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Rückkehr im US-Wahlkampf
Donald Trump ist zurück auf X – Elon Musk bringt sich als Mäzen in Stellung

BOZEMAN, MONTANA - AUGUST 09: Republican presidential nominee, former U.S. President Donald Trump walks toward the stage to speak at a rally at the Brick Breeden Fieldhouse at Montana State University on August 9, 2024 in Bozeman, Montana. (Photo by Michael Ciaglo/Getty Images)
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Elon Musk und Donald Trump haben mehr als eine Gemeinsamkeit, eine davon stach am Montagabend besonders hervor: Sowohl der Techunternehmer als auch der Präsidentschaftskandidat der Republikaner sondern gern vollmundige Ankündigungen ab, die sich im besten Fall als teilweise umsetzbar erweisen. Am Montagabend überschnitten sich die Aufschneidereien der beiden bei einem gemeinsamen Auftritt, der vor allem dazu geeignet war, Zeit zu vertrödeln mit einem 53-Jährigen und einem 78-Jährigen.

Das «Interview des Jahrhunderts» hatte Trump angekündigt, «garantierte Unterhaltung» versprach Musk, angesetzt für die beste Sendezeit um 20 Uhr an der amerikanischen Ostküste, live und exklusiv zu verfolgen auf dem sozialen Netzwerk X, das Musk gehört.

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Hoch waren die Erwartungen damit gesetzt, umso grösser war die Enttäuschung der Trump-Fans auf der Plattform. Um 20 Uhr ging auf X zunächst einmal gar nichts. Die ultrarechte Aktivistin Laura Loomer beklagte sich wie viele andere Hardliner, sie könne sich nicht in die Unterhaltung einklinken. Dann besann sie sich auf ihr Propaganda-Einmaleins und deutete die Panne kurzerhand in einen Erfolg um: Das Interesse sei so gross, dass das Internet zusammengebrochen sei.

Lahmgelegt war allerdings nur ein kleiner Teil von X, genau wie schon 2023, als Trumps Erzgegner Ron DeSantis pompös seine Präsidentschaftskandidatur lancieren wollte – und die Plattform nicht funktionierte. Diesmal machte Musk geltend, bei Tests habe alles wunderbar geklappt, doch X werde von Anfragen überflutet. Ob das nur eine Behauptung war oder die Plattform am Montag tatsächlich unter einer sogenannten DDoS-Attacke litt, liess sich zunächst noch nicht überprüfen.

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Jedenfalls passte der Aussetzer bestens in das Narrativ von Musk, der etwas mehr als eine halbe Stunde später doch zusammen mit Trump zu hören war, den er nach amerikanischer Tradition als «Präsident Trump» vorstellte, um ihn danach nur noch mit dem vertrauten «Donald» anzusprechen. «Dieser Angriff illustriert, dass es viel Widerstand dagegen gibt, dass die Menschen hören, was Präsident Trump zu sagen hat», behauptete der X-Eigentümer zu Beginn der Unterhaltung mit dem Mann, der auf allen Kanälen dauerpräsent ist und sich jederzeit nach Lust und Laune ungehindert an seine Anhänger wenden kann.

Trump vergleicht Harris mit seiner Frau

Im selben Ton ging es von da an weiter, gute zwei Stunden lang. Von dem Attentat auf den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner über die Situation an der Südgrenze zu Mexiko und die Aussenpolitik bis zum Leistungsausweis von Joe Biden und Kamala Harris lieferten die beiden einander Stichworte, um sich gegenseitig mit Allgemeinplätzen, Übertreibungen und offensichtlichen Lügen zu überbieten. Es ist eine kleine Ironie der Geschichte, dass Trump deutlich schlechter tönte als üblich und die Internetgemeinde darüber zu rätseln begann, warum er klang, als lisple er.

Etwas überraschend verstieg sich der 78-Jährige zur Behauptung, Kamala Harris sehe auf dem jüngsten Cover von «Time» fast so gut aus wie seine Frau Melania Trump. Musk sagte, was er zu fast allem sagte: «Yeah.»

Wer profitiert mehr? Trump oder Musk?

Ein weiterer Höhepunkt war nach etwas mehr als eineinhalb Stunden, als Trump sich nach der Zuschauerzahl erkundigte, die er bei 60 Millionen vermutete. «Es ist verrückt, wie man das hier sofort nachschauen kann. Was ist die Zahl?», fragte er seine Mitarbeiter. Als diese ihn – unhörbar – darüber aufklärten, dass die Website knapp etwas mehr als 1 Million Zuhörer auswies, sagte Trump einfach: «Es sind mehr, als du gesagt hast», und schob nach: «Werde ich dafür bezahlt oder nicht?»

Erst mit etwas Verzögerung reagierte Musk mit einem Lacher. Leider beantwortete er die Frage nicht. Es wäre der erste wirklich interessante Moment einer Veranstaltung gewesen, die zuvor schwer nach Bromance gerochen hatte. Doch plötzlich stand da die Frage im Raum, wer eigentlich mehr davon profitiert. Der Präsidentschaftskandidat, der in die Defensive geraten ist und die Aufmerksamkeit benötigt, um Wählerstimmen zu beschaffen? Oder der Social-Media-Unternehmer, der die Aufmerksamkeit seiner Kundschaft mit Werbung zu Geld zu machen versucht?

