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Überraschender Abgang bei Ringier
Sie las den Blick-Lesern die Leviten, jetzt ist Steffi Buchli weg

Steffi Buchli in der Ringier Lobby, mit rotem Haar und weissem Hemd vor einem rot-weiss gestreiften Hintergrund.
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In Kürze:
  • Die prominente Blick-Managerin Steffi Buchli verlässt Ringier nach fünf Jahren überraschend.
  • Finanzielle Herausforderungen führten zu einer Reorganisation ohne Buchlis bisherige Position.
  • Neben ihrer Medienkarriere leitet Buchli mit ihrem Mann eine Blockchain-Investment-Firma.

Noch heute bringen sie viele mit dem Schweizer Fernsehen in Verbindung. Dabei ist Steffi Buchli – einst Sportmoderatorin – schon seit acht Jahren nicht mehr beim SRF. In den letzten fünf Jahren arbeitete Buchli für Ringier, zuletzt in leitender Funktion: als Chief Content Officer.

In dieser Funktion war Buchli mitverantwortlich für die Content-Strategie der Schweizer Ringier-Medien wie der Handelszeitung, der Bilanz, Cash, der LandLiebe und Glückspost – und zugleich fürs publizistische Tagesgeschäft der Blick-Medien.

Fürs breite Publikum war Buchli in erster Linie das Aushängeschild des Blick: Die Dübendorferin lieh ihre Stimme der Künstlichen Intelligenz, die online die Blick-Artikel vorliest. Und sie war der Host, der in kurzen Videos Einblicke in den redaktionellen Blick-Alltag gibt.

Sie liest den Blick-Lesern die Leviten

Steffi Buchli stand für einen neuen Blick, der sich vom harten Boulevard distanzierte und das Schmuddelimage der 1990er Jahre hinter sich lassen wollte. Dabei wählte sie durchaus entschiedene Worte: «Was um himmelswillen ist denn mit Euch los», heisst es in einem von Buchlis jüngsten Videos. Darin kritisierte sie Blick-Leser, die nach dem Erscheinen eines Artikels Kontakt mit einer jungen Frau aufnehmen wollten, die trotz gültigem Zugbillett eine Busse hatte zahlen müssen. 

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Darunter ein Fotograf, der die junge Frau «eine Hübsche» fand, die sich vor seiner Linse «gutmachen» würde. Oder ein anderer Blick-Leser, der mit Bargeld in der Hand im Ringier-Medienhaus vorbeikam, mit dem Wunsch, dass die junge Frau doch mal bei ihm «vorbeischauen» solle. «Das ist schlecht, das darf nicht vorkommen», kommentierte Buchli die Grenzüberschreitungen der erwähnten Blick-Leser.

Vor Gericht – obwohl sie keine Verantwortung hatte

Der Imagewandel mithilfe des früheren SRF-Gesichts scheint durchaus funktioniert zu haben: Im Oktober 2024 verhandelte das Zuger Kantonsgericht über die Gewinnherausgabe an Jolanda Spiess-Hegglin, weil Ringier in den Jahren 2014/15 mit Blick-Artikeln die Persönlichkeitsrechte der damaligen Kantonspolitikerin verletzt hatte. Bei der Gerichts­verhandlung sass Steffi Buchli in der ersten Reihe – obwohl sie in der Zeit, als die Artikel über Spiess-Hegglin erschienen, noch bei SRF war, also keinerlei Verantwortung für das damalige Fehlverhalten hatte. 

Heute lese sie den Blick gerne, sagte Jolanda Spiess-Hegglins Anwältin Rena Zulauf in ihrem Schlussplädoyer vor dem Zuger Kantonsgericht. Das könne auch damit zu tun haben, dass Ringier inzwischen auf weibliche Führungskräfte setze. Dabei wies Zulauf auf Steffi Buchli, die in der ersten Tischreihe neben ihr sass. 

«Danke, es war schön»

Diesen Donnerstag gab das Medienhaus überraschend bekannt, dass die 46-Jährige das Unternehmen verlässt. Wobei Buchli die Nachricht der Unternehmenskommunikation um eine persönliche Mitteilung ergänzte: «Für mich ist nach fünf Jahren der Zeitpunkt gekommen, weiterzuziehen», schrieb die Journalistin auf dem Business-Portal Linkedin, «DANKE, ES WAR SCHÖN». 

Steffi Buchli steht in der Lobby von Ringier vor einem gelben Kreis. Sie ist Chief Content Officer bei Ringier und KI-Stimme des Blick.

