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Ticker zur Machtübernahme in Afghanistan
+++ Taliban: Frauen dürfen getrennt von Männern Uni besuchen +++ Taliban sollen Bruder von Ex-Vizepräsident getötet haben

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Taliban haben in Afghanistan die Macht übernommen. Hochrangige Führer der Islamisten sind aus dem Exil zurückgekehrt.

  • Die USA, Deutschland und andere Staaten haben seit Mitte August Zehntausende Schutzsuchende aus Kabul evakuiert.

  • Der von US-Präsident Joe Biden per Ende August gewollte Truppenabzug ist vollzogen.

  • Vergangene Woche sorgten zwei Bombenanschläge für dutzende Todesopfer und Verletzte, dabei kamen auch 13 US-Soldaten ums Leben. Die USA haben mit einem Drohnenangriff reagiert.

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Taliban rufen weibliches Gesundheitsperonal zur Arbeit

Die militant-islamistischen Taliban in Aghanistan haben alle im öffentlichen Gesundheitssektor beschäftigten Frauen aufgefordert, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Das Gesundheitsministerium weise alle weiblichen Mitarbeiter in der Hauptstadt und den Provinzen an, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, hiess es in einem Tweet des Taliban-Sprechers Sabiullah Mudschahid von Freitagabend. Der Ausübung ihrer Arbeit stehe nichts im Wege.

Es ist bisher weitgehend unklar, ob Frauen in Afghanistan mit der Machtübernahme der Taliban weiter ihren Berufen nachgehen können. Bislang gab es lediglich für den Gesundheits- und den Bildungsbereich konkretere Aussagen, dass Frauen wieder ihre Arbeit aufnehmen sollten.

Im Gesundheitsbereich hatte es zuletzt Berichte aus dem Norden des Landes gegeben, dass etwa Hebammen nicht mehr an Sitzungen mit männlichen Ärzten teilnehmen durften. Während der Taliban-Herrschaft 1996 bis 2001 durften Frauen nicht von männlichen Ärtzen behandelt werden, was ihre Gesundheitsversorgung massiv einschränkte.

USA fliegen Drohnen-Angriff

Als Vergeltung für den verheerenden Selbstmordanschlag am Flughafen von Kabul hat die US-Armee in Afghanistan einen Drohnenangriff auf einen «Planer» des regionalen Ablegers der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) geflogen.

Bei dem aus einem anderen Land gesteuerten Drohnenangriff in der ostafghanischen Provinz Nangarhar sei ersten Hinweisen zufolge «das Ziel getötet» worden, erklärte Bill Urban vom US-Zentralkommando.

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Der afghanische IS-Ableger – Islamischer Staat Provinz Chorasan (IS-K) – hatte sich zu dem Anschlag bekannt, bei dem am Donnerstag mindestens 85 Menschen getötet wurden, darunter 13 US-Soldaten. Einige Medien berichten von fast 200 Toten.

Frankreich beendet Evakuierung

Nach der Schweiz, Deutschland und anderen westlichen Verbündeten haben auch die französischen Streitkräfte ihre Evakuierungsmission in Afghanistan abgeschlossen. Der am 15. August begonnene Einsatz sei am Freitagabend beendet worden, schrieb Verteidigungsministerin Florence Parly auf Twitter. Binnen knapp zwei Wochen habe das französische Militär rund 3000 Menschen in Sicherheit gebracht – darunter mehr als 2600 Afghanen, die in Frankreich Zuflucht gefunden hätten. Parly hatte am Montag gemeinsam mit Aussenminister Jean-Yves Le Drian den Militärflughafen bei Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten besucht, über den die Luftbrücke für die Evakuierungen aus Kabul abgewickelt wurde.

US-Botschaft warnt vor akuter Gefahr

Die US-Botschaft in Afghanistan hat eine neue Sicherheitswarnung für ihre Landsleute am Flughafen Kabul veröffentlicht und dazu aufgerufen, das Gebiet sofort zu verlassen.

