Ticker zur Machtübernahme in Afghanistan+++ Taliban: Frauen dürfen getrennt von Männern Uni besuchen +++ Taliban sollen Bruder von Ex-Vizepräsident getötet haben
Die Taliban haben ihre Zusage erneuert, Frauen in Afghanistan auch weiterhin Hochschulbildung zu ermöglichen. News und Entwicklungen im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze:
Die Taliban haben in Afghanistan die Macht übernommen. Hochrangige Führer der Islamisten sind aus dem Exil zurückgekehrt.
Die USA, Deutschland und andere Staaten haben seit Mitte August Zehntausende Schutzsuchende aus Kabul evakuiert.
Der von US-Präsident Joe Biden per Ende August gewollte Truppenabzug ist vollzogen.
Vergangene Woche sorgten zwei Bombenanschläge für dutzende Todesopfer und Verletzte, dabei kamen auch 13 US-Soldaten ums Leben. Die USA haben mit einem Drohnenangriff reagiert.
Lesen Sie auch zum Thema:
7 Lektüretipps – Afghanistan verstehen, das müssen Sie lesen
USA-Podcast «Alles klar, Amerika?» – Droht Biden das Schicksal von Carter und Johnson?
US-Militär prüft Berichte zu zivilen Opfern
Das US-Militär untersucht nach dem Luftangriff auf ein Auto der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Kabul Berichte über mögliche zivile Opfer.
Der Einsatz habe erfolgreich eine «unmittelbare Bedrohung» für den Flughafen Kabul durch die Terroristen abgewendet, darüber hinaus würden die Ergebnisse des Luftschlags noch geprüft, hiess es am Sonntagabend in einer Stellungnahme der US-Kommandozentrale für die Region (Centcom). In dem zerstörten Fahrzeug habe sich «eine grosse Menge Sprengstoff» befunden, «die womöglich zu weiteren Opfern führte», hiess es.
«Es ist nicht klar, was passiert sein könnte und wir untersuchen das weiterhin. Wir wären sehr traurig über den möglichen Tod Unschuldiger», hiess es in der Stellungnahme des Militärs weiter.
Zuvor hatte in Afghanistan unter anderem der Fernsehsender ArianaNews unter Berufung auf Augenzeugen berichtet, dass sechs Menschen, darunter vier Kinder, beim Einschlag einer Mörsergranate in einem Kabuler Privathaus getötet worden seien. Dabei seien zwei Fahrzeuge und Teile des Hauses zerstört worden. Es war nicht unmittelbar klar, ob diese Opfer möglicherweise einer Mörsergranate oder dem US-Luftschlag zuzurechnen waren. Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf Angehörige in Kabul, dass bei dem Luftangriff neun Mitglieder einer Familie getötet worden seien, darunter sechs Kinder.
Lesen Sie zum Thema: USA verhindern neuen Anschlag

Särge in den USA angekommen – Biden trifft Familien der Soldaten
US-Präsident Joe Biden hat sich mit Hinterbliebenen der 13 bei dem Terroranschlag in Kabul getöteten US-Soldaten getroffen. Im Anschluss wohnten Biden, First Lady Jill Biden, Aussenminister Antony Blinken, Verteidigungsminister Lloyd Austin und ranghohe Vertreter der Streitkräfte am Sonntag der Ankunft der Särge der getöteten Soldatinnen und Soldaten bei. Bidens Gespräch mit den Angehörigen fand hinter verschlossenen Türen statt.

Die vom US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz kommenden Särge, jeweils bedeckt mit einer amerikanischen Flagge, wurden von Soldaten am Stützpunkt Dover im Bundesstaat Delaware für die weitere Überführung aus einem Transportflugzeug entladen. Die Vertreter des Militärs salutierten den Gefallenen, Biden und die übrigen politischen Vertreter hielten ihre rechte Hand ans Herz. Anwesenden Journalisten zufolge wurden elf der Särge öffentlich entladen, zwei Familien hatten sich eine nicht-öffentliche Überführung gewünscht.
