Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Ticker zum WEF 2024 in Davos
Herausforderungen für Sicherheitskräfte am WEF | Direktor kritisiert Trittbrettfahrer | Kampf gegen Falschinformationen in sozialen Medien

Herausforderungen für Sicherheitskräfte am WEF

Das diesjährige Weltwirtschaftsforum (WEF) ist für die Sicherheitskräfte eine Herausforderung gewesen. Unter den 2800 Gästen waren 111 völkerrechtlich geschützte Personen. Die vorgelagerte Ukraine-Konferenz am Sonntag verlängerte den Einsatz zusätzlich.

Das sicherheitspolitische Umfeld, hochrangige Gäste, die vorgelagerte Ukraine-Konferenz am Sonntag, offizielle Besuche des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski und dem chinesischen Premierminister Li Qiang am Montag mit Halten in Bern und auf dem Landsitz Lohn bei Bern und nicht zuletzt Kundgebungen gegen die Jahrestagung forderten die Sicherheitskräfte dieses Jahr heraus. Dennoch habe alles reibungslos funktioniert, schrieben die Bündner Behörden am Freitag in einer Mitteilung.

Für 111 völkerrechtlich geschützte Personen und zusätzliche sieben am Sonntag bei der Konferenz mussten zusätzliche Schutzdispositive aufgebaut werden. Am Einsatz waren alle Kantone der Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein und die Armee mit 5000 Einsatzkräften beteiligt. (SDA)

Wohnungsnot für Sicherheitsleute am WEF

WEF-Direktor Alois Zwinggi hat zum Ende des Jahrestreffens in Davos davor gewarnt, dass wegen der horrenden Wohnungspreise auch das bezahlbare Angebot für Sicherheitsleute schwindet. Sollten diese keine Schlafgelegenheit mehr finden, werde es schwierig. Man dürfe nicht vergessen, dass rund um das WEF in Davos tausende Sicherheitskräfte im Einsatz stehen, sagte Zwinggi im Gespräch mit Keystone-SDA. Auch diese brauchten eine Schlafgelegenheit.

Wegen der vielen Trittbrettfahrer würden die Preise der Wohnungen aber derart hochgetrieben, dass das bezahlbare Angebot immer knapper werde. Die Stadt Davos zählt normalerweise etwas über 12’000 Einwohnerinnen und Einwohner. Während der WEF-Woche steigt diese Zahl auf bis über 40’000 Personen. Dies zeige das massive Paralleluniversum des Forums, dessen Gästezahlen seit zehn Jahren konstant bei 2800 Personen liegt.

Das WEF könne nicht mehr in Davos ausgerichtet werden, sollten die Sicherheitsleute keine finanzierbaren Schlafgelegenheiten finden. Generell halte man aber am Standort fest und pflege auch in diesem Bereich einen «extrem produktiven» Dialog mit der Gemeinde.

Dieser führte auch zu schärferen Regeln für die Temporärbauten der Trittbrettfahrer an der Promenade. Die Aufbauarbeiten dafür durften erst in der zweiten Januarwoche, und damit eine Woche vor dem Jahrestreffen, beginnen. Auch in Zukunft werde man die Trittbrettfahrer diesbezüglich in die Schranken weisen, kündigte Zwinggi an. (SDA)

WEF kämpft gegen Falschinformationen in sozialen Medien

Während des WEF in Davos sind in den sozialen Medien dutzende Falschinformationen zum Jahrestreffen verbreitet worden. Ein Problem, dessen sich auch WEF-Direktor Alois Zwinggi bewusst ist. Er will darum den öffentlichen Dialog fördern und kündigte eine Initiative an. Es sind täuschend echte Videos, die Reden auf dem Podium des Weltwirtschaftsforums (WEF) zeigen, die gar nie stattgefunden haben. Von künstlicher Intelligenz (KI) generierte Bilder, die Falschinformationen über das Jahrestreffen verbreiten.

«Das ist ein extrem relevantes Thema für uns», sagte Zwinggi im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Ein von der WEF-Organisation veröffentlichter Risiko-Report unterstreicht das Problem zusätzlich: Experten gehen dort davon aus, dass Falschinformationen für die nächsten zwei Jahre die grösste Gefahr für die Weltgemeinschaft sind.

