Corona-Pressekonferenz in Bern«In mehreren Kantonen hat der Trend gedreht und die Fallzahlen steigen wieder»
Macht sich der Herbst schon bemerkbar? Und gibt es Neuigkeiten zur Booster-Impfung? Das BAG informiert zur aktuellen Corona-Situation. Wir berichteten live.
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Das Wichtigste in Kürze:
Das BAG spricht bei der Entwicklung der Corona-Fallzahlen, Spitaleintritte und Todesfälle von einer Trendwende.
Die höchsten Corona-Fallzahlen verzeichnen Kantone mit tiefer Impfquote
Seit vergangener Woche kosten Corona-Tests. Dennoch ist der erwartete Impfboom bislang ausgeblieben.
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Frage zu Nebenwirkungen
Eine Journalistin sagt, dass es bei unter 18-Jährigen laut Studien vermehrt zu Herzmuskelerkrankungen komme, wenn sie mit dem Moderna-Impfstoff geimpft wurden. Ob Junge nur noch mit anderen Impfstoffen geimpft werden sollten?
«Diese Entzündungen gibt es nicht nur bei Impfungen», antwortet Mathys. «Sie können vor allem bei einer Covid-Erkrankung auftreten.» Dass skandinavische Länder den Moderna-Impfstoff bei jungen Menschen nicht mehr verwenden, sei eine reine Vorsichtsmassnahme.
Damit ist die Pressekonferenz zu Ende.
Was ist die Strategie des BAG?
Eine Journalistin spricht die Frage nach einer Exit-Strategie aus den Corona-Massnahmen an. «Die Strategie des BAG existiert so nicht», antwortet Mathys. «Es gibt die Strategie des Bundesrats. Wir sehen jetzt eine Trendwende. Jetzt zu sagen, wir verzichten auf alle Massnahmen, im Wissen darum, dass sich die Situation wahrscheinlich verschlechtern wird», hält Mathys auch im Hinblick auf die Situation auf den Intensivstationen für «vermessen». So sei man in vier Wochen dann wieder in einer Situation, in der es nach wie vor zu einer Überlastung kommen könnte.
«Wenn wir das Zertifikat nicht hätten, hätten wir heute schon wesentlich mehr Fälle.»
«Es sind in der Schweiz immer noch genügend viele Personen empfänglich für das Virus – auch in den Risikogruppen – so dass eine Explosion der Fallzahlen ungünstige Auswirkungen auf die Spitäler hätte und eine Überlastung nicht ausgeschlossen werden kann.»
Lesen Sie mehr zum Thema: Wir brauchen eine Exit-Strategie. Jetzt.
Kantone sind bereit für Booster-Impfung
Ein Journalist möchte wissen, ob und wann es eine Booster-Impfung gibt. Mathys verweist auf das Zulassungsverfahren bei Swissmedic. Diese sei daran, er könne aber noch nicht sagen, wann genau das der Fall ist.
Eine weitere Frage lautet, ob die Kantone bereit seien für die dritte Impfung. «Immunschwache Menschen bekommen jetzt schon eine dritte Impfung», sagt Hauri. Aber grundsätzlich seien die Kantone bereit, das gehe schnell.
Lesen Sie mehr zum Thema: Warum bieten Kantonsärzte nicht einfach die Booster-Impfung an?
«Am Schluss wird aber der Bundesrat entscheiden, ob es auf der Skipiste ein Zertifikat braucht»
Wie die Bergbahn-Lobby «Seilbahnen Schweiz» heute mitgeteilt hat, soll es in der Schweiz in diesem Winter keine generelle Zertifikatspflicht in den Skigebieten. Der oberste Kantonsarzt sagt dazu: «Stand jetzt kann ich ihnen noch nicht sagen, ob das der richtige Weg ist», sagt Hauri. «Das wird sich erst noch zeigen, ich denke es ist auch noch nicht das letzte Wort gesprochen in diesem Fall.»
Man müsse die Situation beobachten und werde zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal anschauen, ob das ohne Zertifikatspflicht in den Skigebieten so bleiben werde.