Unter den Opfern waren laut Verteidigungsministerium elf Marineinfanteristen und je ein Soldat des Heeres und der Marine. Fünf der Marineinfanteristen waren gerade mal 20 Jahre alt. Unter den Opfern waren auch eine 23 sowie eine 25 Jahre alte Soldatin.

Der Anschlag vom Donnerstag nahe des Flughafens in Kabul, bei dem auch Dutzende Zivilisten getötet wurden, markierte für das US-Militär den schwersten Verlust in Afghanistan seit einem Jahrzehnt.
Afghanin bringt bei Evakuierungsflug Baby zur Welt
Eine Frau aus Afghanistan hat bei einem Evakuierungsflug nach Grossbritannien ein Baby zur Welt gebracht. Wie die Fluggesellschaft Turkish Airlines mitteilte, war die 26-Jährige zuvor aus der afghanischen Hauptstadt Kabul nach Dubai evakuiert worden. Von dort sollte sie ins englische Birmingham weiterreisen. Doch als sich der Flieger über Kuwait befand, setzten die Wehen ein. Da kein Arzt an Bord war, musste die Crew als Geburtshelfer einspringen. Noch bevor die Maschine zwischenlanden konnte, war das Mädchen namens Havva bereits auf die Welt gekommen. Das Flugzeug konnte später seine Reise fortsetzen. Der Fluggesellschaft zufolge sind Mutter und Tochter wohlauf.
Grossbritannien hat seine Rettungsmission aus Afghanistan am Wochenende beendet. Die britischen Streitkräfte hatten in den vergangenen zwei Wochen nach Angaben der Regierung mehr als 15'000 Menschen aus dem Land evakuiert. Das Baby kam bereits am Samstag auf die Welt.
Eine Woche zuvor hatte bereits eine Afghanin an Bord einer US-Militärmaschine kurz nach der Landung auf dem deutschen US-Stützpunkt Ramstein ein Baby, ebenfalls ein Mädchen, zur Welt gebracht.
Taliban: Frauen dürfen weiter an Universitäten studieren
Frauen sollen nach Angaben der neuen radikalislamischen Taliban-Regierung in Afghanistan auch künftig studieren können. Allerdings solle der Lehrbetrieb nach Geschlechtern getrennt ablaufen, sagte der amtierende Bildungsminister der Taliban, Abdul Baki Hakkani, am Sonntag bei einem Treffen mit Stammesältesten in Kabul.
Die Hochschulbildung solle «gemäss dem Scharia-Gesetz» erfolgen, eine Vermischung von Männern und Frauen in Seminaren und Vorlesung solle es nicht geben, sagte Hakkani. Die Taliban wollten «einen vernünftigen islamischen Lehrplan in Übereinstimmung mit unseren islamischen, nationalen und historischen Werten» ausarbeiten, der gleichzeitig wettbewerbsfähig mit anderen Ländern sei. Auch in der Grund- und Oberschule sollen Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet werden. Dies war im tief konservativen Afghanistan ohnehin auch bisher üblich.
An dem Treffen am Sonntag nahmen keine Frauen teil. Eine Hochschuldozentin sagte AFP, das Taliban-Bildungsministerium habe lediglich mit männlichen Dozenten und Studenten über die Wiederaufnahme des Lehrbetriebs beraten. Dies zeige, dass Frauen unter den Islamisten von der Entscheidungsfindung ausgeschlossen würden. Es gebe eine grosse Kluft zwischen den Worten und den Taten der Taliban.
Unter ihrer vorangegangenen Regierung von 1996 bis 2001 hatten die Taliban Frauen vom öffentlichen Leben und von Bildung ausgeschlossen. In den vergangenen 20 Jahren hatten dann zunehmend Frauen studiert.
Taliban sichern geordnete Ausreise von Ortskräften zu
Die militanten Islamisten haben mehreren Ländern versichert, dass ihre Staatsbürger und Ortskräfte aus dem Land ausreisen dürfen. Man habe von den Taliban Zusicherungen erhalten, dass «alle ausländischen Staatsangehörigen und alle afghanischen Staatsbürger mit einer Reisegenehmigung aus unseren Ländern sicher und geordnet zu Abflugorten sowie aus dem Land reisen dürfen», hiess es in einer am Sonntag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung von mehr als 20 Ländern, darunter die USA und auch Deutschland.
