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Meinung

Miniatur des Alltags
Fast wie «Dinner for One»

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Wenn wir zu Hause feiern, ist die Wohnung voll, Freunde kommen und gehen. Also das pure Gegenteil von Miss Sophie, die im berühmten «Dinner for One» ihren 90. Geburtstag ohne Gäste zelebriert. Diesmal näherten wir uns aber dem Vorbild des englischen Kultsketches an – unfreiwillig.

Corona-Krise sei Dank, auch in den eigenen vier Wänden gelten die Gebote des Bundesrats: keine Ansammlung von über fünf Personen, die nicht im selben Haushalt leben. Das hat den Geburtstag des Autors geprägt, denn er verbrachte den Tag alleine mit seiner Frau daheim. Immerhin wurde abends festlich aufgetischt. Ich dachte, dass meine bessere Hälfte die Rolle des Butlers James übernehmen werde, während ich mich als Miss Sophie von ihr feiern liesse.

Ich wollte das Lammfell aus dem Schlafzimmer in die Stube holen, einen Ball darunterlegen, um stilgerecht den Butler – also meine Frau – darüber stolpern zu lassen. Aber schon beim Vorbereiten des Menüs sah ich Abstriche vom Original: Statt Mulligatawny Soup, Hühnchen, Schellfisch und Obst bereitete meine Liebste Salat, Bœuf Stroganoff und eine Apfeltorte zu.

Der wesentlichste Unterschied ergab sich aber beim Ablauf des Geburtstagsdinners. Die Stühle von Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom blieben nicht leer. Zwei Freunde und unser Nachbar gesellten sich zu uns. So war es kein Verlust, dass wir uns auch bei den Getränken – Sherry, Weisswein, Champagner und Portwein – nicht ans Vorbild hielten: Es gab Prosecco und Rotwein, zum Kaffee wurde die Hausbar geöffnet.

Dass zuletzt doch alle ein wenig das Schicksal des angesäuselten Butlers James teilten, war den coronärrischen Zeiten geschuldet: Wir fünf tranken wohl unbewusst für alle mit, die diesmal nicht kommen durften.