Das gelte für alle US-Bürger, «die sich am Abbey-Gate, Ost-Gate, Nord-Gate oder am Gate des neuen Innenministeriums aufhalten», hiess es in der Warnung der Botschaft in der Nacht zu Samstag. Alle anderen sollten aufgrund der Gefahrenlage auch weiterhin gar nicht erst zum Flughafen kommen.

US-Regierung schliesst schnelle Anerkennung der Taliban-Regierung aus

Die Regierung in Washington D.C. schliesst eine schnelle Anerkennung einer Regierung der radikalislamischen Taliban in Afghanistan aus. Die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, sagte am Freitag vor Journalisten: «Um es ganz klar zu sagen: Weder die USA noch die internationalen Partner, mit denen wir gesprochen haben, haben es eilig mit irgendeiner Art von Anerkennung.»

Die Taliban hatten Mitte August die Macht in Afghanistan an sich gerissen. Die USA und andere westliche Staaten organisierten eine Luftbrücke, um ihre Staatsangehörigen und afghanische Ortskräfte auszufliegen. Dazu wurden auch Gespräche mit den Taliban geführt. Zu ihrer geplanten Regierung haben die Taliban noch keine Angaben gemacht.

Gefragte Person in diesen Tagen: Jen Psaki, Sprecherin des Weissen Hauses.

Kooperation: Weisses Haus ist sich der Ironie bewusst

Die US-Regierung ist sich der Ironie bewusst, die in ihrer aktuellen Kooperation mit den militant-islamistischen Taliban steckt. «Ich glaube, Ironie ist ein viel zu schwacher Begriff», sagte Psaki auf die entsprechende Nachfrage eines Journalisten. Dies seien aber die Umstände, mit denen die USA in Afghanistan konfrontiert seien. Die Taliban kontrollierten das Land. Um amerikanische Bürger, afghanische Helfer oder andere Schutzbedürftige evakuieren zu können, müssten die USA sich mit den Taliban abstimmen.

«Dies ist keine bevorzugte Beziehung», sagte Psaki, betonte aber: «Dies ist nicht der einzige Ort auf der Welt, an dem wir mit Gegnern oder früheren Feinden zusammenarbeiten müssen, um Ziele der nationalen Sicherheit der USA voranzutreiben.»

USA wollen noch mindestens 500 Amerikaner ausfliegen

Die USA versuchen derzeit, rund 500 ihrer Bürgerinnen und Bürger aus Afghanistan auszufliegen. Diese wollten ausreisen und man stehe mit ihnen im direkten Kontakt, sagte der Sprecher des Aussenministeriums, Ned Price, am Freitag. Man sei ausserdem in Kontakt mit mehreren Hundert Staatsbürgern, die sich noch nicht entschieden hätten, ob sie das Land verlassen wollten. Die Zahl der Menschen, die bleiben wollten, weil sie Angehörige nicht zurücklassen wollten, sei «relativ klein», sagte Price. Innerhalb des letzten Tages seien mehr als 300 Amerikaner evakuiert worden.

Die «überwiegende Mehrheit» der lokal beschäftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Familienangehörige seien ebenfalls mittlerweile ausgeflogen worden oder befänden sich auf dem Flughafengelände. Ohne diese Angestellten könnten Botschaften auf der ganzen Welt nicht arbeiten, sagte Price. «Diese Mitarbeiter haben den Vereinigten Staaten gedient, sie haben nicht nur für uns gearbeitet, sie haben mit uns gearbeitet, sie sind unsere Kollegen.»

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Pentagon: Flughafen weiter unter Kontrolle des US-Militärs

Das amerikanische Verteidigungsministerium hat Berichte, wonach die Taliban den Flughafen Kabul unter ihre Kontrolle haben sollen (siehe Eintrag unten), als «falsch» zurückgewiesen. Der Flughafen stehe weiter gänzlich unter der Kontrolle des US-Militärs, sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby, am Freitag. «Sie kontrollieren keines der Tore, sie kontrollieren nicht den Betrieb des Flughafens – das ist weiter unter der Kontrolle des US-Militärs», sagte Kirby.

