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Erreger, Symptome und Behandlung
Wie entsteht Husten? Und was hilft gegen ihn am besten?

Mann hustet und misst seine Temperatur zu Hause, zeigt selbstständige Pflege bei Krankheit.
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Leiden derzeit besonders viele Menschen unter Husten?

Rundherum hört man von Menschen, die teilweise über Wochen hinweg immer wieder von starkem Husten, Schnupfen sowie Ohren- und Nebenhöhlenentzündungen geplagt sind. Die Arztpraxen sind voll. Ob es sich um eine objektive Zunahme oder eine subjektive Wahrnehmung handle, lasse sich jedoch nicht sagen, stellt Myriam Oberle klar, Allgemeinmedizinerin in der Praxis Jenaz im gleichnamigen Prättigauer Dorf und Co-Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin. Denn leichtere Erkrankungen wie Erkältungen sind nicht meldepflichtig, und die meisten Menschen suchen deswegen keinen Arzt auf.

Wie kommt es zum Husten?

Husten kann von diversen Erregern verursacht werden. Neben den aktuell kursierenden Erkältungs- und Grippeviren kann es noch weitere Gründe geben. Derzeit würden unter anderem sogenannte Mykoplasmen gehäuft auftreten, sagt Oberle. Dabei handelt es sich um eine der kleinsten Bakterienarten. Eine Mykoplasmen-Infektion kann zu Husten oder Lungenentzündung führen. Die Erreger waren während der Coronapandemie kaum präsent, breiten sich aber seit 2023 wieder aus.

Patrick Meyer Sauteur, Infektiologe am Universitätskinderspital Zürich, führt dies darauf zurück, dass die Immunität gegenüber diesen Keimen während der Pandemie abgenommen hat. Im letzten Herbst erreichten die durch Mykoplasmen verursachten Erkrankungen einen Höhepunkt und führten bei vielen Schulkindern und Jugendlichen zu Lungenentzündungen. Doch auch bei Erwachsenen kann es zu schweren Fällen kommen. Typische Symptome sind leichtes Fieber, Halsschmerzen und vor allem starker, trockener und lange anhaltender Husten.

Auch Keuchhusten (Pertussis) werde vermehrt beobachtet, sagt Oberle. Diese sehr ansteckende Atemwegsinfektion wird ebenfalls durch ein Bakterium übertragen. Sie äussert sich zuerst durch grippeähnliche Symptome mit leichtem Husten, der sich innerhalb von ein bis zwei Wochen zu stakkatoartigen Hustenanfällen mit Auswurf von zähem Schleim entwickelt. Für Säuglinge und Kleinkinder kann Keuchhusten gefährlich sein. Die im Rahmen des Schweizerischen Impfplans vorgesehene Immunisierung schützt nicht immer vollständig vor der Krankheit, jedoch meist vor schweren Verläufen.

Ist auch das Coronavirus ein Auslöser für Husten?

Das ist möglich. Die Coronaviren Sars-CoV2 kursieren in der Bevölkerung im Sommer wie im Winter. Allerdings ist das Niveau relativ tief im Vergleich zu den Pandemiewellen in den Jahren 2021 und 2022. Der Krankheitsverlauf ist in der Regel milder als damals. Denn durch die Impfung und frühere Erkrankungen haben die meisten Menschen unterdessen eine gewisse Abwehrkraft entwickelt.

Welche Mittel helfen gegen Husten?

Wer nachts wegen ständigen Hustens nicht schlafen kann und auch tagsüber kaum gesellschaftsverträglich ist, wird das lästige Symptom möglichst schnell behandeln wollen. Doch eine verlässliche Therapie wurde bis heute nicht gefunden. In der ersten Phase einer Erkältung werden oft schleimlösende Präparate empfohlen. Dafür sieht Myriam Oberle allerdings höchstens bei chronisch kranken Menschen einen Nutzen, etwa bei Personen mit der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit COPD. «Ansonsten ist es unnötig und teuer, diverse Mittel einzunehmen.»

Zudem sollten gewisse Wirkstoffe nicht kombiniert werden, und besonders in Situationen wie etwa Schwangerschaft seien sie oft ebenfalls nicht ratsam. «Grundsätzlich vergeht eine Erkältung ohne Therapie», betont die Ärztin. Husten an sich sei nämlich keine Krankheit, sondern ein sinnvoller Mechanismus, der nicht vollständig unterdrückt werden solle: Der Körper wehrt sich mit vermehrter Schleimbildung gegen eingedrungene Keime, und dieses Sekret muss wieder aus den Atemwegen herausbefördert werden. Gemäss Oberle gilt bei Medikamenten deshalb generell: «Weniger ist mehr.»

Helfen Medikamente, die den Hustenreiz unterdrücken?

