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Wahlkampf in den USA
Mit Adolf Hitler gegen Trump

TRAVERSE CITY, MICHIGAN - OCTOBER 25: Republican presidential nominee, former U.S. President Donald Trump, arrives for a campaign rally at Avflight at Cherry Capital Airport on October 25, 2024 in Traverse City, Michigan. Trump is scheduled to hold rallies in Michigan and Pennsylvania on Saturday before closing out the weekend with a rally on Sunday at New York’s Madison Square Garden.   Anna Moneymaker/Getty Images/AFP (Photo by Anna Moneymaker / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)
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In Kürze:
  • Kamala Harris vergleicht Donald Trump öffentlich mit Adolf Hitler.
  • Demokraten wollen Trumps Aussagen über Hitler zur Wahlkampfthematik machen.
  • Trump gewinnt an Unterstützung in Umfragen und plant Podcast-Auftritte.
  • Experten zeigen sich besorgt über die eskalierende Rhetorik.

Wehe, wenn Hürdenläufer auf den letzten Metern aus dem Schritt geraten. Dann stolpern sie, und oft endet ihr Rennen mit einem Sturz.

Ein vergleichbares Unglück droht Kamala Harris im Wettlauf um die amerikanische Präsidentschaft. In der Schlussphase vor dem Wahltag am 5. November hat sie im Umfragedurchschnitt ihren einstigen Vorsprung auf Donald Trump eingebüsst. Um die Niederlage noch abzuwenden, greifen Harris und die Demokraten nun zum Äussersten: Sie vergleichen ihren Konkurrenten mit Adolf Hitler – und insinuieren damit, dass Trump aus den USA eine Art Drittes Reich machen würde.

Ob sie Trump als Faschisten ansehe, wurde Harris am Mittwoch in einer «Town Hall» auf CNN gefragt. «Ja, das tue ich, ja, das tue ich», antwortete sie. Die Frage bezog sich auf zwei am Vortag in der «New York Times» und dem Magazin «The Atlantic» erschienene Artikel, die den Ex-General John Kelly zitieren. Der frühere Stabschef Trumps soll gehört haben, wie dieser sagte: «Ich hätte gern Generäle, wie Hitler sie hatte.» Zudem habe der Ex-Präsident einmal bemerkt, Hitler habe auch Gutes getan.

Es sei tief «beunruhigend und unglaublich gefährlich», dass sich Donald Trump auf Adolf Hitler berufe, der den Tod von sechs Millionen Juden und Hunderttausenden von Amerikanern verantworte, sagte Harris auch am Mittwoch in einem Kurzauftritt vor den Medien. Dies beweise dem amerikanischen Volk, wer Trump wirklich sei: einer, der von «inneren Feinden» rede und gesagt habe, er werde das Militär gegen sie einsetzen. «Wir wissen, was Donald Trump will: unkontrollierte Macht.»

Zwar hat auch Trump in seinen Reden seine Konkurrentin wiederholt eine Kommunistin und Faschistin genannt. Doch mit ihrem ausdrücklichen Hitler-Vergleich ging Harris weiter – weiter auch als Präsident Joe Biden. Diesem reichte bisher der Ausdruck «Halbfaschist».

Die rhetorische Eskalation birgt im Fall Trump ein besonderes Risiko

Vor den Wahlen von 2020 und 2022 hielt Biden jeweils Reden über den «Kampf um die Seele unserer Nation.» Damit war er in guter Gesellschaft: Demokraten erhoben den Faschistenvorwurf bereits gegen die republikanischen Präsidenten Richard Nixon, Gerald Ford, Ronald Reagan und George W. Bush sowie gegen die Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney und Paul Ryan.

Im Fall Trumps birgt die rhetorische Eskalation ein besonderes Risiko, weil der Ex-Präsident diesen Sommer zweimal das Opfer von Attentatsversuchen geworden ist. Im Nachgang zum ersten Mordversuch hatte Biden noch gemahnt, die überheisse politische Rhetorik «muss abgekühlt werden».

Kampfeslustig nach dem Mordversuch: Der am rechten Ohr verletzte Donald Trump, umringt von Leibwächtern.

Mässigung scheint Harris nicht zu interessieren. Ihre Hitler-Vergleiche könnten zu weiteren Anschlägen führen, fürchten Trump-Anhänger. In einer gemeinsamen Erklärung forderten am Freitag Mike Johnson und Mitch McConnell, die Anführer der Republikaner im Kongress, die Vizepräsidentin solle die Bedrohung Trumps ernst nehmen.

