Apprentice» keinen Geringeren spielt als: Donald Trump.
Im Anschluss erzählte Fonda von ihrem ersten Film, 1958. Einer Zeit, die noch stark von einem Mann geprägt war, Joseph McCarthy; ein republikanischer Senator, der eine «Hexenjagd» auf Personen und Organisationen losgetreten hatte, an dessen Ende ein Image- oder Arbeitsplatzverlust oder gleich das Gefängnis stand, weil er sie als «Kommunisten» darstellte; auch Schauspieler landeten auf schwarzen Listen. Eine Ära, in der «so viele Karrieren zerstört worden sind», sagte Fonda.
Hollywood soll Widerstand gegen Trump leisten
Heute sei der Tag, sagte Fonda dann, an dem es hilfreich sei, daran zu erinnern, dass Hollywoods Filmemacherinnen mitunter Widerstand leisteten – etwa Hannah Weinstein, eine Publizistin und Fernsehproduzentin, die aus dem Exil in Paris oder London den Schauspielerinnen auf den schwarzen Listen zu Jobs verhalf. Oder Myrna Loy oder Billy Wilder, die sich in der McCarthy-Ära offen zur Wehr setzten mit einer Radiosendung namens «Hollywood Fights Back».
An dieser Stelle ihrer Rede wirkte Fonda ein wenig alleingelassen auf der Bühne – kein Applaus brandete auf.
Vielleicht war Fonda irritiert, vielleicht nicht, das dürfte nur sie selbst wissen. Sie setzte ihre Rede jedenfalls mit der Frage fort, ob einer hier einmal einen Film über die Apartheid oder die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung gesehen und sich gefragt habe: «Wäre ich mutig genug gewesen», Widerstand zu leisten? Jane Fonda stellte also die entscheidende Frage: Was hätte jeder Einzelne im Publikum und vor den Bildschirmen zu Hause damals getan?
«Es ist keine Probe, sondern Ernst»
«Wir sind gerade in diesem dokumentarischen Moment. Es ist auch keine Probe, sondern Ernst, Leute.» Daher, und das waren die letzten Worte der Rede, «lasst uns mutig sein».
Der Applaus war ihr sicher. Aber es fiel auch auf: In den entscheidenden Momenten war er zögernd bis verhalten. In den sozialen Netzwerken wurde Fonda – sozusagen eine Oma gegen rechts – dagegen weltweit gefeiert. Allerdings auch dort fiel auf: nur medial oder von eher unbekannten Userinnen.
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Und nun, Sonntagnacht unserer Zeit, findet die 97. Oscar-Verleihung statt. Dort wird sich zeigen: Folgt Hollywood Fondas Aufruf?
Bei der Verleihung der Golden Globe Awards Anfang Januar, das analysierte die «New York Times», vermieden es die Stars, die Politik zu erwähnen – und das im eher linksgerichteten Hollywood. Bleibt es also ruhig in der Branche? Die Techmilliardäre um Elon Musk und Mark Zuckerberg haben sich längst positioniert, ob aus Ideologie oder um ihres eigenen Vorteils willen. Spätestens Sonntagnacht dürften wir dann wissen, wo Hollywood steht.
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