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Ticker zur Machtübernahme in Afghanistan
+++ Taliban: Frauen dürfen getrennt von Männern Uni besuchen +++ Taliban sollen Bruder von Ex-Vizepräsident getötet haben

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Taliban haben in Afghanistan die Macht übernommen. Hochrangige Führer der Islamisten sind aus dem Exil zurückgekehrt.

  • Die USA, Deutschland und andere Staaten haben seit Mitte August Zehntausende Schutzsuchende aus Kabul evakuiert.

  • Der von US-Präsident Joe Biden per Ende August gewollte Truppenabzug ist vollzogen.

  • Vergangene Woche sorgten zwei Bombenanschläge für dutzende Todesopfer und Verletzte, dabei kamen auch 13 US-Soldaten ums Leben. Die USA haben mit einem Drohnenangriff reagiert.

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Generalsekretär der UNO warnt vor humanitärer Katastrophe

UNO-Generalsekretär António Guterres hat nach dem Abzug der letzten US-Soldaten aus Afghanistan und dem Ende der Evakuierungsaktion vor dem völligen Zusammenbruch der Grundversorgung in dem Land gewarnt. «Eine humanitäre Katastrophe bahnt sich an», sagte Guterres am Dienstagabend in New York. Die Menschen verlören jeden Tag den Zugang zu elementaren Gütern und Dienstleistungen. «Fast die Hälfte der Bevölkerung Afghanistans – 18 Millionen Menschen – sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, um zu überleben. Jeder dritte Afghane weiss nicht, woher seine nächste Mahlzeit kommen wird. Mehr als die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren wird im nächsten Jahr voraussichtlich akut unterernährt sein.»

Guterres sagte, alle Mitgliedstaaten seien aufgefordert, «sich für die Menschen in Afghanistan in ihrer dunkelsten Stunde der Not einzusetzen». Sie sollten rechtzeitig, flexibel und umfassend Mittel bereitstellen. In der nächsten Woche würden Einzelheiten über den dringendsten humanitären Bedarf und den Finanzierungsbedarf für die nächsten vier Monate bekannt gegeben.

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Pentagon dementiert, Hunde zurückgelassen zu haben

Aufregung um Hunde am Flughafen Kabul: Das Pentagon hat Berichte zurückgewiesen, Hunde des US-Militärs am Flughafen der afghanischen Hauptstadt in Käfigen zurückgelassen zu haben. Die vorrangige Aufgabe der USA sei die Evakuierung von US-Bürgern, afghanischen Ortskräften und gefährdeten Afghanen gewesen, erklärte das Pentagon am Dienstag. Weiter hiess es: «Das US-Militär hat keine Hunde in Käfigen auf dem internationalen Flughafen Hamid Karzai zurückgelassen, auch keine (...) Militärdiensthunde.» Entsprechende Berichte seien falsch.

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Hintergrund sind Fotos, die im Internet kursieren und Hunde am Kabuler Flughafen zeigen sollen. Der Vorwurf: Die US-Truppen hätten sie beim Abzug zurückgelassen. Das Pentagon betont nun, dass die Hunde unter der Obhut der Tierschutzorganisation Kabul Small Animal Rescue gestanden hätten – nicht unter der des US-Militärs. «Trotz einer anhaltenden komplizierten und gefährlichen Rückführungsmission bemühten sich die US-Streitkräfte, die Kabul Small Animal Rescue so weit wie möglich zu unterstützen», hiess es weiter auf Anfrage.

Die Organisation hat seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban versucht, zahlreiche Hunde und Katzen ausser Landes zu bringen. Sie hatte zuletzt Geld für ein Frachtflugzeug gesammelt. Auf Anfrage erklärte sie, dass die Hunde am Flughafen tatsächlich unter ihrer Obhut gestanden hätten. Es habe sich um Diensthunde von militärischen Vertragspartnern gehandelt. Für diese Hunde würden nicht die gleichen Regeln wie für die Militärdiensthunde gelten. Dies sei eine «furchtbare Unterscheidung».