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Taliban: Kontrolle über Teile des Flughafens übernommen

Die radikalislamischen Taliban haben nach eigenen Angaben die Kontrolle über Teile des Flughafens der afghanischen Hauptstadt Kabul übernommen. Am Freitag habe das US-Militär «drei wichtige Bereiche» im militärischen Teil des Flughafens verlassen, erklärte der Taliban-Sprecher Bilal Karimi auf Twitter. Diese Bereiche seien nun «unter der Kontrolle des Islamischen Emirats» und nur noch «ein sehr kleiner Teil» des Airports werde von US-Soldaten kontrolliert.

Nach der Machtübernahme der Taliban Mitte August hatten tausende US-Soldaten den militärischen Teil des Kabuler Flughafens gesichert. So wurde eine Luftbrücke der USA und anderer westlicher Staaten ermöglicht, über die inzwischen mehr als 105'000 Menschen ausser Landes gebracht wurden.

Bis zum Dienstag wollen die USA aber alle ihre Soldaten aus Afghanistan abziehen. Zahlreiche Länder haben ihre Rettungsflüge aus Kabul daher bereits eingestellt. Auf dem Flughafengelände warteten nach US-Angaben am Freitag allerdings noch rund 5400 Menschen auf eine Chance zur Ausreise.

Taliban-Kämpfer kontrollieren den Zugang zum Flughafen in Kabul.

Johnson bedauert Zeitpunkt des Truppenabzugs

Der britische Premier Boris Johnson hat den Zeitpunkt des Abzugs westlicher Truppen aus Afghanistan bedauert. «Das Timing ist definitiv nicht das, was sich dieses Land ausgesucht hätte», sagte der konservative Politiker am Freitag auf die Frage von Journalisten nach den Tausenden gefährdeten, zurückgelassenen Menschen, die in Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban nun um ihr Leben fürchten müssen.

Der britische Premier hatte sich vor dem G7-Sondergipfel in dieser Woche bei US-Präsident Joe Biden für eine Verlängerung der westlichen Evakuierungsmission eingesetzt – was dieser jedoch ablehnte. Johnson erklärte am Freitag, die Situation vor Ort am Flughafen sei extrem schwierig und herausfordernd für alle Beteiligten geworden. Die britischen Truppen sollten sich am Wochenende endgültig aus Kabul zurückziehen.

Premier Boris Johnson (r.) und Aussenminister Dominic Raab besuchen das britische Krisenzentrum des Aussenministeriums in London.

Weisses Haus: Biden will Drahtzieher des Anschlags töten lassen

Die US-Regierung hat ihre Entschlossenheit betont, die Drahtzieher des verheerenden Anschlags von Kabul töten zu lassen. «Er hat klar gemacht, dass er nicht will, dass sie noch auf der Erde leben», sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, am Freitag in Washington mit Blick auf die jüngste Drohung von US-Präsident Joe Biden gegen die Terroristen. Psaki reagierte auf die Frage, ob Biden die Urheber der Attacke töten lassen oder vor Gericht stellen wolle.

Psaki sagte, die Regierung werde sich nicht zu Details äussern, wie genau man gegen die Urheber des Anschlags vorgehen werde. Sie betonte aber, dieses Bekenntnis dazu bleibe bestehen, «bis es erledigt ist». Der Präsident und das Militär hätten keinen Zweifel, dass sie jede Befugnis hätten, Isis-K anzugreifen

Die kommenden Tage werden nach Ansicht in Washington die «gefährlichste» Phase des Evakuierungseinsatzes aus Afghanistan. Präsident Biden sei bei einem Treffen mit seinem nationalen Sicherheitsteam davor gewarnt worden, dass ein weiterer Terroranschlag in Kabul wahrscheinlich sei, hiess es weiter von Psaki. Es würden aber maximale Schutzmassnahmen ergriffen.

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Biden sei ausserdem von seinen Kommandeuren über Pläne informiert worden, Angriffsziele gegen die Terrororganisation Isis-K zu entwickeln, hiess es weiter. Isis-K ist ein örtlicher Ableger der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Die Amerikaner sprachen von Isis statt vom IS – daher bezeichnen sie den Zweig als Isis-K.

