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Überraschende Zahlen
Onlinehandel schrumpft erstmals in der Schweiz

Ein Mitarbeiter der Post bei der Auslieferung von Paketen.
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Das Ausmass überrascht selbst Fachleute. Nach den schlechten Zahlen im ersten Halbjahr gingen sie von einem – allerdings verlangsamten – Wachstum aus. Insgesamt werde der Schweizer Onlinehandel im Jahr 2022 zwischen fünf und sechs Prozent auf etwa 15 Milliarden Franken wachsen, hiess es in einer Analyse der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften vom letzten Herbst.

Nun ist das Gegenteil der Fall. Nach zwei Jahren Boom schwingt das Pendel in die andere Richtung: In der Schweiz ging im vergangenen Jahr der Online-Konsum erstmals zurück. Dies geht aus den Zahlen hervor, die die Marktforschungsfirma GFK am Mittwoch veröffentlichte. Demnach schrumpft der Schweizer Onlinehandel um 0,4 Milliarden Franken oder 2,8 Prozent auf insgesamt 14 Milliarden Franken. 


Zwar entspricht dies 3,7 Milliarden mehr als vor der Pandemie. Doch der Knick zeigt: Der Corona-Boom ist definitiv vorbei.

Im Grund zeichnete sich dies bereits im Frühling ab. Zwischen Januar und April lagen die Onlineumsätze sogar 12,7 Prozent unter Vorjahresniveau. Die «SonntagsZeitung» berichtete damals von einer Stagnation im Schweizer Onlinehandel. Es zeigte sich: Die Schweizerinnen und Schweizer kaufen wieder vermehrt in den Läden ein. 

Sättigung bei Elektronikartikeln

Auch wenn der Onlinehandel im weiteren Jahresverlauf aufholte: «Den Rückstand von Anfang Jahr konnte er nicht aufholen», sagt Patrick Kessler, Geschäftsführer des Handelsverbandes Swiss. Dem Verband gehören 370 Firmen an, die Dienstleistungen sowohl für den Onlinehandel als auch für den stationären Handel anbieten, darunter DHL, DPD, UPS, Salesforce, Planzer und die Schweizerische Post. 

Kessler beobachtet eine gewisse Sättigung im Markt. Wer in der Pandemie Flachbildschirme, Kameras oder Kopfhörer bestellt hat, muss nicht so rasch wieder neue kaufen. Diese Sättigung schlägt besonders bei Heimelektronik-Produkten deutlich zu Buche. Diese werden besonders häufig online bestellt. Mit fast einem Viertel beziehungsweise 3,12 Milliarden Franken macht Heimelektronik das grösste Kuchenstück am Schweizer Onlinehandel aus.

Die GFK-Analyse kommt zu Schluss, dass insbesondere die Direkteinkäufe bei asiatischen Anbietern zurückgegangen sind. Von den 14 Milliarden Franken wurden 12 Milliarden direkt bei Händlern mit einer «.ch»-Adresse eingekauft – und nur 2 Milliarden direkt bei Händlern im Ausland wie etwa Alibaba oder Shein. 

Zur sinkenden Kauflust dürfte die Inflation beigetragen haben. Sie betrug im vergangenen Jahr 2,8 Prozent – so viel wie seit den 1990er-Jahren nicht mehr. Allerdings sind die Preise für die typischerweise online bestellten Güter wie Elektronik und Kleider nicht so stark gestiegen wie die Preise von Gütern wie Benzin oder Autos, die üblicherweise stationär gekauft werden.

«Die Kaufkraft ist aber trotzdem gesunken, was indirekt die Nachfrage nach allen Gütern negativ beeinflusst hat», sagt Nina Mühlebach, Expertin der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. Ausserdem seien während der Pandemie anstelle von Dienstleistungen vermehrt Güter gekauft worden. Auch hier gebe es jetzt eine gewisse Sättigung. «Die Konsumenten geben eher wieder mehr für Dienstleistungen aus», so Mühlebach. 

Gesamter Detailhandel stagniert

Im gesamten Schweizer Detailhandel – sowohl stationär als auch online – stagnieren die Umsätze. Die Rekordumsätze in Corona-Zeiten, als es in den Läden wie bei den Onlinehändlern extrem gut lief, sind Geschichte. Die Volumen im Onlinehandel, der einen Anteil von 11,7 Prozent am gesamten Detailhandel ausmacht, gehen also auch wegen der gesamten Entwicklung des Sektors, der gegenüber Vorjahr ein Minus von 2,9 Prozent verzeichnet, zurück. 

In diesem Jahr hingegen werde der Onlinekonsum wieder um 3 bis 5 Prozent steigen, prognostizieren die Marktforscherinnen und Marktforscher der GFK. Allerdings dürften sich die Wachstumsraten in den nächsten Jahren im einstelligen Bereich einpendeln. Und, so die GFK: Konsumentinnen und Konsumenten würden immer mehr nach dem Motto einkaufen: «Hier und jetzt – egal ob stationär oder online».