Die Tierschutzorganisation SPCA hatte am Dienstag im Namen der Gründerin von Kabul Small Animal Rescue, Charlotte Maxwell-Jones, erklärt, dass diese das Flughafengelände am 30. August habe verlassen müssen. Es hiess weiter, dass ein Grossteil der Hunde der Organisation am Flughafen freigelassen worden sei – was sie schliesslich zu Streunern gemacht habe. Es sei unklar, was dann mit ihnen passiert sei. Die Organisation moniert, dass die Tiere zuvor nicht an Bord der Flugzeuge gelassen worden seien. Auf der Facebookseite der Organisation hiess es zuletzt, dass man alles tun werde, um die «pelzigen Freunde» zu retten.

Amerikaner sehen Ziele in Afghanistan verfehlt

Eine grosse Mehrheit der Amerikaner hält den inzwischen beendeten Militäreinsatz der USA in Afghanistan einer Umfrage zufolge nicht für erfolgreich.

69 Prozent gaben an, dass die USA ihre Ziele in Afghanistan grösstenteils verfehlt hätten, wie das Institut Pew am Dienstag mitteilte. Kaum einen Unterschied gab es dabei zwischen Anhängern der Demokraten von US-Präsident Joe Biden (69 Prozent) und denen der Republikaner (70 Prozent). Klare Differenzen zeigten sich bei der Einschätzung des vollständigen US-Truppenabzugs aus Afghanistan: 70 Prozent der Demokraten befürworteten ihn, aber nur 34 Prozent der Republikaner.

Pew befragte zwischen dem 23. und dem 29. August 10'348 Erwachsene in den USA. Die Befragungen fanden also statt, während die Evakuierungsmission der US-Streitkräfte und ihrer Verbündeten in Kabul lief. Sie war mit dem Abzug der Truppen beendet worden.

Biden: Frühere afghanische Regierung hat Land den Taliban übergeben

US-Präsident Joe Biden hat erneut die frühere afghanische Regierung und die Sicherheitskräfte des Landes für die Machtübernahme der Taliban verantwortlich gemacht. Die afghanischen Sicherheitskräfte seien entgegen den Erwartungen kein starker Gegner im Kampf gegen die Taliban gewesen, sagte Biden am Dienstag im Weissen Haus. Die afghanische Regierung sei kollabiert, Präsident Ashraf Ghani sei ausser Landes geflohen. Sie hätten damit «das Land ihren Feinden übergeben, den Taliban». Damit sei die Gefahr für die US-Streitkräfte und ihre Verbündeten gestiegen. Eigene Fehler beim Abzug der US-Soldaten räumte Biden nicht ein.

Biden verteidigt Abzug und droht Terroristen

US-Präsident Joe Biden hat in einer Ansprache die Entscheidung zum Abzug der Truppen verteidigt. «Ich habe im April eine Entscheidung getroffen, diesen Krieg zu beenden», sagte Biden. Es sei nicht darum gegangen, einen Termin einzuhalten, sondern darum, Leben von US-Bürgern zu schützen, sagte Biden, womit er sich vorwiegend auf die US-Militärangehörigen im Einsatz bezog.

Verteidigt seine Entscheidung, den Truppenabzug durchzuziehen: Joe Biden während seiner Ansprache. (31. August 2021)

Keinem Land sei es jemals gelungen, eine derart umfangreiche Mission durchzuführen. So seien doppelt so viele Personen aus dem Land geholt worden, als dies Experten für möglich gehalten hätten. «Der ausserordentlicher Erfolg dieser Mission ist dem Können und dem Mut der Militärangehörigen zu verdanken», sagte Biden. Während vier Wochen hätten sie ihre Leben riskiert, um Leben von US-Bürgern, Afghanen und Bürger alliierter Staaten zu retten. Und dies, «während Isis-K-Terroristen inmitten der Menschenmassen am Flughafen gelauert hätten».

