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Nach Gerüchten über Migranten
Donald Trump will ausgerechnet Springfield besuchen – dort wollen sie ihn nicht

SPRINGFIELD, OHIO - SEPTEMBER 16: A mural is displayed in an alley downtown on September 16, 2024 in Springfield, Ohio. Springfield, home to a large Haitian community, was thrust into the national spotlight after former President Donald Trump made claims during the presidential debate against Vice President Kamala Harris, accusing members of the immigrant community of eating the pets of local residents. The claims, which have since been called into question, have been circulating online and in the news media, and in the days following the debate local institutions have faced multiple bomb threats.   Luke Sharrett/Getty Images/AFP (Photo by LUKE SHARRETT / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)
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Mehr als 60 Orte in den Vereinigten Staaten heissen Springfield, die Heimatstadt der gelben Simpson-Familie aus der Zeichentrickserie nicht mitgezählt. Weltbekannt ist seit einer Woche aber vor allem eine dieser Ortschaften, in Ohio, wo neben der Stadt auch elf Bezirke denselben Namen tragen.

Den Rummel hat die Stadt dem Präsidentschaftskandidaten der Republikaner zu verdanken. Donald Trump behauptete bei der TV-Debatte gegen Kamala Harris vor einer Woche, in Springfield würden Immigranten Hunde und Katzen essen. Hunderte Journalistenbesuche, Faktenchecks und Katzen-Memes später ist zweifelsfrei bestätigt, was die örtliche Polizei schon von Anfang an gesagt hatte: Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass in Springfield irgendein Migrant irgendein Haustier verzehrt hätte. Auch alle Gerüchte über angeblich in Parks erbeutete Gänse und Enten erwiesen sich als das, was sie sind: Gerüchte, die sich nicht erhärten lassen.

Lifelong Springfield residents Lainey Bogard, left, Kelsey Fannon, center, and Kassidy Fannon sit on the front porch with their dog, Monday, Sept. 16, 2024, in Springfield, Ohio. (AP Photo/Jessie Wardarski)

Die Republikaner flüchten sich nun in die Behauptung, es sei gar nicht so wichtig, ob die Gerüchte zutreffen. Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance versuchte, den Medien die Schuld daran zuzuschieben. Nur wegen der Katzen-Memes nähmen die Journalisten die Probleme Springfields mit der starken Zuwanderung ernst, sagte er dem Sender CNN. Innerhalb von drei Jahren sind laut offiziellen Angaben 15’000 bis 20’000 Personen in das Städtchen von zuvor knapp 60’000 Einwohnern gezogen, viele von ihnen Migranten aus Haiti, die dort günstigen Wohnraum und viele offene Arbeitsplätze finden.

Bürgermeister fände Trumps Besuch eine «extreme Belastung»

Donald Trump sagte, er wolle die Stadt bald besuchen. Über seine Anwesenheit würde sich Bürgermeister Rob Rue, ein Parteifreund des Präsidentschaftskandidaten, allerdings nicht besonders freuen. «Es wäre eine extreme Belastung unserer Ressourcen», sagte Rue am Dienstag an einer Medienkonferenz im Stadthaus. «Es wäre mir recht, wenn Sie auf diesen Besuch verzichten würden.» Seine Stadt hat genug damit zu tun, auf den starken Bevölkerungszuwachs zu reagieren, der Schulen, Gesundheitswesen und Verkehr an den Anschlag gebracht hat. Diese Aufgabe hat Trump ohnehin schon erschwert.

Mehr als drei Dutzend Bombendrohungen sind eingegangen, seit der Republikaner die Scheinwerfer auf Springfield gerichtet hat. Sie stellten sich allesamt als Fehlalarme heraus, die meisten kamen aus dem Ausland, wie Ohios Gouverneur Mike DeWine sagte, der ebenfalls nach Springfield reisen musste. Vergangene Woche mussten mehrere Schulen vorsichtshalber die Schüler wieder nach Hause schicken.

Inzwischen hat der Gouverneur 36 zusätzliche Polizisten nach Springfield entsandt, um die 17 Schulen und das Schulbusdepot bewachen zu lassen – und vor allem die verängstigten Kinder und Jugendlichen sowie ihre Eltern zu beruhigen. Anhänger der rechten Miliz Proud Boys wurden in Springfield gesichtet, Hilfsorganisationen für Migranten haben Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

Die uralten Vorurteile, die Donald Trump bedient

Kamala Harris warf Trump am Dienstag vor, das Land spalten zu wollen. «Es ist eine himmelschreiende Schande», sagte die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten. Einem Mann, der derart hasserfüllte Rhetorik verbreite, könne man das Siegel des Präsidenten der Vereinigten Staaten nicht mehr anvertrauen. Es war die bisher deutlichste Antwort der Kalifornierin auf die rassistische Kampagne des Republikaners. Sie hatte dafür ein Interview bei einem Treffen der Vereinigung Schwarzer Journalisten ausgewählt.

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Das ist dieselbe Gruppe, vor der Donald Trump Ende Juli infrage gestellt hatte, ob seine Gegnerin mit jamaikanisch-indischer Herkunft wirklich «black» sei. Nun sagte Harris: «Die meisten Menschen in unserem Land, ungeachtet ihrer Herkunft, beginnen, diesen Unsinn zu durchschauen.» Sie verwies darauf, dass Trump uralte Vorurteile bediene. Über Zuwanderer aus Haiti kursierten in den USA in den 1990er-Jahren Gerüchte, sie schleppten Aids ein. Mehr als 20 Jahre später behauptete Trump als Präsident während einer Sitzung, Flüchtlinge aus Haiti seien alle Träger des HI-Virus.

Der Republikaner beschuldigte nun seinerseits die Demokraten, «die Politik in unserem Land auf ein ganz neues Niveau des Hasses» gebracht zu haben. Damit schob er ihnen die Verantwortung dafür zu, dass ihm am Sonntag ein Mann mit Gewehr am Rande seines Golfplatzes aufgelauert hatte. Die Strafuntersuchung gegen den 58-Jährigen, einen früheren Trump-Wähler, leitet der Staatsanwalt des Bundes für den Distrikt Florida Süd. Der Jurist namens Markenzy Lapointe ist früherer Marinesoldat, wie die «New York Times» bemerkte. Ein Einwanderer aus Haiti.