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LiveTicker zur Erdbeben-Katastrophe
Zahl der Todesopfer nach Beben in Türkei steigt auf 46'104 | Weiterhin 16 Schweizer Helfer im Einsatz

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Türkei beendet Rettungsarbeiten in nahezu allen Provinzen

Knapp zwei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet sind die Rettungseinsätze in nahezu allen betroffenen Provinzen der Türkei eingestellt worden. Lediglich in in insgesamt rund 40 Gebäuden in den Provinzen Kahramanmaras und Hatay laufe die Suche nach möglichen Überlebendenweiter, sagte der Chef des türkischen Katastrophenschutzes, Yunus Sezer, am Sonntag.

Das Epizentrum des Bebens am 6. Februar lag in Kahramanmaras. Mehr als 105'000 Gebäude wurden allein in der Türkei zerstört oder beschädigt, in Syrien und der Türkei kamen insgesamt mindestens 44.000 Menschen ums Leben.

Tausende Menschen werden noch vermisst. Ihre Überlebenschancen sind angesichts niedriger Temperaturen und der fortschreitenden Zeit verschwindend gering. Einem Rettungsteam war es am Samstag dennoch gelungen, zwei weitere Menschen in der Türkei lebend aus den Trümmern zu bergen.

Beschleunigte Visa-Verfahren auch für Syrerinnen und Syrer

Syrische Erdbebenopfer, die vorübergehend bei Verwandten in der Schweiz unterkommen wollen, können rascher ein Visum erhalten. Die Schweiz wendet das beschleunigte Verfahren nicht nur für türkische, sondern auch für syrische Staatsangehörige an.

Entscheidend sei nicht die Nationalität, sondern ob eine Person im betroffenen Gebiet gelebt habe, sagte Agnès Schenker, Sprecherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD), am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Sie bestätigte damit Berichte von SRF und der «NZZ am Sonntag».

Zum Zeitpunkt des Erdbebens hätten sich viele Syrerinnen und Syrer im türkischen Teil des Erdbebengebiets aufgehalten, gab Schenker weiter zu bedenken. Die grösste Schwierigkeit für Gesuchstellerinnen und Gesuchsteller dürfte sein, ein gültiges Reisedokument zu erhalten: «Darauf haben wir keinen Einfluss».

Mehr als 600 Kinder laut Regierung im Erdbebengebiet unbegleitet

Nach den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet sind nach Regierungsangaben mehr als 600 Kinder im türkischen Teil der Region noch immer ohne Begleitung.

February 14, 2023, Hatay, Turkey: A child seen sitting in a hammock in the relief area. Turkey and Syria have experienced the worst earthquakes to strike the region in almost a century. A 7.8-magnitude quake struck southeastern Turkey, which was followed by a second quake of 7.7 in northern Syria. More than 30,000 people are reported to have died as a result of the quakes and the death toll is still rising. Hatay Turkey - ZUMAs197 20230214_zaa_s197_174 Copyright: xMuratxKocabasx

953 Kinder, die zuvor ebenfalls unbegleitet waren, seien inzwischen wieder mit ihren Familien vereint, teilte das Präsidialamt mit (Stand: Samstag, 18:20 Uhr).

Behörde: 40 642 Erdbeben-Tote allein in der Türkei

Die Zahl der Menschen, die in der Türkei durch das Erdbeben getötet wurden, ist auf 40 642 gestiegen. Das teilte der Vorsitzende der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad, Yunus Sezer, am Samstag laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mit. In Syrien sind bisher rund 5900 tote Menschen in Zusammenhang mit den verheerenden Beben gezählt worden. Die Zahl wird jedoch nur unregelmässig aktualisiert. Insgesamt sind damit in beiden Ländern mehr als 46 000 Menschen ums Leben gekommen.

Die Bergungsarbeiten in den betroffenen Regionen in der Türkei halten derweil an. Auch nach anderthalb Wochen werden dabei immer noch Menschen lebend geborgen.

Bericht: Drei Verschüttete in Antakya nach 296 Stunden befreit

Einsatzkräfte haben laut einem Medienbericht drei Menschen nach 296 Stunden aus den Trümmern eines eingestürzten Wohnhauses in der Stadt Antakya gerettet. Unter den Verschütteten sei auch ein Kind gewesen, berichtete der Staatssender TRT am Samstag. Der Bericht liess sich nicht unabhängig überprüfen.

