Gegen Fachkräftemangel160 Lernende starten neue Solarlehre
Die Schweiz droht die Ausbauziele bei der Solarenergie zu verpassen. Die Branche hat reagiert – mit zwei neuen Berufen. Doch das Interesse ist noch nicht gross genug.
Der Pfeil zeigt nach oben. Die installierte Leistung der Fotovoltaikanlagen in der Schweiz ist seit 2020 jährlich um über 40 Prozent gewachsen. Heuer wird Fotovoltaik gemäss Branchenexperten erstmals mehr als 10 Prozent des Schweizer Strombedarfs liefern.
Der Umbau der Energiewelt ist also in vollem Gang, und er benötigt Fachkräfte. Die Branche hat darauf reagiert und – mit dem Segen des Bundes – zwei neue Berufe geschaffen: den Solarinstallateur und die Solarmonteurin. Die neuen Lehren wurden innerhalb von zwei Jahren entwickelt. Federführend waren der Branchenverband Swissolar, das Bildungszentrum Polybau in Uzwil SG sowie Experten aus rund 20 Solarunternehmen.
In den letzten Wochen haben landesweit circa 160 Lernende die dreijährige Ausbildung begonnen. Dies hat Swissolar am Montagmorgen mitgeteilt. Sie lernen alles, was zum Bau einer Solaranlage gehört: Montage, Installation, Wartung und Rückbau. Je nach Vorbildung kann die Lehre verkürzt werden, was einige Lernende tun. Somit würden bereits im Sommer 2025 die ersten diplomierten Solarinstallateure aufs Dach steigen, so der Branchenverband.
Swissolar ist mit dem Interesse an den neuen Berufen «sehr zufrieden». Allerdings ging der Verband anfänglich von 200 Lernenden aus. Das sei eine erste ambitionierte Schätzung gewesen, so Rita Hidalgo, bei Swissolar Leiterin Bildung. Sie verweist auf den – ebenfalls neuen – Beruf Gebäudeinformatiker. Dort seien es im ersten Lehrjahr weniger als 50 Lernende gewesen.
850 neue Fachkräfte pro Jahr
Sicher ist: Es braucht künftig verstärkte Anstrengungen. Gemäss einer Swissolar-Studie muss die Branche, die heute 11’000 Vollzeitstellen zählt, bis 2035 jedes Jahr um 850 Fachkräfte wachsen. Mittelfristig rechnet Swissolar mit 300 Lehrabschlüssen jährlich, also etwa einem Drittel des Bedarfs. Die übrigen sollen – wie heute schon – Quereinsteiger sein, die sich weiterbilden.
Für ihre Bemühungen erhält die Branche Lob, denn ein Mangel an Fachkräften könnte den von der Politik geforderten raschen Ausbau der Solarenergie bremsen. Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse etwa spricht von einem «guten Zeichen, dass die Ausbildung Fahrt aufnimmt». «Ob der Solarboom kommt oder die Euphorie etwas sinkt: Wir werden Schweizer Fachkräfte brauchen», sagt Geschäftsleitungsmitglied Alexander Keberle.
Allerdings würden Solaranlagen auf den Dächern das Stromproblem der Schweiz leider nicht lösen, vor allem im Winter. Für die Versorgungssicherheit, so Keberle, sei es vor allem wichtig, dass es bei jenen «grünen Technologien vorangeht, die insbesondere im Winter Strom liefern können, also Wasser, Wind, Kernkraft oder alpine Solarparks».
Swissolar entgegnet, der Ausbau von Dach-PV alleine reiche zwar nicht, aber keine Stromerzeugungstechnologie könne die Versorgung alleine sicherstellen.
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