Diese sogenannten Fake News seien vor allem in diesem Jahr sehr problematisch, weil 2024 rund 4,2 Milliarden Menschen wählen gehen werden. Es stehen die Europawahlen und die Wahl eines neuen US-Präsidenten auf der politischen Agenda. Man habe sich deshalb am WEF sehr damit beschäftigt, wie man die demokratischen Prozesse sicherstellen könne, so Zwinggi. Er kündigte zudem eine Initiative mit Medienunternehmen an, die sich dem verantwortungsvollen Umgang mit KI widmen soll.

Ausserdem sei es wegen der Fake News umso wichtiger, das WEF für die Bevölkerung zugänglich zu machen, damit diese ins Leere laufen. Das Open Forum – ein öffentliches Podium ausserhalb des Kongresszentrums – sei täglich ausgelastet gewesen. Am Donnerstag wurde eine Gruppe von 20 Davoserinnen und Davosern im abgesperrten Bereich herumgeführt. Die Referate der hochkarätigen Rednerinnen und Redner werden live auf Youtube gestreamt. (SDA)

Litauens Aussenminister: Niederlage der Ukraine würde für Europa nicht gut ausgehen

Sollte die Ukraine Russland nicht besiegen, wird es nach den Worten des litauischen Aussenministers Gabrielius Landsbergis auch für Europa kein gutes Ende nehmen. «Es gibt kein Szenario, in dem es für Europa gut ausgehen könnte, wenn die Ukraine nicht gewinnt», sagte Landsbergis der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag am Rande des Weltwirtschaftsforums im Schweizer Alpenort Davos. Es bestünde die Möglichkeit, dass die russische Aggression in der Ukraine nicht eingedämmt werden könne, warnte er.

Europa habe «die Realität nicht erkannt» – nämlich dass das, was in der Ukraine geschieht, «der Krieg Europas» sei, sagte der litauische Politiker und forderte, Europa müsse mehr tun, um sich auf mögliche zukünftige Aggressionen Russlands gegen andere europäische Länder vorzubereiten. Eine Massnahme sei ein gemeinsames Beschaffungswesen. «Wir könnten Dinge beschaffen, die für die Verteidigung Europas nötig sind», sagte er.  Der Krieg in der Ukraine ist auf dem Weltwirtschaftsforum ein vorherrschendes Thema.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nahm zum ersten Mal seit Beginn des seit fast zwei Jahren andauernden Kriegs persönlich an dem Forum teil, um für weitere Unterstützung für sein Land zu werben. (AFP)

Elon Musk verspottet indigene Anführerin

Häuptling Putany Yawanawá, eine indigene Anführerin aus dem Amazonasgebiet, die vom brasilianischen Senat eine Auszeichnung als Anerkennung ihrer wichtigen Rolle bei der Stärkung der brasilianischen Frauen erhalten hatte, wird vom «Twitter-Häuptling» Elon Musk verspottet. Anlass war Putanys Auftritt in Davos. Dort wurde sie zum Abschluss einer Veranstaltung auf die Bühne gebeten, um diese mit einer spirituellen Zeremonie zu beenden.

Dabei rieb sich Putany die Hände, sprach einige Sätze, pustete sich in die Hände und ging danach zu den Teilnehmenden auf der Bühne, darunter die Geschäftsführerin des Internationalen Währungsfonds Kristalina Georgieva, der Präsident der Weltbank, Ajay Banga, und Ikea-CEO Jesper Brodin, und pustete jedem einzelnen auf die Stirn.

Aus westlicher Sichtweise wohl ein ungewöhnliches Ritual, welches auch Twitter-Chef Elon Musk nicht entgangen war. Doch der Twitter-Chef hatte für Chief Putany nur Spott übrig. In Trumpscher Manier twitterte er: «Ich wusste gar nicht, dass Elizabeth Warren in Davos war.»

Erinnerung an despektierliches Trump-Verhalten

Kleiner Rückblick: Elizabeth Warren, die Senatorin aus dem Bundesstaat Massachusetts, eine der schärfsten Kritikerinnen des Ex-US-Präsidenten Donald Trump, hatte behauptet, dass sie von amerikanischen Ureinwohnern abstammt. Trump verhöhnte sie dafür, wettete eine Million Dollar dagegen und verspottete Warren mehrmals als «Pocahontas», eine berühmte Ureinwohnerin aus dem 17. Jahrhundert.