Diese Mittel wirken im Gehirn und dämpfen den Hustenreiz leicht, schalten ihn jedoch nie ganz aus. Tagsüber können sie Müdigkeit verursachen und bei längerer Einnahme besteht Suchtgefahr. Tropfen und Tabletten mit den Wirkstoffen Codein oder Dextromethorphan sollten deshalb nur ausnahmsweise verwendet werden. «Bei trockenem Reizhusten und Entzündungen im Rachenraum kann vor allem nachts ein entsprechendes Präparat eingenommen werden», sagt Myriam Oberle. Wenn man dadurch besser schlafen kann, wird gleichzeitig das Immunsystem gestärkt, die ständige Reizung der oberen Atemwege vermindert und der Allgemeinzustand verbessert. An der Erkrankungsdauer ändern diese Medikamente jedoch nichts.

Welche anderen Behandlungen lindern Erkältungssymptome?

  • Genügend trinken, denn bei Erkältungen und Fieber braucht man mehr Flüssigkeit.

  • Inhalieren: Geben Sie ins heisse Wasser beispielsweise Thymianblättchen oder andere Heilkräuter hinein. Atmen Sie den heissen Wasserdampf tief ein und aus. Das reinigt die Schleimhäute, steigert deren Durchblutung und löst Schleim.

  • Lutschdragees und Honig lindern den Hustenreiz. Honig in heisser Milch oder Tee auflösen. Aber Achtung: Dabei nimmt man auch viel Zucker auf. Bei häufiger Einnahme besteht Kariesgefahr.

  • Bei Reizhusten kann auch Gurgeln mit geeigneten Tees und Extrakten helfen. Dazu gehören Lindenblüten, Spitzwegerich, Malve, Isländisch Moos und Eibischwurzeln. (Letztere sind in der Drogerie in getrockneter Form erhältlich. Einen Esslöffel in ein Glas Wasser geben, zwei Stunden ziehen lassen, abgiessen und leicht erwärmen.)

  • Schmerzmittel helfen Kopf- und Gliederschmerzen zu reduzieren.

  • Abschwellende Medikamente und Nasensprays oder ätherische Öle wie zum Beispiel Eukalyptus und Menthol lindern lästige Beschwerden wie Ohrendruck und eine verstopfte Nase. Nasensprays sollten aber nur für eine begrenzte Zeit angewendet werden.

Was gilt bei Kindern?

Wenn Kinder von starkem Husten befallen sind, ist Geduld gefragt. Denn bei Kindern werden Medikamente noch weniger empfohlen als bei Erwachsenen. Codeinhaltige Mittel sind erst ab 12 Jahren zugelassen. Und auch von anderen synthetischen oder pflanzlichen Hustenmitteln rät die Pädiatrie-Fachgesellschaft ab. Sie seien nicht wirksam und könnten schwerwiegende Nebenwirkungen haben, schreiben die Experten in einem Faktenblatt. Viele Produkte würden mehrere Stoffe enthalten, was das Risiko einer Überdosierung berge. Zudem gibt es zu rezeptfreien Mitteln oft keine wissenschaftlichen Studien. Ab dem ersten Lebensjahr darf man den Kindern Honigmilch oder -tee verabreichen – ein altes Hausmittel.

Muss man bei starkem Husten zum Arzt oder zur Ärztin?

Meistens nicht. «Husten als Symptom einer Erkältung ist medizinisch gesehen eine Bagatelle», stellt Myriam Oberle klar. Gelegentlich könne Husten aber auch Ausdruck von schwerwiegenden Erkrankungen sein, zum Beispiel Lungenentzündung, Asthma, Infekt bei chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (COPD) oder Lungenembolie. Ein Arztbesuch sei angezeigt bei Begleitsymptomen wie hohem Fieber, reduziertem Allgemeinzustand, Atemnot, starkem Auswurf, schwerwiegenden Vorerkrankungen, Schwangerschaft und bei Säuglingen. 

Lassen sich Erkältungen vermeiden?

Wer im Frühstadium handelt, bevor die Erreger in die Schleimhautzellen eindringen, kann manchmal eine starke Erkältung verhindern. Empfohlen werden Gurgeln und Nasenduschen mit Salzlösung. Zum Gurgeln eignen sich zum Beispiel warmer Tee aus entzündungshemmenden Substanzen wie Ingwer oder Salbei, Grüntee, Granatapfelsaft, Mundwasser oder eine jodhaltige Lösung. Thomas Rosemann, Direktor des Instituts für Hausarztmedizin der Universität Zürich empfiehlt, fünf Minuten zu gurgeln. Es lohnt sich also, das erste Kratzen im Hals, eine laufende Nase und Müdigkeit ernst zu nehmen.