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Fox News und Co.
In den Trump-Medien lauert der Wahlbetrug überall

Republican presidential nominee former President Donald Trump participates in a town hall with FOX News host Sean Hannity at the New Holland Arena, Wednesday, Sept. 4, 2024, in Harrisburg, Pa. (AP Photo/Evan Vucci)
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In Kürze:
  • Dutzende konservative Medienplattformen in den USA verehren Donald Trump und warnen vor Wahlbetrug.
  • Die meisten User sind sicher, dass Donald Trump die Wahl gewinnen wird.
  • Demokraten befürchten, dass Trump Vorwürfe über Wahlbetrug gezielt einsetzt.

Noch bevor man den ersten Kaffee fertig getrunken hat, will Donald Trump einem bereits zum zweiten Mal sein Fotobuch verkaufen. Es sei das einzige Buch, das eine Vorschau gebe «auf die besten Dinge, die noch auf uns zukommen werden», verspricht der Präsidentschaftskandidat im Werbeclip auf Fox News, dem sehr beliebten konservativen Fernsehsender.

Will man wissen, wie die Republikaner auf die kommenden Wahlen blicken, taucht man am besten einen Tag in die Informationswelt der sogenannten «Make America Great Again» (kurz: Maga) -Bewegung ein. In den USA gibt es mittlerweile ein halbes Programmheft mit rechten bis sehr rechten Nachrichtenplattformen. Kurz vor den Wahlen gibt es auf diesen vor allem drei Dinge zu hören, mal mehr, mal weniger schrill vorgetragen:

  1. Donald Trump ist der Grösste.

  2. Die Demokraten und Kamala Harris sind verlogen und böse.

  3. Wahlbetrug lauert überall.

Trump verkleidet sich als Müllmann und wird gefeiert

So gibt es auf Fox News an diesem Morgen vor allem ein Thema: Donald Trump hatte sich am Abend zuvor als Müllmann verkleidet. Es war seine Antwort auf Präsident Joe Biden, der Trumps Wähler – angeblich versehentlich – als «Garbage», also Abfall, bezeichnet hatte.

Republican presidential nominee former President Donald Trump talks to reporters as he sits in a garbage truck Wednesday, Oct. 30, 2024, in Green Bay, Wis. (AP Photo/Julia Demaree Nikhinson).Election 2024 Trump

Die Moderatoren feiern Trump dafür, wie gut er sich mit der einfachen amerikanischen Bevölkerung identifizieren und für diese einstehen könne. Harris hingegen habe praktisch ihr ganzes Leben lang vom Geld der Steuerzahler gelebt und verstehe diese nicht, heisst es.

Fox News galt lange als Donald Trumps absoluter Lieblingskanal. Im Nachgang seiner Wahlniederlage 2020 gerieten sie jedoch wiederholt aneinander. Für Trumps Geschmack hatte sich der Sender nicht klar genug hinter seine Lüge gestellt, dass ihm die Wahl gestohlen worden sei. Heute ist das Verhältnis zwischen den beiden ambivalent. Fox News ist mit Abstand der wichtigste konservative Kanal in den USA, und Kritik an Trump hört man so gut wie nie. Dennoch kommen auch immer wieder mal demokratische Stimmen zu Wort, was dann jeweils zu Tiraden von Trump in den sozialen Medien führt.

Moderatorin wünscht sich, dass Trump Journalisten verhaftet

Es gibt aber auch Fernsehsender rechts von Fox News, zum Beispiel «Newsmax» und «Real America’s Voice». In der in knalligen Farben gehaltenen Show «American Sunrise» auf «Real America’s Voice» sind die Moderierenden an diesem Vormittag überzeugt, dass es die Demokraten sein werden, die eine Niederlage nicht akzeptieren werden. Sollte Trump gewinnen, hoffen sie, dass er Journalisten der «Mainstream-Medien» verhaften wird. «Aber ich befürchte, er wird viel zu nett sein», sagt die Moderatorin lachend. Anschliessend sorgt sie sich um die «Opfer der Mainstream-Medien», die sich nur auf CNN, bei der «New York Times» oder auf Facebook informierten.

Stattdessen empfehlen die TV-Hosts unter anderem Rumble. Die Seite ist so etwas wie Youtube für Rechtsaussen. Videoblogger, die von Youtube verbannt werden, weil sie gegen die Richtlinien verstossen, finden dort ihr neues Zuhause.

Euphorie, Panik und Steaks

Kurz vor Mittag schauen sich auf der Seite zum Beispiel über 150’000 Leute den Livestream eines ehemaligen Secret-Service-Mitarbeiters und Fox-News-Host an. Er blickt eindringlich in die Kamera und fordert sein Publikum auf, die Leute in ihrem Umfeld zum Wählen zu motivieren. Gleichzeitig zeigt er sich überzeugt, dass Trump die Wahl gewinnen wird: «Die Zahlen zeigen es!» Dazwischen macht er Werbung für Steaks aus Omaha und offeriert 30 Dollar Rabatt.