Warren legte daraufhin das Ergebnis eines DNA-Tests vor, wonach es «überzeugende Beweise» dafür gebe, dass einer ihrer Vorfahren vor sechs bis zehn Generationen ein amerikanischer Ureinwohner war. Sie forderte Trump auf, seine Wettschulden einzulösen, woraufhin dieser sie als Schwindlerin beschimpfte. Zu allem Übel (für Warren) verbreitete Trump damals genüsslich die Reaktion des grössten bis heute existierenden Indianervolks der Cherokee, das Warrens DNA-Test als «nutzlos» bezeichnet hatte.

Zurück zum in Davos abwesenden Twitter-Chef: Häuptling Putany erhielt von Musk also keine Anerkennung, dafür drückte er seine Zuneigung für Argentiniens neuen Staatsführer Javier Milei aus. Zur Rede des Neo-Staatschefs, der bei seinem ersten Auslandsauftritt gegen Feministinnen und Politiker gepoltert und den Kapitalismus gelobt hatte, schrieb Musk: «Gute Erklärung, was Länder mehr oder weniger wohlhabend macht.»

Seitenhieb auch gegen Klaus Schwab

Auch gegen WEF-Gründer Klaus Schwab teilte Musk aus. Auf einen Tweet zu Schwabs Eröffnungsrede in Davos, in der über die Bedeutung der Wiederherstellung des Vertrauens sprach, schrieb Musk: «Das eigentliche Problem ist, dass Klaus der Herrscher der Erde sein will. Er kleidet sich auf jeden Fall für diese Rolle!» Die Politik, die aus dieser Versammlung hervorgehe, scheint keine aufregende Zukunft zu versprechen, kommentierte Musk den Beitrag.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

(red/nag)

ChatGPT-Erfinder versteht Ängste bei KI

Der Chef des ChatGPT-Erfinders OpenAI, Sam Altman, hat Verständnis für die Ängste vieler Menschen in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz. Er plädiert dabei an die Verantwortung der Entwickler.

«Diese Technologie ist eindeutig sehr mächtig und wir wissen nicht mit Sicherheit, was genau passieren wird», sagte Altman am Donnerstag auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. «Ich denke, es wäre sehr schlecht, wenn man nicht vorsichtig wäre und nicht wüsste, was auf dem Spiel steht. Deshalb finde ich es gut, dass die Leute nervös sind.»

Auch bei OpenAI selbst spüre man Nervosität. Er glaube aber, der Nutzen Künstlicher Intelligenz sei so enorm, dass man sie weiterentwickeln müsse. Es liege in der Verantwortung der Entwickler, die Technologie mit gesellschaftlichem und politischem Input sicher zu machen und Leitplanken zu finden.

Bei den aktuellen Anwendungen von generativer KI sieht Altman Grenzen erreicht. «Wir werden neue Dinge erfinden müssen», sagte er. Altman beschrieb KI als «ein System, das manchmal richtig liegt, manchmal kreativ ist, oft aber völlig falsch». (SDA)

Amherds WEF-Bilanz

Bundespräsidentin Viola Amherd zieht vor den Medien Bilanz. Ihre Treffen am WEF hätten gezeigt, dass das Engagement, die Verlässlichkeit und die Neutralität der Schweiz derzeit gefragt seien. Die globale Sicherheitslage sei in allen Gesprächen zentrales Thema. Etwa in den Gesprächen mit Jens Stoltenberg und Antony Blinken.

Es sei ein WEF mit einem sehr wichtigen Teilnahmefeld gewesen. Für die Schweizer Diplomatie sei dies eine gute Gelegenheit.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Zum geplanten Friedensgipfel sagte Amherd als Antwort auf eine Journalisten-Frage, der Bundesrat sei inzwischen informiert worden. Einen Bundesratsentscheid brauche es aber für die Durchführung einer Konferenz nicht. Sie selbst habe die Gelegenheit bei all ihren Treffen am WEF genutzt, um andere Regierungsspitzen auf den Gipfel anzusprechen. Dies werde sie auch bei künftigen Treffen tun, etwa nächste Woche bei einer Reise nach Wien.

