Bahnnetz im Umbau bis 2035SBB-Grossbaustelle: Fahrpläne sollen an Abenden und Wochenenden ausgedünnt werden
Bis zum Jahr 2035 erneuern die SBB ihre Infrastruktur. Reisende müssen vermehrt mit Baustellenfahrplänen und gesperrten Strecken mit Bahnersatz rechnen.
Für die SBB ist es ein unerfreulicher Start ins neue Jahr: Die Kundenzufriedenheit nahm 2023 auf 78,8 Punkte ab, wie dem am Montag veröffentlichten Geschäftsbericht zu entnehmen ist. Ein Jahr zuvor lag die Kundenzufriedenheit noch bei 80,5 Punkten.
Grund ist der Rekordstand von 1,32 Millionen Passagieren, welche die SBB im abgelaufenen Jahr im Schnitt pro Tag befördert haben. Das wirkte sich auf die freien Sitzgelegenheiten aus, die weniger wurden. Zudem waren die Pendler mit der Sauberkeit unzufriedener.
Die Zufriedenheit der Zugreisenden wird jedoch auch in den kommenden Jahren auf die Probe gestellt: Wie die SBB-Führungsspitze um Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar und Konzernchef Vincent Ducrot ankündigte, muss die Kundschaft bis zum Jahr 2035 vermehrt mit Baustellenfahrplänen rechnen. Das Duo stellte am Montag am Hauptsitz in Bern das Jahresergebnis 2023 vor.
«Zugreisende müssen sich aufgrund von Unterhalts- und Ausbauarbeiten auf Fahrplaneinschränkungen und gesperrte Strecken mit Bahnersatz einstellen», sagte Ribar im Gespräch mit dieser Redaktion. Vor allem an Abenden und Wochenenden wollen die SBB das Angebot ausdünnen. Die Einschränkungen dürften je nach Grösse der Baustellen mehrere Wochen bis mehrere Monate dauern.
SBB-Chef: «Deutsche Verhältnisse verhindern»
Hintergrund der Bauarbeiten ist, dass der Staatsbetrieb seine Infrastruktur funktionstüchtig halten will. Dazu ist in den kommenden elf Jahren schweizweit ein bedeutender Ausbauschritt vorgesehen. Einen Sanierungsrückstau wie in Deutschland gelte es zu verhindern, sagte SBB-Chef Ducrot dazu.
Die Folgen bei der Deutschen Bahn sind bekannt: In einer Hauruckübung sperrt das Bahnunternehmen bis 2030 total vierzig Hauptstrecken jeweils für fünf Monate und erneuert alles. Dazu gehören Gleise, Schotter, Oberleitungen und Signale. Für Zugreisende bedeutet dies Verspätungen und Zugausfälle. Deshalb sei es nötig, die Infrastruktur regelmässig instand zu setzen, so der SBB-Chef.
Wie dem aktuellen Standbericht des Bundesamts für Verkehr zu entnehmen ist, sind hierzulande bis 2035 insgesamt 157 Ausbauprojekte geplant. Dazu gehören beispielsweise eine Perronverlängerung im Bahnhof Baden, ein Wendegleis in Rorschach und ein Überholgleis auf der Strecke Pfäffikon–Altendorf.
Die Behörden gehen von Gesamtkosten in der Höhe von 14,6 Milliarden Franken aus. Die jährliche Zahl der aktiven Baustellen geben die SBB mit «über 20’000» an.
SBB-Präsidentin bittet Kundschaft um Mithilfe
Um den Fahrgästen Ärger zu ersparen, bittet die SBB-Präsidentin um die aktive Mithilfe der Reisenden. «Wir werden die Baustellenfahrpläne frühzeitig ankündigen», sagt Ribar. «Unsere Kundinnen und Kunden sollten sich deshalb vor einer Reise im Onlinefahrplan regelmässig über Änderungen informieren.»
Gleichzeitig stellt Ribar Verbesserungen bei der Kundeninformation in Aussicht. Alle Reisenden sollen künftig bei Verspätungen und Zugausfällen möglichst rasch, übersichtlich und vor allem korrekt über die Weiterreise informiert werden.
«Es kommt vor, dass die Lautsprecherdurchsage eine andere Angabe macht, als in der App steht. Das führt zu Verwirrung, und das gilt es zu vermeiden», so Ribar. Um die Kundeninformation aus einer Hand sicherzustellen, schaffen die SBB im Verlauf von 2024 ein neues Kompetenzzentrum.
Erste Massnahmen hat die Bahn bereits umgesetzt: Dank Anpassungen bei der SBB-App und den neuen Anzeigetafeln auf den Perrons erhalten Reisende am Bahnhof bei Störungen ausführlichere Informationen. Bei Verspätungen oder Ausfällen werden unter anderem alternative Verbindungen angezeigt.
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