«Wir sind mit Euch noch nicht fertig»

«Der Krieg in Afghanistan ist nun vorbei», sagte Biden weiter. «Ich bin der vierte Präsident, der sich mit der Entscheidung auseinandersetzen musste, wann dieser Krieg beendet wird. Ich lehne es ab, eine weitere Generation von US-amerikanischen Söhnen und Töchter in den Krieg zu schicken.» 300 Million Dollar pro Tag habe dieser Krieg gekostet während zweier Jahrzehnte. Der Krieg sei nicht länger im Interesse der Amerikaner gewesen.

«Menschenrechte werden zentral sein in unserer Aussenpolitik», sagte Biden mit Blick auf den Schutz von Frauen und Kindern.

Auch wiederholte der US-Präsident seine Drohung an die Drahtzieher der Terroranschläge am Kabuler Flughafen von vergangener Woche. «Wir sind mit Euch noch nicht fertig», sagte Biden. «Die USA werden nicht vergessen. Wir werden euch jagen bis ans Ende der Welt.»

Konsequenzen für künftige Militäreinsätze

Weiter hat Biden weitreichende Konsequenzen für künftige militärische Einsätze angekündigt. «Wir müssen aus unseren Fehlern lernen», sagte er. «Bei dieser Entscheidung über Afghanistan geht es nicht nur um Afghanistan. Es geht darum, eine Ära grosser Militäroperationen zur Umgestaltung anderer Länder zu beenden.» Künftige Einsätze müssten klare, erreichbare Ziele haben. Sie müssten sich ausserdem «auf das grundlegende nationale Sicherheitsinteresse» der USA konzentrieren.

Biden sagte, in Afghanistan hätten die USA erlebt, wie eine Mission zur Terrorismusbekämpfung sich in einen Einsatz zur Aufstandsbekämpfung, zum Aufbau einer Nation und zur Schaffung eines demokratischen, zusammenhängenden und geeinten Landes verwandelt habe. Das sei «etwas, das in der jahrhundertelangen Geschichte Afghanistans nie erreicht wurde». Der Präsident fügte hinzu: «Wenn wir diese Denkweise und diese Art von grossangelegten Truppeneinsätzen hinter uns lassen, werden wir zu Hause stärker, effektiver und sicherer sein.»

Biden bedankt sich bei Soldaten

Der «längste Krieg» der US-Geschichte ist beendet: Die USA haben ihren Truppenabzug aus Afghanistan abgeschlossen und damit nach 20 Jahren auch ihren verlustreichen Militäreinsatz am Hindukusch. Eine letzte US-Militärmaschine hob kurz vor Mitternacht afghanischer Zeit vom Flughafen der Hauptstadt ab, wenig später übernahmen die radikalislamischen Taliban die Kontrolle.

US-Präsident Joe Biden dankte seinen Militärkommandeuren und den beteiligten Soldaten für den Einsatz. Sie hätten den «gefährlichen» Abzug «ohne weiteren Verlust amerikanischer Leben» zu Ende gebracht, erklärte Biden am Montag. Der Präsident würdigte auch die Evakuierungsmission: Die Soldaten hätten bei der «grössten Luftbrücke der US-Geschichte» mit «Mut, Professionalität und Entschlossenheit» gehandelt.

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Republikaner werfen Biden Wortbruch vor

Die Republikaner im US-Senat haben US-Präsident Joe Biden bei der Evakuierungsmission Wortbruch vorgeworfen.

Der Minderheitsführer der Republikaner in der Parlamentskammer, Mitch McConnell, schrieb am Dienstag auf Twitter, der Demokrat Biden habe versprochen, die US-Truppen nicht abzuziehen, bevor nicht alle Amerikaner ausser Landes gebracht worden seien. «Er hat dieses Versprechen gebrochen und die Amerikaner und unsere afghanischen Partner im Stich gelassen.» Die letzten US-Soldaten hatten Kabul in der Nacht zu Dienstag verlassen. Damit endete auch die militärische Evakuierungsmission.

Mitch McConnell, republikanischer Minderheitsführer im US-Senat, spricht während einer Pressekonferenz über die aktuelle Situation in Afghanistan.

