Wahlen in der ElfenbeinküsteEhemaliger CS-Chef Tidjane Thiam will Präsident werden
Thiam bewirbt sich offiziell für das Amt als Präsident der Elfenbeinküste. Er selbst lobt sich für seine Rolle bei der untergegangenen Bank.

- Der ehemalige CS-Chef verzichtet für die Präsidentschaftskandidatur auf seine französische Staatsbürgerschaft.
- Als einziger PDCI-Kandidat geniesst Thiam trotz Elite-Status wenig Bekanntheit im Volk.
- Seine familiären Verbindungen reichen bis zum ersten Präsidenten der Elfenbeinküste zurück.
- Während seiner CS-Zeit bezog Thiam 62 Millionen Franken bei sinkenden Unternehmenswerten.
Tidjane Thiam (62), der ehemalige Chef der Credit Suisse, ist offiziell Kandidat für die bevorstehenden Wahlen für das Präsidentenamt der Elfenbeinküste. Seine Partei, die Demokratische Partei der Elfenbeinküste (PDCI), hat ihn praktisch einstimmig zum Kandidaten erkoren. Thiam wird damit bei den Wahlen die wichtigste Oppositionspartei des Landes vertreten.

Thiam, der 20 Jahren ausserhalb der Elfenbeinküste lebte, ist der einzige Kandidat, der von der PDCI vorgeschlagen wird. Um für die Wahl zugelassen zu werden, hat er sogar seine französische Staatsbürgerschaft aufgegeben.
Umstrittener Leistungsausweis bei der CS
In seiner Karriere spielte Thiam bei mehreren grossen Unternehmen wie McKinsey, Aviva und Prudential und Credit Suisse eine führende Rolle. Bei der CS löste Thiam 2015 Brady Dougan als CEO ab.
Seine Ernennung durch den damaligen CS-Präsidenten Urs Rohner entpuppte sich als grosser Fehler, denn Thiam verstand die Investmentbank nicht und löste mit seiner Restrukturierung CS-intern ein Chaos aus.
Bei der Credit Suisse musste er schlussendlich wegen seiner Verwicklung in den Spygate-Skandal zurücktreten. Dabei ging es um die Beschattung des ehemaligen CS-Geschäftsleitungsmitglieds Ikbal Kahn. Thiam bestritt immer, von der Beschattung gewusst zu haben.
Thiams politische Laufbahn
Thiams politische Abstammung ist bemerkenswert; er ist ein Grossneffe von Félix Houphouët-Boigny, dem ersten Präsidenten der Elfenbeinküste, und hat familiäre Verbindungen zu einem ehemaligen Premierminister des Senegal, was ihm gute Beziehungen zu den politischen Kreisen Westafrikas verschafft.
Gewählt ist Thiam trotz seiner Kandidatur und seinen Verbindungen noch lange nicht. Der ivorische Polit-Analyst Geoffroy Kouao sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, dass Thiams langer Aufenthalt ausserhalb des Landes dazu geführt hat, dass er zwar bei der Elite ein grosser Name ist, aber in der breiten ivorischen Bevölkerung relativ unbekannt sei.
Dies sei ein grosses Problem für seinen Wahlkampf, mit dem er sich für die Oktober stattfindenden Wahlen vorbereitet. Kommt hinzu, dass die PDCI eine rechte Partei mit teilweise wirtschaftsliberalen Ideen ist, die bei der ärmeren Bevölkerung nicht immer gut ankommen.
Die Regierungspartei RHDP hat ihren Kandidaten noch nicht offiziell bekannt gegeben. Aber der amtierende Präsident Alassane Ouattara, der 83 Jahre alt ist, hat bereits mehrmals seinen Wunsch geäussert, eine vierte Amtszeit anzustreben.
65 Millionen Franken Bonus bei der CS
Thiam hat einen bemerkenswerten Bildungshintergrund und war der erste Ivorer, der erfolgreich von Frankreichs renommierter École polytechnique aufgenommen wurde. Nach seinem Studium trat er in die ivorische Politik ein und wurde 1998 im Alter von 36 Jahren Planungsminister. Nach einem Putsch 1999 wurde er aus der aktiven Politik verdrängt und ging ins Ausland.

Danach verfolgte er eine erfolgreiche Karriere in der Wirtschaft und schrieb 2009 Geschichte, weil er als erster Schwarzer ein FTSE-100-Unternehmen leitete, als er die Rolle des CEO bei Prudential übernahm. Das Amt übte er erfolgreich aus, kassierte allerdings im Zusammenhang mit einem gescheiterten Übernahmeversuch eine scharfe Rüge des Regulators.
In der Schweiz litt sein Ansehen unter dem Skandal der CS-Pleite und seinen exorbitanten Bezügen. Er kassierte während seinen fünf Jahren als CS-Chef 62 Millionen Franken. Unter seiner Herrschaft verlor die CS 1,3 Milliarden Franken, der Börsenwert sank um gut 9 Milliarden Franken, obwohl Thiam Kapitalerhöhungen in der Höhe von 10 Milliarden Franken durchführte.
Kritiker machen Tidjane Thiam mitverantwortlich für den Untergang der Bank, er selber sieht sich als Retter, der unverstanden blieb und von rassistischen Gegnern aus dem Amt vertrieben wurde.
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