Konflikt im KongoHunderte Vergewaltigungen und Tausende Tote nach Kämpfen um Goma
Bei den Gefechten im Ostkongo entkamen Tausende Männer aus einem Gefängnis – wohl mit verheerenden Folgen. Die M23-Rebellen haben ihre Waffenruhe bereits wieder gebrochen.
![Mitglieder des Kongolesischen Roten Kreuzes und Freiwillige tragen Opfer des Konflikts in Goma, DR Kongo, 04. Februar 2025. Im Hintergrund sind Gebäude und ein Lastwagen zu sehen.](https://cdn.unitycms.io/images/64vcyJV4qHl8N-nGIgvgav.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=WuIyX9W0j_8)
Die Zahl der Toten nach den jüngsten Kämpfen in der Stadt Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist nach UN-Angaben auf mindestens 2’900 gestiegen. Das sagte UN-Vertreterin Vivian van de Perre. Die Vizechefin der Friedensmission Monusco, deren Blauhelmsoldaten weiter in Goma bleiben, warnte, dass die Zahl noch nicht endgültig sei. «Wir erwarten, dass sie steigen wird, und es gibt immer noch viele verwesende Leichen in bestimmten Gebieten.»
Im Chaos um die Eroberung der Millionenstadt Goma durch die M23-Rebellen sind bei einem Gefängnisausbruch zudem mindestens 160 Frauen vergewaltigt worden. Es handelte sich dabei um weibliche Insassen des Gefängnisses, aus dem im Zuge der Kämpfe am 27. Januar Tausende Häftlinge entkamen. Die von Ruanda unterstützten Rebellen nahmen an dem Tag die Provinzhauptstadt im Osten der Demokratischen Republik Kongo ein.
«Mehr als 160 Frauen im Munzenze-Gefängnis wurden vergewaltigt, und eine noch unbekannte Zahl wurde verbrannt, als ihr Gefängnisflügel in Brand gesteckt wurde», sagte der zuständige Kriminalbeamte Robert Kayembe am Telefon. De Perre berichtete der britischen Zeitung «Guardian» von Hunderten Opfern. «Es gab einen grossen Gefängnisausbruch mit 4’000 entflohenen Gefangenen. In diesem Gefängnis befanden sich auch einige Hundert Frauen. Sie wurden alle vergewaltigt, und dann setzten sie den Frauentrakt in Brand. Danach starben sie alle».
![Trauernde bei einer Beerdigung auf dem ITIG-Friedhof in Goma, 4. Februar 2025, nach Gewaltvorfällen. (Foto: Michel Lunanga / AFP)](https://cdn.unitycms.io/images/7PQZY27Baf29WHCAq8qQfP.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=VD7SYs_lKmE)
M23 setzt Eroberungszug fort
Kayembe sagte, dass die Rebellen der Polizei bislang den Zugang zu dem verbrannten Gefängnis verweigerten. Es sei unklar, ob es sich bei den Vergewaltigern um ausgebrochene männlichen Häftlinge, Rebellen der M23-Miliz oder Angehörige anderer örtlicher Milizen gehandelt habe. In dem seit Jahren andauernden Konflikt in den Provinzen Nord- und Süd-Kivu gibt es eine grosse Zahl von Berichten über sexuelle Gewalt wie Vergewaltigungen, Gruppenvergewaltigungen und sexuelle Sklaverei, die Experten zufolge von allen Konfliktparteien verübt worden sein soll.
![Fünf intern vertriebene Kinder posieren vor ihren provisorischen Unterkünften im Lushagala-Lager in Goma, DR Kongo, Februar 2025.](https://cdn.unitycms.io/images/3FasgE8F4rY9nQw0GIqT78.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=cwI5Ts7WASU)
Ein Ende der Kämpfe ist momentan nicht in Sicht. Zwar hatten die M23-Rebellen erst am Montag eine einseitige Waffenruhe angekündigt, diese aber am Mittwoch bereits wieder gebrochen, als sie die Bergbaustadt Nyabibwe einnahmen. Der Ort liegt auf halber Strecke zwischen der Provinzhauptstadt Bukavu und Goma.
Die M23-Rebellen werden von Ruanda militärisch unterstützt. Nach Einschätzung von UN-Experten hat das Nachbarland den Aufständischen rund 4’000 Soldaten an die Seite gestellt. Dies sind weitaus mehr als im Jahr 2012, als die Rebellen vorübergehend Goma erobert und sich dann jedoch nach internationalem Druck zurückgezogen hatten.
![Corneille Nangaa und Bertrand Bisimwa führen am 1. Februar 2025 eine Reinigungsaktion in Goma, DR Kongo, an. Begleitet von bewaffneten Soldaten und Bürgern werden Strassen gesäubert, nachdem M23 die Stadt eingenommen hat.](https://cdn.unitycms.io/images/Ffb9sFfIqYABUn1DSR2XtA.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=dbJ662AwR3I)
Die M23-Rebellen sind die stärkste der mehr als 100 bewaffneten Gruppen, die in der Region um Macht und Zugang zu den wertvollen Bodenschätzen kämpfen. Seit Jahrzehnten kommt der Osten des Kongos nicht zur Ruhe, rund 6,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Viele von ihnen haben in Goma Unterschlupf gesucht.
Die M23-Rebellen, die vom Nachbarland Ruanda unterstützt werden sollen, sind seit Jahren im Ostkongo aktiv und haben mittlerweile die Kontrolle über grosse Teile Nord-Kivus gewonnen. In der rohstoffreichen Region werden einige der seltensten und wertvollsten Metalle der Welt in grossen Mengen abgebaut, darunter Coltan, Gold, Nickel, Kobalt und Kupfer.
DPA/nlu
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