Auch nach dem Ende der Evakuierungsmission sind noch Amerikaner in Afghanistan, die das Land verlassen wollen. US-Aussenminister Antony Blinken war am Montagabend davon ausgegangen, dass ihre Zahl «unter 200, wahrscheinlich näher an 100» liege. Blinken betonte, die US-Regierung werde sich weiterhin bemühen, sie ausser Landes zu bekommen. Man werde auch weiter daran arbeiten, schutzsuchenden Afghanen zu helfen, die mit den USA zusammengearbeitet haben.

McConnell kritisierte, dass Biden die US-Truppen vollständig aus Afghanistan abgezogen hat. Dieser Schritt «hat zu einer humanitären Katastrophe geführt und die Terroristen ermutigt», schrieb der Senator. Mit dem Abzug der letzten US-Truppen endete nach fast 20 Jahren der internationale Einsatz in Afghanistan. Dort herrschen inzwischen wieder die Taliban – also jene Islamisten, deren Regime durch den US-geführten Einsatz Ende 2001 gestürzt wurde.

Keller-Sutter fordert von EU Revision des Asylsystems

Am Sondertreffen der EU-Innenministerien zum Thema Afghanistan hat Bundesrätin Karin Keller-Sutter für ein koordiniertes Vorgehen der europäischen Staaten plädiert. Ausserdem fordert sie, endlich mit der Revision des EU-Asyl- und Migrationssystems vorwärts zu machen. In erster Linie gehe es an diesem Sondertreffen darum, «sich auf der Ebene Europa zu koordinieren», sagte die Bundesrätin vor dem Treffen am Dienstag in Brüssel. Ausserdem müsse man sich auch mit der UNO absprechen.

Auf die Frage, ob sich die Schweiz vorstellen könnte, sich an einem Resettlement-Programm der EU zu beteiligen, sagte Keller-Sutter: «Das wird heute sicherlich diskutiert, ist aber nicht spruchreif.» Denn die EU-Kommission hatte kürzlich angekündigt, ein Resettlement-Programm auf die Beine stellen zu wollen. Die Schweiz habe bereits für 2022 und 2023 Resettlement-Programme mit 1900 Personen bewilligt, fügte die Bundesrätin an. Wenn nötig, könne man das auch umpriorisieren.

Fokus auf Hilfe vor Ort

Wichtig sei jetzt aber vor allem, die Hilfe vor Ort zu verstärken und die verletzlichsten Personen wie etwa Frauen und Mädchen zu unterstützen. Auch die Nachbarstaaten Afghanistans müssten unterstützt werden, sagte Keller-Sutter weiter.

Bundesrätin Karin Keller-Sutter spricht am Dienstag in Brüssel an einem Sondertreffen mit ihren Amtskollegen aus der EU über Afghanistan.

Ausserdem sei es jetzt wirklich an der Zeit, die Revision des EU-Asyl- und Migrationssystems voranzutreiben. Sie wisse, dass die Arbeiten dazu blockiert seien, aber «ich hoffe, bis zur nächsten Sitzung im Oktober werden wir Fortschritte erzielt haben». (Lesen Sie zum Thema: Geschlechterverteilung im Asylwesen: Schweiz lässt Frauen im Stich).

Rebellen melden Kämpfe gegen Taliban

Angaben von Widerstandskämpfern zufolge haben die Taliban versucht, in die afghanische Provinz Panjshir vorzudringen. Diese ist die einzige von 34 Provinzen des Landes, die noch nicht unter Kontrolle der Islamisten steht.

Taliban-Kämpfer hätten am Montagabend (Ortszeit) am Eingang zum Panjshir-Tal angegriffen, sagte der Sprecher der Nationalen Widerstandsfront, Fahim Dajti, in einer am Dienstag auf Whatsapp geteilten Videonachricht. Die Taliban äusserten sich noch nicht zu dem Vorfall.

Die Islamisten hätten sieben oder acht Kämpfer verloren, die gleiche Zahl sei verletzt worden, sagte Dajti weiter. Auch mehrere Widerstandskämpfer seien verwundet worden. Zuletzt hatte es von beiden Seiten geheissen, man wolle die offene Machtfrage durch Verhandlungen lösen. Gleichzeitig bauen prominente Afghanen aus dem Tal einen Widerstand gegen die Islamisten auf.

