Kanzlerduell Scholz gegen MerzTV-Debatten in Deutschland: Wer darf sich mit wem streiten?
Am Sonntag debattieren Olaf Scholz und Friedrich Merz bei ARD und ZDF. Was ist mit Habeck, Weidel und Wagenknecht? Um die Zusammensetzung der Wahlkampfsendungen wurde gekämpft wie nie.
![Wahlplakate in Berlin zeigen Olaf Scholz von der SPD und Friedrich Merz von der CDU. Merz führt in Umfragen und wird bei den vorgezogenen Parlamentswahlen am 23. Februar 2025 kandidieren.](https://cdn.unitycms.io/images/CCKLlHYXq_y8MbIHQBWYPU.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=ukYPbLQhODM)
- Zwei Wochen vor der Bundestagswahl stehen die TV-Duelle im Fokus.
- Grüne und AfD kritisieren die Auswahl des Duells bei ARD und ZDF scharf.
- Podcasts und soziale Medien werden für die Meinungsbildung immer wichtiger.
Wer dieser Tage deutsches Fernsehen einschaltet, kann den Politikerinnen und Politikern am Abend schwer entkommen. Olaf Scholz und Sahra Wagenknecht, Alice Weidel und Friedrich Merz, Robert Habeck und Gregor Gysi – man verliert leicht den Überblick, wer gerade bei wem worüber spricht. In Deutschland herrscht Wahlkampf, und zwar ein ungewöhnlich kurzer: Bis zur Bundestagswahl sind es nur noch zwei Wochen.
Als erstes Fernsehereignis findet an diesem Sonntagabend nun ein Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz statt. Der 66-jährige Sozialdemokrat Scholz ist der amtierende Bundeskanzler, der 69-jährige Christdemokrat Merz sein aussichtsreichster Herausforderer. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen ist es allerdings nicht: Laut Umfragen erhält die Union derzeit fast doppelt so viel Zuspruch wie die SPD.
Ein «Kanzlerduell» wurde in Deutschland erstmals 2002 ausgestrahlt, zwischen Gerhard Schröder und Edmund Stoiber. Trotz der Tradition gab es an der Auswahl der Duellanten diesmal heftige Kritik: Ein Duell Scholz vs. Merz simuliere die Verhältnisse der alten Bundesrepublik, als nur Schwarze oder Rote überhaupt als Kanzler infrage gekommen seien. Diese Welt sei aber längst untergegangen. 2002 wählten noch fast 80 Prozent Union oder SPD; heute ist es weniger als die Hälfte.
Habeck wollte nicht mit Weidel debattieren, Lindner schon
Vor allem die Grünen und die AfD beklagten sich lautstark. Robert Habeck sei als Kanzlerkandidat beliebter als Scholz, argumentierte die Ökopartei, zudem liege man in den Umfragen nur ein oder zwei Prozentpunkte hinter der SPD. Die AfD, die mit Weidel erstmals selbst eine Kanzlerkandidatin aufgestellt hat, machte geltend, sie stehe in Umfragen seit Monaten auf dem zweiten Platz. Selbst Wagenknecht erwog zwischenzeitlich, sich Kanzlerkandidatin zu nennen, um noch Platz in exklusiven TV-Runden zu finden.
ARD und ZDF schlugen Habeck und Weidel stattdessen ein Duell gegeneinander vor, was der Grüne aber ablehnte. Auf das Angebot von FDP-Chef Christian Lindner, anstelle von Habeck mit Weidel zu diskutieren, gingen ARD und ZDF nicht ein. Dafür veranstalten sie nun ein sogenanntes Townhall-Meeting mit Scholz, Merz, Habeck und Weidel, an dem das Publikum die Kandidaten reihum während jeweils 30 Minuten befragt.
![Beschmierte Wahlkampagnenplakate in Berlin mit CDU-Kandidat Friedrich Merz und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, Februar 2025.](https://cdn.unitycms.io/images/1tfIXm3X43ZBbDesIHwqHe.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=l2_J-RnLsQk)
Schon bei der letzten Bundestagswahl 2021 mussten die TV-Sender kreativ werden, um die neue politische Landschaft noch einigermassen abzubilden. Damals kam es zu insgesamt drei sogenannten Triellen, in denen Scholz, der Unions-Kandidat Armin Laschet und die Grüne Annalena Baerbock aufeinandertrafen. Bei ARD und ZDF sahen damals rund 10 Millionen Menschen zu, bei den Privaten etwa 5 Millionen.
RTL plante diesmal wie ARD und ZDF ein Duell zwischen Merz und Scholz, kam aber aufgrund der Kritik schliesslich davon ab. Dort treten am Sonntag in einer Woche nun Scholz, Merz, Habeck und Weidel zum ersten «Quadrell» an. Als Letzter hatte Scholz dafür zugesagt; ARD und ZDF hatten dem Vernehmen nach auf ihrem Duell beharrt, weil der Kanzler dies zur Bedingung für seine Teilnahme gemacht hatte.
Nischensender wie Welt-TV, das zuletzt mit einem Duell zwischen Weidel und Wagenknecht für Aufsehen gesorgt hatte, hätten gerne weitere ungewöhnliche Paare gebildet. Merz etwa hatte spontan die Idee aufgebracht, er könnte sich mit Weidel duellieren, «und dann fliegen die Fetzen». Als sich Sender konkret anerboten, die Debatte zu veranstalten, zog er sich still zurück.
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Der Streit um den Wahlkampf im Fernsehen verkennt mittlerweile aber nicht nur die veränderten politischen Machtverhältnisse, auch medial spielen ARD oder RTL nur noch eine Rolle unter vielen. Podcasts, Youtube oder Tiktok sind für die Meinungsbildung der jüngeren Generationen längst bedeutsamer.
Die junge Linken-Politikerin Heidi Reichinnek etwa machte letzte Woche, nachdem CDU/CSU im Bundestag erstmals mit der AfD gestimmt hatten, mit einer Wutrede Furore. In den sozialen Medien wurde diese innert kurzer Zeit 6 Millionen Mal gestreamt.
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