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Die Katastrophe in Grafiken
Ein so schweres Erdbeben gab es in der Türkei letztmals vor 84 Jahren

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Nach den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Gesamtzahl der Toten auf über 5000 gestiegen. Viele Opfer wurden vom ersten und stärksten Erdbeben am frühen Montagmorgen um 4.17 Uhr Ortszeit im Schlaf überrascht. Es hatte eine Stärke von 7,8 und sein Epizentrum lag in der Nähe der türkischen Millionenstadt Gaziantep. Starke Erschütterungen waren teils mehr als 200 Kilometer entfernt zu spüren – das entspricht fast der Distanz zwischen St. Gallen und Genf.

Ein so schweres Erdbeben mit Magnitude 7,8 gab es in der Türkei letztmals vor 84 Jahren: 1939 starben in der östlichen Provinz Erzincan dadurch 33’000 Menschen. Verheerend war auch ein Beben der Stärke 7,4 in Düzce im Norden, bei dem 1999 mehr als 17’000 Menschen ums Leben kamen. Aber seither hat die Region nichts Vergleichbares mehr erlebt. Bis gestern.

Mit dem Rekordbeben hatten die Menschen aber noch längst nicht alles ausgestanden. In den Stunden danach folgten über 50 Nachbeben. Eines von ihnen hatte die Stärke 7,5 und unterbrach die Such- und Rettungsarbeiten abrupt. Es ereignete sich weiter nördlich, in der Nähe der Stadt Ekinözü, und löste ebenfalls viele Kilometer entfernt noch starke Erschütterungen aus.

Eine solche Katastrophe ist selbst für diese Region, die als eines der aktivsten Erdbebengebiete der Welt gilt, sehr aussergewöhnlich. Hier treffen gleich vier tektonische Platten aufeinander, die sich aneinander vorbeischieben, sich miteinander verhaken und dabei Spannungen aufbauen – die sich irgendwann gewaltig entladen.

Bekannt ist vor allem die Nordanatolische Verwerfung zwischen der Anatolischen und der Eurasischen Platte, die sich quer über den Norden der Türkei zieht. Immer wieder kommt es dort zu starken Erschütterungen. Aktuell ist aber die Ostanatolische Verwerfung betroffen, wo von Süden her die Arabische gegen die Anatolische Platte drückt – auf einer Länge von rund 550 Kilometern, vom östlichen Ende des Mittelmeers bis zum Nordosten der Türkei.

Letztmals hatte sich am 4. Dezember 1905 – vor über 117 Jahren – ein schweres Erdbeben mit einer Magnitude von 6,8 entlang der Ostanatolischen Verwerfung ereignet. Dass es seither keine grösseren Erschütterungen in der Region gegeben hat, werteten Seismologen als Zeichen dafür, dass sich die Platten verhakt hatten.

Nun hat sich die Spannung in einem Ruck entladen: Innerhalb von Sekunden verschoben sich beide Platten um mehrere Meter in einem 150 bis 200 Kilometer langen Teilbereich der Bruchzone, und das bis in eine Tiefe von rund 20 Kilometern. Die Erschütterungen waren sogar auf Grönland und dem dänischen Festland messbar – auch in der Schweiz wurden sie registriert.