Hat das WEF hinsichtlich der Lage im nahen Osten dazu beigetragen, Vertrauen wiederherzustellen? «Meiner Einschätzung nach Ja», so Amherds Antwort. Sie könne aber natürlich nur von den bilateralen Treffen sprechen, die sie selbst gehabt habe. Die Lage im Nahen Osten sei dort immer ein Thema gewesen und sie habe jeweils die Position der Schweiz erklärt. Der Fokus der Schweiz liege auf der humanitären Hilfe. Und sie rufe immer zur Einhaltung des Völkerrechts auf.

Schliesslich äusserte sich Amherd noch zu den diversen Treffen zwischen Mitgliedern des Bundesrats und Vertreterinnen und Vertretern der europäischen Union am WEF. Auf die Frage, ob dies eine Schweizer Charmeoffensive bei der EU gewesen sei, sagte sie lachend: «Da müssten Sie unsere Partner fragen, ob der Charme angekommen ist». Aus ihrer Sicht sei das EU-Dossier aber sehr gut unterwegs derzeit. (rhy)

Macron über Zukunftsinvestitionen: Europa muss gemeinsame Schulden aufnehmen

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat zur Aufnahme gemeinsamer Schulden in Europa zur Finanzierung von Zukunftsprojekten aufgerufen. «Wir brauchen mehr europäische öffentliche Investitionen», sagte Macron am Mittwoch in Davos. Der Weg zur Finanzierung der «grossen Prioritäten für die Zukunft» führe «vielleicht über Eurobonds», fügte er hinzu. Während der Corona-Pandemie hatte die EU für ihren Aufbaufonds erstmals gemeinsam Schulden aufgenommen.

French President Emmanuel Macron speaks during a plenary session in the Congress Hall as part of the 54th annual meeting of the World Economic Forum, WEF, in Davos, Switzerland, Wednesday, January 17, 2024. The meeting brings together entrepreneurs, scientists, corporate and political leaders in Davos under the topic "Rebuilding Trust" from 15 to 19 January. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

«Daneben müssen wir auch die Kapitalmarktunion vertiefen», sagte Macron. Europa müsse in diesem Bereich «viel stärker integriert» sein. In Europa gebe es genügend Finanzmittel, doch diese seien schlecht verteilt und erreichten «nicht die richtigen Regionen und Bereiche». (AFP)

Ukrainischer Politologe: Chinesische Teilnahme am Friedensgipfel unwahrscheinlich

Der ukrainische Politologe Wolodimir Fesenko, Leiter des ukrainischen Zentrums für angewandte politische Forschung Penta in Kiew, begrüsst die Bestrebungen der Schweiz beim Organisieren eines Friedensgipfels, warnt allerdings vor zu grossem Optimismus. «Verhandlungen über eine Friedensformel sind keine Verhandlungen über den Frieden», sagte er dieser Redaktion am Rande des WEF.

 Wolodimir Fesenko

Diese Unterscheidung wird laut ihm in der Schweiz zu wenig gemacht. Es gehe der Ukraine mit dem Zehn-Punkte-Plan darum, international ein möglichst breit abgestütztes Verständnis für ihre Interessen und ihre Position zu schaffen.

Entscheidend wird daher seiner Meinung nach sein, wie viele und welche Staats- und Regierungschefs an dem geplanten Gipfel teilnehmen werden. Bezüglich China zeigt er sich skeptisch, begrüsst aber die geplante Reise von Aussenminister Ignazio Cassis nach Peking: «Ich glaube aber nicht, dass China an dem Gipfel teilnehmen wird», sagt er.

Nach den letzten hochrangigen Gesprächen zwischen Kiew und Peking herrsche momentan Funkstille. Die Führung in Peking werde abwarten, bis sich eine konkrete Verhandlungsposition ergibt. Bis es so weit ist, gebe es aber noch viel Arbeit. «Ein paar Besuche werden da nicht ausreichen», sagt der Politologe. (BB)

Argentiniens Präsident hält Plädoyer für Kapitalismus

Argentiniens ultraliberaler Präsident Javier Milei hat am WEF für freie Marktwirtschaft und Kapitalismus geworben. «Der Kapitalismus ist das einzige System, das die Armut in der Welt beenden kann», sagte der Staatschef am Mittwoch in dem Schweizer Skiort. «Der Sozialmus führt immer zu einem wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Niedergang.»

