«Grosser Schock» über BuchsperrungJulianne Moores Kinderbuch im Visier der Trump-Regierung
Im Bilderbuch-Bestseller der US-Schauspielerin lernt ein Mädchen, mit seinen Sommersprossen klarzukommen. Für das US-Verteidigungsministerium scheint das «antiamerikanisch» zu sein.

- Die Trump-Administration liess Bücher in Militärschulen auf «antiamerikanische» Inhalte überprüfen.
- 67’000 Kinder sind weltweit durch diese Buchsperrungen an Schulen für den Nachwuchs von US-Militärangehörigen betroffen.
- Moores Bilderbuch behandelt die Akzeptanz von sich selbst. Moore findet den Bann des Buchs unverständlich.
Freckleface Strawberry ist sieben Jahre alt, als sie 2007 zum ersten Mal in Erscheinung tritt, eine muntere Primarschülerin mit einer Zahnlücke. Sie ist wie alle anderen, ausser dass sie lange, rote Haare und viele, viele Sommersprossen hat. Und deshalb einen kleinen Knacks im Selbstwertgefühl – wie einst, als Kind, ihre Schöpferin: die Hollywoodschauspielerin Julianne Moore. Jetzt ist ihre semiautobiografische Story rund um die Welt gegangen: Denn die Trump-Administration hat sie auf eine provisorische Verbotsliste gesetzt. «Das ist ein grosser Schock für mich», so Juliane Moore auf Instagram.
An den vom Verteidigungsministerium geführten Schulen für Kinder von Angehörigen des US-Militärs seien zuerst für eine Woche sämtliche Bücher unter Verschluss gekommen, heisst es im «Guardian»: um zu überprüfen, ob sie den neuen Richtlinien und Dekreten gegen «Gender-Ideologie», «Rassenindoktrination» und allgemein gegen «antiamerikanische Umtriebe in der Volksschule» entsprächen. Einige der Bücher wurden danach freigegeben, andere blieben gesperrt und sollen «weiter untersucht» werden.
67’000 Kinder rund um den Globus sind von den Sperrungen betroffen – dies ausgerechnet, nachdem die Trump-Administration verkündet hat, die Sache mit den «book bans» in den Schulbibliotheken des Landes sei nichts als eine Mär, eine Desinformation der Biden-Administration gewesen.

Moore hatte den Bilderbuch-Bestseller verfasst, als ihr eigener, 1997 geborener Sohn Caleb Unsicherheiten mit Blick auf sein Aussehen entwickelte und sie sich daran erinnerte, wie sie selbst mit dem Spitznamen Freckleface Strawberry (sommersprossengesichtige Erdbeere, deutscher Titel: «Sommersprossenfeuerkopf») aufgezogen worden war. «Freckleface Strawberry» war Moores erstes Kinderbuch, illustriert von LeUyen Pham, und es wurde ein Knaller.
Das Mädchen lernt im Verlauf des Buchs, mit seinen Sommersprossen klarzukommen – und dass jede und jeder gleichzeitig irgendwie «anders» und einzigartig ist und dabei genauso wie die anderen. Mit dieser Botschaft wuchs der Sommersprossenfeuerkopf den kleinen Lesenden und Zuhörenden ans Herz. Seither entstanden weitere sieben Bücher mit der resilienten Heldin. 2010 half Oscarpreisträgerin Moore («Still Alice») sogar dabei, aus der Geschichte ein erfolgreiches Kindermusical darüber zu kreieren, wie man es schafft, «to love the skin one is in» – die Haut zu lieben, in der man nun mal drinsteckt.
Moore: «Ich habe das Buch für meine Kinder geschrieben»
Die amerikanischen Verfechter der «freien Meinungsäusserung» wie Elon Musk haben bekanntlich erwirkt, dass heutzutage etwa Herabsetzungen von queeren Menschen in den sozialen Medien in den USA nicht mehr zensiert werden; Musk hat just aber auch gefordert, missliebige Journalisten der US-Sendung «60 Minutes» für lange Zeit ins Gefängnis zu stecken. Und nun sehen sie ihren Nachwuchs gefährdet durch Kinderbücher wie die illustrierte Lebensgeschichte der verstorbenen obersten Richterin Ruth Bader Ginsberg – oder eben das Sommersprossenbuch von Julianne Moore.
Die Schauspielerin schreibt auf Instagram: «Es ist ein Buch, das ich für meine und für andere Kinder schrieb, um sie daran zu erinnern, dass wir alle zu kämpfen haben, aber durch unser Menschsein und unsere Gemeinschaft vereint sind. Ich bin besonders fassungslos, weil ich selbst stolze Absolventin einer solchen Militärschule des Verteidigungsministeriums bin, der Frankfurt American Highschool», hält sie fest.
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Es sei bitter, dass die Schüler der Pentagon-Schulen jetzt keinen Zugang mehr zum Buch einer Autorin hätten, die von ähnlichen Erfahrungen geprägt sei wie sie selbst. Sie, Moore, verstehe auch gar nicht, was an dem Bilderbuch so kontrovers sei. Moore schloss: «Ich bin wirklich sehr traurig und hätte nie gedacht, so etwas in einem Land zu erleben, in dem die Rede- und Meinungsfreiheit ein Verfassungsrecht ist.» Sie ist nicht die Einzige, die über die jüngsten Entwicklungen betrübt und entsetzt ist. Immerhin soll das Buch durch den Skandal innert weniger Stunden einen verkaufsträchtigen Push bekommen haben.

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