Was sind die Gründe für Buchlis Abgang? «Der finanzielle Druck ist erheblich und wird sich in den nächsten Monaten potentiell nochmals verschärfen angesichts der schwierigen Situation im Werbemarkt, der von den politischen Unsicherheiten und der Dominanz der Tech-Konzerne geprägt ist», sagt Ladina Heimgartner, CEO von Ringier Medien Schweiz. 

Vor diesem Hintergrund habe sich das Medienhaus für eine Reorganisation entschieden, um für diese Herausforderungen noch besser gewappnet zu sein. In der Geschäftsleitung übernimmt Markus Wirth die Rolle eines Chief Operation Officers. Zuvor hatte Wirth dieselbe Rolle beim Werbevermarkter Goldbach, der wie Tamedia, Herausgeberin dieser Publikation, zur TX Group gehört.  

Steffi Buchlis Rolle als Chief Content Officer gibt es in der neuen Geschäftsleitung von Ringier Medien Schweiz nicht mehr. Vor diesem Hintergrund hat sich die Journalistin offenbar entschieden, das Medienunternehmen zu verlassen. 

Sie respektiere Steffi Buchlis Entscheid, sagt Heimgartner, auch wenn er «nicht erfreulich» sei. Es sei ein «Riesenverdienst» von Buchli, dass der Blick sich vom harten Boulevard habe verabschieden können. Auch wenn Buchlis Vorgänger Christian Dorer in dieser Hinsicht ebenfalls wichtige Verdienste zukämen, wie Heimgartner betont. 

Die publizistische Verantwortung beim Blick übernimmt zukünftig Rolf Cavalli, der den Titel eines Chefredaktors erhält. «Weder das Geschlecht noch das Alter spielen eine Rolle, um guten Boulevard-Journalismus zu machen, der sauber und gehaltvoll ist, der mit Respekt und nicht auf Kosten anderer entsteht», sagt Ladina Heimgartner. Dieses Selbstverständnis dürfe nicht nur von einer Person abhängig sein, sondern müsse von der gesamten Redaktion gelebt werden. 

Buchli hat eine Krypto-Firma 

Das gelang zuletzt nicht immer: Im Januar 2025 veröffentlichte das Zuger Kantonsgericht das Urteil zur Klage von Jolanda Spiess-Hegglin gegen Ringier. Das Medienhaus wird verpflichtet, rund 300’000 Franken plus Zinsen an die Kantonspolitikerin zu bezahlen, wobei Ringier das Urteil angefochten hat. Nach der Urteilspublikation distanzierte sich Ringier in einer Medienmitteilung mit Nachdruck vom damaligen Boulevardstil. Doch just in der Woche des Gerichtsprozesses von Zug hatte Blick während zwei Tagen einen Liveticker zu einem Prozess gegen einen Richter geschaltet, der eine Praktikantin vergewaltigt haben soll. Im Blick-Ticker zu diesem Prozess in Chur wurden zahlreiche Details der Übergriffe beschrieben – ohne dass die Relevanz dieser Details und des Live-Tickers plausibel wurde. 

In Buchlis letzten Monate als Chief Content Officer von Ringier Medien Schweiz erschienen Artikel über ihre Nebentätigkeiten im Branchenmagazin «Schweizer Journalist:in»: Buchli ist Verwaltungsratspräsidentin einer Firma namens «Einhorn + Rakete», die sie zusammen mit ihrem Mann Florian Kohler betreibt. Und die bereits seit Buchlis SRF-Zeit besteht. Gemäss Selbstbeschreibung ist «Einhorn + Rakete» eine «Investment-Boutique für Blockchain». In der Branche sorgte das für Aufsehen, als Buchli für Ringiers Wirtschaftsmagazin «Cash» ein Interview mit dem Gründer und Mitentwickler der Kryptowährung Ether führte. Ringier wollte darin keinen Interessenkonflikt erkennen: «Es ist alles sauber und in Übereinstimmung mit den Ringier-Richtlinien», sagt Ladina Heimgartner im Gespräch mit dieser Reaktion.

Steffi Buchli sitzt in der Lobby von Ringier auf einem schwarzen Sessel, 27.01.25.

Steffi Buchli hat noch keine konkreten Pläne für ihre Zukunft. Sie werde erstmals durchatmen und Ferien machen, teilt sie auf Anfrage mit. Ob sie auch in Zukunft die KI-Stimme von Blick sein wird, muss gemäss Ladina Heimgartner noch mit Steffi Buchli verhandelt werden. 

In einer ersten Fassung dieses Artikels hiess es, Steffi Buchli sei mit der Mitteilung ihres Weggangs der Unternehmenskommunikation zuvorgekommen. Buchli hat nach Ringiers Medienmitteilung eine persönliche Nachricht auf LinkedIn veröffentlicht. Dies wurde am Freitag, 18. April um 6 Uhr 50 präzisiert.