Mathys sagt dazu: «Es ist ein wenig vermessen, jetzt schon zu sagen, dass es einen Winter ohne Zertifikatspflicht in den Skigebieten gibt.» Am Schluss werde der Bundesrat entscheiden, ob ein Zertifikat zum Einsatz kommt.
Auch Long-Covid-Patienten können sich impfen lassen
Jetzt spricht Mayssam Nehme, Klinikchefin am Genfer Universitätsspital (HUG). Sie schildert den Fall eines Mannes, der bis zu seiner Covid-19-Erkrankung bei guter Gesundheit und körperlich aktiv gewesen sei. Jetzt leide er an «funktionellen Einschränkungen», darunter einem «Brain Fog» – einem «Gehirnnebel», mit dem verschiedene kognitive Ausfallerscheinungen bezeichnet werden.
Bei Personen, die an Langzeitfolgen leiden, verschlimmert die Corona-Impfung die Symptome in den allermeisten Fällen nicht, sagt Nehme.
Tendenziell sei in solchen Fällen eine Stabilisierung oder eine Verbesserung zu beobachten, erklärte Nehme gestützt auf Studien. Allerdings sei die Datenbasis zu dieser Frage bisher relativ klein.
Für Long-Covid-Betroffene sei es wichtig, Zugang zu Spezialisten aus mehreren Fachbereichen zu haben und ihren Bedürfnissen entsprechend begleitet zu werden, sagt Nehme weiter und verweist auf die Sprechstunde am HUG.
Neue Studienergebnisse über die Long-Covid-Erkrankung
Nach neusten Erkenntnissen zu den Langzeitfolgen des Coronavirus, auch Long Covid oder Post-Covid-19-Erkrankung genannt, ist rund jede fünfte erwachsene Person mit einer symptomatischen Covid-Infektion betroffen. Bei den Kindern kommt die Erkrankung bei 3 Prozent derjenigen vor, die eine Infektion durchgemacht haben.
Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention an der Universität Zürich, stelltdie neuesten Studien zum Thema vor. Die Krankheit zeichne sich noch immer durch eine Vielzahl von Symptomen sowie eine Vielzahl von Verläufen aus.
«Wir lernen immer mehr über den klinischen Verlauf der Post-Covid-19-Erkrankung», sagte Puhan. Man wisse aber noch zu wenig, um wirksame Therapien gegen die Corona-Langzeitfolgen zu entwickeln.
Die bisher grösste Befragung von 4000 Personen habe kürzlich gezeigt, dass typische Symptome wie Kurzatmigkeit und trockener Husten mit der Zeit abnähmen. Anders die Entwicklung von kognitiven Beschwerden: Erschöpfungssymptome hielten länger an.
Betroffene und Angehörige von Longcovid-Patienten finden Puhan zufolge eine Fülle an Angeboten im Internet. Er erwähnt die Webseite altea-network.com und die Post-Covid-Sprechstunde des Zürcher Universitätsspitals.
Hauri: «Es kursieren immer noch sehr viele Falschinformationen»
Für den obersten Kantonsarzt Rudolf Hauri besteht die Gefahr, dass die Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus wieder verschärft werden müssen. Dies sagte Rudolf Hauri am Dienstag vor den Medien in Bern. Schon bald werde sich zeigen, ob die derzeit geltenden Bestimmungen mit der erweiterten Zertifikatspflicht ausreichen, erklärte der Zuger Kantonsarzt. Falls dies nicht der Fall sei, drohe etwa bei der Quarantänepflicht eine erneute Verschärfung.
Entscheidend ist aus Sicht Hauris nun, dass sich alle, die zu einer Impfung bereit sind, auch tatsächlich impfen lassen. Dafür brauche es einen Ausbau der niederschwelligen Impfangebote, wie sie die geplante nationale Impfoffensive vorsieht. Zugleich gelte es, Falschinformationen entgegenzutreten, so der Präsident der Kantonsärzte. Nebenwirkungen der Impfung seien selten und die Covid-Impfung für die Anbieter kein Geschäft, betonte er. Hauri wies einmal mehr darauf in, dass Covid-19 keine harmlose Krankheit sei – auch bei Jüngeren gebe es schwere Verläufe.