Widerstandskämpfer im Panjshir-Tal über für den Ernstfall.

Raab: Noch Hunderte Briten in Afghanistan

Auch nach den letzten Evakuierungsflügen aus Afghanistan halten sich noch zahlreiche Briten in dem Land auf. Der britische Aussenminister Dominic Raab sagte am Dienstag dem Sender Sky News, es handle sich um eine «niedrige dreistellige» Zahl. «Die meisten davon sind schwierige Fälle, in denen die Anspruchsberechtigung nicht klar ist, weil sie keine Papiere haben», sagte Raab.

Es sei eine grosse Herausforderung, die Menschen aus dem Land zu bringen, nachdem die letzten alliierte Truppen aus Afghanistan abgezogen wurden. Raab betonte, die radikal-islamischen Taliban hätten zugesagt, die Ausreise von Briten und afghanischen Schutzsuchenden nicht zu behindern. Seit April seien mehr als 17 000 Briten, afghanische Ortskräfte sowie Gefährdete ausgeflogen worden.

Die britische Regierung arbeite nun mit Afghanistans Nachbarn an einem «praktikablen Weg» für die Flucht britischer Staatsangehöriger. Er führe entsprechende Gespräche, sagte Raab. Der deutsche Aussenminister Heiko Maas reist derzeit durch Nachbarländer wie Usbekistan und Pakistan, um die Aufnahme afghanischer Schutzsuchender zu besprechen.

Die britische Regierung betonte auch nach der Machtübernahme der Taliban ihre Entschlossenheit, in Afghanistan gegen Terroristen zu kämpfen. Luftwaffenchef Mike Wigston sagte dem «Daily Telegraph», seine Truppen seien bereit, wenn nötig Ziele der Terrormiliz IS anzugreifen.

Taliban-Sprecher gratuliert Afghanen nach Abzug der US-Truppen

Der Sprecher der militant-islamistischen Taliban hat der afghanischen Bevölkerung nach dem Abzug der USA aus dem Land gratuliert. Das berichtet der Sender CNN. «Dieser Sieg gehört uns allen», sagte Mujahid demnach auf der Start- und Landebahn des Flughafens von Kabul vor einer kleinen Menschenmenge nur wenige Stunden, nachdem der letzte US-Soldat das Land verlassen hatte.

Die Taliban wünschten sich gute Beziehungen mit den USA und der Welt, sagte er laut CNN. Man hoffe, dass Afghanistan nie wieder besetzt werde und das Land wohlhabend und frei bleibe – eine Heimat für alle Afghanen, die islamisch regiert werde.

Mujahid habe zudem gesagt, er hoffe, dass die Taliban-Kämpfer nun die Menschen gut behandelten. Die Nation habe es verdient, in Frieden zu leben. «Wir sind die Diener der Nation, Gott bewahre, dass wir über die Nation herrschen», sagte er.

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Noch 100 ausreisewillige Amerikaner in Afghanistan

Nach dem Ende der Evakuierungsmission der US-Streitkräfte sind nach Angaben von US-Aussenminister noch mehr als 100 Amerikaner in Afghanistan, die das Land verlassen wollen. Man gehe davon aus, dass ihre Zahl «unter 200, wahrscheinlich näher an 100» liege, sagte Blinken am Montagabend in Washington. Blinken betonte, die US-Regierung werde sich weiterhin um sie bemühen. Das gelte auch für US-Staatsbürger, die familiäre Wurzeln in Afghanistan hätten und sich womöglich erst später für eine Ausreise entscheiden würden. «Wir werden ihnen helfen, auszureisen.»

Blinken sagte, man habe sich auch intensiv um die Evakuierung von Afghanen bemüht, die mit den USA zusammengearbeitet hatten. «Wir haben viele herausgeholt, aber viele sind noch dort.» Man werde weiter daran arbeiten, ihnen zu helfen. «Unsere Verpflichtung ihnen gegenüber hat keine Frist.» Blinken betonte, die Taliban hätten zugesagt, Afghanen ausreisen zu lassen, «einschliesslich jener, die für die Amerikaner gearbeitet haben».

