WEF-Rede von Argentiniens PräsidentMilei poltert in Davos gegen Feministinnen und Politiker
Der Neo-Staatschef packt bei seinem ersten Auslandsauftritt die verbale Kettensäge aus. Nur der Kapitalismus könne die Armut abschaffen, sagt er – und verabschiedet sich fluchend.
Auf die warmen Begrüssungsworte von WEF-Gründer Klaus Schwab geht Javier Milei nicht ein. Der neugewählte Präsident Argentiniens fackelt nicht lange. «Ich komme mit einer Warnung», sagt er gleich zu Beginn seiner Rede in der «Congress Hall» in Davos. Die westliche Welt sei in Gefahr, immer mehr Politiker tendieren zum Sozialismus.
Ein kollektiver Ansatz in der Wirtschaft sei nie die Lösung für die Probleme, welche die Welt heute beschäftigten. Argentinien habe seine Lektion in den vergangenen Jahrzehnten gelernt: «Der Kapitalismus ist das einzige System, welches moralisch vertretbar ist und das die Armut weltweit abschaffen kann», sagt Milei. Er trat in Davos nicht in seiner charakteristischen Lederjacke, sondern mit Jackett und Krawatte auf.
Die Reise in die Schweiz ist der erste Auslandsaufenthalt des umstrittenen Wirtschaftswissenschaftlers. Und auch bei seinem Auftritt blieb der 53-Jährige mehr Ökonom als Politiker. Um seine These zu stützen, zieht er Wirtschaftsdaten heran, zählt das Wachstum der vergangenen 2000 Jahre auf. Laut ihm sei dieses über lange Zeit relativ gleichmässig erfolgt. Erst der Kapitalismus habe zu einer Explosion des Wachstums geführt. Dank dem gäbe es heute mehr Wohlstand auf der Welt denn je. Das sei das einzige Wirtschaftssystem, welches es geschafft hat, 90 Prozent der Bevölkerung aus der Armut zu heben. Offen bleibt allerdings, woher er die Zahlen hat.
Der argentinische Präsident zelebrierte seine Reise nach Davos. Er flog nicht mit einem Privatjet, sondern per Linienflug in die Schweiz. Während des Fluges machte er Selfies mit seinen Anhängern, veröffentlichte diese in den sozialen Netzwerken, darunter ein Video, in dem er nach seiner Landung in Kloten von seinen Anhängerinnen und Anhängern empfangen wurde.
Bei seiner Basis erntete er dafür breite Zustimmung. Das Land steckt in einer schlimmen Wirtschaftskrise. Die Inflation liegt bei mehr als 200 Prozent pro Jahr, das Land leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat. Kurz nach seiner Wahl hat Milei radikale Reformen angekündigt. Unter anderem will er Staatsbetriebe privatisieren und die Zentralbank abschaffen sowie den argentinischen Peso durch den Dollar ersetzen.
Feminismus sei schlecht fürs Wirtschaftswachstum
Konkrete Antworten auf diese Herausforderungen bleibt Milei in Davos allerdings schuldig. Seine Kernbotschaft, immer und immer wieder: Der Sozialismus ist die Wurzel allen Übels. Es ist ein System, das es zu bekämpfen gilt, um den sozialen Verfall des Landes zu verhindern. Dazu will er ein Argentinien der Zukunft, das auf Freiheit und freiem Markt basiert, möglichst ohne Staatseingriffe. Wirtschaftliches Wachstum ist für Milei das Wichtigste.
Zu verhindern gilt es für ihn neben dem Sozialismus deshalb auch den Feminismus. Denn: «Die radikale Agenda der Feministen wirkt sich negativ auf das Wirtschaftswachstum aus», sagt Milei. Eine libertäre Haltung beinhalte ja grundsätzlich Geschlechtergerechtigkeit. Den Kampf der Geschlechter nennt er «lächerlich».
Seine Rede schliesst Milei erneut mit einer Warnung: «Weist man den freien Markt in die Schranken, dann gibt es nur ein einziges Ergebnis: Armut», sagt er. Er wolle deshalb ein klares Signal an die anwesenden Unternehmer im Saal senden. «Lassen Sie sich von den politischen Kreisen, von den Parasiten, die an der Macht sind, nicht einschüchtern.» Argentinien stehe von heute an der Seite der Unternehmer.
Mit dem Ruf «Es lebe die Freiheit, verdammt nochmals», verschwindet er von der Bühne. Zeit für Nachfragen bleiben keine.
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