Corona-MedienkonferenzSorge wegen Delta-Variante, Missmut über Nichtbefolgen der Massnahmen
Amtschefinnen und Experten informierten über den aktuellen Stand in Sachen Corona in der Schweiz. Wir berichteten live.
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Das Wichtigste in Kürze:
Das BAG und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) empfehlen neu Jugendlichen im Alter von zwölf bis 15 Jahren die Corona-Impfung (zum Artikel).
Laut Patrick Mathys vom BAG nimmt der Anteil der Delta-Variante an den Neuinfektionen in der Schweiz zu.
Weltweit bereite die Delta-Variante «ein bisschen» Sorgen, so Mathys. Die Ausbreitung sei relativ rasant.
Mathys geht davon aus, dass rund 10 oder sogar etwas mehr Prozent auf die Delta-Variante zurückgehen.
«Wir stellen ein Nachlassen des Befolgens von Schutzmassnahmen fest, insbesondere beim Abstand halten, Masken tragen, Hände schütteln und Begrüssungsritualen», sagt Kantonsarzt Rudolf Hauri.
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Effekt von Delta auf Lockerungen
Inwiefern betrifft die Delta-Variante die kommenden Öffnungen?
Im Hinblick auf die kommende Bundesratskonferenz kann dies nicht beantwortet werden sagt Lévy.
Den nächsten Öffnungsschritt gibt der Bundesrat am Mittwoch, 23. Juni bekannt. Umgesetzt wird er dann ab Montag, 28. Juni. Über weitere Öffnungen wird der Bundesrat voraussichtlich erst wieder am 11. August beraten – nach seiner Sommerpause.
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Jugendliche entscheiden selber über Impfung
Wie sollen unmündige Jugendliche selber über eine Impfung entscheiden?
Ein Jugendlicher dürfe selber entscheiden, ob er geimpft werden möchte oder nicht, sagt Berger. Es liege letztendlich am impfenden Arzt, zu beurteilen, ob die Person urteilsfähig ist oder nicht. Er gehe aber davon aus, dass die Jugendlichen mit ihren Eltern über eine allfällige Impfung sprechen. Für die Umsetzung sind die Kantone zuständig.
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Massnahmen im letzten Sommer
Hätte man im Sommer 2020 härter durchgreifen müssen?
Die zweite Welle habe die Schweiz äusserst hart getroffen, sagt Lévy. Es sei wichtig, das im Nachhinein noch genau zu evaluieren. Die dritte Welle hätte aber gut gehandhabt werden können – auch weil man von der zweiten Welle habe lernen können.
Delta-Variante unter Beobachtung
Wie wird die Delta-Variante überwacht?
Im Inland wird das Contact-Tracing intensiviert, «Wir wollen verhindern, dass die Delta-Variante im grossen Stil eingeschleppt wird», so Mathys. Dank tiefer Fallzahlen haben die Kantone dafür jetzt die Ressourcen. Um die Einschleppung aus dem Ausland zu verhindern und zu überwachen, werden die Reiserestriktionen und Massnahmen weiterhin aufrecht erhalten.
Die Situation in Grossbritannien sei aber nicht mit derjenigen in der Schweiz vergleichbar, sagt Mathys. Einerseits verwende man nicht dieselben Impfstoffe, andererseits fuhr Grossbritannien eine andere Strategie, einmal statt zweimal zu impfen.
Um die Einschleppung der Delta-Variante und die Ausbreitung in der Schweiz so lange wie möglich herauszögern zu können, würden die Schutzmassnahmen in der Schweiz wohl nicht so schnell aufgehoben.
Aufhebung der Maskenpflicht
Auf die Frage, ob man für vollständig Geimpfte nicht auch die Maskenpflicht aufheben könne, antwortet Anne Lévy, dass der Bundesrat in Bälde darüber informieren wird.
Angst vor Unfruchtbarkeit
Gibt es eine grössere Unsicherheit bei jungen Frauen aus Angst vor Unfruchtbarkeit?