Die Evakuierung der US-Bürger, die sich noch in Afghanistan aufhielten, habe Vorrang. Es würden verschiedene Massnahmen ergriffen, um diese sicher zum Flughafen zu bringen. Biden hatte sich den Angaben nach am Freitagmorgen im Lagezentrum des Weissen Hauses mit seinen nationalen Sicherheitsberatern, Kommandeuren, Diplomaten und weiteren hohen Beamten getroffen. Der Präsident habe den Kommandeuren seine Zustimmung zu allen Befugnissen gegeben, die sie zur Durchführung der Operation und zum Schutz der Truppen benötigten. (Lesen Sie dazu auch die Analyse zu den IS-Attacken in Kabul: Bidens finsterster Tag).

Nach den Anschlägen in Kabul sichtlich gezeichnet: US-Präsident Joe Biden muss nach seiner Rede am Donnerstag kritische Fragen beantworten.

Schweden stoppt Entwicklungshilfe an Afghanistan

Nach der Machtübernahme der Taliban stoppt Schweden als weitere westliche Nation seine Hilfszahlungen an Afghanistan. Schweden werde keine Gelder mehr auszahlen, die «irgendwie an das heutige Regime weitergegeben werden» können, sagte Maria Lundberg, Leiterin der Afghanistan-Abteilung der Behörde für internationale Entwicklungszusammenarbeit, der Nachrichtenagentur AFP. Schweden zahlte zuvor an kein anderes Land mehr Entwicklungshilfe als an Afghanistan.

Afghanistan ist als eines der ärmsten Länder der Welt stark auf Entwicklungshilfe angewiesen. Nach Angaben der Weltbank belief sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes im Jahr 2020 auf 19,81 Milliarden US-Dollar, davon machten Hilfsgelder fast 43 Prozent aus.

Drei Briten beim Anschlag getötet

Bei dem Terroranschlag ausserhalb des Flughafens in Kabul sind offiziellen Angaben zufolge auch britische Staatsbürger ums Leben gekommen. Zwei britische Erwachsene und ein Kind eines britischen Staatsbürgers seien unter den Getöteten gewesen, teilte Aussenminister Dominic Raab am Freitag mit. «Dies waren unschuldige Menschen und es ist eine Tragödie, da sie versucht haben, ihre Angehörigen nach Grossbritannien in Sicherheit zu bringen und dabei von feigen Terroristen getötet wurden», so der konservative Politiker.

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Tausende noch auf deutscher Ausreiseliste

Nach dem Ende des Evakuierungseinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan warten noch Tausende Menschen auf Ausreise nach Deutschland. Es seien noch etwa 300 Deutsche und mehr als 10'000 Afghanen mit Ausreisewunsch beim Auswärtigen Amt registriert, teilte das Ministerium am Freitag mit.

Die Lage am Flughafen schätzt das Krisenreaktionszentrum des Amts nach dem verheerenden Anschlag am Vortag weiter als «hochgefährlich» ein und warnt deutsche Staatsbürger davor, sich in der Nähe des Flughafens aufzuhalten.

Inzwischen sind die in Kabul stationierten deutschen Soldatinnen und Soldaten nach Deutschland zurückgekehrt. In drei Bundeswehrmaschinen landeten sie am Freitagabend aus der usbekischen Hauptstadt Taschkent kommend auf dem niedersächsischen Fliegerhorst Wunstorf. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte sie bereits in Taschkent in Empfang genommen und auf dem Rückweg begleitet.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dankte den Rückkehrern: «Unser Land ist stolz auf Sie», schrieb Steinmeier in den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram. «Danke für Ihren mutigen Einsatz in einer sehr gefährlichen Mission – wie gefährlich, das hat nicht zuletzt der brutale Anschlag am Flughafen Kabul gezeigt. Gemeinsam mit unseren Verbündeten haben Sie tausende Menschen aus Afghanistan in Sicherheit gebracht.»

