Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Krieg im Nahen Osten
Familien der Geiseln wollen das Land «beben» lassen

The father (C) of killed Israeli hostage Almog Sarusi speaks during the funeral of his son  in the city of Raanana on September 1, 2024. Israel announced on September 1 that its troops had found six dead hostages in a Gaza tunnel including Sarusi. The six were among 251 hostages seized during Hamas's October 7 attack that triggered the ongoing war between Israel and Hamas, 97 of whom remain captive in Gaza including 33 the army says are dead. Scores were released during a negotiated one-week truce in November. (Photo by Oren ZIV / AFP)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die israelische Armee hat am Wochenende im Gazastreifen die Leichen von sechs Geiseln geborgen, die am 7. Oktober 2023 von der islamistischen Hamas bei ihrem Überfall auf Israel entführt worden waren. «Nach unserer ersten Einschätzung wurden sie kurz vor unserer Ankunft von Hamas-Terroristen brutal ermordet», sagte Militärsprecher Daniel Hagari am Sonntagmorgen. Die Hamas hatte insgesamt 250 Menschen verschleppt; zudem ermordete sie fast 1100 Israelis und 71 Ausländer. Ein Toter, der 23-jährige Hersh Goldberg-Polin, ist auch US-Amerikaner, weshalb Präsident Joe Biden mitteilen liess, er sei «erschüttert und empört».

Ministerpräsident Benjamin Netanyahu warf der Hamas in einer Videobotschaft vor, die Bemühungen um eine Waffenruhe systematisch zu torpedieren. Wer Geiseln ermorde, der wolle keinen Deal, sagte der konservative Politiker und drohte mit Vergeltung. Er sprach von einem «schweren Tag» und sagte, die Nachricht zerreisse «dem ganzen Volk das Herz».

Israeli opposition leader Yair Lapid addresses an anti-government rally in Tel Aviv on July 20, 2024, amid the ongoing conflict in the Gaza Strip between Israel and the Palestinian militant Hamas movement. (Photo by GIL COHEN-MAGEN / AFP)

Viele Angehörige der 101 bisher nicht zurückgekehrten Geiseln reagierten jedoch mit enormer Wut auf Netanyahu und dessen rechte Koalition. Sie werfen dem Regierungschef vor, für sein politisches Überleben den Abschluss eines Deals mit der Hamas zu sabotieren und so die Geiseln im Stich gelassen zu haben. Sie verlangen eine öffentliche Erklärung Netanyahus: «Verstecken Sie sich nicht hinter dem Armeesprecher.» Bereits am Samstagabend hatten die Angehörigen angekündigt, das Land «beben» zu lassen.

Stadtverwaltung von Tel Aviv legt Arbeit nieder

Was damit gemeint war, wurde Stunden später klar. Am Sonntagvormittag forderte Oppositionsführer Lapid einen Generalstreik und rief den Gewerkschaftsdachverband Histadrut, die Arbeitgeber und die örtlichen Behörden auf, einen solchen auszurufen. Auf der Plattform X schrieb Yair Lapid: «Netanyahu und das Kabinett des Todes haben beschlossen, die Geiseln nicht zu retten.»

Für Sonntagnachmittag war ein Treffen von Geiselangehörigen mit dem Gewerkschaftschef von Histadrut geplant. Der Bürgermeister von Tel Aviv kündigte an, dass die Verwaltung am Montag bis zum Mittag «aus Solidarität mit den Geiseln und deren Familien» geschlossen bleiben werde und die Angestellten sich an Demonstrationen beteiligen dürften.

Netanyahu und Gallant schreien sich an

Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant forderte eine sofortige Sitzung des Sicherheitskabinetts. Er müsse die Entscheidung, an der Kontrolle über die Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten durch Israels Armee festzuhalten, rückgängig machen, schrieb er bei X. Diese Truppenpräsenz, auf der Netanyahu besteht, gilt weithin als wichtigstes Hindernis in den Verhandlungen mit der Hamas über die Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge. Galant stimmte als Einziger gegen diese Position; das israelische Militär ist überzeugt, dass ein Abzug vom sogenannten Philadelphi-Korridor die Sicherheit des Landes nicht gefährden würde. Wie unter anderem die Zeitung «Haaretz» berichtete, schrien sich Galant und Netanyahu in der Sitzung gegenseitig an.

(COMBO) This combination of pictures created on September 01, 2024 shows undated portraits provided on September 1, 2024, by The Hostages Families Forum Headquarters, representing families of Israeli hostages held by Palestinian militants in Gaza, showing hostages (clockwork from top-L) Almog Sarusi, Alex Lubnov, Carmel Gat, Ori Danino, Eden Yerushalmi and Hersh Goldberg-Polin at unspecified locations. The Israeli military said on September 1 that it had found the bodies of six hostages in a tunnel in the southern Gaza Strip, including a US-Israeli and a Russian-Israeli. (Photo by the Hostages Families Forum Headquarters / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO /  THE HOSTAGES FAMILIES FORUM HEADQUARETRS"  NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS
RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO /  THE HOSTAGES FAMILIES FORUM HEADQUARETRS"  NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS
RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO /  THE HOSTAGES FAMILIES FORUM HEADQUARETRS"  NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS
RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO /  THE HOSTAGES FAMILIES FORUM HEADQUARETRS"  NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS
RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO /  THE HOSTAGES FAMILIES FORUM HEADQUARETRS"  NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS
RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO /  THE HOSTAGES FAMILIES FORUM HEADQUARETRS"  NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS /

Gemäss Medienberichten wären drei der nun toten Geiseln bei einem Abkommen sofort freigekommen. Ihre Namen stünden seit Anfang Juli auf einer Liste, der die Hamas zugestimmt habe. Neben Goldberg-Polin, dessen Arm amputiert wurde, wären dies die beiden Frauen Carmel Gat (40) und Eden Yerushalmi (24) gewesen. Deren Körper wurden mit denen von Ori Danino, Alex Lobanov und Almog Sarusi nahe Rafah in einem Tunnel 20 Meter unter der Erde gefunden. Die Hamas macht hingegen Israel für den Tod der Geiseln verantwortlich.

Am Sonntag wurden bei einem mutmasslichen palästinensischen Anschlag im Westjordanland nahe der Stadt Hebron zwei israelische Polizisten und eine Polizistin getötet. Seit Tagen führt Israels Militär dort einen gross angelegten «Antiterroreinsatz» durch. Der rechtsextreme Minister Bezalel Smotrich, der in Netanyahus Regierung für Finanzen und den Siedlungsbau in den besetzten Palästinensergebieten zuständig ist, erklärte gemäss Reuters am Tatort: «Wir sind entschlossen, den Terrorismus an allen Fronten auszumerzen.»