Man werde bestimmten Afghanen weiterhin Reisedokumente ausstellen, und man habe die klare Erwartung und Zusage der Taliban, dass diese in die jeweiligen Länder reisen könnten, heisst es in der Erklärung weiter. Man nehme zudem die öffentlichen Erklärungen der Taliban zur Kenntnis, die dieses Verständnis bestätigten.
In den vergangenen Tagen hatten mehrere hochrangige Taliban-Mitglieder öffentlich versichert, dass Afghanen weiterhin über legale Wege aus dem Land ausreisen könnten.
US-Militär fliegt Luftangriff gegen IS-Terroristen in Kabul
Das US-Militär hat nach eigenen Angaben in der afghanischen Hauptstadt einen Luftangriff durchgeführt, um eine «unmittelbare Bedrohung» für den Flughafen Kabul durch Terroristen abzuwenden. Eine Drohne habe erfolgreich auf ein Auto des örtlichen Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gefeuert, erklärte das US-Militär am Sonntag. Weil es nach dem Raketeneinschlag zu «bedeutenden sekundären Explosionen» kam, sei davon auszugehen, dass in dem Fahrzeug eine grosse Menge Sprengstoff gewesen sein müsse, hiess es weiter. Es werde geprüft, ob es bei dem Angriff zivile Opfer gab. Bislang gebe es aber keine dahingehenden Hinweise, hiess es.
Erst am Donnerstag waren bei einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Flughafen Kabul Dutzende Zivilisten sowie mindestens 13 US-Soldaten ums Leben gekommen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Berichte über neue Explosion in Flughafen Nähe – angeblich ein Kind tot
In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind die Geräusche von mindestens einer Explosion gehört worden. Mehrere Nutzer schrieben auf Twitter, sie hätten eine «starke» Explosion gehört. Gleichzeitig wurden Bilder und Videos geteilt, auf denen eine grosse, schwarze, aufsteigenden Rauchsäule zu sehen war. Zwei lokale Journalisten sprachen von einer Rakete, die in einem Privathaus in der Nähe des Flughafens eingeschlagen sein soll. Diese Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Ein Kind soll sei bei der Attacke am Sonntagnachmittag getötet worden, zitiert die Nachrichtenagentur DPA einen Polizeichef, der nur unter dem Namen Raschid firmiere. Zunächst bekannte sich niemand zum Angriff. Der Auslandskorrespondent von Reuters, Idrees Ali, berichtet, zwei US-Beamte hätten ihn darüber informiert, dass die USA einen Militärschlag in Kabul durchgeführt hätten. Es wird davon ausgegangen, dass sich dies auf den Raketenangriff in der Nähe des Flughafens von Kabul bezieht, was jedoch noch nicht bestätigt wurde, berichtet der «Guardian».
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Erst am Donnerstag waren bei einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Flughafen Kabul mindestens 13 US-Soldaten – und -soldatinnen sowie zwei Briten ums Leben gekommen. Die Angaben über die afghanischen Todesopfer schwanken, Sender wie CNN sprachen von bis zu 200 Toten.
US-Präsdent Joe Biden hatte am Sonntag vor möglichen weiteren Anschlagen gewarnt. Die US-Armee, die gerade vom Flughafen Truppen ausfliegt und in Sicherheit bringt, hatte aber auch angekündigt, dass es wohl weitere Sprengungen von Ausrüstung geben werde.
Ramstein: Bisher mehr als 21'000 Evakuierte gelandet
Mehr als 21'000 Evakuierte aus Afghanistan sind bis Sonntag auf der Air Base Ramstein in Rheinland-Pfalz gelandet. Das teilte der weltweit grösste US-Luftwaffenstützpunkt ausserhalb Amerikas und das US-Konsulat in Frankfurt mit. Ramstein nahe Kaiserslautern ist seit dem 20. August ein US-Drehkreuz für Geflüchtete aus Afghanistan. Mehr als 6000 Evakuierte seien von dort bereits weitergeflogen.