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USA wollen «bis zum letzten Moment» Menschen ausfliegen

Trotz des verheerenden Selbstmordanschlags mit wohl mindestens 85 Todesopfern am Flughafen von Kabul wollen die USA weiter «bis zum letzten Moment» Menschen ausfliegen. Mehr als 5000 Menschen warteten noch am Airport, erklärte das Pentagon am Freitag. Der Einsatz sei nach wie vor «konkreten und glaubwürdigen Bedrohungen» ausgesetzt, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby.

Die US-Behörden rechnen mit weiteren weiteren Anschlägen in Kabul, wie das Pentagon am Freitag betonte. Trotz allem würden «bis zum letzten Moment» Evakuierungsflüge stattfinden, sagte General Hank Taylor. Am Freitag warteten noch 5400 Menschen auf dem Gelände des Flughafens auf die Chance zur Ausreise.

Kirby erklärte noch, dass die US-Streitkräfte auf ihren Stützpunkten in den Vereinigten Staaten zeitweise bis zu 50'000 evakuierte Afghanen unterbringen können. Zuvor hatten die Streitkräfte noch von einer Kapazität für mehr als 20'000 Menschen gesprochen. Die Aufnahme zusätzlicher Afghanen sei nun möglich, weil das Militär noch zusätzlich drei weitere Stützpunkte für die Unterbringung der Evakuierten öffne, sagte Kirby. Es handelt sich bei ihnen zumeist um frühere afghanische Mitarbeiter der US-Streitkräfte sowie deren Familien. Sie werden zunächst auf Militärstützpunkten untergebracht, während die US-Behörden die langwierige Bearbeitung ihrer Visaanträge vornehmen.

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Weitere Sprengungen von Ausrüstung vor Abzug möglich

Des weiteren erklärte Kirby, dass vor dem Abzug der Truppen am kommenden Dienstag ein weiterer Teil der Ausrüstung am Flughafen Kabul möglicherweise kontrolliert zur Explosion gebracht werden muss. Das Militär bestätigte, dass es am Donnerstag kontrollierte Detonationen am Flughafen in Kabul gegeben habe, nannte aber keine Einzelheiten zu den vernichteten Gegenständen. Hintergrund ist, dass die militärische Ausrüstung der US-Soldaten beim Abzug nicht den militant-islamistischen Taliban hinterlassen werden soll.

Der Kommandeur der Truppen habe die Befugnis, die Entscheidung zur Zerstörung von Ausrüstungsgegenständen nach Bedarf zu treffen, erklärte Kirby. «Wir wollen Sitzen für Passagiere soweit wie möglich Vorrang einräumen», sagte Kirby. Es gehe dabei um die Ausrüstung des US-Militärs, nicht den Flughafen an sich. Das Militär gehe davon aus, den Flughafen funktionstüchtig zu hinterlassen, sagte Kirby. «Wir werden von einem funktionierenden, voll einsatzfähigen Flughafen abfliegen müssen», sagte Kirby.

Schweiz schliesst Evakuierungen ab

In der bisher umfangreichsten Evakuierungsaktion der Schweiz sind 387 Personen aus Afghanistan in die Schweiz geflogen worden. Damit sind die Evakuierungen nach Angaben des Aussendepartements EDA sowie des Verteidungsdepartementes VBS weitgehend abgeschlossen.

In den vergangenen zwei Wochen habe die Schweiz mit Unterstützung der deutschen Bundeswehr insgesamt 387 Personen aus Afghanistan in die Schweiz geflogen, teilten das EDA und das VBS am Freitag mit. Das Detachement des Verteidigungsdepartement VBS sowie die zwei EDA-Sicherheitsexperten, die die Aktion auf dem Flughafen in Kabul unterstützten, seien seit Mittwoch wieder in der Schweiz. Die Krisenzelle Afghanistan unter der Leitung des EDA wurde am Freitag aufgelöst.

Mit Unterstützung der deutschen Bundeswehr hat die Schweiz insgesamt 387 Personen aus Afghanistan in die Schweiz geflogen.

Unter den Evakuierten sind demnach 34 Schweizer Staatsangehörige, 218 Lokalangestellte der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) mit ihren Familien, 51 Personen mit ständiger Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz und 82 Personen mit einem Laissez-passer.