Javier Milei, President of Argentina speaks during a plenary session in the Congress Hall as part of the 54th annual meeting of the World Economic Forum, WEF, in Davos, Switzerland, Wednesday, January 17, 2024. The meeting brings together entrepreneurs, scientists, corporate and political leaders in Davos under the topic "Rebuilding Trust" from 15 to 19 January. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

Der Wirtschaftswissenschaftler Milei trat Mitte Dezember sein Amt an und leitete sofort eine Reihe von Reformen ein. Unter anderem will er das Arbeits- und Mietrecht liberalisieren, Staatsbetriebe privatisieren und die Zentralbank abschaffen. Da er über keine eigene Mehrheit im Parlament verfügt, stecken die Reformen derzeit allerdings im Kongress fest.

In seiner Rede in Davos warf Milei den Regierungen auch vieler westlicher Industrieländer vor, zu stark in den Markt einzugreifen und die Freiheit der Bürger zu beschneiden. Regulierungen und Sozialsysteme würden letztlich zu mehr Ungerechtigkeit führen. «Der Staat ist nicht die Lösung, der Staat ist das Problem», sagte er und schloss mit seinem Slogan aus dem Wahlkampf: «Es lebe die Freiheit, verdammt noch mal.»

Argentinien steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Inflationsrate liegt bei über 200 Prozent, rund 40 Prozent der Menschen in dem einst reichen Land leben unterhalb der Armutsgrenze. Die zweitgrösste Volkswirtschaft Südamerikas leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer grossen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht. Die Landeswährung Peso verliert gegenüber dem US-Dollar immer weiter an Wert, der Schuldenberg wächst ständig. (DPA)

Sánchez: Wohlstand der Mittelschicht und Arbeiter sichern

Spaniens sozialistischer Regierungschef Pedro Sánchez hat beim WEF dazu aufgerufen, den Wohlstand der Mittelschicht und der Arbeiterklasse zu sichern. Der Vormarsch rechtsextremer Kräfte sei nur ein Symptom für tiefer liegende Probleme. «Eines davon ist die Schwächung der Mittel- und Arbeiterklasse, die nicht immer von den wirtschaftlichen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte profitiert hat, die unter der Finanzkrise von 2008 und 2012 gelitten hat und nun ängstlich in die Zukunft blickt, während ihre Kaufkraft schwindet», sagte Sánchez bei einer Rede am Mittwoch in Davos.

Für einen wachsenden Teil der Menschen werde es immer schwieriger, etwas Geld zu sparen, ein Haus zu kaufen oder einfach nur in den Urlaub zu fahren. «Wir müssen diese Erosion stoppen, und zwar ohne uns von unseren Werten, der ökologischen Krise oder den Bedürfnissen der ärmeren Länder abzuwenden», betonte der Regierungschef der viertgrössten Volkswirtschaft der EU. Eine verantwortungsbewusste Entwicklung der Künstlichen Intelligenz und eine Stärkung der regelbasierten internationalen Beziehungen seien entscheidend für eine bessere Zukunft.

Die Risiken dürften jedoch keinesfalls unterschätzt werden. Wenn die gesteckten Ziele einer nachhaltigen Entwicklung verfehlt würden und die Durchschnittstemperatur um mehr als 1,5 Grad steige, würden Ökosysteme zerstört und die Wirtschaftsleistung sinken. Die Zahl der demokratisch verfassten Länder Staaten könne durch Fake News und eine weitere politische Polarisierung abnehmen und die soziale Ungleichheit durch eine falsch gesteuerte Digitalisierung zunehmen. «Dies ist keine Dystopie (pessimistisches Zukunftsbild), sondern eine durchaus mögliche Zukunft, wenn wir uns von Trägheit oder Resignation mitreissen lassen. Es steht viel auf dem Spiel», sagte Sánchez. (DPA)

Russischer Cyberangriff nach Selenski-Besuch

Die Bundesverwaltung hat im Nachgang zum Auftritt des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski einen Cyberangriff registriert. Dazu bekannt hat sich nach Angaben des Bundesamtes für Cybersicherheit (Bacs) die russische Gruppierung «No Name».

Die Gruppierung begründete ihren Angriff gemäss den Angaben mit Selenskyjs Besuch am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos GR. Der sogenannte DDoS-Angriff vom Mittwoch sei erwartet und rasch bemerkt worden, schrieb das Bacs. Mehrere Seiten der Verwaltung seien vorübergehend nicht mehr erreichbar gewesen. Daten seien keine abgeflossen.