«Wir versuchen so viele Leute möglich von Afghanistan in Sicherheit zu bringen», sagte ein Sprecher des US-Generalkonsulats in Frankfurt. Des weiteren werde versucht, die Weiterreise von Ramstein in die USA möglichst schnell abzuwickeln.
Schutzsuchende wie etwa ehemalige Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den Taliban ihre Heimat verlassen, kommen zunächst in Zelten und Flugzeughangars der Air Base unter. Sie werden registriert und bei Bedarf medizinisch behandelt. In der US-Militäranlage Rhine Ordnance Barracks in Kaiserslautern werden Menschen aus Afghanistan ebenfalls vorübergehend beherbergt.
Biden trifft Familien der bei Anschlag in Kabul getöteten Soldaten
US-Präsident Joe Biden trifft sich mit Hinterbliebenen und Angehörigen der 13 bei dem Terroranschlag in Kabul getöteten US-Soldaten.
Biden flog am Sonntagmorgen (Ortszeit) zum Luftwaffenstützpunkt Dover im Bundesstaat Delaware, um die Familien zu treffen und der Ankunft der Särge beizuwohnen, wie das Weisse Haus mitteilte. Sein Zeitplan sah für das Treffen mit den Angehörigen fast zweieinhalb Stunden vor.

Die getöteten Soldatinnen und Soldaten waren zwischen 20 und 31 Jahre alt. Unter den Opfern waren elf Marineinfanteristen und je ein Soldat des Heeres und der Marine, wie das Verteidigungsministerium bekanntgab. Fünf der Marineinfanteristen waren gerade mal 20 Jahre alt. Unter den Opfern waren auch eine 23 sowie eine 25 Jahre alte Soldatin.
Der Anschlag vom Donnerstag nahe des Flughafens in Kabul, bei dem auch Dutzende Zivilisten getötet wurden, markierte für das US-Militär den schwersten Verlust in Afghanistan seit einem Jahrzehnt.
Italien: Studentinnen auf Weg aus Afghanistan blockiert
Auf der Flucht von Kabul nach Italien sitzen nach Angaben einer römischen Universität Dutzende Studentinnen in Afghanistan fest. In der Gruppe mit etwa 80 afghanischen Studentinnen seien auch vier bis fünf Kinder, sagte Bruno Botta, Vizedirektor für internationale Zusammenarbeit an der Sapienza Universität in Rom, am Sonntag dem Radiosender Rai GR1. Sie seien letzte Woche auf dem Weg zum Flughafen gewesen, als wegen der Selbstmordattentate alles «viel komplizierter» geworden sei. Sollten sie in die Stadt Herat zurückkehren müssten, aus der sie gekommen seien, bestehe für sie grosse Gefahr.
Italien hat nach Angaben von Aussenminister Luigi Di Maio rund 5000 afghanische Zivilisten aus dem Land gebracht. Italien sei damit das Land in der EU, das am meisten Menschen evakuiert und vor den Taliban in Sicherheit gebracht habe. Am Samstag hatte Di Maio Diplomaten am Flughafen in Rom empfangen, die bisher noch in Afghanistan geblieben waren und mit dem vorerst letzten Militärflieger zusammen mit Zivilisten gelandet waren.
Papst zu Afghanistan: Können nicht gleichgültig bleiben
Papst Franziskus hat zu mehr Hilfe für die Menschen in Afghanistan aufgerufen. «In historischen Momenten wie diesem können wir nicht gleichgültig bleiben, das lehrt uns die Geschichte der Kirche», sagte das Katholiken-Oberhaupt am Sonntag nach dem Angelusgebet in Rom. «Als Christen sind wir in dieser Situation in der Pflicht. Deshalb appelliere ich an alle, das Gebet zu verstärken und zu fasten.»
