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Dutzende Tote in Kabul
Bombenattentate treffen Rettungsaktion am Flughafen

Verwundete Frauen suchen nach der Bombenexplosion am Flughafen von Kabul Hilfe in einem Spital.
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Eindringlich haben die amerikanischen Geheimdienste vor Terroranschlägen am Flughafen von Kabul gewarnt. Am späten Donnerstagnachmittag wurden ihre Befürchtungen Realität. Mindestens zwei Explosionen haben Dutzende Todesopfer gefordert, eine unbestimmte Anzahl wurde zum Teil schwer verwundet.

Sowohl unter den Toten als auch unter den Verletzten befänden sich amerikanische Soldaten, bestätigte Pentagon-Sprecher John Kirby nach den Explosionen, die er als «Resultat eines komplexen Angriffs» bezeichnete.

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Die Zahl der amerikanischen Todesopfer stieg in den Stunden nach dem Anschlag steil an. Nachdem die US-Streitkräfte zunächst von zwölf getöteten US-Soldaten gesprochen hatten, erlag ein weiterer Militärangehöriger seinen Verletzungen, wie das Verteidigungsministerium in Washington am Donnerstagabend (Ortszeit) mitteilte. Demnach wurden 18 weitere US-Soldaten verletzt. Die Situation an den beiden Tatorten war stundenlang unübersichtlich, Angaben über Opfer und Verletzte wurden aus verschiedenen Spitälern der Stadt zusammengetragen. Afghanische Beamte sprachen von bis zu 60 Toten (die aktuellsten Entwicklungen lesen Sie in unserem Ticker zur Machtübernahme in Afghanistan).

Schon vor dem Anschlag hatten chaotische Zustände geherrscht um den Flughafen, wo Tausende Menschen eine Fluchtmöglichkeit suchen. Das Haupttor, das Abbey Gate, wird von den Taliban bewacht und war Ziel des ersten Angriffs eines Suizidbombers, bestätigt das US-Verteidigungsdepartement.

Wenig später ereignete sich eine weitere Detonation beim Baron-Hotel, das sich in der Nähe des Tors befindet und offenbar viele Briten beherbergte. Genauere Angaben waren zunächst nicht verfügbar, auch kursierten widersprüchliche Angaben dazu, ob die Evakuierungsflüge weitergehen.

Der Islamische Staat im Verdacht

Die Amerikaner gehen davon aus, dass der Islamische Staat Khorasan, der Ableger der Terroristen in Afghanistan, für die Anschläge verantwortlich ist. General McKencie rechnet mit weiteren Angriffen. Isis-K, so das Kürzel, kämpft sowohl gegen die USA als auch gegen die Taliban. Die Taliban verurteilten das Attentat in einer Stellungnahme.

Bei den Anschlägen wurden Dutzende Menschen getötet oder verletzt, sowohl US-Soldaten wie auch Zivilisten.

Geheimdienste hatten in den letzten Tagen verschiedene Angriffspläne aufgeschnappt: Suizidattentate, Lastwagen voller Sprengstoff, Mörserangriffe auf das Flugfeld. Die Drohungen wurden für glaubwürdig gehalten, die Biden-Regierung setzte diese Woche Kongressmitglieder darüber ins Bild.

Am Mittwoch riet die amerikanische Botschaft in Kabul wegen der Terrorwarnung öffentlich davon ab, überhaupt noch zum Flughafen zu kommen, und rief zur Räumung der Tore auf. Die Gefahr weiterer Attacken ist nicht gebannt: Die US-Behörden befürchten weitere Anschläge.

Chaos säen, USA demütigen

Im zynischen Kalkül von Isis-K ist die Menschenmenge in Kabul das perfekte Ziel. Versammelt sind dort vor allem Afghanen, die für die USA arbeiteten, und Vertreter westlicher Länder. Der Flughafen von Kabul ist bereits zum Symbol geworden für das Versagen der Nato-Politik im Land.

Die Bilder von Helikoptern, die amerikanische Diplomaten aus der Botschaft retten, werfen Zweifel an der Stärke der USA auf – die Bilder von verzweifelten Flüchtlingen, die sich an abhebende Flugzeuge klammern und in den Tod stürzen, an ihrer Zuverlässigkeit und ihrer Menschlichkeit.

Die USA in diesem historischen Moment weiter zu demütigen und die Niederlage zu bestärken, ist eines der Ziele der Angriffe. Im Land selbst kann Isis-K damit zeigen, dass die Taliban die Sicherheitslage nicht im Griff haben, und Afghanen von der Ausreise abhalten.

Rauch über dem Flughafen Kabul: Die beiden Explosionen am Donnerstagnachmittag ereigneten sich unmittelbar vor dem Flughafengelände.

Ob und wann die Evakuierungsaktion der westlichen Länder aus Afghanistan weitergehen kann, ist offen. Das Tempo war vor den Anschlägen markant gesteigert worden. Täglich haben die USA und ihre Alliierten mehr als 10’000 Personen ausgeflogen, insgesamt über 100’000 Personen seit Beginn der Operation.

Zukunft der Evakuierungsaktion ungewiss

Allerdings haben es noch immer viele Ausreisewillige nicht zum Flughafen geschafft, weil die Taliban den Zugang kontrollieren. Bis zu 1500 Amerikaner könnten sich laut Aussenministerium noch in Afghanistan aufhalten, ebenso mehrere zehntausend Afghanen mit Familien, die mit den USA zusammengearbeitet haben. Die Rede ist von um die 50’000 bis zu 200’000 Personen.

Über 100’000 Menschen wurden in den letzten zwei Wochen aus Kabul evakuiert, Tausende warten vor dem Flughafen noch auf eine Chance, um das von den Taliban kontrollierte Land verlassen zu können. 

Unrealistisch ist das Versprechen der USA, die Rettungsaktion bis 31. August 2021 abgeschlossen zu haben – den Tag, den Joe Biden zum letzten Tag des Truppenabzugs erklärt hat. Biden hat darum in Interviews versprochen, die Evakuierung, wenn nötig, länger weiterzuführen.

Offen ist, wie er das jetzt bewerkstelligen will – in der Biden-Regierung laufen offenbar Diskussionen darüber, ob er nicht doch noch mehr Truppen nach Afghanistan schicken sollte. Für diesen Fall haben die Taliban bereits mit Konsequenzen gedroht.

Biden in Erklärungsnot

Joe Bidens Afghanistan-Problem spitzt sich damit laufend zu. Er liess sich von den Taliban überrumpeln, war schlecht vorbereitet und musste eine überhastete Evakuierung anordnen. Nach den Anschlägen sagte er am Donnerstag in letzter Minute ein Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Naphtali Bennett ab, um sich mit dem Nationalen Sicherheitsrat abzusprechen.

Präventiv verteidigte der demokratische Abgeordnete John Cohen den Präsidenten. «Man kann Suizidattentäter nicht aufhalten», schrieb er auf Twitter. «Leider erwarte ich mehr Terroranschläge, bis der letzte Soldat weg ist.»

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Für Republikaner wie den Afghanistan-Veteranen Jim Banks hingegen ist klar, dass Biden schuld ist an dem Schlamassel in Kabul. Auf Twitter griff der Abgeordnete Biden scharf an. «Der Präsident trägt die Verantwortung dafür, dass amerikanisches Blut vergossen wurde.»

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