Konsequent hatte Trump von einem «Interview» geredet, was impliziert, dass er der Hauptredner sein würde, der Wichtigere, dem Fragen gestellt werden, derjenige, der Auskunft gibt. Journalisten ärgerten sich darüber, weil selbstverständlich kein Interview zu erwarten war, in dem Trump sich kritischen Fragen hätte stellen müssen. Nicht weniger schien sich Musk daran zu stören. Es handle sich um eine «Unterhaltung», führte er aus. So sei der wahre Mensch Trump viel besser zu hören.

Ein Kreis schliesst sich für Trump

Fakt ist: Beide versprechen sich einen Gewinn davon, nachdem sich nun ein Kreis geschlossen hat. Seit Montag ist Donald Trumps X-Konto aktiv – oder besser gesagt: wieder aktiv. Als Aufwärmer liess er am Montag eine Reihe von Wahlkampfvideos raus mit Titeln wie «Trump hatte bei allem recht» und «Trefft die Radikale aus San Francisco, Kamala Harris».

Musks Plattform X ist der Nachfolger von Twitter, jener Plattform, der Trump seine Wahl 2016 wesentlich zu verdanken hatte, weil er damals mit seinen maximal 160 Zeichen langen Einlassungen die US-Politik vor sich hertrieb. Fünf Jahre später verbannte Twitter den damals amtierenden Präsidenten von den Rechnern, nachdem er einen gewaltbereiten Mob auf das Parlament gehetzt hatte, um nach seiner Abwahl an der Macht zu bleiben.

Wütend gründete Trump sein eigenes Netzwerk Truth Social, Twitter wurde im Herbst 2022 von Elon Musk übernommen und alsbald auf einen prononcierten Rechtskurs gebracht. Trump hat die politische Auferstehung geschafft, Musk hingegen hat sein jüngstes Unternehmen kleingeschrumpft und den Sinkflug bisher nicht stoppen können. Leisten kann es sich der zweitreichste Mann der Welt: Als grösster Aktionär und Chef des Elektroautoherstellers Tesla sowie Gründer des Weltallunternehmens Spacex und weiterer Firmen sitzt er auf einem Vermögen von über 200 Milliarden Dollar.

Wie Musk die US-Wahlen zu beeinflussen versucht

Den Einfluss der Plattform auf die US-Politik versucht Musk maximal zu nutzen. Er liess rechte bis rechtsextreme Nutzer wieder zu, die zuvor verbannt worden waren. Schliesslich begann er, eigenhändig rechte bis offen fremdenfeindliche und antisemitische Inhalte zu verbreiten. Zuletzt schrieb Musk etwa, in Grossbritannien sei ein «Bürgerkrieg unvermeidlich», als rechte Horden das Land mit Gewalttaten überzogen – befeuert unter anderem von Falschmeldungen auf X. Die EU-Kommission warnte Musk am Montag vor Bussen, falls X die Verbreitung von Hasspropaganda nicht bekämpfe.

In den US-Wahlkampf mischt sich Musk direkt ein. Nach dem Attentat auf Donald Trump rief der Techunternehmer zur Wahl des Republikaners auf. Die Vorbereitungen für diese offene Unterstützung reichen bis in den Frühling zurück. Damals begann Musk mit der Gründung eines Spendenvehikels, das Trump in entscheidenden Swing-States 800’000 zusätzliche Stimmen beschaffen soll. 180 Millionen Dollar wollte Musk laut «Wall Street Journal» dafür aufwerfen. Die Kalifornierin Harris kann Musk nicht ausstehen, er hat etwa ein Fake-Video veröffentlicht, in dem sie sich selbst als Quotenfrau zu beschreiben scheint. Musk hat seinen Wohnsitz hinüber nach Texas verlegt, nun zieht er seine Firmensitze nach.

Eine eigene politische Karriere scheint Musk eher nicht zu planen – als gebürtiger Südafrikaner könnte er sich gar nicht um das US-Präsidentenamt bewerben. Für seine Grosszügigkeit dürfte Musk aber durchaus mehr als nur ein paar warme Worte erwarten. Der Republikaner bedankte sich bereits öffentlich, indem er seine Kritik an Elektroautos abschwächte und die Tesla-Wagen als «unglaubliche Produkte» pries.

Musk hängt am Tropf des Staats

Auf gute Beziehungen zum Staat ist Musk für fast alle Geschäftsfelder angewiesen. Der Tesla-Verkauf profitierte von Steuerrabatten, Spacex braucht die Milliardenaufträge der Raumfahrtbehörde Nasa und des US-Verteidigungsapparats, ebenso die Satelliten-Internet-Betreiberin Starlink. Von Trump erhofft sich Musk überdies Steuererleichterungen und nicht zuletzt Unterstützung, falls die EU-Kommission ihren Drohungen auch schmerzhafte Bussen folgen lässt.

Musk dürfte auch bei der Wahl von J.D. Vance zu Trumps Kandidaten für die Vizepräsidentschaft mitgeredet haben. Vance war Mitarbeiter des deutsch-amerikanischen Internetunternehmers Peter Thiel, der seit 2016 für die besonders rechten Republikaner spendet und den Grundstein für sein Vermögen als Mitgründer von Paypal legte – zusammen mit Musk. Jetzt spannen die zwei Techmilliardäre, beide in den Fünfzigern, erneut zusammen, um eine gesellschaftlich konservative und wirtschaftlich libertäre Vision der USA umzusetzen.