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Mögliches Aus von Perrier
Dreht Frankreich Nestlé den Mineral­wasser-Hahn zu?

Bottles of Perrier mineral water move along the production line at the Nestle SA bottling plant in Vergeze, France, on Monday, June 19, 2017. The global bottled-water market will grow more than 20 percent to about $231 billion by 2021, after swelling 40 percent in the last five years, according to Euromonitor. Photographer: Balint Porneczi/Bloomberg via Getty Images
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In Kürze:
  • Am Perrier-Standort in Vergèze wurden Verunreinigungen im Wasser festgestellt.
  • Nestlé könnte das Label für natürliches Mineralwasser verlieren.
  • Die französischen Behörden raten Nestlé, einen Produktionsstopp zu prüfen.
  • Nestlé plant weiterhin die Ausgliederung des Wassergeschäfts bis 2025.

Reinstes Wasser aus natürlicher Quelle in Südfrankreich, das seit Tausenden von Jahren sprudelt: Das verspricht die Luxus-Mineralwassermarke Perrier von Nestlé. Doch nun bereitet das Wasser in Frankreich dem Lebensmittel-Riesen aus Vevey einmal mehr Probleme: Offenbar droht Perrier das Label für natürliches Mineralwasser zu verlieren.

Laut einem vertraulichen Bericht der regionalen französischen Gesundheitsbehörde (ARS) ist das Wasser am Perrier-Standort Vergèze regelmässig so verunreinigt, dass Nestlé eine Einstellung der Produktion des Mineralwassers in Erwägung ziehen müsse, berichteten die französische Tageszeitung «Le Monde» und «Radio France» am Dienstag.

Die Empfehlung der französischen Behörden zum möglichen Produktionsstopp erfolgte, nachdem eine Inspektion der Abfüllanlage von Perrier Ende Mai beunruhigende Resultate zutage gefördert hatte. Laut dem entsprechenden Report sei die Wasserqualität instabil, zudem seien bei den Analysen Mikroorganismen und Fäkalbakterien in den Wasserproben festgestellt worden. Nestlé müsse daher eine andere Verwendung des Wassers für andere Lebensmittel in Erwägung ziehen, zitiert «Le Monde» aus dem Bericht.

Für Nestlé kommt der Befund zu einem denkbar schlechten Moment, weil die Genehmigung für den Betrieb der Perrier-Quelle bald ausläuft. Ob die Betriebsgenehmigung verlängert wird oder nicht, darüber werden die zuständigen Behörden im Departement Gard bereits im ersten Halbjahr 2025 entscheiden.

Auf Anfrage dieser Zeitung schreibt Nestlé, bei der Beurteilung der französischen Behörden handle es sich lediglich um eine vorläufige Einschätzung. In der Zwischenzeit habe das Unternehmen technische Details nachgereicht. «Der Bericht stellt also keine endgültige Empfehlung hinsichtlich der Betriebsbedingungen unseres Standorts Vergèze dar», betont eine Sprecherin.

Immer wieder Ärger im Wassergeschäft

Mit seinen Wasseraktivitäten sorgt Nestlé in den letzten Jahren und Monaten immer wieder für negative Schlagzeilen. Im April dieses Jahres mussten rund 3 Millionen Perrier-Flaschen vernichtet werden – «vorsichtshalber», weil es zuvor zu aussergewöhnlich starken Regenfällen in der Region gekommen sei, schreibt das Unternehmen.

Nur zwei Monate vorher war ans Licht gekommen, dass der Lebensmittelkonzern – der zugleich auch der grösste Mineralwasserhersteller der Welt ist – bei seinen Wassermarken Perrier, Vittel, Hépar und Contrex unerlaubte Methoden zum Reinigen des Mineralwassers einsetzte. Dies, um die Sicherheit der Wasser beizubehalten, wie der Konzern begründete.

Als Naturprodukt darf Mineralwasser jedoch nicht behandelt werden, sondern muss von Gesetzes wegen frei von Stoffen sein, die durch menschliche Aktivitäten entstanden sind. Unter anderem deshalb erhielt das Unternehmen im September eine Busse von 2 Millionen Euro.

Die Busse macht Nestlé zur Wiederholungstäterin: Ähnliche Filtermethoden hat der Konzern bekanntlich zuvor auch bei seiner Marke Henniez eingesetzt. Bis 2022 behandelte Nestlé das beliebte Mineralwasser aus dem Waadtland illegalerweise mit Aktivkohlefiltern. Auch in diesem Fall eigenen Angaben zufolge aus Sicherheitsgründen; um sicherzustellen, dass keine Pestizidrückstände im Mineralwasser vorhanden sind.

Schuld an den zunehmenden Qualitätsproblemen der Mineralwasserproduzenten in Frankreich trägt auch der Klimawandel. Zum einen lassen längere andauernde Dürren in den Quellregionen die Grundwasserspiegel sinken. Das hat etwa zur Folge, dass schädliche Substanzen aus Pflanzenschutzmitteln der Landwirtschaft in höher konzentrierten Mengen im Grund- und Quellwasser zu finden sind. Zum anderen nimmt durch die Häufung von extremen Niederschlagsmengen auch die Wahrscheinlichkeit für Verunreinigungen des Wassers durch Bakterien zu.

Ein grundsätzliches Problem mit der Qualität seiner Mineralwasserquellen sieht Nestlé trotz der Häufung der Vorfälle in letzter Zeit aber nicht. «Der Konzern hat erheblich in den Schutz der Gebiete rund um diese Quellen investiert, um sich besser an die ökologischen Herausforderungen anzupassen», so die Nestlé-Sprecherin.

Nestlé will Wassergeschäft wie geplant ausgliedern

Erst kürzlich, im November 2024, gab der neue Nestlé-Chef Laurent Freixe bekannt, das wenig lukrative Geschäft mit den Mineralwassermarken auf Anfang 2025 in ein eigenständiges Unternehmen auszugliedern. Dies mit dem Ziel, den Bereich durch Kooperationen mit anderen Getränkefirmen für Nestlé lukrativer zu machen oder ihn ganz zu verkaufen. Zu diesem Zweck plant Freixe, durch eine Marketingoffensive gerade Nestlés Edelmarken wie San Pellegrino oder eben Perrier in einem möglichst hellen Licht strahlen zu lassen.

An diesen Plänen hätten die jüngsten Ereignisse am südfranzösischen Abfüll-Dorf Vergèze nichts geändert, schreibt der Konzern. Bei der Suche nach zahlkräftigen Partnern oder einer Käuferin dürften sich die Negativmeldungen jedoch nicht als hilfreich erweisen.