Ticker Nationalratswahl ZürichDie Mitte ist Wahlsiegerin, SP und EDU gewinnen, GLP und Grüne verlieren
Der Zürcher Wahlkrimi ist entschieden: Im Schlussspurt gab es noch überraschende Abgewählte und vor allem unvermutete Neugewählte.
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Das Wichtigste in Kürze:
Die Mitte hat bei den Nationalratswahlen im Kanton Zürich zwei zusätzliche Sitze geholt. SP und EDU gewinnen je einen Sitz. Die GLP verliert zwei Sitze, die Grünen einen.
Prominente Abgewählte sind Meret Schneider (Grüne) und Therese Schläpfer von der SVP. Auch Jörg Mäder und Judith Bellaiche (beide GLP) verlieren ihr Mandat.
Neu im Rat sind unter anderen Aktivistin Anna Rosenwasser und Islam Alijaj (beide SP), Nina Fehr Düsel (SVP) und Nicole Barandun (Mitte).
Die Wahlbeteiligung betrug 46,95 Prozent.
Zusammenfassung der Zürcher Natioanlratswahlen
Zum Abschluss der Tickers liefern wir Ihnen gerne nochmals das Wichtigste in Kürze:
Die grosse Wahlsiegerin an Sitzen ist Die Mitte. Der Kanton Zürich neu mit drei ihrer Politikerinnen in der grossen Kammer vertreten.
Die SP gewinnt einen Sitz da und ist neu mit acht Politikerinnen und Politikern im Nationalrat vertreten.
Die SVP bliebt auch ohne Sitzgewinn mit zehn Politikerinnen und Politikern im Nationalrat vertreten.
Die FDP kann ihre fünf Sitze im Nationalrat halten.
Die Grünen stellen nur noch vier Vertreterinnen und Vertreter im Nationalrat.
Die GLP hat nur noch vier Sitze im Nationalrat.
Die EVP kann ihren Sitz halten. Die EDU schickt neu auch einen Vertreter nach Bern.
Lesen Sie hier noch die Analyse zum heutigen Wahlsonntag aus Zürcher Sicht.
Vielen Dank, dass Sie den Ausgang der Zürcher Nationalratswahlen 2023 bei uns mitverfolgt haben. Wir wünschen einen schönen Wahlsonntagabend.
Das sind die Überraschungen
Mit den letzten Resultaten aus Winterthur wurden die Listen an den entscheidenden Stellen nochmals durchgeschüttelt.
Bemerkenswert ist das Vorprellen von SVP-Kandidatin Nina Fehr Düsel, Kantonsrätin und Tochter von Ex-Nationalrat Hans Fehr, von Listenplatz 12 auf 8. Abgewählt ist hingegen Therese Schläpfer, weil die SVP nun doch keinen Sitzgewinn erzielte. Sie landete knapp hinter dem neugewählten Martin Hübscher, Kantonsrat und Landwirt.
Queer-Aktivistin Anna Rosenwasser hat sich bei der SP von Rang 20 auf Platz 8 hervorgearbeitet und fährt nach Bern.
Der Zürcher Gemeinderat Islam Alijaj, Rollstuhlfahrer und Aktivist für Menschen mit Beeinträchtigungen, ist ebenfalls gewählt. Er schaffte es von Rang 11 auf 7. Das Nachsehen hat Kantonsrätin und Gewerkschafterin Michèle Dünki-Bättig, die sich den ganzen Nachmittag lang Hoffnungen machen durfte.
Freuen durfte sich wiederum die FDP-Kantonsrätin und Oberärztin Bettina Balmer, die ihren Sitz in letzter Minute sichern konnte. Auf dem ersten Ersatzplatz landete Jungpolitiker Matthias Müller.
Ganz bitter wurde es am Schluss noch für die GLP. Im letzten Moment verlor sie noch einen Sitz mehr als erwartet, also zwei Sitze – und dies obwohl die Grünliberalen «nur» 1,6 Prozent Wähleranteile verloren, während die Grünen trotz Verlusten von 4,2 Prozent nur einen Sitz einbüssen. Eine Erklärung dafür zu finden, ist schwierig. Das hat wohl mit den Listenverbindungen zu tun. Die GLP hatte vor vier Jahren grosses Listenglück und holte ihren sechsten Sitz auf Kosten der CVP. Diesmal hat die GLP wohl der Mitte (Ex-CVP) geholfen bei der Eroberung von zwei zusätzlichen Sitzen. Bei der GLP schaffte es der Zürcher Gemeinderat und Ex-Radiomoderator Patrick Hässig also knapp doch nicht, und die Nationalratsmitglieder Judith Bellaiche und Jörg Mäder sind abgewählt.
Die Grünen profitierten wohl von der Listenverbindung mit der SP (und der AL). Abgewählt ist nun nicht ganz unerwartet Nationalrätin Meret Schneider. Dafür hat es Katharina Prelicz-Huber um Haaresbreite doch noch geschafft, im Nationalrat zu bleiben.
