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Meinung

Ferienplanung in der Trump-Ära
Weshalb ich trotzdem in die USA reise

Donald Trumps Heimatstadt, aber eigentlich viel, viel mehr als das: New York mit Blick auf Manhattan.
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Das Flugticket ist gekauft. Im Juni reise ich in die USA. Also in jenes Land, dessen Regierung es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Grenzen der Rechtsstaatlichkeit in autokratische Gefilde zu verschleppen.

Eine Auswahl der bisherigen Tiefpunkte: Ein egomanischer Wirtschaftsmogul höhlt Bundesbehörden bis zur Funktionslosigkeit aus. Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen müssen sich zwischen Bundesgeldern oder ideologischer Unabhängigkeit entscheiden. Unbescholtene Bürger sind nicht mehr davor sicher, plötzlich in El Salvadors Megagefängnis deportiert zu werden.

Kein Wunder, haben meine Reisepläne in meinem Umfeld von hochgezogenen Augenbrauen bis zu heftigen Unmutsbekundungen gesorgt. Auch unsere Leserinnen und Leser tun sich mit dem Gedanken an eine USA-Reise zurzeit schwer, wie eine Umfrage zeigt.

Reiseboykott: Eine Frage der Pauschalisierung

Ich habe ebenfalls mit meinem Vorhaben gehadert, als ich auf der Swiss-Website beim Bezahlbutton angelangt bin. Kann man Donald Trump und seine speichelleckerischen Schergen aus tiefster Überzeugung verachten, aber die Ferien trotzdem in den USA verbringen? Man kann.

US-Präsident Donald Trump hebt die Faust, während er von der Air Force One am Palm Beach International Airport in Florida aussteigt.

Das scheint auf den ersten Blick paradox. Spätestens seit Trump aus purem Geltungsdrang die transatlantische Freundschaft durch seine dilettantische Handelspolitik in eine Beziehungskrise stürzte, ist auch in der Schweizer Bevölkerung der Drang erwacht, Zeichen gegen das amerikanische Unrechtsregime zu setzen.

Doch die Frage, wie pauschal diese Zeichen gesetzt werden sollen, ist nicht einfach zu beantworten. Sollte die hauchdünne Minderheit der registrierten US-Wählerinnen und -Wähler, die Trump verhindern wollten, in Sippenhaft gehalten werden? In diesem Punkt lässt die Boykottsehnsucht vieler an Ausgewogenheit vermissen. Denn Amerika ist mehr als Trump. Und daran darf sich nichts ändern – vor allem nicht in unseren Köpfen.

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Es gibt mehr als genug erbauliche Beispiele, weshalb das so sein soll. Zeitungen, die unter erschwerten Bedingungen den täglichen Wahnsinn aus dem Oval Office einordnen. Late-Night-Shows, welche die Lächerlichkeit der Trump-Administration allabendlich hervorheben. Protestbewegungen, die sich über das ganze Land ausbreiten. Solange sich Amerika noch nicht gänzlich aufgegeben hat, sollten wir das auch nicht tun.

Dieses Importprodukt hasst Donald Trump am meisten

Nun müssen Ferien nicht zwingend in die Pflege von Völkerfreundschaften investiert werden. Doch es gibt keinen besseren Weg, Amerika zu verstehen, als das Land zu bereisen. Und Verstand ist eine solide Grundlage, um der Sackgasse entgegenzutreten, in welche die US-Regierung die Welt momentan hineinzuzwängen versucht.

Ein paar Tage in einer demokratischen Stadt zeigen, dass man dort noch viel wütender über Trump ist als in den hiesigen Kommentarspalten. Das gibt Hoffnung, und das ist ein wohltuendes Mitbringsel.

Bernie Sanders spricht während seiner «Fighting Oligarchy»-Veranstaltung im Ford Idaho Center, Nampa, mit erhobener Faust vor einer grossen Menschenmenge.

Natürlich kann man niemandem vorschreiben, wie man das eigene Ohnmachtsgefühl, das die US-Regierung auslöst, lindern soll. Aber vielleicht hilft es, das zu fördern, was Trump am meisten hasst: Anstand und Respekt. Beides Dinge, auf die Donald Trump bisher keine Importzölle verhängt hat. Sie können also problemlos eingeführt werden.