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Meinung

Apple protestiert
Nun gibts die erste Porno-App fürs iPhone – dank der EU

Hand hält ein Smartphone mit einer laufenden App auf dem Bildschirm.
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BotTalk

Von einem Dammbruch ist die Rede. Zum ersten Mal kommt eine Porno-App aufs iPhone. Zwar nur in der EU und nur über alternative Appstores. Doch vor ein paar Monaten wäre das noch völlig undenkbar gewesen.

«Wer Pornos möchte, soll sich halt ein Android-Handy kaufen»: So einfach erklärte Steve Jobs 2010 die Position von Apple. Damals kamen der App Store und Technologie so richtig in die Gänge und weckten allerhand Begehrlichkeiten.

Da man auf dem iPhone Apps nur aus dem App Store herunterladen konnte, der wiederum Apple gehörte, gab es auf dem iPhone keine Porno-Apps.

Die von Apple unerwünschten Inhalte schafften es freilich dennoch aufs iPhone. Schliesslich kann man darauf dank Webbrowsern wie Safari oder Chrome jede Website der Welt ansurfen. Entsprechend optimierte die Pornobranche ihre Websites für Smartphones.

Anders sieht es bei Apple TV aus. Die TV-Box von Apple hat bis heute keinen Webbrowser. Darum kann man damit nicht einfach auf Piraterie-Streaming-Seiten und andere für Apple unliebsame Webpages gehen.

Ein iPhone ohne Webbrowser?

Ein iPhone ohne Webbrowser wäre dagegen undenkbar. War es doch eine der zentralen Funktionen, als das iPhone 2007 vorgestellt wurde. Damals war Steve Jobs auch noch kein Fan von Apps. Er wollte alle Dienste im Webbrowser nutzen. Doch die Apps haben ihn überzeugt, und das iPhone wurde damit ein Milliardenerfolg. Auch ohne Porno-Apps.

Bis jetzt. Hot Tub heisst die erste Porno-App, die aufs iPhone kommt. Doch nicht weil Apple seine Meinung geändert hätte. Ganz im Gegenteil.

Die Episode um die Porno-App, von der vor ein paar Tagen noch niemand gehört hatte, spannt ein weiteres Schlachtfeld auf im grossen Rechtskrieg zwischen dem Game-Konzern Epic und Apple. Epic möchte mehr Freiheiten im App Store – und Apple möchte das nicht. Darum wurde 2020 das beliebte Spiel «Fortnite» aus dem App Store verbannt, nachdem sich Epic nicht an die Regeln von Apple gehalten hatte.

Zugang zu alternativen Appstores

Inzwischen ist in dem Streit um Monopole und Möglichkeiten rund um Apples App Store auch die EU auf den Plan getreten. Letztes Jahr wurde Apple dazu verknurrt, in der EU alternative Appstores zuzulassen.

Die gibt es inzwischen. Aber nur in der EU, nicht in der Schweiz. Doch der Streit geht weiter. Derzeit ist die Frage vor allem, ob es Apple einfach genug macht, alternative Appstores zu installieren, oder ob die Konkurrenz unnötig behindert wird.

Und nun kommt also die Meldung, dass in den alternativen Appstores eine Porno-App erhältlich sei – und die gut dotierten PR-Abteilungen beider Lager schiessen aus allen Rohren. Bei Epic freut man sich über gewonnene Freiheiten und wünscht sich noch mehr davon. Bei Apple wird darauf hingewiesen, dass man die App nicht freiwillig zugelassen habe – und nun genau das passiere, wovor man in Cupertino immer gewarnt habe: Populäre Spiele und Pornos werden gleich nebeneinander angeboten.

Streit um öffentliche Meinung

Einmal mehr tobt also der Streit um die öffentliche Meinung. Gerade bei der EU, die mit ihrer Regulierung den Markt öffnen und für mehr Konkurrenz sorgen wollte, dürfte man sich fragen, ob man sich die Konkurrenz, die man ermöglicht, auch wirklich wünscht.

Apple dagegen sollte sich fragen, ob das Unternehmen viele dieser Regeln nicht hätte abfangen und verhindern können, wenn es früher ein Entgegenkommen signalisiert und die App-Store-Regeln etwas weniger streng ausgestaltet hätte.

Epic schliesslich hat den Streit offensichtlich gesucht. Ob das Kalkül mit der Konfrontation am Ende aufgeht? Schliesslich steckt die Firma auch mit Google in einem ähnlich mühsamen und ungewissen Rechtsstreit.

Am Ende entscheidet sowieso die Kundschaft – und die hat zurzeit noch wenig Interesse an alternativen Appstores. Daran dürfte auch diese Porno-App nichts ändern.