Betroffen vom Angriff waren die Webseiten der Departemente und verschiedener Ämter. Hingegen wurde das Portal des Bundesrates nicht lahmgelegt. Auch im House of Switzerland am WEF konnte normal gearbeitet werden, wie es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA hiess. (SDA)

Javier Milei ist im Kongresszentrum eingetroffen

Der neue Staatspräsident von Argentinien ist in Davos, er macht sich im Kongresszentrum bereit für seinen Auftritt am vor der WEF-Gemeinde. Javier Milei wird am Mittwochnachmittag um 15.45 Uhr eine Rede halten. Der ultraliberale Politiker, der Argentinien eine «Schocktherapie» verpassen will, ist mit einem Linienflug in die Schweiz gereist. Den Flug und seine Ankunft in Zürich hat er in mehreren Posts auf Twitter festgehalten.

«Tatsächlich konnten wir durch die gewählte Reiseart rund 392’000 US-Dollar einsparen», schrieb Milei in einem Post auf der Plattform X, wo er ein Foto von sich an Bord kommentierte. Das Geld stamme von den Bemühungen der Argentinier und es sei seine moralische Pflicht, sich bis ins kleinste Detail darum zu kümmern, fügte er hinzu. Im Netz veröffentlichte Aufnahmen zeigten den 53-Jährigen, wie er mit Mitreisenden an Bord der regulären Passagiermaschine plauderte und Fotos schoss. In einem Video war zu sehen, wie Anhänger Milei bei der Ankunft in Zürich singend empfingen. (eh/DPA)

SNB-Präsident Jordan: Frankenstärke beeinflusst Inflationsausblick

Die Aufwertung des Schweizer Frankens hat in den letzten Wochen stark zugenommen. So stark, dass sie den Inflationsausblick der Schweizerischen Nationalbank (SNB) beeinflusst. «Der grosse Unterschied ist nun, dass der Schweizer Franken aufgewertet hat, vor allem in der letzten Woche des vergangenen Jahres», sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Mittwoch am WEF gegenüber Bloomberg TV. Die Franken-Aufwertung sei nun real und nicht mehr nur nominal.

Thomas J. Jordan, Chairman of the Governing Board of the Swiss National Bank, pictured on the closing day of the 53rd annual meeting of the World Economic Forum, WEF, in Davos, Switzerland, Friday, January 20, 2023. The meeting brings together entrepreneurs, scientists, corporate and political leaders in Davos under the topic "Cooperation in a Fragmented World" from 16 to 20 January. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

«Dies hatte bereits eine gewisse Auswirkung – der Inflationsausblick hat sich abgeschwächt», sagte Jordan. Nun werde die SNB an ihrer nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung die Entwicklung der Währung berücksichtigen, die über den zuvor beobachteten nominalen Anstieg hinausgingen.

«Lange Zeit hatten wir vor allem eine nominale Aufwertung – das war sehr hilfreich, denn es schützte uns vor dem Inflationsdruck aus dem Ausland», sagte Jordan weiter. «In den letzten Wochen des vergangenen Jahres haben wir eine reale Aufwertung erlebt. Das macht die Situation für einige unserer Unternehmen schwieriger.»

Jordan liess sich mit Blick auf die nächsten Zinsschritte nicht in die Karten schauen: «Im Moment sieht es so aus, als hätten wir angemessene monetäre Bedingungen», sagte er. Er ergänzte aber: «Das kann sich ändern.» (SDA)

Experten rufen zu Vorbereitung auf nächste Pandemie auf

Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom , hat am Weltwirtschaftsforum die Staatengemeinschaft zu einer besseren Vorbereitung auf eine nächste Pandemie gemahnt. «Ebola, Mers, Zika: das sind Krankheiten, die wir kennen. Aber es kann ein unbekanntes neues Virus auftauchen. Die Frage ist nicht ob, sondern wann», sagte der WHO-Chef an einer Experten-Diskussion am Mittwoch in Davos. Gemäss jüngsten Einschätzungen der WHO könnte eine unbekannte Krankheit X dereinst zu 20 Mal mehr Todesfällen führen als die Coronavirus-Pandemie. «Covid kann wieder passieren. Das ist keine Panik. Und es ist besser, vorbereitet zu sein», sagte Ghebreyesus.