Grosse Wahlsiegerin ist Die Mitte. Die abtretende Co-Parteipräsidentin Nicole Barandun ist im zweiten Anlauf Nationalrätin geworden und wird von Yvonne Bürgin begleitet, Kantonsrätin und Rütemer Gemeindepräsidentin.
Von der Rechtsaussen-Listenverbindung hat die EDU profitiert. Kantonsrat Erich Vontobel zieht in die Grosse Kammer nach Bern. Die Zürcher EDU war erst einmal im Nationalrat, von 2003 bis 2007. Massgebend beigetragen haben die Stimmen von Aufrecht und Mass-voll. Aufrecht-Spitzenkandidat Urs Hans hat die Wahl relativ knapp verpasst. Mass-voll-Mann Nicolas Rimoldi wiederum hatte keine Chance. In Zahlen: Die EDU holte 1,5 Prozent der Stimmen, Aufrecht 1,1 und Mass-voll 0,7 Prozent.
Hohe Wahlbeteiligung
Die Wahlbeteiligung im ganzen Kanton betrug knapp 47 Prozent. Das ist mehr als die 44,4 Prozent von 2019. In den Städten war heuer die Beteiligung deutlich höher. In Zürich lag sie bei 51.6 Prozent, in Winterthur bei knapp 49 Prozent.
Damit gingen heuer in den Städten deutlich mehr Personen an die Urne als noch vor vier Jahren. Damals lag die Wahlbeteiligung in Zürich am Schluss bei 47,5 Prozent. Vor vier Jahren nutzten 47,1 Prozent in Winterthur ihr Wahlrecht.
Von den Auslandschweizerinnen und -schweizern nutzten 16,45 Prozent das Wahlrecht.
Das sind die vier Abgewählten
Die 36 Gewählten
Nun ist bekannt, wer Zürich neu im Nationalrat vertritt. Es sind folgende Personen:
Hässig schafft es doch nicht
Der ehemalige Radiomoderator und Neo-Politiker Patrick Hässig zieht doch nicht in den Nationalrat ein. Trotz seiner immensen Aufholjagd um 6 Listenplätze fällt er als überzählig raus, weil die GLP doch zwei Sitze verliert und neu nur noch vier Sitze im Parlament hat.
SVP ohne Sitzgewinn, Grüne verlieren nur einen Sitz
Endlich: Alle Gemeinden und Stadtkreise sind ausgezählt und die 36 Sitze verteilt.
Erleichterung bei den Grünen: Sie verlieren nur einen Sitz. Damit bleibt Prelicz-Huber doch im Parlament. Die SVP gewinnt doch keinen Sitz dazu. Die Mitte gewinnt zwei Sitze dazu.
Die GLP verliert entgegen den Erwartungen zwei Sitze. Die FDP hält fünf Sitze.
An den Wähleranteilen der SP lässt sich nichts rütteln. Sie steigen im Kanton Zürich um knapp 4 Prozent. Die Mitte legt um gut 2 Prozent zu. Die SVP lediglich um 0,6 Prozent. Die Grünen verlieren 4,15 Prozentpunkte an Wähleranteilen, die GLP 1,62 Prozent, die FDP 1,21 Prozent. Die Anteile von EVP und EDU bleiben quasi unverändert.
Warten auf Winterthur Seen
Die Resultate des Winterthurer Stadtkreises Seen stehen als letzte noch aus. Erst nach deren Eintreffen wird auch die definitive Verteilung der 36 Nationalratssitze für Zürich bekannt sein.
Zwei Wahlkreise fehlen noch
Noch immer fehlen die Resultate aus zwei Stadtkreisen in Winterthur: Die Ergebnisse von Oberwinterthur und Seen stehen noch aus.
Macht die SP einen Sitz mehr in Zürich?
Gemäss Hochrechnungen des Forschungsinstituts GFS Bern macht die SP auf nationaler Ebene einen Sitz mehr als bei der zweiten Hochrechnung vorausgesagt. Noch ist unklar, ob er aus dem Kanton Zürich kommt. In wenigen Augenblicken, wenn die letzten Resultate eingetroffen sind, wird diese Frage beantwortet sein.
Die Stadt Zürich ausgezählt
Alle Zürcher Stadtkreise sind ausgezählt: Auf dem gesamten Stadtgebiet erzielt die SP den höchsten Wähleranteil. Das dürfte auch in den verbleibenden zwei Stadtkreisen von Winterthur der Fall sein.
Die FDP ist in Kilchberg, Zollikon, Zumikon, Erlenbach und Uitikon wählerstärkste Partei.
In allen anderen Gemeinden ist die SVP wählstärkste Partei.
SP bei Auslandschweizern stark
Die SP macht auch bei den Zürcher Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern im Ausland viele Wähleranteile. Knapp 20 Prozent gehen an die Sozialdemokraten, danach folgen SVP und Grüne, GLP, FDP und Die Mitte.
Es fehlen noch 4 Stadtkreise
Noch fehlen die Resultate von vier Stadtkreisen. In Zürich sind noch die Wahlkreise 1+2 ausstehend, in Winterthur fehlen die Altstadt, Oberwinterthur und Seen.