Am wenigsten von allen zügelt sich die frühere Aussenministerin Hillary Clinton. Die 2016 von Trump besiegte Präsidentschaftskandidatin erwähnte in einem CNN-Interview am Donnerstag, dass der Ex-Präsident am heutigen Sonntag die grösste New Yorker Sporthalle, den Madison Square Garden, mit Fans füllen will. Im Garden, so behauptete Clinton, wolle Trump den Nazi-Aufmarsch nachspielen, den es dort 1939 tatsächlich gegeben hatte.

FILE - The crowd responds with a Hitler salute as uniformed members of a German-American Bund color guard march at a gathering in New York's Madison Square Garden, Feb. 20, 1939. (AP Photo/File)

Clinton verglich die Trump-Rally direkt mit der berüchtigten Veranstaltung der amerikanischen Hitler-Freunde vor dem Zweiten Weltkrieg. Zu Marschmusik schritten damals Uniformierte mit Fahnen durch die Halle, und ein Meer von Anwesenden reckte die Arme zum Hitlergruss. Vor einem riesigen, von Hakenkreuzen flankierten Porträt George Washingtons gelobten Redner mit deutschem Akzent ihre Treue zu nationalsozialistischen Ideen.

Vergleich werde Trump nützen

Trump-Sprecherin Karoline Leavitt nannte den Vergleich «ekelhaft». Sie erinnerte daran, dass in dieser Halle viele Präsidentschaftskandidaten nominiert wurden, so auch Hillarys Mann Bill. Der 94-jährige Auschwitz-Überlebende Jerry Wartski zeigte sich entsetzt. Dass Clinton «Präsident Trump beschuldigt, wie Hitler zu sein, ist das Schlimmste, was ich in meinen 75 Jahren in den Vereinigten Staaten gehört habe».

Der Vergleich werde Trump nur nützen, glaubt der frühere Speaker Newt Gingrich. «Damit ist garantiert, dass die Veranstaltung vom Sonntag einer der am stärksten beachteten politischen Anlässe der amerikanischen Geschichte wird», sagte der Republikaner in einem Podcast.

Mehr Reichweite durch Podcast-Auftritte

Während Harris’ CNN-Auftritt selbst in demokratischen Kreisen als wenig überzeugend kritisiert wird, machte Trump einen Besuch bei Joe Rogan, der den erfolgreichsten Podcast der USA produziert und teils bis zu 30 Millionen Hörerinnen und Hörer erreicht. Das dreistündige Interview wurde am Freitagabend ausgestrahlt.

Angeblich auf Empfehlung seines 18-jährigen Sohns Barron buchte der 78-jährige Trump mehr Podcast-Auftritte als Harris – und erreicht damit ein Publikum, das um ein Vielfaches grösser ist als jenes der klassischen Kabel-TV-Sender. In den lockeren Gesprächsrunden schafft es Trump zudem, sich sehr menschlich zu geben – und konterkariert damit die Versuche der Demokraten, ihn zum Diktator hochzustilisieren.

Bei den Umfragen befindet sich Trump weiter im Aufwind. Gemäss den zwei letzten Polls der «New York Times» und von CNN liegt er national und in den sieben Swing-States praktisch gleichauf mit Harris. Falls sich der Trend nicht kehrt, kann er jeden Tag mit grösserer Zuversicht auf den Sieg hoffen.

Trump könne vielleicht gar bei der Gesamtzahl der Stimmen eine Mehrheit erringen, glaubt Harry Enten von CNN. Der Umfragespezialist weist darauf hin, dass erfahrungsgemäss die Fehler bei allen Befragungen ähnlich hoch sind und in die gleiche Richtung weisen. «Unterschätzen die Umfragen einen der beiden Kandidaten, dann unterschätzen sie ihn in allen Swing-States.»

Wie Enten errechnete, wird somit der Sieger – oder die Siegerin – mit 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit mehr als 300 der erforderlichen 270 Elektorenstimmen erhalten. Aus demselben Grund sei absolut denkbar, dass Trump das Volksmehr erreiche, glaubt Enten. Trump-Gegnern empfiehlt er: «Findet euch besser damit ab.»

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