Auf einem Video war zu sehen, wie die Helfer einen Mann und eine Frau per Trage zu einem Krankenwagen brachten und Mediziner das Kind behandelten. Nähere Angaben zur Identität der Geretteten machte der Sender zunächst nicht.

Menschen können in der Regel etwa 72 Stunden ohne Wasser überleben. Verschüttete, die nun noch gerettet werden, müssen Medizinern zufolge irgendeine Art von Wasserversorgung in den Trümmern gefunden haben.

Überlebender nach 278 Stunden in der Türkei geborgen

In der Türkei ist 278 Stunden nach dem verheerenden Erdbeben ein Mann lebend aus den Trümmern geborgen worden. Das teilte Gesundheitsminister Fahrettin Koca im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Hakan Yasinoglu, laut dem Fernsehsender NTV 45 Jahre alt, wurde elf Tage nach dem Beben in der Provinz Hatay in der Nähe der syrischen Grenze gerettet. In dem Gebiet liegt die vollkommen zerstörte Stadt Antakya.

Der Überlebende wurde aus einem Trümmerberg geborgen, wie auf einem Video zu sehen war, das der Bürgermeister von Istanbul, Ekrem Imamoglu, in Online-Netzwerken teilte. Der zur politischen Opposition gehörende Bürgermeister hatte Rettungsteams aus Istanbul in das Erdbebengebiet geschickt.

Drei weitere Menschen in türkischem Erdbebengebiet aus Trümmern gerettet

Elf Tage nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet haben türkische Rettungskräfte drei weitere Menschen aus den Trümmern gerettet, unter ihnen ein 14-jähriger Junge. Osman sei 260 Stunden nach dem Beben lebend aus den Trümmern seines Wohnhauses in Antakya in der südlichen Provinz Hatay geborgen worden, erklärte Gesundheitsminister Fahrettin Koca am Freitag auf Twitter. Eine Stunde später seien der 33-jährige Mustafa und der 26-jährige Mehmet gerettet worden.

Der 14-jährige Osman wurde nach seiner Rettung einem «Eingriff» in einem Spital unterzogen, Koca machte aber keine Angaben zur Schwere seiner Verletzungen. Laut einem Foto war er aber offenbar bei Bewusstsein. Wie die Nachrichtenagentur DHA berichtete, befanden sich die beiden jungen Männer Mehmet und Mustafa in den Trümmern desselben Gebäudes. Nach Angaben des Ministers wurden auch sie sofort ins Spital gebracht.

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Koca postete ein Video, in dem zu sehen ist, wie Mustafa einen Verwandten anruft und fragt: «Geht es meiner Mutter gut?» Als er die Antwort «Allen geht es gut» erhält, lächelt er erleichtert.

Cassis zur vereinfachter Aufnahme von Opfern: Schweiz hat «keinen Spielraum»

Laut Aussenminister Ignazio Cassis hat die Schweiz keinen Spielraum, um türkische Erdbebenopfer ohne gültiges Reisedokument und ohne gültiges Visum aufzunehmen. Auch die türkischen Behörden würden für die Ausreise aus der Türkei ein gültiges Reisedokument verlangen. Das sagte Cassis am Donnerstag vor Medien in Genf am Rande eines hochrangigen Treffens zum Thema «Bildung für alle».

Opfer der schweren Erdbeben in Syrien und der Türkei sollen unbürokratisch in die Schweiz reisen und vorübergehend bleiben dürfen, wenn sie enge Familienangehörige im Land haben. Darum bittet auch die Aussenpolitische Kommission des Nationalrates (APK-N) den Bundesrat.

Ignazio Cassis steht an einem Meeting in Genf den Journalistinnen und Journalisten Red und Antwort.

Am Donnerstagabend gab dann aber Christine Schraner Burgener in der Tagesschau des Schweizer Fernsehens SRF bekannt, die Türkei habe der Schweiz zugesagt, Erdbebenopfern ohne Pass möglichst rasch ein neues solches Dokument ausstellen zu wollen. «Sie haben sogar von innert 24 Stunden gesprochen», so die Staatssekretärin für Migration. Viele Erdbebenopfer haben kein gültiges Reisedokument mehr, weil dieses unter den Trümmern eingestürzter Häuser liegt. Laut Schraner Burgener könnte es so für türkische Erdbebenopfer, welche zu Familienangehörigen in die Schweiz reisen wollen, etwa eine Woche dauern, bis die Formalitäten erledigt sind.