Beim Fernsehsender «Real America’s Voice» gibt es stundenlange Livestreams von Trump Rallys und jede Menge Merchandise zu kaufen.

Das Schema ist aktuell auf praktisch allen konservativen Plattformen zu sehen: eine Mischung aus absoluter Zuversicht und Panik. Es ist Ausdruck davon, dass alle Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Harris und Trump voraussagen. Mit den gemischten Aussagen versucht das Trump-Team seine Anhänger sowohl zu euphorisieren als auch anzutreiben. Ähnlich tönt es momentan auch bei den Demokraten.

Was bei den Konservativen jedoch hinzukommt, ist der Fokus auf Wahlbetrug. Sowohl im Fernsehen als auch in den sozialen Medien werden zahlreiche Vorfälle von angeblichen Betrügereien herumgereicht, insbesondere auf X, das dem Trump-Unterstützer und -Sponsor Elon Musk gehört, und auf Truth Social, das Trump selbst besitzt.

Unter anderem macht an diesem Tag ein Video aus Kentucky die Runde, auf dem ein Wähler vergeblich versucht, seine Stimme für Donald Trump in die Wahlmaschine einzugeben. Zuerst scheint die Maschine gar nicht zu reagieren und dann ist auf einmal das Kästchen von Kamala Harris markiert. Das zuständige Wahlbüro hat später in einem Post klargestellt, dass die Person an der falschen Stelle gedrückt habe. Das Video hatten da jedoch schon Millionen User gesehen, während die Richtigstellung lediglich einige Tausend Menschen erreichte.

Ein Video, das angebliche haitianische Migranten zeigt, die behaupten, illegal für Kamala Harris gestimmt zu haben, wurde mittlerweile von den US-Behörden als russische Propaganda entlarvt. Auf X und Truth Social haben es aber bereits Tausende geteilt.

Das Schüren von Angst hat laut Demokraten Strategie

Es gibt aber tatsächlich Fälle, in denen bei der Wahl nicht alles so läuft, wie es sollte. So schickten im Swing State Pennsylvania Polizisten Wählerinnen wieder nach Hause, die rechtzeitig beim Wahllokal erschienen waren, wegen der langen Schlange jedoch nicht vor Lokalschliessung drangekommen wären. Ein Gericht erklärte das Vorgehen später für widerrechtlich und verlängerte den Zeitraum für eine vorzeitige Stimmabgabe um drei Tage. Davor ging das Video als Beweis für illegale Wahleinmischung viral, Elon Musk und J. D. Vance verlangten öffentlich Aufklärung.

Demokraten und unabhängige Wahlbeobachterinnen befürchten schon seit Monaten, dass Donald Trump und sein Team bewusst Angst vor Wahlbetrug schüren, um im Fall einer Niederlage leichter behaupten zu können, die Wahl sei ihnen gestohlen worden. Dazu kommt, dass besonders Rechtsaussen-Kanäle Trump als so gut darstellen, dass das Bild entsteht, dass er eigentlich nur durch Betrug besiegt werden könne.

Mit etwas geradezu Banalem wie Wahlbetrug gibt sich der berüchtigte Verschwörungstheoretiker und Podcaster Alex Jones in seiner Sendung «Infowars» hingegen nicht zufrieden. Um halb zehn Uhr abends behauptet dort eine Reporterin, wie US-Sicherheitskräfte Operationen unter falscher Flagge rund um die Wahlen planen würden. Sie sollen demnach Trump-Anhängerinnen und -Anhänger zu Gewalttaten verleiten. Dies würde dann von finsteren Kräften innerhalb der Regierung als Rechtfertigung für einen Bürgerkrieg benutzt werden. Gleich darauf unterbricht Jones die Sendung, um Werbung für sein T-Shirt zu machen.

Verschwörungstheoretiker Alex Jones sieht den Bürgerkrieg nahen.

Der Sender «Real America’s Voice» bietet derweil schon Shirts und Caps mit der Aufschrift «Make Garbage Great Again» an. Denn im Maga-Universum sind nicht nur alle absolut überzeugt von Donald Trump, sondern viele versuchen auch, mit seinem Namen und der Bewegung Geld zu machen, schliesslich ist Werbung überall.

Das nutzen die Demokraten als Einfallstor: In der Werbepause erzählt ein angeblich ehemaliger Republikaner dem Fox-News-Publikum lang und breit, wieso er dieses Mal Kamala Harris wählt. Wenige Spots später verkauft Trump wieder seine Bücher.

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