Es brauche ein Frühwarnsystem und Investitionen in die Gesundheitsversorgungen, damit diese bei Bedarf hochgefahren werden könnten, sagte der WHO-Chef. «Wir haben bei Covid viele Menschenleben verloren, weil Platz für Patienten fehlte oder kein Sauerstoff verfügbar war.» Zudem müsse die Zusammenarbeit zwischen den Ländern verbessert werden. Während der Covid-Pandemie hätten einige Länder Impfdosen zurückgehalten, während diese in anderen Gegenden fehlten. Ghebreyesus warb in Davos auch für den geplanten Pandemievertrag, mit dem Mitgliedstaaten bei Pandemien koordiniert vorgehen wollen.

Bei der Pandemie-Vorsorge helfen wird nach Ansicht der Expertinnen und Experten in Davos auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). KI könnte den Ausbruch einer Krankheit früh entdecken, sagte Michel Demaré, Verwaltungsratspräsident des britischen Impfstoffherstellers Astrazeneca. Er plädierte dafür, auf breiter Front Daten-Bibliotheken für einen Austausch über die Ländergrenzen hinaus zu öffnen. (SDA)

Jans muss sich noch an «diese High Society» gewöhnen

Beat Jans ist seit dem 1. Januar neuer SP-Bundesrat und als solcher 15 Tage nach Amtsantritt am Weltwirtschaftsforum in Davos mit den Grossen und Mächtigen zusammengetroffen. Vor 20 Jahren war er als Demonstrant noch auf der anderen Seite.

Beat Jans, Switzerland's Minister of Justice and Police and Federal Councillor, reacts during the 54th annual meeting of the World Economic Forum, WEF, in Davos, Switzerland, Tuesday, January 16, 2024. The meeting brings together entrepreneurs, scientists, corporate and political leaders in Davos under the topic "Rebuilding Trust" from 15 to 19 January. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

Vom «Blick» darauf angesprochen sagte der Neo-Bundesrat, dass er damals für die Umweltschutzorganisation «Friends of the Earth» gegen das WEF protestiert habe. Damals sei das WEF noch nicht so gross und überhaupt nicht öffentlich gewesen. «Niemand wusste, was hier abgeht», sagte Jans im Interview vom Mittwoch. Es sei darum gegangen, Firmen auf ihre Verantwortung aufmerksam zu machen.

20 Jahr später habe sich das WEF sehr verändert, es gebe inzwischen viele gute Initiativen, fuhr Jans fort. «Aber in diese ‹High Society› muss ich mich immer etwas eingewöhnen», fügte der Basler an. Auf die Frage, ob ihm nicht so richtig wohl sei, sagte er, dass er sich an einem Hockeymatsch wohler fühlen würde.

Dennoch sei sein Besuch am WEF nützlich und inspirierend gewesen. Er habe viele Leute getroffen, mit denen er in Zukunft zusammenarbeiten werde. Gerade im Migrationsbereich seien Kontakte mit anderen Ministerinnen und Ministern wichtig. Für sein Departement seien die beiden Treffen mit dem irakischen Vize-Premier und der Sicherheits- und Justizministerin von Belgien sehr relevant gewesen.

Als Justizminister sei er aber auch für das EU-Dossier zuständig, weswegen die Begegnung mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen «sicherlich wertvoll» gewesen sei. Auch die Begegnung mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski sei für seine Arbeit wichtig gewesen. (SDA)

Guterres wirft Kriegsparteien Verletzung des Völkerrechts vor

Uno-Generalsekretär António Guterres hat den Beteiligten im Gaza-Krieg vorgeworfen, das Völkerrecht zu ignorieren. Das gelte auch für Russlands Invasion der Ukraine und im Sudan: «Konfliktparteien ignorieren das Völkerrecht, sie treten die Genfer Konventionen mit Füssen und verstossen sogar gegen die Charta der Vereinten Nationen», sagte Guterres am Mittwoch beim Weltwirtschaftsforum in Davos GR.

