Dienstleister am WEFSie schuften in der Kälte für die Mächtigen der Welt
Chauffeure, Kellnerinnen und Sicherheitsleute aus dem Unterland sorgen für das Wohl der Gäste in Davos. Drei Angestellte über ihren harten, aber essenziellen Job.

In Davos ist es sehr kalt, vor allem in der Nacht und am Morgen. Minus 10, minus 13 Grad und tiefer fiel das Thermometer in dieser Woche. Das trifft diejenigen, die am Weltwirtschaftsforum draussen arbeiten. Limousinen-Chauffeure etwa.
Um Treibstoff zu sparen, stellen Chauffeure den Motor aus, wenn sie auf ihre Kunden warten müssen. So kann es vorkommen, dass sie mitten in der Nacht stundenlang in kalten Autos ausharren müssen. «Ich ziehe lange Unterhosen an», sagt Patrik Strub. Der 45-Jährige ist Inhaber der Firma The Driver, das aktuelle WEF ist sein zwanzigstes. Er möchte in der Zeitung nicht mit dem Gesicht erkennbar sein, denn Diskretion ist ihm wichtig – nicht einmal seiner Ehefrau verrät er, welche Promis in sein Auto steigen.
Über etwas ärgert sich Strub dieses Jahr am WEF: «Viele Fahrer können nirgendwo zur Toilette, und sie können auch nirgends ein bezahlbares Menü zu sich nehmen. Dabei sind wir ja auch zum Arbeiten hier.»
Bislang konnten Strub und andere Chauffeure im Migros-Restaurant direkt neben dem Eingang zum Kongresszentrum «einigermassen günstig essen». «Doch dieses Jahr hat uns die Migros verboten, in ihrem Parkhaus zu parkieren.» Dieser Umstand führt dazu, dass sich Strub nun mit kalten Snacks im Auto verpflegen muss, denn er kann sein Auto nirgends sonst stehen lassen. Parkplätze sind während des WEF äusserst rar. (Lesen Sie den Gastbeitrag von Greenpeace: Wo sich WEF-Gründer Klaus Schwab irrt)
Serviceangestellter friert im Holzhäuschen
Einen noch kälteren Arbeitsplatz hat Niklas Hauptmann. Er stammt aus Deutschland und serviert auf Stundenbasis im Auftrag des WEF Getränke und Süssgebäck wie Berliner und Appenzeller Biberli. Zuerst war Hauptmann in der warmen Küche, nun wurde er in ein offenes Holzhäuschen zwischen dem Medienzentrum und der Kongresshalle im Catering-Service umgeteilt. Seine Begeisterung hält sich in Grenzen. «Es ist nicht sehr angenehm, bei diesen Minustemperaturen draussen zu arbeiten, doch es ist Arbeit, die gemacht werden muss», sagt er, während er heisse Schokolade in einen Kartonbecher giesst.

Acht Stunden dauert sein Arbeitstag – dabei ist Hauptmann nicht einmal speziell ausgerüstet, sondern steht in einem ungefütterten Mantel da. «Ich wurde im Voraus nicht darüber informiert, dass ich diese Woche im Freien arbeiten werde.»
Was macht er gegen die Kälte? «Ich beisse die Zähne zusammen.» Eine kleine Heizung oben im Häuschen strahlt wenigstens etwas Wärme ins Gesicht. Doch seine Füsse und die Hände seien «einfach viel zu kalt».
Mit beheizbaren Kleidern der Kälte trotzen
Erika Keller, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, hingegen hat vorgesorgt. Sie ist bei einer Sicherheitsfirma angestellt und regelt den Verkehr vor dem Kongressgebäude. Das WEF macht ihr grossen Spass und gegen die Kälte schützt sie sich mit einer beheizbaren Jacke und Wärmesohlen, wie sie sagt. Sie zieht eine kleine Fernbedienung aus der Hosentasche. «Damit kann ich die Temperatur in meinen Schuhen regulieren.»

Keller sagt, ihre Arbeitgeberin sei sehr darum bemüht, dass sie die vorgeschriebenen Pausen machen und sich aufwärmen könne.
Auch Limousinen-Chauffeur Strub muss die gesetzlichen Vorgaben bezüglich Arbeits- und Ruhezeiten einhalten und jeweils nach vier Stunden eine Stunde Pause machen. Wenn möglich, holt er sich an der Tankstelle einen Kaffee. Und, «zum Glück», sagt er, dürfe er die Toilette von einem seiner Kunden benutzen in einer der vielen Temporärbauten, die es derzeit in Davos gibt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.