Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Gesundheit im Kanton Zürich
Spitäler wegen Boykott von temporären Pflegefachpersonen angezeigt

Krankenpfleger legt Verband an den Arm eines Patienten in einer medizinischen Einrichtung an.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Wegen Personalmangels gaben Zürcher Spitäler letztes Jahr 90 Millionen Franken für Temporärkräfte aus.
  • Zürcher Gesundheitseinrichtungen wollen das ab Sommer 2025 ändern und nur noch festes Personal anstellen.
  • Temporärfirmen wehren sich und haben bei der Wettbewerbskommission Anzeige eingereicht.

Der Fachkräftemangel stellt das Gesundheitswesen vor grosse Herausforderungen. Gemäss Prognosen sollen in der Schweiz bis 2030 tausende Pflegefachpersonen fehlen. Und das Problem dürfte bei gleichzeitig wachsender Bevölkerung nicht kleiner werden.

Den Spitälern und Heimen fehlt es an Nachwuchs, viele Pflegende steigen aus oder fallen krankheitsbedingt aus. Und das überdurchschnittlich viel, wie Zahlen zeigen.

Um die Lücken zu schliessen, greifen Institiutionen deshalb immer mehr auf Temporärkräfte zurück. «Die Personaldienstleister im Gesundheitssektor sind in den letzten Jahren geradezu aus dem Boden geschossen», sagt die Geschäftsführerin einer auf Gesundheitsberufe spezialisierten Arbeitsvermittlungsfirma gegenüber der «NZZ am Sonntag». Die Firma der Frau, die von der Zeitung nicht namentlich zitiert werden will, vermittelt rund tausend Pflegekräfte schweizweit und ist seit mehr als zehn Jahren im Geschäft.

Mangel an Pflegefachpersonen lässt Preise ansteigen

«Die Auslastung der Spitäler schwankt naturgemäss. Wir tragen dazu bei, diese Spitzen flexibel und kosteneffizient abzufedern. Temporäre Mitarbeitende können den Betrieb in herausfordernden Zeiten wirtschaftlich und zuverlässig sicherstellen», sagt sie.

Der Mangel an festem Personal habe die Preise ansteigen lassen. «Die Stundenansätze wurden in die Höhe getrieben, weil die Spitäler bereit waren, den neuen Anbietern ungeprüft praktisch jeden Preis zu bezahlen.» Die Spitäler hätten für eine diplomierte Pflegefachperson bis zu 110 Franken pro Stunde bezahlt – der Normaltarif liege bei rund 80 Franken.

Allein im Kanton Zürich gaben die 35 Heime und Spitäler im Verband Zürcher Krankenhäuser (VZK) letztes Jahr rund 90 Millionen Franken für Temporärpersonal aus, wie die Zeitung schreibt.

Temporärkräfte haben bessere Arbeitsbedingungen

Die Schattenseiten des Geschäfts kennt Ronald Adler, stellvertretender Geschäftsleiter des Verbands Zürcher Krankenhäuser (VZK): «Es kann zu Missstimmungen im Team führen, weil temporäre Kolleginnen mehr verdienen und sie zudem oft auch ihre Arbeitszeiten selber bestimmen können.» Temporärkräfte müssten zudem die Betriebsabläufe neu kennenlernen. «Es kann zu Missverständnissen kommen, die die Patientensicherheit beeinträchtigen», so Adler. Pflegekräfte kündigten, nur um sich temporär zu besseren Konditionen wieder anstellen zu lassen.

Damit soll bald Schluss sein. Die dem Verband angehörigen Spitäler und Heime wollen ab Sommer 2025 keine temporären Pflegefachpersonen mehr beschäftigen, wie sie im Februar ankündigten. Auch Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli steht hinter dem Entscheid. Damit könnten gemäss dem VZK jährlich rund 20 Millionen Franken eingespart werden.

Anzeige bei Wettbewerbskommission

Das stösst der Temporärbranche sauer auf. «Wir haben bei der Wettbewerbskommission Anzeige wegen kartellrechtswidriger Abreden beziehungsweise Marktmissbrauchs eingereicht», so Boris Eicher, Leiter Rechtsdienst von Swissstaffing gegnüber der Zeitung. «Aus unserer Sicht ist diese Absprache zwischen den Zürcher Heimen und Spitälern kartellrechtlich illegal.»

Der Entscheid führe bereits jetzt zu einem irreversiblen Schaden in Millionenhöhe, zitiert die «NZZ am Sonntag» aus der Anzeige. Die Temporärkräfte hätten angesichts der Massnahmen des VZK Angst, ihre Arbeit zu verlieren, führt Eicher aus.

Doch kommen die Spitäler angesichts der Situation überhaupt ohne Temporärkräfte aus? Ja, glaubt der VZK. Die Spitäler und Heime würden schon seit längerem neue Arbeitszeitmodelle und interne Personalpools entwickeln, die den Bedürfnissen der Mitarbeitenden besser entsprechen würden, so Adler.