Er verfolge die Lage in Afghanistan «mit grosser Sorge» und teile das Leid derer, die um Angehörige trauern, die bei den Selbstmordattentaten ihr Leben verloren haben. «Ich bitte alle, den Bedürftigen weiterhin zu helfen und dafür zu beten, dass Dialog und Solidarität zu einem friedlichen und brüderlichen Zusammenleben führen und Hoffnung für die Zukunft des Landes geben.»
Bei einem verheerenden Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) waren am Donnerstag am Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul 13 US-Soldaten – und -soldatinnen sowie zwei Briten getötet worden. Rund 200 Menschen aus Afghanistan kamen nach Medienberichten ausserdem ums Leben.
Frankreich will UNO-Sicherheitszone für Evakuierungen in Kabul
Frankreich möchte sich mit Grossbritannien für die Schaffung einer UNO-Sicherheitszone in Kabul einsetzen, um von dort aus Evakuierungen nach dem Abzug der Amerikaner fortsetzen zu können.
Dies sei Ziel einer gemeinsamen Resolution bei einer Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen an diesem Montag, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron der Sonntagszeitung «Le Journal du Dimanche».

«Unser Resolutionsentwurf zielt darauf ab, eine Sicherheitszone in Kabul zu definieren, die eine Fortsetzung der humanitären Operationen ermöglicht», sagte Macron. «Dies würde einen UNO-Rahmen für dringende Massnahmen schaffen und vor allem alle Beteiligten vor ihre Verantwortung stellen, und der internationalen Gemeinschaft ermöglichen, den Druck auf die Taliban aufrechtzuerhalten.»
«Was wir versuchen ist, gezielte humanitäre Einsätze für Evakuierungen organisieren zu können, die nicht über den Militärflughafen in Kabul abgewickelt werden», sagte Macron der Zeitung. «Es geht darum, diese bedrohten Afghanen zu schützen und sie in den nächsten Tagen oder Wochen aus dem Land zu bringen.» Man werde sehen, ob dies über den zivilen Flughafen von Kabul oder über die Nachbarländer geschehen kann.
Wie Macron am Samstagabend bereits gesagt hatte, diskutiert Frankreich mit den Taliban und unter Einbeziehung des arabischen Golfemirats Katar über weitere Evakuierungen aus Afghanistan nach dem geplanten Abzug der Amerikaner bis zum 31. August.
Johnson: Afghanistan-Einsatz war nicht vergeblich
Nach dem Ende der britischen Rettungsmission in Afghanistan hat Premierminister Boris Johnson Bilanz des 20 Jahre währenden Militäreinsatzes in dem Land gezogen. «Ihr Leid und Ihre Entbehrungen waren nicht vergeblich», sagte der Regierungschef an die Hinterbliebenen getöteter Militärangehöriger gerichtet. Es sei kein Zufall, dass in den vergangenen zwei Jahrzehnten kein westliches Land zum Ziel von in Afghanistan geplanten Terrorangriffen geworden sei.
«Das haben wir der Tapferkeit unserer Streitkräfte zu verdanken, die gekämpft haben, um die Netzwerke (Osama) bin Ladens auszuschalten», so Johnson in einer Videobotschaft, die am Sonntag per Twitter veröffentlicht wurde.
Zudem seien 3,6 Millionen Mädchen in den Genuss von Bildung gekommen, fügte der konservative Politiker hinzu. «Was auch immer die Zukunft für Afghanistan bringen mag, werden sie dieses Geschenk für den Rest ihres Lebens haben», so Johnson.
Am Samstagabend war das letzte Flugzeug mit britischen Soldaten in Kabul gestartet. Die britischen Streitkräfte hatten in den vergangenen zwei Wochen nach Angaben Johnsons mehr als 15 000 Menschen aus Afghanistan evakuiert. Mehr als 1000 afghanische Ortskräfte blieben laut Schätzungen der Regierung jedoch zurück. Abgeordnete im Unterhaus vermuten jedoch, dass die wahre Zahl weit höher liegen könnte.
