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Kinofilm «The Apprentice»
Erschreckend, wie sympathisch der jüngere Trump wirkt

The Apprentice - The Trump Story
Ein Film von Ali Abbasi
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In Kürze:
  • Der Film «The Apprentice» startete mit enttäuschenden 1,6 Millionen Dollar Einnahmen.
  • Netflix und Amazon lehnten den Kauf des Films aufgrund von Trumps Einfluss ab.
  • Trotz rechtlicher Drohungen von Trump hat der Film in den USA Premiere gefeiert.
  • «The Apprentice» zeigt Trumps Aufstieg und sein Verhalten als aufstrebender Unternehmer.

Menschen, sagt die Figur Donald Trump im neuen Spielfilm «The Apprentice», seien Killer oder Loser. Der Killer gewinnt, der Loser verliert. Nach diesem Massstab dürfte «The Apprentice», also der Film von Regisseur Ali Abbasi, erst einmal zu den Verlierern gehören.

1,6 Millionen Dollar nahm er am ersten Wochenende in den USA ein. Viel zu wenig für das kontroverse biografische Drama, das Trumps Anwaltsteam nach der Premiere von «The Apprentice» in Cannes mit einer Unterlassungsklageschrift eindeckte, um die Distributoren davon abzuhalten, es in die Kinos zu bringen.

Seither liessen ziemlich alle die Finger von «The Apprentice», auch Netflix oder Amazon kauften den Film nicht. Regisseur Ali Abbasi («Border») erklärt es während des Gesprächs am Zurich Film Festival damit, dass der Dienst genug Abonnentinnen und Abonnenten habe, die Donald Trump wählen würden. Die juristischen Einschüchterungen seien typisch für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten, der «sein ganzes Leben ein Bully war».

The Apprentice - The Trump Story
Ein Film von Ali Abbasi

Offenbar habe Trump jetzt gemerkt, dass er juristisch wenig ausrichten könne, sagt der aus dem Iran stammende Regisseur, der heute in Dänemark lebt. Nach komplizierten Verhandlungen gelangt der Film in den USA und Europa jetzt doch ins Kino. Halt ohne grosse Marketingkampagne.

Nach dem Eröffnungswochenende in den USA gab es prompt Beschimpfungen von Trump auf seinem Twitter-Klon Truth Social. «The Apprentice» sei ein Film «VOLLER LÜGEN und OHNE KLASSE». Ein schlampiger Versuch, seiner politischen Bewegung kurz vor der Wahl zu schaden. Hoffentlich werde «The Apprentice» ein Flop.

Natürlich verschafft Trumps Tirade dem Film nun zusätzliche Aufmerksamkeit. Und selbstverständlich war seine Drohung nach der Premiere die perfekte Pointe für diese Geschichte über den jungen Trump in den späten 70ern und den 80ern in New York. In dem Film trifft er auf den ruchlosen Anwalt Roy Cohn (Jeremy Strong aus «Succession») und lernt von ihm alle möglichen juristischen Moves.

Trump verhielt sich also genau so, wie sich die Filmfigur Trump verhält. Und das heisst ja doch, dass der Film gar nicht so weit danebenliegt.

The Apprentice - The Trump Story
Ein Film von Ali Abbasi

«The Apprentice» ist keine umfassende Filmbiografie Trumps. Mit der gleichnamigen Reality-Sendung, dank der er zur Fernsehberühmtheit wurde, hat das Drama auch nichts zu tun.

Vielmehr steigt es in den Sumpf von New York in den 80ern, als Trump sich einen Namen als Immobilienunternehmer machen will und von einem Luxushotel mitten in Manhattan träumt. Die Leute halten ihn für einen Spinner, aber Roy Cohn gefällt Trumps Ehrgeiz. Er unterstützt ihn, Steuererleichterungen bei der Stadt durchzusetzen, und holt ihn in den Machtzirkel von New York.