Die in der Türkei geborene grüne Basler Nationalrätin Sibel Arslan bedauert im TV-Beitrag, dass die Schweiz nicht auch Geschwister beschleunigt einreisen lassen will. Dazu sagt Schraner, gegebenenfalls könne man die Einreisebestimmungen noch anpassen.

Personal in Istanbul

Das Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) hatte am Freitag bekanntgegeben, Visumsgesuche von Erdbebenopfern mit engen Verwandten in der Schweiz prioritär behandeln zu wollen. Die Schweiz schicke zusätzliche Mitarbeitende nach Istanbul, zur Unterstützung des Generalkonsulats.

Das «beschleunigte Verfahren aus dringenden medizinischen Gründen» richte sich an Erdbebenopfer, die ihr Haus oder ihre Wohnung verloren hätten und vorübergehend bei engen Verwandten in der Schweiz unterkommen könnten, hielt das EJPD dazu fest.

Das Staatssekretariat für Migration (SEM) und das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) stünden zudem mit den türkischen Behörden in engem Kontakt, um die «rasche Ausstellung eines Notfallpasses möglichst pragmatisch zu lösen».

UNO fordert Hilfe von 1 Milliarde US-Dollar für türkische Opfer

Die UNO hat für die Erdbebenopfer in der Türkei zu internationaler Hilfe in Höhe von einer Milliarde Dollar (rund 920 Millionen Franken) aufgerufen. Mit den Geldern könnte für 5,2 Millionen Menschen drei Monate lang humanitäre Hilfe geleistet werden, erklärte UNO-Generalsekretär António Guterres am Donnerstag. Sie würden es «den Hilfsorganisationen ermöglichen, ihre lebenswichtige Unterstützung zu verstärken», unter anderem bei Ernährung, Unterkunft, Bildung und Wasser.

Der Bedarf sei riesig, die Menschen litten und es sei «keine Zeit zu verlieren», mahnte Guterres. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, ihr Engagement angesichts «einer der schlimmsten Naturkatastrophen unserer Zeit» zu verstärken und die Hilfen «vollständig zu finanzieren».

Die Menschen in der Türkei hätten «unsägliches Leid erfahren», betonte der UNO-Nothilfekoordinator Martin Griffiths in einer eigenen Erklärung. «Wir müssen ihnen in ihrer dunkelsten Stunde beistehen und sicherstellen, dass sie die Unterstützung erhalten, die sie brauchen», sagte er.

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17-jähriges Mädchen in türkischem Erdbebengebiet nach 248 Stunden gerettet

248 Stunden nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet haben türkische Rettungskräfte ein 17-jähriges Mädchen aus den Trümmern gerettet. Aleyna Ölmez, deren Nachname auf Türkisch «Die, die nicht sterben wird» bedeutet, wurde am Donnerstag in der stark zerstörten Stadt Kahramanmaras lebend geborgen, wie Rettungskräfte der Nachrichtenagentur AFP sagten. «Sie schien wohlauf zu sein. Sie öffnete und schloss die Augen», sagte der an der Rettungsaktion beteiligt Bergmann Ali Akdogan.

The uncle of Aleyna Olmez (C), reacts after the 17-year-old woman was rescued from a collapsed building, 248 hours after the 7.8-magnitude earthquake which struck parts of Turkey and Syria, in Kahramanmaras on February 16, 2023. (Photo by OZAN KOSE / AFP)

«Wir arbeiten jetzt seit einer Woche hier in diesem Gebäude», berichtete Akdogan. «Wir freuen uns immer, wenn wir etwas Lebendiges finden – sogar eine Katze.» Der Onkel des Mädchens umarmte die Retter einen nach dem anderen und sagte unter Tränen: «Wir werden dich nie vergessen.» Kurz nach der Rettung des Mädchens schickten türkische Soldaten Journalisten und Anwohner weg, weil auch Leichen aus dem Trümmerhaufen geborgen wurden.

A rescuer stands in front of rubble near the site where Aleyna Olmez, 17, was rescued from a collapsed building, 248 hours after the 7.8-magnitude earthquake which struck parts of Turkey and Syria, in Kahramanmaras on February 16, 2023. (Photo by OZAN KOSE / AFP)

Bericht: Versuchte Kindesentführung im türkischen Erdbebengebiet vereitelt

Im Erdbebengebiet im Süden der Türkei wurde einem Medienbericht zufolge ein Mann bei dem Versuch festgenommen, ein Baby aus einem Krankenhaus zu entführen. Der 55-Jährige gab sich laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu in dem Krankenhaus in der Provinz Hatay als pensionierter Polizist aus und verlangte nach einem Baby. Dem Personal sei dann die Fälschung seines Polizeiausweises aufgefallen, woraufhin es die echte Polizei alarmierte.