Ausgeflogene Haustiere sorgen für Kritik
Für Kontroversen sorgte, dass trotz der knappen Zeit mithilfe des britischen Militärs auch Haustiere ausgeflogen wurden. Der ehemalige britische Soldat Paul (Pen) Farthing, der sich für die Evakuierung eines von ihm aufgebauten Tierheims in der afghanischen Hauptstadt eingesetzt hatte, konnte am Samstag Medienberichten zufolge mit einem Charterflug das Land verlassen. An Bord waren demnach etwa 150 Katzen und Hunde. Die Mitarbeiter des Tierheims und ihre Angehörigen mussten demnach aber zurückbleiben, obwohl sie von der britischen Regierung mit Visa ausgestattet worden waren.
«Spezifische, glaubwürdige Bedrohung»
Die US-Botschaft in Kabul hat am Samstag vor einer «spezifischen, glaubwürdigen Gefahr» in der Nähe des Flughafens der afghanischen Hauptstadt gewarnt. «US-Bürger in der Umgebung des Flughafens sollten das Gebiet sofort verlassen», appellierte die Botschaft in einer Sicherheitswarnung. Gefahr bestehe am South Gate, am Neuen Innenministerium und am Tor in der Nähe der Pandschir-Tankstelle an der Nordwestseite des Flughafens.
US-Präsident Joe Biden hatte zuvor gewarnt, nach dem verheerenden Selbstmordattentat vom Donnerstag könne ein weiterer Anschlag unmittelbar bevorstehen. «Die Lage vor Ort ist nach wie vor extrem gefährlich, und die Gefahr von Terroranschlägen auf den Flughafen bleibt hoch», erklärte Biden am Samstag. Nach Einschätzung der Armeeführung sei «ein Anschlag in den nächsten 24 bis 36 Stunden sehr wahrscheinlich».
Grossbritannien beendet Evakuierung
Nach der Schweiz, der deutschen Bundeswehr und anderen westlichen Verbündeten hat auch Grossbritannien seine letzten Streitkräfte aus Afghanistan abgezogen. Das britische Verteidigungsministerium teilte am späten Samstagabend über Twitter mit, der letzte Flug mit Soldaten habe Kabul verlassen. Dank gelte all denen, die unter enormem Druck und schrecklichen Bedingungen so tapfer gedient hätten, um die am stärksten gefährdeten Zivilisten sicher zu evakuieren.
Der britische Premier Boris Johnson hatte am Freitag den Zeitpunkt des Abzugs westlicher Truppen aus Afghanistan öffentlich bedauert. «Das Timing ist definitiv nicht das, was sich dieses Land ausgesucht hätte.» Johnson hatte sich vor dem G7-Sondergipfel in dieser Woche bei US-Präsident Joe Biden für eine Verlängerung der westlichen Evakuierungsmission eingesetzt – was dieser jedoch ablehnte.
Abzug der US-Truppen aus Kabul beginnt
Kurz vor dem Ende des Evakuierungseinsatzes in Afghanistan hat das US-Militär mit dem Abzug seiner Truppen vom Flughafen Kabul begonnen. Der Prozess sei gestartet worden, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby (Bild), am Samstag.

Gleichzeitig widersprach er entschieden Aussagen der Taliban, wonach die USA «zwei, drei» Zugänge zum Flughafen in der Nacht zu Samstag an die Islamisten übergeben hätten. Die Taliban hätten Sicherheitskontrollen rund um den Flughafen errichtet, so Kirby. «Aber sie kontrollieren keine Tore, sie sind nicht am Flughafen und haben keine Rolle für die Sicherheit.»
Nach dem Vergeltungsschlag gegen Kämpfer des örtlichen Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kündigte US-Präsident Joe Biden weitere Luftangriffe an. «Dieser Angriff war nicht der letzte», erklärte Biden am Samstag. Mit Blick auf den verheerenden Terroranschlag in Kabul vom Donnerstag fügte er hinzu: «Wir werden weiterhin alle Personen, die in diesen niederträchtigen Anschlag verwickelt waren, jagen, fassen und dafür bezahlen lassen.» Jeglicher Angriff auf US-Interessen oder das Militär werde vergolten werden, warnte er.