Er wünsche sich baldige Klarheit im Hinblick auf eine mögliche Drittimpfung, sagte Hauri weiter. Er bekräftigte, dass die Kantonsärzte das Vorgehen der Zulassungsbehörde Swissmedic unterstützen.
Handlungsbedarf sieht der VKS-Präsident bei der Qualität von Tests: Es dürfe nicht sein, dass Menschen mit Zertifikaten auf Grundlage mangelhafter Tests eine falsche Sicherheit vorgegaukelt werde, so Hauri.
Höchste Fallzahlen in Kantonen mit tiefer Impfquote
In der Zentral- und Ostschweiz sind die Fallzahlen laut Mathys am höchsten. Je nach Kanton registriere man derzeit eine 14-Tage-Inzidenz zwischen 70 und 530 pro 100'000 Einwohner. «Sie ist tendenziell dort höher, wo die Impfquote tief ist.» Am häufigsten von einer Infektion betroffen seien die 10- bis 19-Jährigen.
Die Testzahlen nehmen Mathys zufolge stark ab, die Zahl der positiven Tests hingegen nehme stark zu. «Die Impfgeschwindigkeit wird nicht ausreichen können, um diesem Trend in nächster Zeit Paroli bieten zu können», sagt Mathys.
Die Pressekonferenz beginnt
«Die Lage kann nach wie vor als relativ gut eingestuft werden», beginnt Patrick Mathys vom BAG. Die Anzahl der täglichen Neuinfektionen nähere sich einer «Plafonierung.» «Doch es ziehen dunkle Wolken auf im Hinblick auf die nächsten Wochen», sagt Mathys. In gewissen Kantonen stiegen die Fallzahlen wieder. «Ohne die bevölkerungsreichen Kantone Zürich und Bern wäre der Trend wohl auch schon national sichtbar.»
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Diese Fachleute informieren heute ab 14 Uhr
Um 14 Uhr gibt es in Bern eine Medienkonferenz zu Corona. Experten des Bundes äussern sich zur aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie.
Folgende Folgende Fachleute nehmen teil:
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit (BAG)
Rudolf Hauri, Zuger Kantonsarzt und Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS
Mayssam Nehme vom Hôpitaux Universitaires Genève (HUG).
Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Universität Zürich
Moderation: Andreas Ledergerber von der Bundeskanzlei.
BAG meldet 1240 neue Coronavirus-Fälle innerhalb von 24 Stunden
In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag innerhalb von 24 Stunden 1240 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet worden. Gleichzeitig registrierte das BAG zwei neue Todesfälle und 21 Spitaleinweisungen.
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Wann kommt der Booster?
Der Schutz durch die Corona-Impfung schwächt sich nach einigen Monaten ab. Darauf deuten inzwischen auch Zahlen aus der Schweiz: Erstmals machen die Geimpften mehr als die Hälfte der hospitalisierten über 60-Jährigen aus. Daten aus anderen Ländern lassen vermuten, dass eine Auffrischimpfung den Schutz wiederherstellen könnte. Bei Swissmedic sind entsprechende Zulassungsgesuche von Moderna und Biontech/Pfizer seit gut einem Monat hängig. Die Behörde schreibt, dass die Impfstoffhersteller massgeblich die Geschwindigkeit der Zulassung bestimmen würden.
Die Kantone wären bereit, sofort mit Booster-Impfungen zu starten. Dies betont Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, im Interview. «Ich denke, dass wir nicht zu lange warten sollten», sagt er. Grundsätzlich könnten Heimärzte und Hausärztinnen bereits heute besonders gefährdeten Personen eine Auffrischimpfung verabreichen. Dazu müssten sie beim jeweiligen Kanton anfragen, um Covid-Impfstoff zu erhalten. Laut Hauri wurde diese Möglichkeit bis jetzt aber kaum oder gar nicht genutzt.