Wie Anadolu weiter berichtete, wurden bei der Durchsuchung des Mannes mehrere gefälschte Dokumente und grössere Summen Bargeld gefunden. Dem Fernsehsender NTV zufolge wurde im Auto des Mannes zudem eine Waffe beschlagnahmt.

Mehr als 42'000 Erdbeben-Tote – Suche nach Vermissten geht weiter

Zehn Tage nach den heftigen Erdbeben in der Türkei und in Syrien bergen Einsatzkräfte noch immer viele Leichen aus den Trümmern. Mehr als 42'000 Tote wurden bislang in beiden Ländern gezählt.

Der türkische Katastrophendienst Afad meldete am Donnerstag, 36 187 Menschen seien durch die Erdstösse getötet worden. Aus Syrien meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zuletzt 5900 Tote. Afad zufolge gab es bislang mehr als 4300 Nachbeben.

Die türkische Regierung erhöhte zudem die Zahl der von der Erdbebenkatastrophe betroffenen Provinzen von zehn auf elf. Auch die osttürkische Provinz Elazig gelte auf Anweisung des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nun offiziell als Katastrophengebiet. Ob damit auch der Ausnahmezustand für diese Provinz verhängt wurde, war zunächst nicht klar.

Noch immer gehen spektakuläre Berichte über späte Rettungen von Verschütteten um die Welt. In der Stadt Antakya befreiten Einsatzkräfte der Feuerwehr aus Istanbul eigenen Angaben zufolge einen 13-jährigen Verschütteten nach 228 Stunden. Auf einem Video ist zu sehen, wie Mustafa auf einer Trage aus den Trümmern gebracht wird. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

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Blinken reist in die Türkei

US-Aussenminister Antony Blinken reist nach der Erdbebenkatastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet in die Türkei. Blinken wird diese Woche zunächst an der Münchner Sicherheitskonferenz teilnehmen und dann am Sonntag in die Türkei weiterfliegen, wie sein Ministerium am Mittwoch mitteilte. Auf dem Luftwaffenstützpunkt Incirlik will er sich demnach einen Überblick über die US-Hilfen für die Türkei nach dem Beben vom 6. Februar verschaffen.

Blinken reist dann in die türkische Hauptstadt Ankara weiter, wo er Aussenminister Mevlüt Cavusoglu und weitere türkische Regierungsvertreter treffen wird. Bei den Gesprächen soll es nicht nur um weitere US-Hilfen für die Türkei gehen, sondern auch grundsätzlich um die Partnerschaft mit dem Nato-Verbündeten. Zum Abschluss seiner Reise besucht der US-Aussenminister dann noch Griechenland.

Syrien: Weiter keine Hilfe aus Regierungs-gebieten für Nordwesten

Für die Opfer der Erdbeben im Nordwesten Syriens ist auch mehr als eine Woche nach der Katastrophe keine Hilfe aus Gebieten der Regierung von Präsident Baschar al-Assad eingetroffen. «Keine humanitären Konvois konnten von Regierungsgebieten in den Nordwesten fahren», schrieb Syrien-Experte Haid Haid in einem Beitrag für die britische Denkfabrik Chatham House. Die Regierung ermutige örtliche Gemeinden auch nicht, sich gegenseitig zu helfen. So gelte weiter eine Obergrenze von umgerechnet etwa 280 Euro täglich für Überweisungen im Land. Regierungsvertreter hätten örtliche Würdenträger davor gewarnt, Geld in den Nordwesten zu schicken.

epa06799413 A handout photo made available by Syrian Arab news agency (SANA) on 10 June 2018 shows Syrian President Bashar al-Assad giving an interview to British conservative newspaper 'The Mail on Sunday' in Damascus, Syria, 05 June 2018. President al-Assad asserted that the alleged chemical attack in Douma was staged by the UK, France and the USA. EPA/SANA HANDOUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES

Syrien ist nach Jahren des Bürgerkriegs zersplittert in Gebiete unter verschiedener Kontrolle, was humanitäre Hilfe nach den Beben deutlich erschwert. In den Nordwesten, der von Rebellen kontrolliert wird, kommt grenzüberschreitende Hilfe («cross-border») aus der Türkei. Hilfen aus Regierungsgebieten dorthin über Grenzen der Konfliktparteien innerhalb des Landes («cross-line») blieben bisher aus. Ein geplanter Hilfskonvoi aus Regierungsgebieten für den Nordwesten wurde zuvor von der Miliz HTS gestoppt.

