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Wohnungsnot in der Schweiz
Mieten könnten schon in zehn Jahren für viele unbezahlbar werden

Baustelle in Thalwil mit Kränen und Gebäuden im Hintergrund, Sihlhaldenstrasse und Hofwiesen, sonniger Tag, fotografiert von Manuela Matt.
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In der Schweiz werden immer weniger Wohnungen gebaut, während die Bevölkerung wächst. Pro Kopf werden so wenig Wohnungen gebaut wie seit den 1950er-Jahren nicht mehr. Es ist ein Dilemma: Auf der grünen Wiese bauen bedeutet, dass Grünflächen unwiederbringlich verloren gehen – ein Grund, warum das Raumplanungsgesetzt hier viele Projekte verhindert. Aber auch Verdichten geht oft nicht so einfach, es werden immer mehr Einsprachen verzeichnet. Ein weiteres Problem: Immer häufger werden Wohnungen abgerissen, um neue zu erstellen. Das bedeutet, über Jahre gewachsene Nachbarschaften werden aufgelöst, und in den Städten müssen Leute wegziehen, weil sie sich eine Wohnung im selben Quartier nicht mehr leisten können.

An der Situation wird sich so schnell auch nichts ändern. Experten erwarten stattdessen eine Zuspitzung, unter ihnen der Immobilienökonom Andreas Loepfe: «Die Mieten werden in den nächsten zehn Jahren in einem Ausmass steigen, das sich die meisten Leute heute nicht vorstellen können», sagte er der «NZZ am Sonntag». Das Rezept von Sädten, der Entwicklung durch mehr Regulierung zu begegnen, hält Loepfe für einen Fehler: Vorgaben im Mietrecht, in der Raumplanung und im Ortsbildschutz könnten die Mieten weiter steigen lassen.

Sparen empfohlen

Er empfiehlt Haushalten deshalb, schon jetzt mit Sparen zu beginnen. Sollte die aktuelle Miete unter dem Marktwert liegen, könne man mit der Differenz Rücklagen bilden. Auf den Fall, dass die aktuelle Miete einen Haushalt schon jetzt stark belastet, geht er nicht ein.

Löpfe hat im Artikel eine simple Erklärung: Steigende Mieten seien nichts anderes als der Ausdruck einer Knappheit, sagt der Ökonom, der eine Firma leitet, die sich auf Immobilien-Strategieberatung spezialisiert hat. Als Abhilfe sieht er die Verdichtung, wobei dies in weniger dicht besiedelten Gebieten eher umsetzbar sei als in Städten, wo es schon heute dicht ist. In den Agglomerationen könnten die Voraussetzungen dafür eher gegeben sein.

Das revidierte Raumplanungsgesetz hat aber dazu geführt, dass das Einzonen von Bauland auf der grünen Wiese schwieriger geworden ist. Die neue Devise laute zwar Verdichten statt Einzonen, sagte Fredy Hasenmaile, Chefökonom der Raiffeisen Schweiz der «SonntagsZeitung». Doch Verdichtung führt nicht nur zum erwähnten Anstieg von Einsprachen, sondern bringt weitere Schwierigkeiten mit sich: So gibt es mehr Umbauten, womit hohe Kosten verbunden sind und soziale Umwälzungen.

Das Thema bleibt schwierig und emotional. Schnelle Lösungen sind auch politisch nicht in Sicht: Im Vier-Punkte-Plan des Bundesrats zur Dämpfung der Mieten, den er vor einem Jahr vorgestellt hatte, mussten drei Massnahmen nach der Vernehmlassung gestrichen werden. Aber auch zwei Vorlagen für mehr Rechte von Vermietern blieben an der Urne im November chancenlos. Stattdessen setzt das Parlament bei Reformen auf kleine Schritte.