SP markant im Aufwind
Die neuesten Zahlen sprechen auch für die SP: Sie scheint nach 168 von 175 Gemeinden und Stadtkreisen um 3,53 Prozent zuzulegen. Die SVP liegt nur bei 0,78 Prozent mehr Wähleranteilen. Der Zuwachs bei der Partei Die Mitte liegt bei 2,09 Prozent.
Der Verlust bei den Grünen liegt bei 4,06 Prozent, jener der GLP bei 1,6 Prozent und bei der FDP bei 1,26 Prozent.
Anna Rosenwasser und Patrick Hässig derzeit drin
Der Aktivistin Anna Rosenwasser dürfte der grosse Coup gelungen sein: Sie gilt nach 168 von 175 ausgezählten Gemeinden und Stadtkreisen als Kandidatin für die SP gewählt. Sie hat, Stand jetzt, 12 Listenplätze gut gemacht.
Ebenfalls gewählt sein dürfte der GLP-Politiker Patrick Hässig. Er hat 6 Listenplätze gut gemacht.
Warten auf die letzten Resultate
Während die Resultate für den Ständerat eingetroffen sind, lassen die definitiven Resultate für die Wahlen der Zürcher Kandidierenden noch auf sich warten. Noch immer sind erst 158 von 175 Gemeinden und Stadtkreisen ausgezählt.
Neben den Stadtkreisen fehlen noch die Resultate aus Geroldswil, Wädenswil und Opfikon.
In den ersten Stadtkreisen dominiert die SP
Nun sind die ersten Resultate aus den Städten Winterthur und Zürich da. In Winterthur Mattenbach dominiert die SP ebenso wie im Stadtzürcher Kreis Schwamendingen.
Gemäss dem Trend der jüngsten Hochrechnung könnte die SP im Kanton Zürich noch zur Wahlsiegerin avancieren. Sie legt aktuell 2,1 Prozent an Wähleranteilen zu. Die anderen Gewinnerparteien Die Mitte und die SVP liegen derzeit bei 2,4 Prozent und 1,4 Prozent plus.
Die Grünen büssen noch immer knapp 5 Prozent Wähleranteile ein.
Mass-voll feiert – auch ohne eigenen Sitz
Die aus massnahmenkritischen Kreisen hervorgegangenen Gruppierungen Mass-voll und Aufrecht werden im Kanton Zürich zwar keinen Nationalratssitz holen. Dennoch ist der Partei von Massnahmekritiker Nicolas Rimoldi zum Feiern zumute: Sie hat bei ihrer ersten Wahl 0,8 Prozent Wähleranteile erreicht.
Als Bündnis mit der EDU, Aufrecht sowie den Schweizer Demokraten haben sie dennoch einen Sitz geholt.
Der Sitz wird an die EDU gehen, die mit einem Wähleranteil von prognostizierten 1,5 Prozent das beste Resultat der vier verbundenen Partner erreichte.
Diesen vier Personen könnte die Wahl noch gelingen
Derzeit sind 141 von 175 Wahlkreisen ausgezählt. Drei Personen können sich nach wie vor Hoffnungen machen, demnächst im Nationalrat zu politisieren.
Bei der SVP ist das der Kantonalpräsident Domenik «Lädi» Ledergerber. Er liegt nur knapp (0,03 Prozentpunkte) hinter der Bisherigen Therese Schläpfer.
Auch die LGBTQ-Aktivistin Anna Rosenwasser hat noch Chancen, für die SP in den Nationalrat einzuziehen. Sie liegt 0,05 Prozentpunkte hinter Michèle Dünki-Bättig.
Und auch Judith Bellaiche von der GLP ist noch nicht definitiv abgewählt. Sie liegt ebenfalls nur 0,03 Prozentpunkte hinter dem Bisherigen Jörg Mäder. Noch besser sieht es für Patrick Hässig aus. Der ehemalige Radiomoderator und Pflegefachmann ist nun sogar fast gleichauf mit Mäder.
SP: Grüne Verluste «schmerzen»
Für die SP ist der Wahltag zweischneidig, wie die Zürcher Co-Präsidentin Priska Seiler Graf andeutet. Dem mutmasslichen Sitzgewinn der Sozialdemokraten stünden zwei Sitzverluste der Grünen gegenüber, welche «uns auch schmerzen», wie sie sagt. «Der Klimaschutz ist unsere grösste Herausforderung», betont Seiler Graf.
Gepunktet habe die SP wiederum mit dem Thema Kaufkraft, meint Seiler Graf. Da habe die Partei gezeigt, dass sie die Sorgen und Nöten der Menschen aufnimmt, etwa mit der Prämienverbilligungsinitiative.
Gegen den Megatrend sei man aber von der linken Seite nicht angekommen. Den allgemeinen Rechtsrutsch führt sie auf die Verunsicherung der Bevölkerung in diesen aufwühlenden Zeiten zurück. «Angst zu schüren ist einfach, und die SVP hat bewiesen, dass sie das kann», sagt Seiler Graf. «Jetzt muss sie aber auch Lösungen zeigen, gerade als Polpartei».
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