Fehlende Drittimpfung fordert erste Opfer
Eine TV-Kamera hielt den Moment fest, als Alice Schmidli-Amrein im Dezember 2020 in Kriens LU die erste Dosis des Impfstoffs von Pfizer/Biontech erhielt. Heute, neun Monate später, ist sie tot, gestorben an Covid-19. «Hätte meine Mutter eine Booster-Impfung bekommen, wäre sie jetzt noch am Leben», sagt ihr Sohn Jack Schmidli. Dabei beruft er sich auf Daten aus Ländern wie Israel, wo Pfizer-Geimpfte nach sechs Monaten einen Booster-Shot bekamen. Tatsächlich häufen sich in der Schweiz seit Anfang September die Impfdurchbrüche: 40 Personen verstarben trotz Impfschutz mit Pfizer/Biontech, 12 trotz jenes mit Moderna. Doch während die meisten Nachbarländer inzwischen älteren Personen eine Drittimpfung empfehlen, zögern die Schweizer Behörden: «Ob und für wen eine Auffrischimpfung allenfalls notwendig wäre, steht zum heutigen Zeitpunkt noch nicht fest», heisst es beim Bundesamt für Gesundheit.
Impfboom bleibt bislang aus
Seit gut einer Woche müssen Ungeimpfte für Tests bezahlen. Der Impfkampagne hat das bislang nicht den erhofften Schub verliehen. Die Zahl der Erstimpfungen ist sogar zurückgegangen.
Während am Wochenende die Menschen vor den Testcentren Schlange standen, blieb bei den Impfcentern der erhoffte Andrang aus.
Laut dem neuen Impfziel sollen 93 Prozent der über 65-Jährigen vollständig geimpft werden, bei den übrigen Erwachsenen wird eine Impfrate von 80 Prozent angestrebt. So sollen müssen nach Berechnungen des Bundes noch rund 875’000 Personen gegen Corona geimpft werden.
Wie der Bund auf diese Zahlen kommt und was passiert, wenn das Ziel nicht erreicht wird, lesen Sie hier: Das steckt hinter dem ehrgeizigen Impfziel des Bundes
Schweizer Ingenieure tüfteln am Corona-Filter
Die Pandemie hat gezeigt, wie schlecht es um die Luft in Schulen und Büros steht. Eine Gruppe pensionierter Wissenschaftler arbeitet an der Lösung.
Das erwartet uns in der kalten Jahreszeit
An der Pressekonferenz von vergangener Woche hatte Patrick Mathys vom BAG davor gewarnt, dass die zunehmend kühleren Temperaturen die Fallzahlen wieder nach oben treiben könnten.
Die aktuellen Daten weisen darauf hin, «dass sich das Infektionsgeschehen in der Schweiz zu plafonieren beginnt», hatte Mathys gesagt. Mit den sinkenden Temperaturen und dem Schulbeginn nach den Herbstferien sei davon auszugehen, dass das «Infektionsgeschehen» bei der jungen Bevölkerung wieder an Fahrt aufnehme.
Ein Grossteil der Patienten in den Spitälern sei nicht geimpft, hatte Mathys weiter gesagt. Die Situation auf den Intensivstationen sei weiterhin angespannt (zur Auslastung der Spitäler). Die Hälfte der Spitalpatienten sei jünger als 55 Jahre alt. Täglich seien im Schnitt fünf Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion zu beklagen. Man gehe weiterhin davon aus, dass eine Impfung in 90 Prozent der Fälle vor einem schweren Verlauf oder einer Hospitalisierung schützt (zum Impf-Monitor).
Billigtests in der Kritik
Auch ein Thema an der Pressekonferenz von letzter Woche waren die Billigtests, die Unternehmer anbieten. Die Berner Kantonsärztin Linda Nartey hatte dazu gesagt, Kontrollen der Aufsichtsbehörden und Hinweise aus der Bevölkerung hätten auf Mängel einiger dieser Angebote hingewiesen. Kantone können Testcenter schliessen, die «durch mangelhafte Qualität auffallen».
/oli
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