USA verlegen Botschaft nach Katar

Mit dem Abzug der Truppen aus Kabul haben die USA ihre diplomatische Präsenz in Afghanistan beendet. Man habe die diplomatischen Aktivitäten in die katarische Hauptstadt Doha verlegt, sagte US-Aussenminister Antony Blinken am Montagabend. «Angesichts der unsicheren Sicherheitslage und der politischen Situation in Afghanistan war dies ein umsichtiger Schritt.»

Eine neue diplomatische Mission habe nun begonnen. Von Doha aus wolle man konsularische Angelegenheiten regeln, aber auch humanitäre Hilfe verwalten und die Zusammenarbeiten mit den Verbündeten organisieren. «Wir wollen unsere unnachgiebigen Bemühungen fortsetzen, Amerikanern, Ausländern und Afghanen, zu helfen, Afghanistan zu verlassen, wenn sie sich dafür entscheiden», sagte Blinken.

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Der letzte US-Soldat verlässt Afghanistan

Generalmajor Chris Donahue ist der letzte US-Soldat, der Afghanistan verliess. Das US-Zentralkommando twitterte in der Nacht zu Dienstag ein Bild, das durch ein Nachtsichtgerät aufgenommen worden war. Auf ihm ist zu sehen, wie der Kommandeur der 82. Luftlandedivision der US-Armee auf dem Internationalen Flughafen in Kabul am späten Montagabend ein Transportflugzeug besteigt. «Der letzte amerikanische Soldat verlässt Afghanistan», twitterte das US-Zentralkommando.

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Mit dem Abzug der letzten US-Soldaten vom Flughafen Kabul war in der Nacht zu Dienstag der internationale Afghanistan-Einsatz nach fast 20 Jahren zu Ende gegangen. Der Westen überlässt das Land wieder jenen Islamisten, die er Ende 2001 entmachtet hatte. Die USA und ihre Verbündeten hatten zeitweise mehr als 100'000 internationale Soldaten im Einsatz. Unter den internationalen Truppen hatten die Vereinigten Staaten die mit Abstand schwersten Verluste, mehr als 2460 US-Soldaten starben in Amerikas längstem Krieg. Der letzte US-Militärflieger hob eine Minute vor Mitternacht Kabuler Zeit vom Flughafen der afghanischen Hauptstadt ab.

US-Truppenabzug aus Afghanistan abgeschlossen

Die USA haben ihren Truppenabzug aus Afghanistan abgeschlossen und ihren Militäreinsatz in dem Land damit nach 20 Jahren beendet. Eine letzte US-Militärmaschine hob in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit Afghanistan; Montagnachmittag Ortszeit Washington) vom Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul ab, wie der Chef des Zentralkommandos der US-Streitkräfte, Kenneth McKenzie, sagte. Damit ist auch die militärische Evakierungsmission abgeschlossen.

«Wir haben nicht alle rausholen können, die wir rausholen wollten», ergänzte McKenzie. Man habe bis zum letzten Moment die Möglichkeit gehabt, weitere US-Bürger zu evakuieren. Aber einige hätten es nicht zum Flughafen geschafft. McKenzie versicherte auch: «Jeder einzelne US-Soldat ist jetzt aus Afghanistan raus, das kann ich mit 100-prozentiger Sicherheit sagen.»

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Nach Angaben des Weissen Hauses vom Montag brachten die USA und ihre Verbündeten bei der Evakuierungsmission seit dem 14. August rund 116'700 Menschen in Sicherheit. Immer noch befinden sich aber Zehntausende Menschen in Afghanistan, die vor den Taliban fliehen wollen – bei den meisten handelt es sich im Afghanen.

Taliban feiern Abschluss mit Salutschüssen

Mit Salutschüssen haben die Taliban den endgültigen Abzug der USA aus Afghanistan gefeiert. «Wir haben erneut Geschichte geschrieben», erklärte der ranghohe Taliban-Vertreter Anas Hakkani in der Nacht zum Dienstag im Online-Dienst Twitter. «Die 20-jährige Besatzung Afghanistans durch die USA und die Nato ist heute Nacht zu Ende gegangen.»

