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Meinung

Gastbeitrag über Lebensmittelpreise
Migros und Coop richten Schaden an

Ein mit Einkaeufen vollgepacktes Auto aus dem Kanton Zuerich, aufgenommen am Samstag, 18. November 2023, im Einkaufszentrum Lago in Konstanz. Finanzministerin Karin Keller-Sutter schlaegt vor, die Wertfreigrenze von 300 auf 150 Franken zu senken. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
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Bei den Konsumentenpreisen besteht ein Druck nach oben. Gleichzeitig herrscht bei den Produzentenpreisen Druck nach unten, was den zunehmenden Unmut in der Landwirtschaft zu einem grossen Teil erklärt. Das bestätigen auch die eben publizierten Berechnungen des Preismonitors von Mathias Binswanger. Er leitet daraus ab: Die beiden Grossverteiler Migros und Coop dominieren den Schweizer Lebensmittelmarkt und besitzen erhebliche Marktmacht. Diese hat zur Folge, dass die Abnehmer sowohl bei konventionellen als auch bei Bioprodukten gegenüber den Bauern tiefe Preise durchdrücken können. Umgekehrt können die Grossverteiler bei einem Segment von zahlungskräftigen Kunden, die Hauptkonsumenten von Bioprodukten sind, hohe Preise im Supermarkt verlangen. (Lesen Sie unseren Kommentar zu Lebensmittelpreisen: Sind die Bio-Preise wirklich zu hoch, muss dies Folgen haben)

Bereits vor zwei Jahren vertraten Binswanger und Paul Richli in einer Publikation die Meinung, dass die erwähnten Detailhändler wohl mindestens über relative Marktmacht im Sinn des Kartellgesetzes verfügen. Und dass sie diese gegenüber den landwirtschaftlichen Produzenten mit erheblichen negativen Konsequenzen ausnützen.

Faire Märkte Schweiz (FMS) wird im April bei der Wettbewerbskommission ein Begehren für eine Vorabklärung einreichen. Doch auch die Politik wird sich bald mit der Frage unausgewogener Marktmachtverhältnisse auseinandersetzen müssen. SVP-Nationalrat Hans Jörg Rüegsegger hat kürzlich eine Motion eingereicht, die eine faire Chance auf angemessene Preise zum Ziel hat: Der Bundesrat soll den Produzenten ermöglichen, gegenüber ihrer hochkonzentrierten Abnehmerseite eine «Gegenmacht» aufzubauen. In der EU ist dies bereits heute möglich. Die Wirtschaftsverbände und ihre bürgerlichen Vertreter wollen solche Massnahmen wohl verhindern und stattdessen die Agrarmärkte weiter deregulieren.

FMS hat mit Studien aufgezeigt, dass der Wettbewerb den Interessengegensatz – Produzenten wollen einen hohen Preis, Konsumentinnen einen tiefen – nicht löst. Die  rote Linie zwischen hartem Verhandeln und Missbrauch von Marktmacht ist in vielen Bereichen wohl überschritten. So bilden etwa die zwei grössten Mühlen in der Schweiz, Swissmill von Coop und die Groupe Minoteries, mit einem Marktanteil von 62 Prozent faktisch ein Duopol. Dessen Auswirkungen sind im Brotgetreidemarkt besonders schädlich und kosten die Bauern jährlich bis zu 15 Millionen Franken.

Gegen Missbrauch hilft Transparenz

Die Ungleichgewichte in den Agrar- und Foodmärkten nehmen insgesamt stark zu und damit das vermutete missbräuchliche Verhalten (relativ) marktmächtiger Unternehmen. Der Preismechanismus wird dadurch enorm eingeschränkt. Die Landwirtschaft bekommt den Preis diktiert. Letztlich sind davon besonders auch die Konsumierenden betroffen.

Der Verein FMS will zur Schaffung fairerer Märkte beitragen, in denen ein förderlicher Wettbewerb im Interesse aller, nicht nur einzelner Akteure sichergestellt ist. Wo Missstände den Wandel zu nachhaltigen und fairen Märkten ausbremsen, braucht es Transparenz. FMS hat mit seinen vertieften Recherchen gravierende Wettbewerbsverzerrungen aufgedeckt, ebenso auch Fälle von ungerechtfertigten Bereicherungen durch Systemprofiteure zulasten von Bauern, KMU-Betrieben und Konsumentinnen. Das Motto lautet: Faire Märkte brauchen einen funktionierenden Wettbewerb und eine gerechte Verteilung der Wertschöpfung.

Stefan Flückiger ist Präsident von Faire Märkte Schweiz (FMS).