218 Resettlement-Flüchtlinge

218 in die Schweiz eingereiste afghanische Mitarbeitende des Kooperationsbüros in Kabul und deren Angehörige wurden nach ihrer Ankunft als Umsiedlungs-Flüchtlinge in verschiedene Bundesasylzentren gebracht. Dort wurden sie medizinisch versorgt und ihre Identität wird laut EDA geprüft. Später sollen sie auf mehrere Kantone verteilt werden.

Elf Schweizer Staatsangehörige und 16 Personen mit Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz befinden sich gemäss EDA noch in Afghanistan. Die Schweizer sind demnach teilweise für internationale Organisationen tätig. Das EDA arbeite an Optionen, um auch diesen Personen die Ausreise aus Afghanistan zu ermöglichen, hiess es.

Schweiz verurteilt Anschläge in Kabul

Die Schweiz ist gemäss EDA sehr besorgt über die sich verschlechternde Sicherheitslage in Afghanistan. Nach der tödlichen Anschlagsserie in Kabul am Donnerstag unterstrich Bundesrat Ignazio Cassis seine tiefe Betroffenheit und Solidarität mit den Familien der Opfer.

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Die Schweiz verurteilt Verletzungen des Völkerrechts und fordert alle beteiligten Akteure nachdrücklich auf, das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte zu respektieren, wie das EDA schrieb. Vor allem die Rechte von Minderheiten sowie von Frauen und Mädchen müssten gewährleistet sein.

Das EDA bezeichnet die die humanitäre Lage in Afghanistan als «besonders besorgniserregend». Angesichts dieser Notlage beabsichtige die Schweiz ihr Engagement in dem Land fortzusetzen. Auf diplomatischer Ebene ist die Schweiz bereit, ihre guten Dienste anzubieten, sei es als Gaststaat für eine internationale Konferenz oder als Vermittlerin für Gespräche, falls die Parteien dies wünschten.

Irak verurteilt Anschlag in Kabul

Der selbst oft vom Terror heimgesuchte Irak hat den Angriff am Flughafen von Kabul mit Dutzenden Toten und Verletzten scharf verurteilt. Das Land lehne Terrorismus in all seinen Formen und Ausprägungen ab, hiess es in einer Erklärung des Aussenministeriums vom Freitag. Der Irak sei selbst mit Extremismus konfrontiert, zusammen mit der Internationalen Gemeinschaft wolle das Land ihn bekämpfen. Wichtig sei zudem, auch der Geisteshaltung extremistischer Gruppierungen entgegenzutreten.

Auch die Golfstaaten Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate verurteilten den Anschlag in Kabul.

Bericht: Britische Botschaft lässt sensible Dokumente zurück

Bei der überstürzten Evakuierung des britischen Botschaftsgeländes in Kabul sollen Diplomaten einem Medienbericht zufolge die Kontaktdaten afghanischer Ortskräfte zurückgelassen haben. Die Zeitung «The Times» berichtete am Freitag in einer Titelgeschichte des langjährigen Kriegsberichterstatters Anthony Loyd, dass er bei einem Rundgang durch das nun von Taliban-Kämpfern bewachte Gelände nicht geschredderte Dokumente mit den Kontaktdaten afghanischer Mitarbeiter und Stellenbewerber fand.

Die Papiere legten laut «The Times» nahe, dass «Mitarbeiter der britischen Botschaft in der Eile, ihr eigenes Leben zu retten, unvorsichtig mit dem Leben afghanischer Mitarbeiter umgegangen sind». Reporter hätten die Kontaktdaten an hochrangige Beamte des Aussenministeriums auf dem Flughafen von Kabul übergeben. Daraufhin seien drei in den Dokumenten genannte afghanische Mitarbeiter und ihre Familien ausgeflogen worden. Der Zeitung zufolge ist das Schicksal von mindestens zwei Menschen, die sich um eine Stelle als Dolmetscher beworben hatten, unbekannt.