Er sei «sehr glücklich, nach 20 Jahren Jihad, Aufopferung und Elend diese historischen Momente mitzuerleben», schrieb Hakkani weiter.

UNO-Sicherheitsrat erhöht Druck auf Taliban

Der UNO-Sicherheitsrat hat die Taliban in einer Resolution dazu aufgefordert, eine «sichere» Ausreise von Afghanen und ausländischen Staatsangehörigen aus Afghanistan zu ermöglichen. Für die Resolution stimmten 13 Mitgliedsstaaten. Die Veto-Mächte China und Russland enthielten sich. Die zuvor von Frankreich geforderte Schaffung einer «sicheren Zone» in Kabul beschloss der Sicherheitsrat hingegen nicht.

Ein Entwurf der Resolution lag der Nachrichtenagentur AFP am Montag vor. Die Resolution bezieht sich auf eine Erklärung der Taliban vom Freitag, in der die Islamisten versicherten, dass Afghanen jederzeit ins Ausland reisen und Afghanistan sowohl auf dem Luft- als auch auf dem Landweg verlassen könnten.

Macron hofft auf «sichere Zone»

Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte durch Aussagen, die am Wochenende in der französischen Wochenzeitung «Journal du Dimanche» veröffentlicht wurden, Hoffnungen auf konkretere Massnahmen geweckt. Demnach wollten die französische und die britische Regierung einen Resolutionsentwurf vorlegen, «der darauf abzielt, unter UN-Kontrolle eine ‹sichere Zone› in Kabul zu definieren, die die Fortsetzung humanitärer Operationen ermöglicht».

Macron sagte weiter: «Ich bin sehr zuversichtlich, dass dies erfolgreich sein wird». Er wüsste nicht, «wer dagegen sein könnte, humanitäre Projekte zu sichern.» Die nun beschlossene Resolution ist jedoch weit weniger ehrgeizig.

«Bei dieser Resolution geht es nicht um einen operativen Aspekt», hatte ein UNO-Diplomat vor der Abstimmung des Rats zu Journalisten gesagt. «Vielmehr geht es um Grundsätze, politische Kernaussagen und Warnungen».

«Ein ziemlich dünner Text»

Experten zufolge wurde der Text verwässert, um die Unterstützung Chinas und Russlands zu sichern. «Dies ist ein ziemlich dünner Text», sagte Richard Gowan, UNO-Experte bei der International Crisis Group. Macron habe die Idee einer «sicheren Zone» übertrieben «oder zumindest nicht sehr klar kommuniziert», sagte er zu AFP. «Die Resolution sendet zumindest ein politisches Signal an die Taliban, dass der Flughafen offen gehalten werden muss, damit die UNO Hilfsgüter liefern kann.»

IS-Miliz reklamiert jüngsten Angriff auf Kabuler Flughafen für sich

Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat den Raketenangriff auf den Kabuler Flughafen für sich reklamiert. «Soldaten des Kalifats» hätten den internationalen Flughafen der afghanischen Hauptstadt mit sechs Raketen angegriffen, erklärte der regionale Ableger der IS-Miliz in Afghanistan (IS-K) am Montag. Am Morgen waren mehrere Raketen auf den Flughafen abgefeuert worden. Nach Angaben der radikalislamischen Taliban wurden die Geschosse vom Raketenabwehrsystem am Flughafen zerstört.

Das Weisse Haus in Washington hatte den Vorfall ebenfalls bestätigt und mitgeteilt, der Evakuierungseinsatz am Flughafen laufe ohne Unterbrechung weiter. Eine US-Drohne zerstörte später ein Auto, von dem aus die Raketen vermutlich abgeschossen wurden.

Bei einem US-Drohnenangriff wurde am Montag ein Auto zerstört, von dem aus die Raketen vermutlich abgeschossen worden waren. (30. August 2021)

Bisher mehr als 23'000 Evakuierte aus Afghanistan in Ramstein

Mehr als 23'000 Evakuierte aus Afghanistan sind bis Montag auf der Air Base Ramstein im deutschen Land Rheinland-Pfalz gelandet. Rund 15'000 von ihnen warteten derzeit auf dem US-Militärflugplatz auf eine Weiterreise, teilte der US-Luftwaffenstützpunkt mit.