Es gäbe keine guten Hinweise, dass Frauen weniger schwanger wurden oder werden könnten aufgrund dieser Impfung. Wenn dem so wäre, sagt Christoph Berger, könnte man davon ausgehen, dass nach einer Infektion das Risiko einer verminderten Fruchtbarkeit viel höher wäre. Und auch das sehe man auch nicht.
Auch Hauri sieht keinen Zusammenhang. «Das Virus verschwindet nicht. Es ist auch nicht die Strategie, das Virus zum Verschwinden bringen. Und wenn sie nicht geimpft sind, wächst die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken. Irgendwann werden sie Bekanntschaft mit dem Virus machen», so Hauri.
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Geht die Impfbereitschaft zurück?
Wenn so viele Impfwillige jetzt schon geimpft sind, geht dann nicht die Impfbereitschaft zurück?
Man stelle fest, dass die Impfbereitschaft grösser ist als erwartet und das seien gute Nachrichten. Es heisst aber auch, dass es etwas länger dauern wird, bis alle geimpft werden können, die das wünschen, wenn insbesondere jetzt auch Kinder eine Impfung erhalten können, sagt BAG-Direktorin Anne Lévy.
Beginn der Fragerunde
Ist der Wettlauf gegen Delta zu gewinnen und ist es angezeigt, Lockerungen zu beschliessen?
Die Welt ist im Wettlauf mit der Pandemie, Delta und anderen Varianten, so Anne Lévy. Je schneller wir impfen, desto besser für uns alle.
Das Befolgen der Schutzmassnahmen lässt nach
Die Bevölkerung vernachlässigt die Schutzmassnahmen. Rudolf Hauri, der Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, sagt: «Wir stellen ein Nachlassen des Befolgens von Schutzmassnahmen fest, insbesondere beim Abstand halten, Masken tragen, Hände schütteln und Begrüssungsritualen.» Die aktuelle epidemiologische Lage sei verlockend und ertrage vieles. Die Durchimpfung ist auf gutem Wege, aber noch zu tief, um völlig sorglos zu sein.
Es gäbe immer noch mehr nachweisbare Fälle als letzten Sommer. Zusätzlich breite sich die Delta-Variante weiter aus. Die Impfung sei daher ein wichtiger Punkt. Anzustreben ist, dass möglichst keine Personen mehr in Kontaktquarantäne müssten. Veranstalter sowie Teilnehmer seien gewillt, Veranstaltungen mit der Einhaltung der Massnahmen zu ermöglichen.
Impfung schützt 12 Monate
Die Schutzdauer nach einer vollständigen Impfung gegen milde Covid-19-Verläufen beträgt zwölf Monate (wir berichteten). Ebenso gegen schwere Verläufe und Hospitalisationen. Die Eidgenössische Kommission für Impffragen macht lediglich Angaben zum Schutz vor Infektionen, aber keine Angaben zu Schutz und Dauer von Virusübertragungen, so Berger.
Empfehlung für Impfung von 12 bis 15 Jahren
Jetzt spricht der oberste Impfchef Christoph Berger. Der erste Punkt von Berger ist die Impfung von Jugendlichen ab 12 Jahren. Das BAG und die Komission für Impffragen empfehlen eine Impfung für alle Kindern zwischen zwölf bis 15 Jahren die sich impfen lassen wollen (zum Artikel).
Die Jugendlichen seien psychisch stark belastet, so Berger. Der Anteil an Personen mit schweren, depressiven Symptomen ist bei den Jugendlichen am höchsten. Sie seien etwa durch Schulausfall durch Isolation oder Quarantäne betroffen.
Mit seiner Empfehlung spricht das BAG insbesondere Jugendliche an, die an einer chronischen Erkrankung leiden oder enge Kontakte pflegen mit gefährdeten Personen.
Es liege kein Durchimpfungsziel vor und Jugendliche dieser Altersgruppe bräuchten keine Nachweise für Veranstaltungen.
Die Delta-Variante
Weltweit bereite die Delta-Variante «ein bisschen» Sorgen, so Mathys. Die Ausbreitung sei relativ rasant und zeichne sich durch Mutationen aus, die die Übertragung erhöhen könnten. Verglichen mit Ungeimpften liege die Übertragungswahrscheinlichkeit nach vollständiger Impfung aber deutlich unter dem Niveau.
