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Meinung

Kommentar zum Solarausbau
Alle finden es wichtig, niemand will es machen

Blick auf die Testanlage "Tschers" des geplanten Grossprojektes Nandro-Solar des Elektrizitaetswerk der Stadt Zuerich EWZ, aufgenommen am Mittwoch, 24. Januar 2024, in Surses. Die Gemeindeversammlung befindet kommende Woche ueber das Grossprojekt. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
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Hier ein kurzer Zwischenbericht über den Bau von alpinen Solaranlagen. Grengiols: redimensioniert. Ilanz: abgeschmettert. Saanen: abgewürgt. Und nun auch das Projekt in Surses GR: vom Stimmvolk ausgebremst.

Am Montagabend beschloss die Bündner Gemeinde mit 68 Prozent Nein-Stimmen, dass sie kein Solarkraftwerk im Val Nandro errichtet. Die 66,5 Hektaren Land – das entspricht 93 Fussballfeldern – bleiben unverbaut. 66 Gigawattstunden Strom im Jahr – das entspricht dem Bedarf von 20’000 Haushalten – werden nicht produziert.

Surses ist ein weiteres Beispiel dafür, wie sich der 2022 verabschiedete Solarexpress immer mehr verspätet. Ziel war es damals, die pro Winter importierte Strommenge von durchschnittlich 4 Terawattstunden mit heimischem Strom zu verringern, indem der Bund bis 2025 erbaute Solarprojekte stark subventioniert.

Die Euphorie von damals ist nie so recht in der Gesellschaft angekommen. Von den bisher 54 angedachten alpinen Solarprojekten sind erst sieben Projekte im fortgeschrittenen Stadium. Manche wurden abgeblasen, weil die Stromfirmen den Widerstand von Bevölkerung und Umweltschützern fürchteten.

«Nimby» – not in my backyard, nicht in meinem Hinterhof

Die ganze Übung mit den alpinen Solaranlagen ist zudem ziemlich entlarvend. Die Debatte in den Gemeindesälen und Leserbriefen verläuft meist entlang eines einfachen Grundsatzes. Alle finden es wichtig. Niemand will es machen.

In England kennt man dafür den hübschen Ausdruck «nimby» – not in my backyard, nicht in meinem Hinterhof. Im Sinn von: sicher nicht hier im Val Nandro. Sollen sie doch die Panels auf dem Uetliberg aufstellen. Leute, die so denken, nennt man in England Nimbys.

So menschlich die Denkweise ist, so klar ist aber auch, dass damit das Problem der Winterstromlücke nicht gelöst wird. Sie hat zudem vorderhand noch einen bislang eher unterschätzten Nebeneffekt: Es stützt die Atomkraftbefürworter.

Wobei diese spätestens bei der Suche nach möglichen Standorten mit vehementen Gegnern rechnen müssen: den Nimbys.