Die Welt schaue zu, wenn Zivilisten, vor allem Frauen und Kinder, getötet, verstümmelt, bombardiert und von zu Hause vertrieben würden und ihnen Zugang zu humanitärer Hilfe verweigert werde. Guterres bekräftigte seine Forderung nach einer sofortigen humanitären Waffenruhe im Gazastreifen. Es müsse ein Prozess beginnen, der zu einem nachhaltigen Frieden für Israelis und Palästinenser führe, basierend auf einer Zwei-Staaten-Lösung. (SDA)

Cassis will für Ukraine-Friedensgipfel nach China und Indien reisen

Bundesrat Ignazio Cassis sagt, die beiden Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten und Europa seien der Fokus am WEF aus seiner Sicht. «Es ist der Wunsch der Ukraine nun doch zu einem Friedensgipfel zu gehen.» Ob das etappiert sein wird oder alles auf einmal stattfindet, sei unsicher. «Wir machen jetzt die nötigen Schritte». Und: «Es ist klar: Ein Ende des Krieges kommt nicht, ohne dass Russland beteiligt ist. Der Rest ist Illusion.»

Wichtig sei, dass Völkerrecht beachtet wird und die territoriale Integrität respektiert wird. «Je mehr Länder das deutlich sagen, desto besser ist die Ausgangslage. Besonders wichtig seien die BRICS-Staaten. China sei hier zentral, aber auch Indien oder Brasilien. Er werde deshalb nach China und Indien reisen, so Cassis. Bisher hatte das EDA diese Reise nicht bestätigt.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Mit Brasilien hätten bereits Gespräche stattgefunden. Brasilien sei bereit, eine Teilnahme zu prüfen, aber noch sei vieles offen. Der Wunsch sei es, in der Schweiz einen Gipfel auf Regierungschef-Ebene zu organisieren. «Es wäre etwas more of the same, wenn wir ihn auf Minister-Ebene organisieren würden». Dies, weil schon auf Ebene der nationalen Sicherheitsberater vier Treffen stattgefunden hätten.

Ob Russland schon zu Beginn am Tisch sein könne, oder erst in einem zweiten oder dritten Schritt, sei offen. «Wir haben Zeichen, dass Russland bereit ist, vom Ende eines Krieges zu sprechen.» Das habe Russland öffentlich gesagt, und die Schweiz habe noch einige zusätzliche Zeichen erhalten. Derzeit gebe es keine Möglichkeit, dass die Ukraine und Russland direkt Gespräche führen würden. Deshalb müsse man Alternativen suchen. (rhy)

Ukrainischer Aussenminister: «Luftraumkontrolle ist Prioität»

Das wichtigste Ziel der Ukraine für dieses Jahr besteht nach den Worten ihres Aussenministers Dmytro Kuleba darin, die Kontrolle über den Luftraum zu erlangen. «Im Jahr 2024 ist es natürlich die Priorität, Russland vom Himmel zu holen», sagte Kuleba in einer Rede beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos GR. «Denn derjenige, der den Himmel kontrolliert, wird bestimmen, wann und wie der Krieg endet.»

«Wir kämpfen gegen einen mächtigen Feind, einen sehr grossen Feind, der nicht schläft. Das braucht Zeit», sagte Kuleba. Im Jahr 2022 habe die Ukraine Russland «zu Land» besiegt, 2023 «zu Wasser». «Wir konzentrieren uns voll und ganz darauf, sie 2024 in der Luft zu besiegen», sagte er bei einer Podiumsdiskussion. (SDA)

Zum Thema: Russische Spezial-Flugzeuge abgeschossen? Was darüber bekannt ist

US-Aussenminister äussert sich zum Nahost-Konflikt

In einem Podiumsgespräch am WEF äussert sich der US-Aussenminister Antony Blinken zum Nahost-Konflikt: «Es gibt leider viele Menschen, die nicht glauben, dass die Attacken der Hamas am 7. Oktober wirklich passiert sind.» Dies sei das «grösste Gift» mit dem sich die Welt derzeit konfrontiert sehe: Wenn es keine Menschlichkeit mehr gebe, wenn man das menschliche Leiden nicht wahrhaben wolle. «Wenn das passiert, ist man bereit, Dinge zu tun, die man sonst niemals bereit wäre zu tun.«

Als der Moderator Blinken fragt, ob die Leben von Israelis mehr wert seien als die von Palästinensern, sagt Blinken: «Nein. Punkt.» Das grosse Leiden der Zivilbevölkerung in Gaza sei verstörend. Gleichzeitig brauche Israel Sicherheiten. «Kein Land würde eine Wiederholung des 7. Oktobers akzeptieren.» Es brauche dringend Lösungen für Frieden und Stabilität im Nahen Osten. (rhy)

SDA/DPA/anf/eh/rhy