Mehr als 8000 Evakuierte seien bereits mit 38 Flügen von der Air Base zu ihren «Umsiedlungsorten» abgeflogen. Ramstein nahe Kaiserslautern ist seit dem 20. August ein US-Drehkreuz für Geflüchtete aus Afghanistan. Ramstein ist der grösste US-Luftwaffenstützpunkt ausserhalb Amerikas.

US-Luftwaffenangehörige, Soldaten der US-Armee sowie Hunderte von Freiwilligen unterstützten die Versorgung der Evakuierten, damit diese über Ramstein zu ihrem endgültigen Ziel gelangten, teilte der Standort Ramstein weiter mit. Im Laufe des Tages würden rund 1700 weitere Evakuierte auf der Air Base erwartet. Bislang seien bereits rund 100 Maschinen mit Evakuierten im Ramstein gelandet.

Die Evakuierten aus Afghanistan werden auf dem Stützpunkt in Ramstein vorübergehend in Zelten untergebracht. (26. August 2021)

Raketen auf Flughafen Kabul abgefeuert

In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mehrere Raketen auf den Flughafen abgefeuert worden. Das berichtete der Sender CNN unter Berufung auf US-Regierungsmitarbeiter. Demnach wurden mindestens fünf Raketen in Richtung Flughafen geschossen. Ein am Flughafen installiertes Raketenabwehrsystem sei aktiviert worden, hiess es weiter. Das so genannte C-Ram-System erkennt demnach einen Angriff und aktiviert ein Maschinengewehr, das heranfliegende Objekte zerstört, bevor sie ihr Ziel treffen.

Über mögliche Opfer oder Schäden durch die Raketen gab es zunächst keine Informationen. Das Raketenabwehrsystem des Flughafens war erst vor wenigen Wochen getestet worden.

Der lokale TV-Sender ToloNews berichtete, die Raketen seien aus einem Auto aus dem nördlichen Stadtteil Chairchana abgefeuert worden. In sozialen Medien geteilte Bilder zeigten ein ausgebranntes Fahrzeug. Die Überreste des Autos sind mit Trümmern bedeckt, der Gummi der Reifen ist geschmolzen. Es lässt sich nicht unabhängig überprüfen, ob die Raketen aus diesem Fahrzeug abgefeuert worden waren. CNN berichtete, dass eine bevorstehende Gefahr für den Flughafen Kabul beseitigt worden sei.

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US-Präsident Joe Biden sei über den Raketenangriff informiert worden, hiess es in einer Erklärung der Pressesprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki. Der Präsident sei zudem informiert worden, dass die Operationen am Flughafen ununterbrochen fortgesetzt würden. Biden zufolge sollen die Kommandeure auf dem Flughafen in Kabul ihre Anstrengungen verdoppeln, um die Truppen zu schützen..

USA laden zu virtuellem Aussenminister-Gipfel

Das US-Aussenministerium hat angesichts der Lage in Afghanistan für Montag zu einem virtuellen Aussenminister-Gipfel eingeladen. Die USA werden Gastgeber des Treffens «wichtiger Partner» sein, darunter Deutschland, Frankreich, Grossbritannien sowie EU und Nato, wie das Aussenministerium in Washington am Sonntag mitteilte. Bei dem Gipfel soll ein «abgestimmtes Vorgehen für die kommenden Tage und Wochen» erörtert werden.

In der Erklärung hiess es auch, dass US-Aussenminister Antony Blinken nach dem Treffen über die jüngsten US-Einsätze in Afghanistan berichten will. Am Sonntag erst vereitelten die USA einen weiteren Anschlag auf den Flughafen von Kabul. Nach Angaben des Pentagon zerstörte eine US-Drohne ein mit Sprengstoff beladenes Auto.

Taliban-Kämpfer stehen neben dem mit Sprengstoff beladenen Auto, das bei einem US-Drohnenangriff zerstört wurde. (30. August 2021)

//red