Premier Johnson dürfte einige Fragen stellen

In einer Erklärung des Aussenministeriums hiess es, dass während der Evakuierung der Botschaft «alle Anstrengungen unternommen wurden, um sensibles Material zu vernichten». Der britische Botschafter in Kabul, Laurie Bristow, war zuvor dafür gelobt worden, dass er im Land geblieben war und am Flughafen von Kabul ein Büro mit Botschaftsmitarbeitern eingerichtet hatte, um die Evakuierungsmassnahmen zu unterstützen. Er habe erst durch den Artikel der «Times» von dem Vorfall erfahren, sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace dem Radiosender LBC. «Ich denke, der Premierminister wird einige Fragen stellen.»

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Grossbritannien hatte am Freitagmorgen das Ende der Evakuierungsflüge aus Kabul innerhalb weniger Stunden angekündigt. Die Regierung räumte ein, dass etwa 800 bis 1100 ausreiseberechtigte Afghanen nicht aus dem Land gebracht werden konnten.

12'500 Menschen rund um Anschlag ausgeflogen

Trotz des Anschlags ausserhalb des Flughafens von Kabul gibt es weiter Evakuierungsflüge aus Afghanistan. Innerhalb von 24 Stunden – zwischen dem frühen Donnerstagmorgen und dem frühen Freitagmorgen Washingtoner Zeit – brachten die USA und ihre Verbündeten rund 12 500 Menschen ausser Landes, wie das Weisse Haus am Freitag mitteilte.

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8500 seien vom US-Militär ausgeflogen worden, 4000 wiederum in Maschinen internationaler Partner. Ein Teil der 24-Stunden-Spanne lag vor dem Terrorangriff nahe dem Airport, der den Flugbetrieb zeitweise lahmgelegt hatte. Nach Angaben des Weissen Hauses flogen die USA und ihre Verbündeten seit dem Start der Evakuierungsmission in Kabul Mitte August rund 105'000 Menschen aus.

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Pentagon: Nur ein Selbstmordattentäter des IS

Bei dem verheerenden Terrorangriff am Flughafen in Kabul hat sich nach Erkenntnissen des US-Verteidigungsministeriums ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt – nicht zwei. Der amerikanische Generalmajor William Taylor sagte am Freitag im Pentagon, man sei nicht sicher, wie es am Vortag zu der falschen Angabe von zwei Selbstmordattentätern habe kommen können. «Wir hielten es für wichtig, die Angaben hier zu korrigieren.»

Das Verteidigungsministerium hatte am Donnerstag nach dem Terrorangriff von zwei Selbstmordattentätern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gesprochen.

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UNO rechnet mit halber Million weiterer afghanischer Flüchtlinge bis Jahresende

Nach der Machtübernahme der Taliban rechnen die Vereinten Nationen allein bis Jahresende mit bis zu einer halben Million weiterer afghanischer Flüchtlinge. «Wir bereiten uns auf etwa 500'000 neue Flüchtlinge in der Region vor», sagte am Freitag die stellvertretende UN-Flüchtlingskommissarin Kelly Clements vor Reportern. Bislang sei jedoch noch keine massive Fluchtbewegung zu verzeichnen.

Bei den Zahlen handele es sich um «das schlimmste Szenario», betonte Clements. In den vergangenen Tagen waren nach US-Angaben bei dem grossangelegten Evakuierungseinsatz am Kabuler Flughafen insgesamt mehr als 100.000 Ausländer und gefährdete Afghanen ausgeflogen worden.

This August 23, 2021, satellite image courtesy of MAXAR, shows the area around the Abbey Gate at Hamid Karzai International Airport in Kabul. - Two explosions struck near the Abbey Gate of Kabul airport on August 26, 2021, causing multiple casualties in what the US military labelled a "complex attack" that took place as countries raced to complete evacuations from Afghanistan. Pentagon spokesman John Kirby said there were "a number" of US and civilian casualties in the bombings. "We can confirm that the explosion at the Abbey Gate was the result of a complex attack that resulted in a number of US & civilian casualties," Kirby said in a tweeted statement. (Photo by Handout / Satellite image ©2021 Maxar Technologies / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / Satellite image ©2021 Maxar Technologies" - NO MARKETING - NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS

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