Abbasi zeichnet Trump als ein Produkt von entfesseltem Kapitalismus und kaputtem Rechtssystem im schmierigen New York, wo Zuhälter und Prostituierte die Strassen bevölkern. «Neokonservatismus und Punkrock wurden dort fast zur gleichen Zeit geboren, und Trump ist eine Mischung daraus», sagt Ali Abbasi.

ZURICH, SWITZERLAND - OCTOBER 12: Ali Abbasi attends the "The Apprentice" green carpet during the 20th Zurich Film Festival at Corso Green Carpet on October 12, 2024 in Zurich, Switzerland. (Photo by Joshua Sammer/Getty Images for ZFF)

Das Erschreckende daran ist, wie sympathisch Trump zu Beginn wirkt. «Schaut man sich Videos von Trump aus dieser Zeit an, dann redet da jemand, der Grosses vorhat und sinnvolle Dinge sagt», so Abbasi. Sebastian Stan – bekannt aus den «Avengers»-Filmen – spielt den Ex-Präsidenten keineswegs als Parodie, sondern als unsicheren Typen mit Hunger nach Erfolg und grossspurigen Ideen.

Das Drama findet die Menschlichkeit der Figur und zeigt dann, wie Trump verhärtet, sein Äusseres verändern lässt und seine Botschaft immer weiter vereinfacht. Bis sie die Massen erreicht.

Trump rede heute zu seiner Wählerschaft ganz anders als die Mehrheit der gewählten Politiker, weniger clean und weniger effizient, so Abbasi. Er vergleicht den Kommunikationsstil mit der Website des britischen Boulevardblatts «Daily Mail». «Die sieht aus, als hätte sie ein 5-Jähriger entworfen. Aber das ist alles Absicht, weil die Zeitung so ihre Leserschaft erreicht.»

The Apprentice - The Trump Story
Ein Film von Ali Abbasi

Die meisten Rechtspopulisten seien nicht in der Lage, einen 7/11-Shop zu führen, sagt der 43-jährige Filmemacher. Aber sie schafften es, eine Message wie «Die Fremden stehlen unsere Jobs und unsere Hunde» in Millionen Köpfe zu hämmern. Wäre Donald Trump ein Baulöwe in München, dann hätte er «zwei Mercedes, eine Tussi an seiner Seite, würde leicht rassistisches Zeug sagen und mit mässigem Erfolg in der Lokalpolitik mitmischen». Aber in den USA, wo grössere Kräfte am Werk seien, konnte Trump zum Präsidenten gewählt werden.

«The Apprentice» enthält eine Szene, in der Trump seine erste Frau Ivana (Maria Bakalova) vergewaltigt, nachdem sie ihm ein Buch über den G-Punkt schenken wollte. Die Geldgeber hätten viele Probleme mit der Szene gehabt, Abbasi hat sie nach der Cannes-Premiere umgeschnitten, er war unzufrieden wegen der vielen Kompromisse, die er eingegangen war. Allzu viel zum Verständnis Trumps trägt sie jetzt immer noch nicht bei, der Tonfall ist eher krude Satire, weniger Drama der Verzweiflung.

«The Apprentice» zeigt die innere Leere im Protz

«The Apprentice» überzeugt dafür als historische Verortung Trumps in seinen Lehrjahren in New York; als Porträt eines Meisterschülers von dreckigen Strategien. Er hebelte alle Regeln aus, an die sich die meisten gewöhnlichen Menschen halten müssen, und wollte unbedingt gewinnen, auch wenn der ganze Protz nie über die innere Leere hinwegtäuschen wird.

Für Abbasi ist Trump ein Mensch, der seine Intelligenz irgendwann dazu nutzte, sich dümmer aussehen zu lassen, als er ist. Paart man das mit Gewissenlosigkeit, Ehrgeiz und Instinkt, und man hat einen Killer.

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«The Apprentice», ab 17.10. in den Kinos.