Die Assad-Regierung erhielt zusätzlich zu den UNO-Hilfen direkte Unterstützung aus rund 20 Ländern, wie die Staatsagentur Sana berichtete, darunter von arabischen Verbündeten und aus Asien. In Regierungsgebieten landeten demnach bisher mehr als 110 Flugzeuge mit Hilfsgütern. Viele Länder sehen von einer direkten Zusammenarbeit mit der Assad-Regierung ab, weil immer wieder dokumentiert wurde, wie diese humanitäre Hilfsgüter im Bürgerkrieg als Machtmittel gegen ihre Gegner missbraucht wurden.

Türkische Behörde warnt vor Nachbeben – «Ungewöhnliche Situation»

Mehr als eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben hat der Katastrophenschutz in der Türkei weitere Erkenntnisse zu Ausmass und Zerstörung bekanntgegeben. «Es gibt sehr intensive Nachbeben. Wir haben es mit einer ungewöhnlichen Situation zu tun», sagte der Chef der Abteilung für Risikoverminderung der Katastrophenschutzbehörde Afad, Orhan Tatar, am Mittwoch. Man habe mehr als 3800 Nachbeben registriert – 38 lagen demnach über der Stärke 5. Er warnte die Menschen in den betroffenen Provinzen davor, sich in oder in der Nähe von Gebäuden aufzuhalten.

Tatar wies auch auf Verschiebungen in der Erdkruste hin, die demnach etwa 7,3 Meter betrugen. Nationale und internationale Experten seien in Kahramanmaras, dem Epizentrum des Bebens, um die geologischen Folgen zu untersuchen.

Das Städteministerium teilte unterdessen mit, dass nach ersten Untersuchungen 50 576 Gebäude eingestürzt oder stark beschädigt worden seien. Die beschädigten Häuser müssten dringend abgerissen werden, hiess es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Die Behörden hätten bislang 387'000 Gebäude in den zehn vom Beben betroffenen Provinzen inspiziert.

Die Provinz Gaziantep sei von den Zerstörungen am meisten betroffen. Dort müssten fast 12'000 Gebäude abgerissen werden, gefolgt von rund 10 900 in der Provinz Hatay und rund 10'800 in der Provinz Kahramanmaras.

Erster UNO-Hilfskonvoi gelangt in syrische Rebellengebiete

Gut eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben in Syrien und der Türkei ist ein erster Hilfskonvoi der UNO über einen neu geöffneten Grenzübergang in den von Rebellen gehaltenen Norden Syriens gelangt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) passierten am Dienstag «elf Lastwagen» den Grenzübergang Bab al-Salama. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP beobachtete den UN-Konvoi vor Ort beim Grenzübertritt von der Türkei nach Syrien. Laut IOM hatten sie grundlegende Hilfsgüter wie Matratzen, Decken, Teppiche und Material für Hilfsunterkünfte an Bord.

Noch vor dem Hilfskonvoi traf am Dienstag erstmals seit dem Beben eine UNO-Delegation im von oppositionellen Milizen kontrollierten Katastrophengebiet im Nordwesten Syriens ein, wie der Direktor des Welternährungsprogramms für Syrien, Kenn Crossley, gegenüber der AFP sagte. Es gehe zunächst darum, den genauen Hilfsbedarf in der hart getroffenen Region festzustellen.

Erste UNO-Hilfskonvois gelangen über den Grenzposten Bab al-Salama ins Erdbebengebiet im Nordwesten Syriens.

Zahl der Erdbeben-Toten auf mehr als 40'000 gestiegen

Gut eine Woche nach der Erdbeben-Katastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Toten auf mehr als 40'000 gestiegen. Alleine in der Türkei liege die Zahl bei 35'418, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstag der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge. Aus Syrien wurden zuletzt 5900 Tote gemeldet.

UNO fordert fast 400 Millionen Hilfe für Syrien

Die UNO hat für die Erdbebenopfer in Syrien 397 Millionen US-Dollar (etwa 366 Millionen Franken) von der internationalen Gemeinschaft gefordert. Fünf Millionen Menschen seien auf diese Summe für ihr Überleben in den kommenden drei Monaten dringend angewiesen, sagte UNO-Generalsekretär António Guterres am Dienstag in New York. Die UNO bereite derzeit einen ähnlichen Spendenaufruf für die Türkei vor.