Mathys erläutert die Bedeutung der Impfung. Bei vollständiger Impfung schütze die Impfung sehr gut. Bei nur einer Dosis hingegen deutlich weniger.
Die Zunahme der Delta-Variante war in den letzten Tagen deutlich. Mathys geht davon aus, dass rund 10 oder sogar etwas mehr Prozent auf die Delta-Variante zurückgehen.
Anteil der Delta-Variante steigt in der Schweiz an:
Ob und wie die Verbreitung der Delta-Variante in Grossbritannien sich auf die Schweiz verhält, kann abschliessend noch nicht beurteilt werden.
Es zeigt sich weiterhin eine Entspannung der allgemeinen Situation in der Schweiz, die Entwicklung stimmt optimistisch. Einziger Wermutstropfen: die Delta-Variante muss im Auge behalten werden, so Mathys' Fazit.
Die Situation in der Schweiz
Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, legt den Situationsbericht vor. Der Rückgang der Infektionen hält weiter an. Zur 14-Tage-Inzidenz: Aktuell verzeichnet das BAG 35,5 Fälle pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner. Es gibt kantonale Unterschiede: in einigen Kantonen liegt die 14-Tage-Inzidenz bei 20, in anderen bei 200 Fällen pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner.
Die Reproduktionszahl liege momentan bei 0,3.
Impfstoff-Lieferungen
Für Juli bis September werden weitere 4,5 Millionen Impfdosen geliefert. Diese werden laufend verimpft. Im Juli und August ist die Menge an Impfstoffen aber geringer. Grundsätzlich habe man genügend Impfstoff, dass bereits in der zweiten Hälfte August 80 Prozent der besonders gefährdeten und 75 Prozent der übrigen Erwachsenen, sowie 70 Prozent der Jugendlichen ab 12 Jahren mindestens eine Impfung erhalten werden.
Informationen in zahlreichen Sprachen
Um sprachliche Barrieren zu überwinden und alle zu erreichen, die sich impfen lassen wollen, bietet das BAG Informationen in den vier Landessprachen sowie 21 zusätzliche Sprachen an.
Covid-Zertifikat
Bis heute wurden bereits über zwei Millionen Zertifikate ausgestellt. In der ersten Woche allein seien es über 100'000 gewesen. Bis Ende Juni werden alle Geimpften, Genesenen und Getesteten auf Wunsch ein Zertifikat erhalten.
Beginn der PK
BAG-Direktorin Anne Lévy eröffnet die heutige Corona-Medienkonferenz. Die Impfkampagne komme gut voran. 37 Prozent der Erwachsenen sind vollständig geschützt. In allen Kantonen bestehe einen Nachfrage nach Impfterminen. Mit den aktuell verfügbaren Impfdosen kann das Impf-Ziel bis im Sommer erreicht werden.
Folgende Expertinnen und Experten nehmen teil
Der Point de Presse auf Fachebene von heute Dienstag findet um 14.15 Uhr statt. Als Expertinnen und Experten nehmen teil:
Anne Lévy, Direktorin, Bundesamt für Gesundheit BAG
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG
Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF
Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte
130 neue Coronavirus-Fälle
Die neusten Zahlen aus der Schweiz: Dem BAG sind am Dienstag innerhalb von 24 Stunden 130 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet worden. 13 Menschen wurden in ein Spital eingewiesen. Zudem wurde ein neuer Todesfall verzeichnet.
Über 30 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben bereits zwei Impfdosen erhalten und sind damit vollständig geimpft.
Bündner Junge lassen sich impfen
Der Kanton Graubünden geht voran und impft seit zwei Wochen Jugendliche an speziellen Tagen. Die Behörden sind aktiv auf die jungen Impfwilligen zugegangen und haben ihnen auf der offiziellen Anmeldewebsite einen eigenen Zugang eingerichtet.
Bis Ende letzter Woche haben sich rund 500 Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren für eine Impfung angemeldet. Unsere Reportage aus Illanz.
red
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