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Solarbranche mit Fachkräftemangel
Trotz Rekordjahr bei der Solarenergie bleibt eine grosse Sorge

Für die Montage von Solarpanels braucht es Fachkräfte. 
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Die Solarenergie wird wichtiger. Im letzten Jahr wurden in der Schweiz rund 60 Prozent mehr Produktionskapazität installiert als 2021. Solarstrom deckte damit fast 7 Prozent des Schweizer Strombedarfs ab, wie Zahlen des Bundesamts für Energie zeigen. Die Jahresproduktion lag bei 3800 Gigawattstunden Strom, was rund der Hälfte der Produktion im Kernkraftwerk Gösgen entspricht. 

Die Auftragsbücher der Installationsbetriebe waren voll. Das Marktwachstum habe die Prognosen übertroffen, resümiert der Branchenverband Swissolar. Für dieses Jahr erwartet er eine Fortsetzung des Trends und eine Jahresproduktion von gegen 5000 Gigawattstunden.

Lieferengpässe, die in den Vorjahren für Verzögerungen gesorgt haben, kommen zwar weiterhin vor, allerdings nur noch bei einzelnen Produkten, etwa Batteriespeichern. Die Branche rechnet jedoch damit, dass sich die Situation nach den schwierigen Corona-Jahren bald gänzlich normalisieren wird. 

Als grosse Sorge bleibt damit der Engpass bei den Fachkräften. Der weitere Ausbau werde dadurch gebremst, sagt David Stickelberger, Leiter Markt und Politik bei Swissolar. Die Branche will sich nun selber helfen, indem sie ihre eigenen Fachleute ausbildet. Nächstes Jahr beginnen die ersten Lehrgänge für die neuen, vom Bund anerkannten Berufslehren Solarinstallateur und Solarmonteur. Ab 1. Oktober können Lehrverträge abgeschlossen werden, auf diesen Termin hin trifft die entsprechende Bildungsverordnung in Kraft. 

Wie gross das Interesse ist, lässt sich daher noch nicht sagen. Aktuell bieten aber gegen 150 Betriebe Schnupperlehren an. Nachfragen bei solchen Firmen legen nahe, dass auch dieses Terrain schwierig ist. «Bis jetzt haben wir noch keine Anfrage erhalten», heisst es zum Beispiel beim Unternehmen Solar Alliance aus Wallisellen. «Allenfalls müsste man die neue Lehre auch besser bekannt machen, damit die jungen Erwachsenen überhaupt davon erfahren», sagt Geschäftsleiter Marco Rall. 

Ab Herbst erste Lehrverträge

Swissolar rechnet mit 200 Lernenden im ersten Jahr. «Wir gehen davon aus, dass diese Zahl über die Jahre steigen wird, sobald die Berufslehre besser bekannt ist», sagt Stickelberger. Die Lehre zum Solarinstallateur dauert drei Jahre, jene zum Solarmonteur zwei Jahre. Für Personen mit Lehrabschluss in einem verwandten Beruf, etwa Dachdecker, besteht die Möglichkeit, eine ein- oder zweijährige Zusatzlehre zu machen. 

Die Branche geht davon aus, dass sie in den nächsten Jahren jeweils rund 1000 Vollzeitstellen neu besetzen muss. Das sind nicht nur Installateure oder Planerinnen, sondern auch Leute in anderen Bereichen, etwa im Marketing. Die beiden neuen Berufslehren spielen jedenfalls eine Schlüsselrolle: Ohne genügend Fachkräfte wird es nicht möglich sein, das Tempo weiter zu steigern. Doch just dies ist nötig. National- und Ständerat wollen die erneuerbaren Energien massiv ausbauen, bis 2035 auf 35 Terawattstunden pro Jahr, den grössten Teil davon soll die Fotovoltaik liefern.

Siebenmal mehr Solarstrom bis 2035

Die aktuelle Solarstrommenge muss also um den Faktor sieben wachsen, und das in zwölf Jahren. Swissolar hält dieses Ziel für realistisch. Nicht zuletzt, weil das Solarexpress-Gesetz zum beschleunigten Ausbau alpiner Solaranlagen, welches das Parlament letztes Jahr verabschiedet hat, seine Wirkung erst in den nächsten Jahren entfalten werde.

Wie viel zusätzlicher Strom so zusammenkommen wird, ist allerdings unklar. Es gibt Widerstand gegen alpine Solaranlagen, erste Projekte wurden in der Planung zurechtgestutzt. So etwa soll das viel diskutierte Projekt Grengiols Solar im Wallis nun 0,6 Terawattstunden Strom im Jahr liefern, angesagt waren zuerst bis zu 2 Terawattstunden.

Stickelberger von Swissolar bleibt gleichwohl zuversichtlich. Er verweist auf zahlreiche kleinere Projekte, die in der Nähe bereits bestehender Infrastrukturen geplant sind. Mehrere davon hätten von den Standortgemeinden bereits grünes Licht erhalten, etwa in Laax GR oder Hérémence VS. Und in vielen Fällen könnten bestehene Stromleitungen genutzt werden, auch sei von Umweltorganisationen kaum Widerstand zu erwarten. 

Kritik aus der SVP

Doch es gibt auch Bedenkenträger. Michael Graber (SVP) etwa hält das Ausbauziel für kaum erreichbar. Es bräuchte eine Solarpflicht für alle Bauten und zudem Freiflächenanlagen in den Alpen, so der Walliser Nationalrat. «Ich bezweifle aber, dass die Bevölkerung dazu bereit ist.» 

Und selbst für den Fall, dass das Ziel bis 2035 erreicht wird, sieht Graber – wie seine Partei – Probleme. Er bezweifelt, dass genügend Speicher zur Verfügung stehen werden, um den Solarstrom für die potenziell kritischen Wintermonate zu speichern. Es brauche deshalb neue Kernkraftwerke und einen verstärkten Ausbau der Wasserkraft, um genügend saubere Bandenergie bereitstellen zu können.