Guterres forderte auch, dass Hilfsorganisationen sich Syrien frei bewegen können. «Das Leid der Menschen bei dieser epischen Naturkatastrophe sollte nicht noch durch menschengemachte Hürden verschlimmert werden.»

Im Gegensatz zur Türkei kam in dem vom jahrelangen Bürgerkrieg geplagten Syrien zunächst kaum Hilfe für die Opfer des Erdbebens an. Syriens Machthaber Baschar al-Assad öffnete erst am Dienstag einen zweiten Grenzübergang von der Türkei in Rebellengebiete, um Hilfslieferungen in die Region durchzulassen. Laut Schätzungen der UNO wurden im Erdbebengebiet in Syrien mehr als 3600 Menschen getötet und 10'000 weitere verletzt. In der Türkei starben fast 32'000 Menschen.

Kommission bittet um unbürokratische Aufnahme von Erdbebenopfern

Opfer der schweren Erdbeben in Syrien und der Türkei sollen unbürokratisch in die Schweiz reisen und vorübergehend bleiben dürfen, wenn sie enge Familienangehörige im Land haben. Darum bittet die Aussenpolitische Kommission des Nationalrates (APK-N) den Bundesrat.

Die Kommission beschloss mit 16 zu 7 Stimmen ein entsprechendes Schreiben an die Landesregierung, wie die Parlamentsdienste am Dienstag mitteilten. Die Menschen aus dem Erdbebengebiet sollen unbürokratisch einreisen und für eine befristete Zeit – etwa den Winter über – bei ihren engen Angehörigen wohnen dürfen. Die APK-N hatte an ihrer Sitzung über zusätzliche Mittel diskutiert, mit denen die Schweiz von der Katastrophe in Syrien und der Türkei betroffene Menschen unterstützen könnte.

Motion zu Sanktionen abgelehnt

An Schweizer Sanktionen, die die Zivilbevölkerung treffen, will die APK-N zunächst nichts ändern. Sie lehnte mit 18 zu 5 Stimmen eine Motion ab, die vom Bundesrat verlangt, keine solchen Sanktionen zu übernehmen oder bereits von der Schweiz verhängte Sanktionen dieser Art aufzuheben.

Verheerendes Erdbeben: Verwundete werden nahe der türkisch-syrischen Grenze verarztet.

Ebenso soll der Bundesrat keinen Bericht vorlegen müssen zur Frage, welche von der Schweiz gegen Syrien verhängte Sanktionen sich direkt auf die Zivilbevölkerung auswirken. Diese hätten dann so weit als möglich gelockert oder aufgehoben werden können. Das entsprechende Postulat lehnt die APK-N mit 13 zu 9 Stimmen ab.

Das Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) hatte am Freitag bekanntgegeben, Visumsgesuche von Erdbebenopfern mit engen Verwandten in der Schweiz prioritär behandeln zu wollen. Die Schweiz schicke zusätzliche Mitarbeitende nach Istanbul, zur Unterstützung des Generalkonsulats.

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WHO: Schlimmste Naturkatastrophe in Region seit 1 Jahrhundert

Das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation WHO hat zu umfassender Hilfe für die vielen Erdbebenopfer im türkisch-syrischen Grenzgebiet aufgerufen.

Der Bedarf sei riesig und wachse mit jeder Stunde, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge am Dienstag auf einer Online-Pressekonferenz. Rund 26 Millionen Menschen in beiden Ländern bräuchten humanitäre Unterstützung. «Jetzt ist die Zeit für die internationale Gemeinschaft, dieselbe Grosszügigkeit zu zeigen, die die Türkei im Laufe der Jahre anderen Nationen weltweit gezeigt hat», sagte der aus London zugeschaltete Belgier. Das Land beherberge die grösste Flüchtlingsbevölkerung der Erde.

«Wir erleben die schlimmste Naturkatastrophe in der WHO-Region Europa seit einem Jahrhundert», sagte Kluge über das Erdbeben, bei dem Zehntausende Menschen ums Leben gekommen sind. Das gesamte Ausmass und die wahren Kosten seien noch immer nicht klar. An die Betroffenen gerichtet betonte er: «Euer Leid ist immens, eure Trauer sitzt tief. Die WHO steht euch in der Stunde der Not – und immer – zur Seite.»

SDA/AFP/sep