Biden warnt vor weiterem Anschlag in Kabul
Die USA halten einen weiteren Anschlag auf den Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul für «sehr wahrscheinlich». «Die Lage vor Ort ist nach wie vor extrem gefährlich, und die Gefahr von Terroranschlägen auf den Flughafen bleibt hoch», erklärte US-Präsident Joe Biden am Samstag. Nach Einschätzung der Armeeführung sei «ein Anschlag in den nächsten 24 bis 36 Stunden sehr wahrscheinlich».
In Kabul getötete Soldaten zwischen 20 und 31 Jahre alt
Die 13 bei dem Anschlag in Kabul getöteten US-Soldaten waren zwischen 20 und 31 Jahre alt. Unter den Opfern waren elf Marineinfanteristen und je ein Soldat des Heeres und der Marine, wie das US-Verteidigungsministerium am Samstag bekanntgab. Fünf der Marineinfanteristen waren gerade mal 20 Jahre alt. Unter den Opfern waren auch eine 23 sowie eine 25 Jahre alte Soldatin.

Elf der Opfer waren zwischen 20 und 23 Jahre alt, ein Soldat war 31. Das Ministerium veröffentlichte, wie in den USA üblich, auch die vollen Namen der Getöteten. Über die Dutzenden zivilen Opfer des verheerenden Anschlags vom Donnerstag ausserhalb des Flughafens der afghanischen Hauptstadt ist hingegen bislang wenig bekannt.
Die Soldaten waren an einem Tor des Flughafens im Einsatz, um Menschen zu kontrollieren, die aus Kabul evakuiert werden wollten.
Die Särge der getöteten Soldaten waren in einem Flugzeug auf dem Weg in die USA, wie der Sprecher des Pentagons, John Kirby, am Samstag erklärte. Er machte keine Angaben dazu, ob Verteidigungsminister Lloyd Austin oder Präsident Joe Biden der Ankunft der Särge auf dem Luftwaffenstützpunkt Dover im Bundesstaat Delaware beiwohnen würden.
Die bei dem Anschlag verletzten US-Soldaten wurden im Militärkrankenhaus in Landstuhl in Rheinland-Pfalz versorgt. Am Freitag hatte das US-Militär von 18 Verwundeten gesprochen.
Pentagon: Abzug des US-Militärs vom Flughafen Kabul hat begonnen
Kurz vor dem Ende des Evakuierungseinsatzes hat das US-Militär nach eigenen Angaben mit dem Abzug seiner Truppen vom Flughafen Kabul begonnen. Der Prozess habe begonnen, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Samstag. Die US-Truppen sollen Afghanistan nach Willen von US-Präsident Joe Biden bis Dienstag verlassen. Am Freitag waren noch mehr als 5000 US-Soldatinnen und Soldaten am Flughafen Kabul stationiert gewesen.
Kirby erklärte, das Militär werde aus Sicherheitsgründen zunächst keine neuen Zahlen zur Truppenstärke nennen. Das US-Militär werde noch bis zum Abschluss des Einsatzes westliche Staatsbürger und frühere afghanische Mitarbeiter ausfliegen können, betonte er.
US-Militär: Zwei IS-Kämpfer bei Luftangriff getötet
Bei einem US-Luftangriff in Afghanistan sind nach Angaben des US-Militärs zwei ranghohe Vertreter des örtlichen Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden. Ein weiterer sei verletzt worden, erklärte Generalmajor William Taylor (Bild) am Samstag im US-Verteidigungsministerium.

Nach dem unbemannten Luftangriff in der Provinz Nangarhar hatte das US-Militär am Freitagabend (Ortszeit) zunächst nur angegeben, «einen Planer» des tödlichen Terroranschlags in Kabul vom Donnerstag getötet zu haben. Nun gehe man davon aus, bei dem Vergeltungsschlag einen Planer und einen Unterstützer des Vorhabens getötet zu haben, hiess es. Es gebe nach bisherigen Erkenntnissen keine zivilen Opfer, sagte Taylor. Bei dem Anschlag vom Donnerstag am Flughafen in Kabul waren Dutzende Menschen – darunter auch 13 US-Soldaten – getötet worden.
//red
Fehler gefunden?Jetzt melden.